Einleitung
Der Rennsteiglauf zählte schon zu DDR-Zeiten zu den
Laufklassikern und war der einzige Ultralauf der DDR von Bedeutung. Auch
heute noch ziehen "die langen Kanten" Tausende Läufer in den Bann. Neben
den Walking - Wettbewerben, dem Halbmarathon und Marathon ist die eigentliche
Königsdisziplin der Supermarathon. Jedes Jahr wagen sich etwa 2000
Läufer auf die mit 72,7 km Länge und mit etwa 1600 Höhenmetern (1580
Höhenmeter barometrisch von mir 2010 gemessen) sehr
anspruchsvolle Strecke, die auf dem Rennsteig - Wanderweg von Eisenach
nach Schmiedefeld am Rennsteig über zahlreiche Gipfel führt. Zwar ist
dieses zermürbende, stete Auf und Ab unter den Läufern gefürchtet, aber
umso beliebter ist die wunderschöne Mittelgebirgslandschaft, die
einmalig gute Verpflegung und schon legendär ist die Stimmung auf der
Läuferparty im Ziel in Schmiedefeld. |
Warnung, bevor Du diesen Bericht weiter liest!
Lief ich
2007 erstmals,
anfangs noch recht skeptisch beim Supermarathon mit, wurde ich schon bei
diesem Lauf angefixt und bin nun wie so viele andere auch
"rennsteigsüchtig". So wundert es nicht, dass ich diesmal den Ultra
schon in 4. Folge mitlief ...
Also Vorsicht, der Rennsteiglauf kann süchtig machen! |
Der Tag zuvor
Da der Start bereits um 6:00 morgens startet, reise ich am
Vortag an. Zunächst fahre ich nach
Eisenach, wo morgen
der Startschuss fällt und es daher auch die Startunterlagen gibt.
Selbst in Eisenach ist es heute für die Jahreszeit bissig kalt. Wie mag
das dann erst auf den hohen Rennsteigkanten sein? |
Im "Spiegelsaal" des Rathauses von Eisenach gibt es die Startunterlagen |
Das will ich gleich mal testen. Ich fahre daher auf
dem direkten Weg von Eisenach nach Schmiedefeld über die Rennsteighöhen.
Am morgigen Verpflegungspunkt Glasbachwiese in etwa 650 Höhe herrschen
schon nur noch Temperaturen um die 4 - 5 Grad. |
Verpflegungspunkt Glasbachwiese am Vortag des Laufs |
Die
Schillerbuche an der Glasbachwiese wird morgen leider kaum ein Läufer beachten! |
Nasse Osterglocke an der Glasbachwiese |
Aber den Vogel haut der
Große Beerberg
raus. Dort herrscht bei etwa +2 bis +3 Grad ein dichter Bergnebel
und es riecht hier fast nach Schnee. |
+3 Grad
und Nebel am Großen Beerberg am Vortag des Laufs
|
Daher fahre ich schnell weiter nach Schmiedefeld, wo
ich auf der von Regen durchnässten Campingwiese mein Zelt aufschlage. |
Mein
Zelt in Schmiedefeld.
|
Als dann auch noch Regen und später sogar noch
Schneeregen aufkommt, flüchte ich schnell ins Festzelt, wo eine
Musikgruppe gute Rockmusik vor einem winzigen Publikum aufspielt.
Die meisten Läufer sind wohl wegen der frühen Starttermine schon in ihr
Zelt, Hotel oder ihren Wohnwagen geflüchtet! |
Gute
Musikgruppe am Samstag Abend im Festzelt von Schmiedefeld, die mehr
Zuhörer verdient hätte |
Bittere Nachtgedanken
Weil ich in der Regel in der Nacht vor dem Rennsteig
schlecht schlafen kann, bleibe ich mit ein paar Lauffreunden bis etwa
23:00 im Festzelt, bevor ich ins Bett gehe. Da ich die letzten
Monate wenig trainierte und momentan mehr fett als fit bin, kann ich vor
Aufregung nicht einschlafen.
Es kommen so viele Zweifel auf:
Werde ich die langen Kanten durchstehen?
Muss ich am Grenzadler oder gar vorher aussteigen?
Wie wird das Wetter?
Was ziehe ich an?
Was nehme ich alles mit?
Wie will ich laufen?
Meine Strategie daher für morgen:
Die Hauptdevise heißt mit einem möglichst guten Gefühl durchkommen. Die
einzige Zielzeit lautet, unter der Zielschlusszeit von 12 Stunden
bleiben. Alles andere ist erlaubt!
Da ich nicht nur fotografieren sondern auch filmen will, werde ich zwei
Kameras mitnehmen. Das geht dann mit den Gurten schlecht also werde ich
all das in meinen Rucksack einpacken. Das ist gut. So brauche ich mir
über die Bekleidung nicht so viele Gedanken zerbrechen, weil ich mir so
noch einiges mitnehmen kann, worauf ich mit Gurten verzichten müsste. |
Der Lauftag
Erst gegen 1:00 kann ich einschlafen und bin kurz
nach 2:00 Uhr schon wieder hellwach. Um 2:30 wollte ich ursprünglich
aufstehen. Da die halbe Stunde auch nichts mehr bringt, bleib ich gleich
wach und bereite meine Sachen für den Lauf vor.
Schon um 3:30 sitzen wir im Bus und fahren für 10
Euro nach Eisenach, das wir kurz nach 5 Uhr erreichen. |
Kurz nach 5 Uhr morgens am Startplatz in Eisenach |
Kirchturm am Marktplatz von Eisenach
|
In den weitläufigen Fluren des Rathauses können wir uns
umziehen, was wir wegen der Kälte draußen auch machen. Dabei entdecke
ich viele Lauffreunde wie etwa Dieter, der heute bei seinem 100.
Laufwettbewerb
just auch noch den 100. Platz erreichen will. |
Diesmal
kann man sich in den Fluren das Rathauses umziehen.
|
Die Frankenfahne
Na, wenn das so ist muss ich mir auch ein ehrgeiziges Ziel
setzen. Da ich meine
Frankenfahne dabei habe, will ich sie nun auch 73 km mit mir tragen. Anfangs
wollte ich sie nur im Rucksack mitnehmen und sie nur für ein paar Start- und
Zielfotos nutzen. Aber nun werde ich sie mir umbinden und mit ihr als Held der
Fahne die gesamte Strecke laufen.
Die Frankenfahne trage ich heute nicht nur, weil ich Franke
bin sondern bei der Rennsteigparty auch immer die teilnehmenden Bundesländer
genannt werden und dabei die fränkischen Teilnehmer sicher zahlreicher vertreten
sind als z.B. die Oberbayrischen.
Dann gibt es in Thüringen auch noch eine fränkische Minderheit.
Der dritte und wichtigste Grund ist natürlich das heutige
Schicksalsbundesligaspiel des 1.
FCN gegen den FC Köln, wo es beim Club heute um alles oder nichts geht.
:-) Also drei gewichtige Gründe für einen waschechten Franken heute Flagge zu
zeigen! |
Gabi Weißbrodt und
ich zeigen Flagge |
Drachentöter und Läufer
|
Der Start
"Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land,
den Beutel auf dem Rücken, die Klampfe in der Hand.
Ich bin ein lustger Wandersmann, so völlig unbeschwert,
mein Lied erklingt durch Busch und Tann, das jeder gerne hört ..."
Pünktlich und traditionell zur Hymne des
Rennsteiglieds fällt der Startschuss, während über uns wie ein Raubvogel ein
Hubschrauber kreist. "Na solange noch keine Aasgeier über uns kreisen ..." |
Der Startschuss ist gefallen! |
Die
ersten Meter geht es durch Eisenach, bevor es bereits hinter dem Stadttor
bergauf geht
|