12.6.2011 - Mara-Trail du Ballon d'Alsace -
Paradies für Trailrunner im Naturpark Vogesen - Fotobericht von Günter Kromer
Nachdem ich vor einigen Wochen nach meinem ersten Trail in den Vogesen
beschloss, bald wieder bei einem Wettkampf im Elsass zu starten, empfahl mir
Nicola Wahl den Marathon beim Ballon d´Alsace im Naturpark Ballon des Vosges.
Als ich dann nach Infos zu dieser Veranstaltung googelte stieß ich auf ein
Interview, in dem Christian Hottas anlässlich seines 1500. Marathon- bzw.
Ultramarathons die Frage nach der schönsten Strecke beantworten sollte. In der
Kategorie Marathon - Trail wählte er den Ballon d'Alsace. Na, wenn das kein Grund
ist, diese Strecke selbst mal laufen zu wollen!
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2011 wurde die Route geändert und der Marathon in Mara-Trail umbenannt. Nach
einstimmiger Aussage aller, die sowohl die alte als auch die neue Strecke
kennen, ist die neue Version sogar noch viel schöner. Und hier schon vorab meine
eigene Bewertung: Ich habe in den letzten Jahren an vielen schönen Läufen
teilgenommen, aber dieses Rennen hat mir mehr Spaß gemacht als alle anderen, bei
denen ich bisher außerhalb der Alpen gelaufen bin.
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Die Wortspielerei im Titel der Veranstaltung ist kein simpler Werbegag sondern
zeigt an, dass der größte Teil der 42,5 km über Pfade führt, oft auf steinigem
und verwurzeltem Untergrund und ab und zu recht steil. 42,5 km mit 1756 m
Aufstieg und 2091 m Abstieg – dagegen wirken die Strecken beim
Schwarzwald-Marathon oder beim Hornisgrinde-Marathon wie flache Bergautobahnen.
Zusätzlich werden 21 km und 11,5 km angeboten. |
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Die Startnummernausgabe
dieser mit nur 20 Euro (incl. Funktions-Shirt!) außerordentlich preisgünstigen
Veranstaltung ist bei der Mehrzweckhalle am Ortsrand von Masevaux, das etwa 35
km von Mulhouse entfernt liegt. In der Halle können wir auf einer Leinwand den
simulierten Google-Earth-Flug über die Laufstrecke anschauen. Nach einem
kostenlosen Kaffee werden wir gegen 7.30 Uhr mit Reisebussen hinauf zum 748 m
hohen Col du Hundsrück gebracht, wo wir die Aussicht nach Norden sowie nach
Süden zum Grand Ballon, dem höchsten Vogesengipfel, genießen können.
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Die Fernsicht ist zwar heute nicht ganz perfekt, aber für sommerliche
Verhältnisse recht gut. Im Süden sehen wir im Dunst die auf den Fotos nicht zu
erkennenden Bergrücken des Schweizer Jura. Im Herbst, Winter und Frühjahr blickt
man vom Ballon an ganz klaren Tagen sogar bis zum Mont Blanc den Alpen. Für
einen Wettkampf ist das Klima heute perfekt. Nicht zu warm, nicht zu kühl,
windstill und trocken - was will man mehr?
Etwa 170 Leute laufen um 8.30 Uhr zuerst einige Minuten lang auf einem recht
bequemen Waldweg. Wenige Minuten später beginnt bereits der "Wanderurlaub".
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Ein paar hundert Höhenmeter marschieren wir durch den Wald aufwärts. Rings um
uns herum zwitschern viele Vögel. Ansonsten hören wir nur das Knirschen des
Gerölls unter unseren Schuhen.
Schließlich kommen wir aus dem Wald heraus und laufen über große Wiesen
aufwärts.
Auf 1183 m Höhe haben wir in alle Richtungen eine schöne Aussicht. Im Norden
sehen wir den Grand Ballon, daneben viele andere Berge der Vogesen.
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Die meiste Zeit laufe ich heute wieder gemeinsam mit Wolfram Brunnmeier (orange
Shirt, Nr.32), den ich neulich beim Black Forest Trailrun kennen lernte. Alle
Fotos, auf denen ich zu sehen bin (schwarz-rotes Shirt, Nr.102) stammen von ihm,
und auch das nächste. |
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Bald darauf geht es eine Weile bergab.
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Die ersten Pfade lassen das Herz jedes Trailrunners höher schlagen.
Zur Vermeidung von überflüssigem Müll wollen die Veranstalter auf die gewaltige
Flut an Papp- oder Plastikbechern bei den Verpflegungsstellen verzichten.
Stattdessen bekamen wir mit den Startunterlagen einen Plastikbecher, den man mit
einer Halterung am Gürtel oder am Rucksack befestigen sollte. Sehr gute Idee!
Theoretisch! Am Design der Befestigung muss noch gearbeitet werden. Nach
spätestens 5 Kilometern haben Wolfram und ich schon keinen Bock mehr, die immer
wieder zu Boden fallenden Becher aufheben, und wir packen sie in meinen
Laufrucksack. Unterwegs sehe ich immer wieder Becher am Streckenrand liegen, die
andere Läufer verloren haben.
Bei km 8 erreichen wir den ersten Verpflegungspunkt. Danach beginnt eine dichte
Folge von nicht allzu langen Auf- und Abstiegen. Mal laufen wir über fast
baumfreie Hänge, dann wieder durch idyllischen Märchenwald mit viel Farn, urigen
Bäumen und kleinen Felsen.
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Die Pfade fordern unsere ständige Aufmerksamkeit, denn auf 200 m einfache
Strecke folgen oft 200 m steiles Auf- und Ab mit Wurzeln und Felsbrocken. Auf
dieser Route wird es nie langweilig. Einmal kraxeln wir sogar eine einfache
Leiter hinauf. |
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Zu den schönsten Aspekten beim Trailrunning zählt ja, dass man ständig bewusst
und konzentriert laufen muss und sich Schritt für Schritt mit dem Boden und mit
der Natur auseinandersetzt. Heute erlauben uns nur zwischendurch "normale"
Waldwege einen meditativen Laufstil. Die meiste Zeit über laufen wir aber mit
allen Sinnen. Das ist mehr als nur Fortbewegung, mehr als Sport oder Laufspaß -
wir LEBEN die Pfade!
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Die Streckenmarkierung ist heute außerordentlich gut. Die Abzweigungen sind mit
Kreidelinien, Flatterbändern, Pfeilen, Absperrbändern und Hinweisschildern
gleich mehrfach markiert.
Zwischendurch wird der Geröll-, Wald- oder Felsboden durch weiches Laub
abgelöst.
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Unterhalb von Felsen laufen wir dann über zwei kleine Metallstege mit
Drahtseilsicherung an der Seite. Bei trockenem Wetter absolut kein Problem, aber
ich kann mir gut vorstellen, wie bei uns in Deutschland ein Veranstalter um die
Genehmigung solcher Passagen kämpfen muss. Wahrscheinlich müssten bei uns hier
gleich zwei Sanitäter parat stehen. |
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Zwischendurch erreichen wir zwei Aussichtspunkte mit schönem Blick hinab zum Lac
des Perches.
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Und wieder laufen wir über eine Wiese mit schönem Bergpanorama. |
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Ein kurzer Blick hinab zu einem weiteren See, dann folgen wieder steinige Wege.
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Etwa bei km 16 steht Verpflegungspunkt Nr.2. Obwohl ich bekanntlich bei Läufen
keine süßen Dinge mag schmeckt mir heute der Honigkuchen ausgesprochen gut. Sehr
positiv finde ich auch, dass es Salztabletten und auf der zweiten Streckenhälfte
auch Cola gibt. An der letzten VP bekommen wir am Mittag sogar Kaffee, was mir
besonders gut gefällt. |
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Der letzte Aufstieg hinauf zum Gipfel zieht manchen von uns die Zähne. Dieser
steile Steig fordert noch mal so richtig Kraft. |
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