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Trailrun - Worldmasters vom 06. - 08.11.2009 in Dortmund - Drei supertolle Lauftage - Bildbericht von Günter Kromer

Teil 2 - Der zweite Tag

E-Mail - an Günter

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Mehr über den Autoren Günter Kromer

Trailrun-Worldmasters 2009
Schöne Aussicht auf das Ruhrgebiet bei den Trailrun - Worldmasters 2009 in Dortmund

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Inhaltsverzeichnis

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Samstag, 12 Uhr: Ruhrklippen-Trail 35,2 km, 864 Höhenmeter

Ein Shuttle-Bus bringt uns vom Phoenix-Gelände ein paar Kilometer weit zum Start der heutigen Etappe. Die Bewohner des großen Seniorenwohnheimes Augustinium erleiden heute wohl einen Kulturschock. Das ganze Erdgeschoss ist gefüllt mit Läufern, die überall auf dem Boden ihr Gepäck ausbreiten, sich umziehen und Dehnübungen machen. Dazwischen irren ein paar Rentner mit Gehhilfen oder Rollstühlen umher

Trailrun-Worldmasters 2009
Augustinium
Jeder bleibt so lange wie möglich drinnen, denn heute passt das kalte Regenwetter zum November. Bis unmittelbar vor dem Start steht kaum jemand im Regen. Einige schützen sich mit vom Veranstalter ausgegebenen Plastikplanen. Dieter Baumann kann leider nicht mehr am Wettkampf teilnehmen. Er hatte bereits gestern Probleme wegen einer Verletzung.
Mit dem obligatorischen „Highway to Hell“ werden wir vor dem Startschuss aufgeheizt. Dann geht es los. Zuerst führt ein breiter Weg nicht besonders steil in den herbstlich bunten Wald. Schade, dass heute die Sonne nicht scheint. Aber das Herbstlaub sieht auch bei Regen schön aus.
Trailrun-Worldmasters 2009
Herbstwald
An den Warnschildern „Verlassen der Wege verboten - Gefahr von Tagesbrüchen“ merkt man, dass man sich in einem Bergbaurevier befindet.
Laut Höhenprofil hatte ich mir den ersten Aufstieg anstrengender vorgestellt. Ich bin überrascht, als ein Streckenordner sagt, dass die erste Steigung schon geschafft ist. Die ersten fünf Kilometer führen über normale Waldwege. Erst danach kann man die Route teilweise als Trail bezeichnen. Manchmal ist der Weg matschig. Vor allem wegen den unter einer dicken Laubschicht verborgenen Steinen muss man gut aufpassen. Zwischendurch wird die Strecke etwas steiler, aber nicht allzu steil, mit häufigem Wechsel zwischen Auf- und Abstieg. Noch immer laufen wir meist durch Wald, nur zwischendurch kurz durch Ortschaften.
Auf einen kurzen steilen Aufstieg folgt ein steiniger Abstieg ins Wannebachtal. Nun umgibt uns eine ländliche Gegend, die nichts mit den Klischees vom Ruhrgebiet gemeinsam hat.
Trailrun-Worldmasters 2009
Ruhrgebiet?
Teilweise auf Treppen geht es hinauf zum 1902 eingeweihten Kaiser-Wilhelm-Denkmal, bei dem ein Reiterstandbild Kaiser-Wilhelms sowie Standbilder Otto von Bismarcks und Helmuth von Moltkes stehen. Gleich darauf erreichen wir die Ruine der Hohensyburg. Nachdem ich im Internet Bilder der hübschen Reste alter Wehrtürme und Mauern sowie des 1857 erbauten neugotischen Aussichtsturms gesehen hatte, freute ich mich darauf, hier oben schöne Fotos zu knipsen. Doch leider führt die Route nur an einer wenig fotogenen Außenmauer vorbei, und der Turm wird momentan von einem Baugerüst komplett verborgen. Hier wünsche ich mir für 2010 eine Strecke mitten durch die Ruine.
Trailrun-Worldmasters 2009
Wieder mal Treppen
Trailrun-Worldmasters 2009
Denkmal
Trailrun-Worldmasters 2009
Burg
Nun heißt es wieder „Aufpassen!“, denn ein kurzer Wegabschnitt führt steil abwärts. Von hier oben aus hat man eine weite Aussicht über das Ruhrgebiet. Dann folgt eine Treppe, danach eine Knie fressende Straße. Unten angekommen folgt zur Entspannung ein längerer Abschnitt auf einem ebenen Asphaltweg. Vor bzw. neben uns liegt der Hengsteysee, ein etwa 4 km langer Stausee der Ruhr. Schade, dass die Sonne nicht scheint, denn der Herbstwald an den Berghängen hätte bei schönem Wetter viel bessere Fotos ergeben.
Trailrun-Worldmasters 2009
Aussicht
Trailrun-Worldmasters 2009
Ruhr
Trailrun-Worldmasters 2009
Stausee
Nachdem sich manche Läufer bereits wie bei einem Straßenlauf fühlen, kommt nun der heftige Kontrast. Ein steiler Aufstieg verwandelt zumindest im hinteren Teil des Feldes jeden Läufer zum Geher. Neben dem Weg ragen kleine Felsen in einer romantisch aussehenden Vegetation auf. Dieser Streckenabschnitt gefällt mir am besten.
Trailrun-Worldmasters 2009
Steiler Aufstieg
Dicht unterhalb des Denkmals endet der Aufstieg. Nun müssen wir wieder steil abwärts laufen. Dieses ist der anspruchsvollste Bereich der Worldmasters. Wer hier hinab rennen will, sollte zuvor wirklich das Laufen auf steilen Pfaden trainieren. Straßenlaufschuhe taugen hier absolut nichts. Der steinige Abstieg mit einigen Spitzkehren ist für manche Teilnehmer eine schwere Prüfung, aber dies hier verdient endlich wieder den Begriff „Trailrunning“. Für meinen Geschmack dominieren bei der heutigen Etappe zu sehr die gewöhnlichen „Volkslauf-Wanderwege“. Aber die Veranstalter versprechen bereits, dass die Route nächstes Mal anspruchsvoller wird.
Sehr häufig stehen Fotografen oder Kamerateams am Streckenrand. Sie sammeln fleißig Material für die abendlichen Bilder des Tages, aber auch für die Trailer im Internet und eine Fernsehreportage für DSF.
Trailrun-Worldmasters 2009
Kamerateam
Neben diesem Weg hängen oft kleine Schilder, die eine Jakobsmuschel darstellen und damit zeigen, dass wir hier auf einem alten Pilgerweg sind. Dies freut mich ganz besonders, da ich vor einigen Monaten einen Reiseführer über einen anderen faszinierenden Pilgerweg, die Via Francigena von Canterbury nach Rom, veröffentlichte.
Trailrun-Worldmasters 2009
Pilgerweg
Dann dürfen wir wieder ein flaches Stück am Ufer des Stausees laufen. Auf dem See paddeln einige Leute. Bei der Kälte bin ich froh, dass ich nicht in einem Boot sitzen muss, sondern laufen darf.
Erneut steige ich nun steil einen Weg hinauf. Die Route führt vorbei an einigen Aussichtspunkten oberhalb der Ruhrklippen, aber ich bleibe lieber auf dem Pfad und verzichte auf die kleinen Abstecher hinüber zu den Felsen.
Nach einer Weile wird die Steigung angenehmer, so dass ich wieder laufen kann. Wieder einmal überholen mich zwei Motorräder der Veranstalter. Ein paar Läufer ärgern sich, dass sich immer wieder auf schmalen Pfaden die Fahrer der geländegängigen Maschinen vorbei drängeln, aber nach meinem Empfinden fahren sie überall sehr vorsichtig und nehmen auf die Läufer größtmögliche Rücksicht. Ich finde es sogar außerordentlich gut, dass die Rennstrecke auf diese Weise immer wieder kontrolliert wird. Selbst wenn sich ein Läufer unterwegs zwischen zwei Streckenposten verletzt, ist dadurch sehr schnell Hilfe vor Ort.
Trailrun-Worldmasters 2009
Motorrad
Eines wird wohl jeder Teilnehmer bestätigen: bei keinem anderen Lauf sind so viele Streckenordner im Einsatz. Selbst an den harmlosesten Abzweigungen, an denen Schilder und Bänder unmissverständlich den Weg anzeigen, steht jemand und winkt uns in die richtige Richtung. Die müssen abends in den Armen so viel Muskelkater haben wie wir in den Beinen! Natürlich beschränken sie sich nicht auf die Richtungsangabe, sondern feuern uns kräftig an. Da unter den Startnummern groß unsere Namen stehen bekommt dies eine sehr persönliche Note: „Auf geht´s, Günter, du läufst gut!“ Da macht das Rennen doch gleich noch mehr Spaß.
In der Ausschreibung stand, dass wir uns möglicherweise ab und zu anhand eines Roadbooks orientieren müssen. Von wegen! Noch besser und unmissverständlicher kann man eine Strecke nicht markieren. Schilder, Pfeile sowie viele lange Plastikbänder am Wegrand sorgen dafür, dass es an allen drei Tagen völlig unmöglich ist, irgendwo falsch abzubiegen. Hier wurde ein enormer Arbeitsaufwand betrieben, zumal das Markierungsteam gestern vor dem Start noch mal los musste, da nachts mutwillig viele Markierungen geklaut wurden.
Inzwischen sehe ich keine Läufer mehr hinter mir. Bin ich der Letzte? Eigentlich kann ich mir das heute nicht vorstellen. Aber zumindest ein Zeitlimit spielt heute keine Rolle, denn dieses ist so großzügig, dass wohl wirklich jeder ins Ziel kommt.
Weiterhin geht es mal rauf, mal runter, aber meist auf normalen Waldwegen. Trails sind hier kaum noch dabei. Nur zwischendurch kommt ein kurzer, etwas steiler Abstieg. Zwischendurch laufe ich am Mahnmal Bittermark vorbei, das an die dreihundert in dieser Gegend 1945 von der Gestapo ermordeten Menschen erinnert.
Trailrun-Worldmasters 2009
Bittermark
Dann komme ich wieder am Augustinium vorbei. Von hier aus sind es nur noch etwas mehr als sieben Kilometer ohne viele Höhenunterschiede. Ein paar kurze, leichte Auf- und Abstiege sind aber doch noch dabei, was manchen Läufern, die sich bereits verausgabt haben, schwere Beine verursacht. Auch die restliche Route führt viel mehr durch Natur als durch Vororte.
Zwischendurch kommt sogar noch ein kurzer, matschiger Trail-Abschnitt, der mir so richtig gefällt.
Im Rombergpark kommen wir am fotogenen Torhaus des ehemaligen Schloss Brünninghausen vorbei (Fotos siehe Sonntag). Danach folgen nur noch zwei sehr kurze Steigungen.
Die letzten beiden Kilometer führen völlig eben und fast nur geradeaus auf den alten Hochofen zu. Damit es nicht allzu sehr wie ein Straßenlauf wirkt, dürfen wir mehrmals einige Meter über groben Schotter laufen. Zuletzt folgt noch ein kurzer „Baustellen-Trailabschnitt“, dann renne ich die Treppe hinauf und durch das Ziel.
Außer alkoholfreiem Bier gibt es hier auch eine gute Auswahl an leckeren, frisch gepressten Fruchtsäften. Herrlich!

Nach der Pasta-Party werden die Filme zu den Transalpine-Läufen gezeigt. Auf der großen Leinwand wirken sie noch beeindruckender als im Internet. Natürlich macht es hier auch besonders Spaß, weil ich mit Leuten zusammen sitze, die diese Strecke schon kennen, und Regina Schlump, die in der DSF-Reportage mehrmals interviewt wird, sitzt am Nachbartisch.
Es folgen die Siegerehrung sowie die Fotos und das Video des Tages. Beim Briefing wird angekündigt, dass es morgen wieder mehr Trail-Abschnitte geben wird, teilweise durch knöcheltiefen Matsch. Diese Botschaft wird mit viel Freude aufgenommen. Außerdem bekommen die Streckenordner einen sehr verdienten Applaus. Anschließend findet noch eine Läuferparty mit DJ statt, aber ich fahre wie die meisten anderen lieber früh zum Hostel zurück.

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