Nun wird die Gegend immer hügeliger und auch landschaftlich abwechslungsreicher
und schöner. Leider lässt die Qualität meiner Fotos nun deutlich nach, da ich
mit einem Finger das Objektiv meiner kleinen Panasonic verschmutze.
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Im Wald laufe ich mehr oder weniger windgeschützt, aber auf offenem Feld kostet
der teilweise sehr starke, manchmal richtig stürmische Gegenwind viel Kraft und
zermürbt körperlich und psychisch.
Am Berberteich bestätigt sich meine Vermutung, dass es inzwischen kälter ist als
heute morgen, denn auf dem Wasser liegt eine Eisschicht.
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Die VP bei Barbis liegt fast exakt bei der Marathondistanz. Obwohl ich heute auf
festem Untergrund viel weniger Kraft brauchte als letztes Mal, wenngleich der
Gegenwind mich manchmal stark ausbremste, komme ich hier nur ca. 20 Minuten
früher an als letztes Jahr. Dies enttäuscht mich ein bisschen, zumal ich mich
bereits nicht mehr ganz so fit fühle wie ich es für die weitaus schwerere zweite
Streckenhälfte sein will.
Gleich darauf fordert der wohl steilste Aufstieg des Tages weitere Energie. Doch
bald darauf folgen auch wieder einige Kilometer, auf denen ich locker laufen
kann. Nur selten wechsle ich zwischendurch zum Gehen über. Mein Optimismus, die
Challenge heute problemlos zu überstehen, steigt wieder. |
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Inzwischen bin ich im legendären „Entsafter“ unterwegs. Hier geht es sehr viele
Kilometer immer leicht bergauf, und der Abstand zur nächsten Wasserstelle ist
sehr lang. Zum Glück liegt dieser Weg heute im Windschatten.
Anfangs laufe ich noch langsam bergauf. Ab der Wasserscheide beschränke ich mich
fast nur noch auf Gehen, obwohl die Steigung nur so leicht ist, dass ich sie
beim einem kürzeren Wettkampf problemlos laufen würde.
Im letzten Jahr lag hier 1,5 m tiefer Schnee, heute dagegen ist der Weg zu
hundert Prozent schneefrei. Selbst in schattigen Rinnen liegen nur ein paar
winzige Schneereste.
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Nach meiner Erfahrung vom letzten Jahr füllte ich dieses Mal in Barbis genügend
Tee in meine Thermoflasche. Ich bin froh, auch zwischen den Verpflegungsstellen
kleine Schlucke trinken zu können. Ebenso ziehe ich es vor, auch unterwegs einen
halben oder ganzen Riegel zu essen statt an den Verpflegungsstellen zu lange
Pausen machen zu müssen.
Dieses Mal gibt es oben am Jagdkopf die kleine Verpflegungsstelle, die letztes
Jahr dem Tiefschnee zum Opfer gefallen war. Ein paar Reiterinnen, die heute
wegen der Kälte ihre Pferde unten ließen, versorgen uns aus einem kleinen
Anhänger mit einer Auswahl an Getränken und Snacks, die trotz des weiten
Anmarschweges besser ist als bei manchen Stadtmarathons. Die außerordentliche
Herzlichkeit aller Helfer, vom Frühstück über die vielen VP bis zum Ziel, ist
neben der Schneegarantie wohl einer der Gründe, warum die BC inzwischen
Kultstatus hat. Stundenlang in eisiger Kälte herumzustehen und trotzdem auch
noch den letzten Läufer anlächeln – Ihr seid großartig! |
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Der folgende 9,3 km lange Streckenabschnitt ist für mich Neuland, denn letztes
Mal war dieser ja wegen Schneebruchgefahr gesperrt und zwang uns zu der
nervtötenden Umleitung. Ab und zu sehen wir weit unter uns den Oder-Stausee,
dessen Ufer uns damals fast endlos schien. |
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Kilometerweit laufen wir nun meist mit nur leichten Steigungen und Gefälle. Bald
liegen nun die ersten Reste von vereistem Schnee auf dem Weg, zuerst nur wenige
Meter, später dann auch Passagen, die hundert Meter oder länger sind. Auf der
gefrorenen Oberfläche besteht Rutschgefahr. Doch noch zögere ich, meine YakTrax
anzuziehen, da zwischendurch auch lange steinige Strecken liegen. |
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Ein kurzer, etwas steilerer Abstieg bringt mich dann trotz allen Balancierens zu
Fall. Zum Glück verletze ich mich nicht.
Die Schneestrecken dominieren immer mehr. Eine Läuferin überholt mich und bietet
mir an, ein Foto von mir zu machen. Die Gelegenheit lasse ich mir natürlich
nicht entgehen. |
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Kurz darauf siegt die Vernunft, und ich ziehe endlich die Schneeketten an, eine
Weile später aber schon wieder wegen Schneemangel aus.
Als ich bei der VP am Parkplatz Lausebuche auf meine Uhr schaue bin ich
überrascht, da ich nun deutlich vor meinem zuhause aufgestellten Zeitplan liege.
Ich trinke zwei Becher der leckeren, von einem Viersterne-Hotel gesponserten
Suppe, esse viel Obst, nehme eine Extraration Salz und laufe weiter. |
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Wieder folgt eine längere, völlig schneefreie Strecke. In diesem Jahr dürfen wir
wegen der guten Wegverhältnisse gleich nach der Lausebuche auf die 1,5 km
kürzere 80 km Variante abbiegen.
Wenige Kilometer später liegt der vereiste Schnee nun lückenlos. Wer hier nur
Schuhe mit wenig Profil trägt verliert durch die Rutscherei unnötig Zeit. Doch
mit den YakTrax kann man auf diesem Untergrund laufen wie auf normalem
Waldboden. Ich finde es sehr gut, dass die BC-Veranstalter die Benutzung von
Spikes irgendeiner Art schon bei der Ausschreibung empfehlen und auch die
Gelegenheit bieten, noch bei der Startnummernausgabe YakTrax zu kaufen.
Zwischendurch erblicke ich für kurze Zeit vor mir den Brockengipfel.
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Inzwischen sitzen die Sieger sicher längst frisch geduscht in der Brockenstube.
Doch mir ist es völlig egal, ob ich am Ende des Feldes laufe oder weiter vorne.
Schon seit einer Weile sehe ich meist nur noch Läufer Nr. 14 vor oder hinter
mir. Mal laufe ich 50 m vor ihm, dann hat er wieder 100 m Vorsprung. An seiner
Startnummer erkenne ich, dass er sich am ersten Dezember wohl nur ein oder zwei
Minuten vor mir für die BC angemeldet hat, denn ich trage Nr.16. Daher ist es
ein passender Zufall, dass Bernd Gawrisch und ich nun bis zum Ziel immer mehr
oder weniger gleichauf sind.
Bei Station Königskrug trinke ich noch mal von der leckeren Suppe, stopfe mir
schnell etwas zu Essen in den Magen und marschiere gleich weiter.
Nachdem der bisherige Tag entgegen des Wetterberichts völlig niederschlagsfrei
blieb beginnt es jetzt zu schneien, anfangs nur leicht, doch bald sehr stark.
Frau Holle schüttet gewaltige Mengen an Flocken aus, und dies
sorgt in den nächsten Stunden noch für Überraschungen. |
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Der folgende Abschnitt war 2010 der schwerste, da wir neben der Loipe immer
wieder knietief in den weichen Schnee einbrachen. Dieses Mal ist die momentan
ungespurte Loipe fest vereist. Auf der harten Oberfläche komme ich problemlos
voran.
Ich ziehe es eigentlich vor, keinen Wettkampf ein zweites Mal zu laufen, da es
noch so viele Strecken gibt, die ich noch nicht kenne. Doch ich bin froh, dass
ich heute hier zum zweiten Mal laufe, denn die BC 2010 und 2011 haben abgesehen
von ca. 90 % der Route und ca. 50 % der Teilnehmer mehr Unterschiede als
Gemeinsamkeiten. Heute weicht die Art der Fortbewegung sehr, sehr wesentlich vom
letzten Mal ab, so dass dies für mich keine Wiederholung sondern ein völlig
neuer Lauf ist.
Bei Oderbrück sehe ich zu meiner Überraschung, dass das große Hotel-Restaurant
abgebrannt ist. Wie ich später erfahre wurde es im letzten Sommer durch
Brandstiftung zerstört. Ich selbst fühle mich momentan überhaupt nicht
ausgebrannt. Mir geht es gut! Nur noch 7,6 km und 371 Höhenmeter bis zum Ziel!
Ich verzichte auf die beim VP angebotenen Würste, trinke noch mal sehr viel und
marschiere weiter. |
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Der starke Schneefall verwandelt die Umgebung nun doch noch in eine richtige
Winterlandschaft. Letztes Mal war es bereits dunkel, als ich hier aufstieg,
heute dagegen wandere ich noch bei Tageslicht.
Weit in der Ferne höre ich die Züge der Brockenbahn pfeifen. Schade, diese alten
Dampflokomotiven würde ich gerne selbst mal sehen, aber da der letzte Zug um 17
Uhr am Gipfel abfährt habe ich darauf nicht die geringste Chance – zumindest
glaube ich das zu dem Zeitpunkt noch.
Die Umgebung wirkt nun recht urig. Bäche lockern den Wald auf, und die Wurzeln
vieler umgestürzter Bäume ragen in die Höhe. |
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Bei einem Lauf wie der BC warten natürlich nirgends Zuschauer am Streckenrand,
doch der Applaus der Wanderer, die uns entgegen kommen, bedeutet mir sehr viel
mehr. Auch einige Skilangläufer sausen an uns vorbei und schenken uns
bewundernde, aber manchmal auch verständnislose Blicke.
Schließlich erreiche ich die „Rampe“, einen bis zu 30 % steilen Aufstieg. Ich
weiß, dass ich dort oben die Schienen der Brockenbahn erreichen werde, aber ich
glaube noch immer nicht, dass ich rechtzeitig oben ankomme, um den Zug noch
fotografieren zu können. Auf dem Foto sieht es so bequem aus, doch steil geht es
aufwärts, wirklich steil. |
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Das unerwartete Wunder geschieht. Erst zwei Minuten nachdem Bernd Gawrisch und
ich die Bahnstrecke erreichen nähert sich der erste Zug. Kamera aus der Tasche
wühlen, knips, knips, schon verschwindet er in der Ferne.
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Die letzten Kilometer marschieren wir beide gemeinsam. Obwohl wir unseren Atem
für den Aufstieg sparen und nicht reden ist es angenehm, die letzten Kilometer
nicht alleine bewältigen zu müssen. Zuerst folgen wir eine Weile mit nur
minimaler Steigung der Bahnlinie.
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Kurz vor der Abzweigung zum Gipfel fährt der zweite Dampfzug an uns vorbei. Dann
steigen wir auf der Brockenstraße den letzten Kilometer bis zum Ziel hinauf. Im
Nebel sehen wir über uns die Lichter der Türme und Gebäude. Hier oben ist es
saukalt, und der Sturm tobt wild.
Bei den heftigen Windböen kann natürlich niemand im Freien ein Ziel aufbauen,
und daher besteht das „Ziel“ nur aus drei Frauen, die der brutalen Kälte trotzen
und es tatsächlich noch schaffen, für gute Stimmung zu sorgen. Nicht nur wir
Läufer mussten heute viel leisten. Auch dass die Helfer bei einer Fühltemperatur
von minus 15 Grad durchhalten ist bewundernswert.
Vom „Ziel“ wird uns gleich der Weg zum Eingang des Restaurants gewiesen. 11:51
Stunden waren wir unterwegs, und wir teilen uns Platz 105. Insgesamt kommen
heute 120 Finisher ins Ziel, 14 weitere Teilnehmer mussten unterwegs aufgeben.
Streckenrekorde gibt es heute auch. Schnellster Mann ist Lars Donat mit 7:25,
schnellste Frau Antje Müller mit 8:45. Doch das Wort "Streckenrekord" ist hier
zwar objektiv richtig, aber nicht vergleichbar, denn erstens liefen wir ja
dieses Mal weniger Kilometer, und zweitens sparte man durch den besseren
Untergrund auch sehr, sehr viel Zeit.
Im Haus müssen wir eine Wendeltreppe hinauf steigen, dann stehen wir vor den
Kleidersäcken mit unseren Wechselklamotten, die von Göttingen hier her
transportiert wurden.
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Nachdem im letzten Jahr völlig überraschend die Hälfte der Teilnehmer zu Fuß die
10,5 km lange Strecke ins 500 Höhenmeter tiefer gelegenen Schierke wandern
musste, da die Fahrzeuge, die uns oben abholen sollten, wegen Eis nicht mehr
voran kamen, stand dieses Mal die Wanderung schon von Anfang an für alle in der
Ausschreibung. Jeder sollte genügend warme Sachen zum Anziehen in einen maximal
30 l großen Rucksack stecken. Ich war anfangs skeptisch, aber bei guter Auswahl
an Sporttextilien reicht dieses Packvolumen tatsächlich auch bei
Extremtemperaturen aus.
Die meisten von uns duschen hier oben, essen gemütlich zu Abend und wandern dann
erst weiter. Doch ich halte es für gesünder, nicht allzu viel Zeit in der warmen
Brockenstube zu verbringen, bevor ich wieder in die eisige Kälte hinaus muss.
Außerdem würde mir die folgende zweistündige Wanderung nach einer zu langen
Ruhepause noch schwerer fallen. Daher ziehe ich mich sofort um, esse nur schnell
eine Erbensuppe und trinke ein Bier, bevor ich mich gleich wieder auf den Weg
mache. Ich könnte zwar noch 20 Minuten warten und mich dann der nächsten Gruppe
anschließen, die mit Fackeln wandert, aber ich will lieber gleich weiter.
Nach Verlassen des Gebäudes kommt mir der Sturm sehr viel schlimmer vor als vor
zwanzig Minuten. Ich will mit meinem Handy bei meiner Freundin anrufen, doch so
nah am Funkturm bekomme ich keine Verbindung. Ein paar Dutzend Meter weiter
unten klappt es dann. Wenn Annette schon wegen meinem Laufabenteuer an ihrem
Geburtstag ohne mich zuhause sitzen muss, dann will ich ihr wenigstens vom
Brockengipfel aus gratulieren. Der Sturm tobt allerdings so laut, dass wir uns
am Telefon kaum hören können. Trotzdem: Noch Mal vielen, vielen Dank, Annette.
Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, wegen einem verrückten Läufer
die Party zu verschieben.
Trotz der trockenen, warmen Kleidung friere ich im Sturm schnell. Also bleibt
nichts anderes übrig, als ein Stück zu laufen, bis ich wieder etwas aufgewärmt
bin und im Wald den Windschatten erreiche.
Anschließend folgt eine lange Nachtwanderung auf der Brockenstraße. Im Licht
meiner Stirnlampe sehe ich Millionen Schneeflocken, die je nach Wind von oben,
von rechts, meist aber direkt von vorne direkt auf mich zu rasen. Es sieht aus
wie ein Weltraumflug durch ein gewaltiges Sternenmeer. Das ist wie Warp 99!
Dagegen ist Raumschiff Enterprise ein lahmer Kinderwagen! Schon alleine wegen
diesem psychedelischen Space-Trip hat sich die Teilnahme an der BC gelohnt.
Eigentlich ist der Abstieg nach Schierke sehr bequem. Eine dünne Schicht aus
weichem Pulverschnee liegt auf der Straße. Lange Zeit versinke ich in fast
meditativer Stimmung, zumal ich die meiste Zeit alleine wandere.
Dann begleitet mich eine Weile Benno Hellwig. Eigentlich will er die 3 km
kürzere Wegvariante gehen, die zur Wahl steht, aber wir übersehen die
Abzweigung. Unser Gespräch wird unterbrochen, als er völlig unerwartet stürzt.
In einer Kurve liegt unter dem lockeren Schnee gut getarnt statt dem gewohnten
Asphalt eine Schicht aus blankem Eis.
Aufgrund der hohen Sturzgefahr wandern wir nun etwas vorsichtiger, doch da der
Boden nun wieder griffiger scheint beschließt Benno, wieder zu laufen. Ich
versuche es auch, doch meine Kraft reicht jetzt nur noch zum Wandern.
Eine weitere Eisfalle, und nun trainiere ich ebenfalls die unfreiwillige
Rückenlage. Doch anschließend erreiche ich problemlos Schierke.
Im Hotel König sitzen die Läufer dicht gedrängt. Auf der speziell für uns
vorbereiteten Speisekarte stehen Gerichte mit viel Fleisch, aber Vegetarier
müssen hungern. Ansonsten sieht alles nach einem gemütlichen Abend aus.
Um 21.30 und um 23 Uhr sollen uns zwei Reisebusse zum etwa 1,5 bis 2 Fahrstunden
entfernten Göttingen zurück bringen. Doch dann erreicht uns die frohe Botschaft:
Wegen dem inzwischen herrschenden Schneechaos können die Busse nicht kommen!
Super! Hundert müde Leute, die teilweise heute Nacht noch nach Hause fahren
müssen, weil sie morgen Termine haben, aber kein Bus für uns! Hier folgt mein
Raumschiff Enterprise Vergleich Teil II. In dieser Situation haben sicher sowohl
Läufer als auch Veranstalter kollektiv gedacht: „Scotty, beam me up!“
Doch wir sind ja kein Kegelverein! Ich glaube, Ultramarathonläufer kommen mit so
einer Programmänderung besser klar als empfindlichere Zeitgenossen.
Ich sitze am Tisch mit Thomas Eller, den ich bei Läufen immer wieder sehr gerne
treffe.
Tom ist der erste, der mit seinem Handy einen Taxidienst in dem nicht allzu
großen Ort Schierke anruft. Er organisiert ein Großraumtaxi, das uns und fünf
weitere Läufer nach Göttingen zurück bringen kann. Nach und nach folgen die
anderem unserem Beispiel und setzen die regionale Taxiszene in Goldrauschfieber.
Wie ich später erfahre warten um Mitternacht nur noch 15 Läufer im Hotel auf
Autos, die unterwegs nach Schierke sind.
Trotz allem hatten wir heute Glück: Wenn die starken Schneefälle heute zehn
Stunden früher begonnen hätten, wäre die Brocken-Challenge dieses Mal
wahrscheinlich noch viel anstrengender geworden als in den beiden Vorjahren.
Gegen Wetterchaos kann selbst der beste Veranstalter nichts ausrichten, vor
allem im tiefen Winter. Meiner Meinung nach verdienen die Organisation und die
Helfer in diesem Jahr 100 von 100 möglichen Punkten. Eines steht fest: auch
meine zweite war sicher nicht meine letzte Brocken-Challenge, vorausgesetzt die
Spendenhöhe bleibt so wie sie jetzt ist.Zur BC-Spendendiskussion
Ich höre ab und zu Leute, die von der aktuellen Flut an Benefiz-Läufen genervt
sind. „Wenn ich laufen will, laufe ich und wenn ich spenden will, spende ich“, so
ihre Aussage. Doch ich finde, es gibt eine so große Auswahl an „spendenfreien“
Laufveranstaltungen, dass niemand genötigt wird, an einem Benefizlauf
teilzunehmen, wenn er nicht will. Und wenn wir das Spendenverhalten der in
diesem Punkt sehr großzügigen Deutschen betrachten, so sieht man, dass fast das
komplette Geld zu den wenigen großen Organisationen oder zur fernsehbeworbenen
„Naturkatastrophe des Jahres“ geht, aber kleine Initiativen mangels
Bekanntheitsgrad nur von einer Handvoll Freunde unterstützt werden. Jeder kennt
Greenpeace, BUND, Amnesty International oder Brot für die Welt. Doch wer kommt
von selbst auf die Idee, Geld zu spenden für ein Sterbehospiz, ein Projekt, das
sich ohne den üblichen großen internationalen Verwaltungsaufwand direkt um ein
Dorf in der Dritten Welt kümmert oder eine kleinen Initiative zur Unterstützung
der Forschung bei einer seltenen, tödlichen Kinderkrankheit? All die unzähligen
kleinen Projekte brauchen jemanden, der mit Aktionen auf sie aufmerksam macht,
egal ob dies nun eine Musikgala oder ein Ultramarathon ist. Nur so kommen sie an
das dringend benötigte Geld, das ihnen weder Staat noch sonstige Förderer
ausreichend zur Verfügung stellen. Nur durch diese Aktionen werden einzelne
Menschen mobilisiert, damit nicht alle Spendenmilliarden bei der „Vermarktung“
des nächsten Erdbebens landen.
Dass die Veranstalter der Brocken-Challenge den Benefiz-Charakter der
Veranstaltung stärker in den Vordergrund stellen wollten, war im Prinzip eine
gute Idee. Die bisherigen 35,-- Euro waren für so einen Lauf extrem niedrig,
angesichts des enormen Aufwands, im tiefen Winter den Lauf durchzuführen, sogar
fast geschenkt. Wenn schon so viel Engagement, so sollte für den Spendenzweck
auch wirklich etwas Wesentliches dabei herauskommen. Finde ich gut! Dass sie bei
ihrer Sitzung im September dann allerdings über jedes realistische Maß hinaus
schossen und erhofften, die Laufszene hätte Verständnis für eine Erhöhung auf
200,-- Euro, hätte wohl beinahe das Aus für diese großartige Veranstaltung
bedeutet. Ich kenne viele, die für einen Boykott sprachen. Doch zum Glück musste
der Verein dann selbst einsehen, dass sie sich ein Eigentor geschossen hatten
und fanden am 2.11. einen meiner Meinung nach idealen Kompromiss. Jetzt geht
auch die Rechnung auf. Bei 200 Euro wären wohl nur zehn bis zwanzig Teilnehmer
gekommen, jetzt zahlen 150 Leute je 85 Euro, dazu kommen viele weitere
Einzelspenden - Ziel erreicht! So bleibt es hoffentlich auch in Zukunft. Ich
drücke die Daumen! |
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