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Auf einen langen, recht einfachen Streckenabschnitt folgt ein steiler Abstieg
hinab nach Rohrmoos. |
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Anschließend geht es einige Zeit bequem auf einer kleinen Straße in ein Tal
hinein, danach auf einer Schotterpiste hinauf zum Hörnlepass. Hier war die Luft
heute Nacht wohl sehr feucht, denn an den Gräsern, Blumen und Schachtelhalmen
glitzern noch unzählige Tautropfen. |
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Bald nach dem Pass folgt ein Abschnitt, vor dem schon in der
Streckenbeschreibung gewarnt wurde. Die starken Regenfälle von Freitagnacht
trugen aber dazu bei, dass er heute besonders amüsant ist. Durch ein extrem
sumpfiges Gelände führt ein Pfad, auf dem man teilweise mehr als knöcheltief im
Schlamm versinkt, teilweise auf schmalen, oft völlig mit glitschigem Schlamm
verschmierten Brettern balancieren muss. Egal ob man rechts oder links an
manchen tiefen Sumpflöchern vorbei will - man wird auf jeden Fall nass. |
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Wir sehen bei unserem pausenlosen Gleichgewichtstraining aus wie ein Trupp
Besoffener auf dem Heimweg von der Kneipe. Ja, Leute, so was erlebt ihr beim
Berlinmarathon hat nicht! Ich komme mir vor wie ein Kandidat einer neuen
Gameshow im Fernsehen. Manche Läufer fluchen fast pausenlos, anderen macht diese
Schlammschlacht so wie mir höllisch Spaß. Für mich ist dies einer der Höhepunkte
des Tages, obwohl auch ich mehrmals ausrutsche, mir die Brühe über den Rand der
Schuhe läuft und ich höllisch aufpassen muss, dass ich die Kamera nicht im
Schlamm versenke. |
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Bald nach der Riesenrutschbahn überschreiten wir - wieder auf festem Boden
- die Grenze nach Österreich. Kurz darauf erreichen wir beim Gasthof Hörnlepass
und km 35 die zweite Vollverpflegungsstelle. Hierher konnte man vom Start aus
auch Taschen mit Ersatzkleidung etc. transportieren lassen. |
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Obwohl ich Asphaltstrecken normalerweise nicht mag macht es mir nun wirklich
Spaß, mit Vollgas die Straße ins Kleinwalsertal hinab zu rennen. |
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Unten überqueren wir bei Westegg auf einer hohen Brücke die Breitach. |
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Nun geht es auf der anderen Seite des
Kleinwalsertal wieder 400 Höhenmeter
aufwärts. Auf diesem bequemen und aussichtsreichen Weg sind außerordentlich
viele Wanderer unterwegs. Wir Läufer sind deutlich in der Minderheit, aber der
Weg ist breit genug für alle. Auch wir Läufer laufen hier nicht sondern wandern
bergauf, aber meist doppelt so schnell wie die Touristen.
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Die Wanderung führt an mehreren Alpen vorbei, mit hübschen Hütten, Terrassen
voll mit Touristen die Bier trinken oder Eis essen (könnte neidisch werden!),
weidenden Kühen und vielen Brunnen, an denen wir unsere Arme kühlen und die
Mützen ins Wasser tauchen können. Es wird allmählich zu warm zum laufen. |
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Immer wieder fragen uns die Urlauber, wie weit wir heute laufen, und staunen
dann. Für viele von denen ist ihr dreistündiger Spaziergang eine ebenso große
Leistung wie für uns gut trainierte Läufer die 69 km. Manche fragen, warum wir
uns so eine „Strapaze“ zumuten. Für mich selbst ist die Antwort klar: Bei
Ultraläufen erlebe ich den Tag viel emotionaler und intensiver als beim Wandern.
Ein für mich wesentlicher Unterschied zwischen Ultraläufen und kürzeren
Wettkämpfen ist das geistige Abschalten. Je länger man läuft, desto mehr
verschwinden die ganzen Alltagsprobleme aus dem Kopf. Nach sechs oder acht
Stunden fühlt man sich noch viel freier als bei einem Marathon. Dafür steckt
dann am nächsten Tag der Kopf noch randvoll mit Erinnerungen, Bildern und
Gefühlen vom Lauf. Ein Volkslauf ist schnell vergessen, ein Ultra nicht. Beim
Wandern oder bei normalem Urlaub ist es ja ähnlich – je länger, desto mehr lässt
man den normalen Stress hinter sich.
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