Einleitung und tragischer Prolog
81 Kilometer durch hochalpines Gelände und dazu noch knapp
5000 Höhenmeter bergauf und über 4500 Höhenmeter bergab, nicht nur das hat der
Mountain Man zu bieten, sondern auch eine wunderschöne Laufstrecke in
atemberaubender Hochgebirgslandschaft.
Mich lockte weniger die Herausforderung sondern als Genussläufer einfach die
herrliche Panoramalaufstrecke.
Als ich mich anmeldete, war mir die Zielschlusszeit noch
nicht bekannt. Aber als die Veranstalter diese dann auf 14,5 Stunden festlegten,
war ich schon etwas geschockt, denn schon für die rein rechnerischen Daten ist
das für mich verdammt knapp. Sollte die Strecke dann auch noch technisch sehr
schwierig sein, wäre das für mich ohne hartes Training im Vorfeld kaum machbar.
Also legte ich mir ein entsprechendes Vorbereitungsprogramm zurecht.
Es begann im Mai mit dem
Rennsteiglauf für die Ausdauer und
Mannheim Marathon für die nötige Tempohärte. Im Juni folgten dann
Frankenweg - Marathon und
Graubünden Marathon.
Nach dem Graubünden Marathon, den ich locker in gut 6 1/2
Stunden finishte, fühlte ich mich schon ganz gut und war guter Hoffnung für den
Brixen Marathon eine Woche später. Dazwischen wollten Gaby und ich eine Woche in
der Schweiz verbringen und dabei etwas trainieren. Bei einem dieser
Trainingsläufe, just unterhalb der schönen
Diavolezza, verstauchte
ich mir völlig grundlos den Knöchel und musste noch 5 km den Berg hinunter
humpeln, was eine fast größere Leistung als ein Marathon war.
Aber nicht das bekümmerte mich, sondern dass meine ganze Berglaufplanung für den
Sommer auf den Kopf gestellt war.
Brixen fiel aus und wir fuhren vorzeitig heim. Wenigstens schien nichts
gebrochen oder gerissen zu sein und die anfangs furchterregende Schwellung ging
Dank Kühlung, Ruhe und einer Pferdesalbe bald wieder zurück.
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Übel
verstauchter und angeschwollener Knöchel am 29.6.2010 |
Als nächster Lauf stand nun der
Run and Bike Marathon Coburg Mitte
Juli auf der Kippe. Heidi konnte mich überzeugen dort doch als ihr Partner teilzunehmen. Sie
musste halt dann die längste Zeit laufen, während ich mit meinem bandagierten
Bein Rad fuhr oder auch mal ein Stück mehr schlecht als recht herumhumpelte.
Letztlich war ich da aber doch überrascht, dass es überhaupt so gut ging.
Die Herausforderung
Swiss Alpine K78 zwei Wochen später war dann schon härter. Mein Glück war
es, dass sie da die Zielschlusszeit von 12 auf 14 Stunden erhöht hatten. Also
bandagierte ich wieder mein Bein und schwitzte speziell zwischen Keschhütte und
Dürrboden Blut und Wasser, weil es dort mindestens 10.000 Fußfallen für meinen
Knöchel gab. Wie war ich da froh, als ich nach 13:20 Stunden die Ziellinie
überschritt. Aber da war es mir eigentlich schon klar wie winzig meine Chance
war drei Wochen später in 14 1/2 Stunden den Mountain Man zu schaffen. Zuerst wollte ich mich dann
auch zur Lightversion ummelden, aber dann sagte ich mir, ich laufe halt so weit
es geht. So gesagt so getan ... |
Der Vortag
Gaby und ich reisen am Vortag an und übernachten am Zielort
in Engelberg. Wir fahren noch am gleichen Abend ins etwa 30 km entfernt gelegene
Alpnachstad, wo es am Bahnhof die Startunterlagen gibt. Von hier aus werden wir
auch morgen in aller Frühe mit der Pilatusbahn bis zur Station Ämsigen zum Start
hochfahren. |
Pilatusbahn am Tag vor
dem Lauf |
Am Alpnachstader Bahnhof erhalten wir unsere Startunterlagen |
Studium
der Laufstrecke auf der speziellen Streckenkarte des Veranstalters. Erhältlich
für 15 sFr |
Der Lauftag
Nachts kann ich nur schlecht schlafen, da ich wegen der
großen läuferischen Herausforderung viel zu aufgeregt bin. Ich bin daher froh,
als ich schon kurz nach 4:00 morgens aufstehen darf. Ich mache mich über mein
Lunchpaket her, dass ich im Hotel als Frühstückersatz bekommen habe.
Dann wecke ich Gaby. Gemeinsam fahren wir mit dem Auto zum Start, während sie
später zum Zielort zurückfahren wird.
Als wir in Alpnachstad ankommen, treffen wir zufälligerweise
gleich Manfred und Heidi. Freudig begrüßen
wir uns. Manfred will auch die volle Distanz unter die Hufe nehmen, während
Heidi sich mit der "Lightversion" begnügen will, die eigentlich auch alles
andere als leicht ist. Einfach ist die vielleicht höchstens aus der Sicht der Extremläufer hier! |
An der
Pilatusbahn am frühen Morgen.
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Boris
In der Warteschlange bei der Bahn nach oben, entdecke ich
Boris aus Ascona. Na, Boris sieht man auch bei fast jeden Berglauf in der
Schweiz! Beim Graubünden Marathon war er eher schlecht drauf, aber später wird
er hier einer der wenigen Bekannten von mir sein, die bis zum Ende durchkamen.
Ich steige in die Bahn ein, während Boris und Manfred
unten noch irgendwas festhält. Ich will möglichst schnell nach oben kommen,
damit ich dann auf den 1,5 km bis zum eigentlichen Start möglichst viel
Zeit habe. |
Zum Start
müssen wir zuerst ein Stück mit der Bahn bis nach Ämsigen hochfahren
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Bahnfahrt durch die Nacht
Die
Pilatusbahn rumpelt bei bis zu 48 % Steigung den Berg hoch. Sie gehört
damit, selbst als wahrer Oldtimer, immer noch zur steilsten Bergbahn der Welt.
Diese Bahnfahrt den steilen, noch nächtlichen Berg hoch weckt in mir eine
eigenartige, eigentlich nicht beschreibbare Stimmung. Man muss das einfach mal
erlebt haben! :-) Alle sind dazu im Jahr 2011 eingeladen.
Jedenfalls beginnt so für mich würdig ein Bergabenteuer, bei dem ich nicht
weiß, was alles auf mich zukommen wird. |
Die Bahn im Morgengrauen bei Ämsigen. Darunter der
Vierwaldstättersee |
Marsch in den frühen Morgen
Oben angekommen genieße ich die fantastische Aussicht.
Mittlerweile graut der Morgen und taucht alles in ein sanftes Violett. Tief
unter uns liegt der verwinkelte
Vierwaldstättersee.
Dazu die Läufer, die sich im Gänsemarsch die Serpentinen zum
Startort hocharbeiten.
Wir befinden uns bereits auf den ersten 1,5 Kilometern der Strecke und der Ultra
hat damit schon begonnen! Aber auf diesen neutralisierten 1,5 Kilometern wird
keine Zeit genommen, was mich bei der insgesamt knappen Zielschlusszeit sehr
freut. So werden uns etwa 15 Minuten Laufzeit geschenkt. |
Wir müssen noch etwa 20 Minuten bis zum Start marschieren ... |
... und genießen dabei einen tollen Ausblick im frühen Morgenlicht |
Der eigentliche Start in Chretzen
Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich den Start zum
rechten Zeitpunkt um 6:30 verpassen könnte, da ich immer noch nicht den Startort
erblicken kann. Um 6:25 wechsle ich daher in den Laufschritt und hinter einer
Kurve sehe ich dann auch endlich die versammelten Starter.
Ich höre dort den Sprecher gerade durchsagen, dass der Startschuss um 2 Minuten
verschoben wird, da immer noch viele Läufer nicht da sind. So habe ich noch Zeit
für ein paar wenige Fotos, bevor der Startschuss, mit einer Leuchtrakete in den
scheidenden Nachthimmel abgeschossen, fällt. |
Am Start |
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Gleich neben der Startlinie ein paar Glücksschweine. |
Ein letztes Startfoto ... |
... und schon geht es los! |