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Beim Aussichtspunkt Schlossbergkanzel bleibe ich stehen und verbringe eine Weile
damit, in unterschiedlichen Belichtungen den Blick hinab zur Talsperre Lütsche
zu fotografieren und zu filmen.
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Danach laufe ich in die Richtung, in der ich glaube, dass ich vorhin die letzten
Läufer "meiner" Gruppe entschwinden gesehen habe. Doch nach ein paar hundert
Metern Aufstieg wundere ich mich, dass ich die Gruppe noch immer nicht einhole.
Ich blicke auf das GPS und erkenne, dass ich beim Aussichtspunkt nicht dem
breiten Weg hinauf sondern einem Single-Trail hinab hätte folgen müssen. Mist!
Umkehren! Jetzt hänge ich sicher so weit hinter der Gruppe, dass ich die anderen
nicht mehr einhole. Trotzdem gebe ich nun ordentlich Gas.
Es geht hinab zur Talsperre Lütsche, an deren Ufer wir aber nur kurz laufen. |
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Dann folgt wieder ein längerer Aufstieg. Oben liegt erneut Schnee, aber bald
geht es auf einem schneefreien Trail abwärts. Als ich gerade zum Fotografieren
stehen bleibe sehe ich, wie Leute hinter mir den Weg hinab eilen. Zu meiner
großen Überraschung erreicht mich als erster Jin Cao. "Ich dachte, ihr hättet
inzwischen mindestens 15 Minuten Vorsprung vor mir. Wieso kommst du von hinten?"
Jin wundert sich über diese Frage. "Ich laufe mit der Spine-Gruppe." Spine
deswegen, weil ehemalige und zukünftige Teilnehmer des Spine-Races in diesem
Trupp trainieren. Und tatsächlich kommen dann auch gleich hinter ihm Michael und
die anderen den Weg herab. Wie ich nun erfahre sind sie oben doch zuerst in die
selbe Richtung gelaufen wie ich, bemerkten ihren Irrtum zuerst nicht, kehrten
daher erst später um und bogen unten am See auch nochmals falsch ab. Jetzt kann
ich daher vorläufig wieder mit der Gruppe laufen.
Ein Stück weiter oben steht am Wegrand ein Läufer aus dem letzten Jahr, der
inzwischen etwas eisig und abgemagert aussieht. |
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Einige Zeit später führt uns der Bergpfad Gehlberg, ein netter Trail, bergauf
und dann unter einer großen Brücke der A71 hindurch. Seit einer Weile fallen
viele winzig kleine Schneeflocken vom Himmel. |
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Bei Gehlberg laufen wir eine Weile auf einer Straße bergab. In dem Moment finde
ich dies sehr schade, denn ich wäre lieber weiterhin auf Trails geblieben, doch
rückblickend kann man über diese schnellen Kilometer wirklich sehr froh sein.
Dann führt uns der Wilderer Pfad schnell wieder in schnee- oder eisbedeckte
Regionen. Inzwischen nehme ich etwas Tempo raus, so dass die Gruppe mit immer
größerem Abstand vor mir entschwindet.
Laut GPS-Track sollten wir nun in Serpentinen aufsteigen, doch hinter einer
ehemaligen Skipiste ist der Weg gesperrt. Die meisten Läufer, auch die Gruppe um
Michael, beschließen an der Stelle, geradeaus den sehr steilen Skihang
hinaufzusteigen, da weiter oben die richtige Route wieder erreicht werden kann.
Nur wenige gehen an der Stelle doch geradeaus weiter, erzählen später aber von
mühsamem Kraxeln über umgestürzte Bäume oder stressigem Aufstieg kreuz und quer
durch den Wald. Doch die Skipiste ist ebenfalls sehr anstrengend. Schon im
Sommer wäre es wegen der Steigung schweißtreibend, heute aber müssen wir auf den
angefrorenen Trittspuren der vorherigen Läufer durch den Schnee kraxeln. Keine
leichte Aufgabe, aber es macht Spaß! Auf Fotos sieht diese Route richtig bequem
aus, aber die Perspektive täuscht. |
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Nach viel Mühe erreiche ich wieder die geplante Route. Inzwischen ist es leider
stockdunkel, so dass ich den folgenden Abschnitt leider weder fotografieren noch
filmen kann. Schade, das wären mit Abstand die interessantesten Aufnahmen
geworden. Der folgende Pfad heißt "Hölle". Heute passt das. Wieder stapfe ich
teilweise steil bergauf durch angefrorene Fußspuren, die Beine brechen ab und zu
auch tiefer im Schnee ein, oft rutschen meine für diesen Untergrund nicht
idealen Schuhsohlen auf dem glatten Untergrund ab. Ich komme nur noch im
Zeitlupentempo voran. Das sind mit Abstand die anstrengendsten Kilometer meines
bisherigen Lebens, aber es ist auch faszinierend. Inzwischen schneit es recht
stark.
Schließlich erreiche ich den Schneekopf, mit 978m der zweithöchste Berg im
Thüringer Wald.
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Hier suche ich in stockdunkler Nacht und bei Schneefall den Jägerstein, den wir
berühren sollen. Dort angekommen müssen wir uns die Uhrzeit merken und später im
Gasthof in die Ergebnisliste eintragen. Ich fotografiere den Stein auch, aber
hier misst der Autofokus wohl die Schneeflocken, so dass ich von diesem Motiv
leider nur farbige Schlieren habe.
11:15 Stunden, damit 2:05 Stunden später als der Sieger Andreas Scheidewind und
2:04 langsamer als Kristina Tille, die schnellste Frau, Platz 25 von 38 Startern
(Finisherquote 100%!) stehe ich am Schluss in der Liste. Das ist besser als
gewohnt. Damit kann ich zufrieden sein.
Noch ist die Tour nicht zu Ende. Das Ziel habe ich zwar erreicht, doch noch
warten zwei Kilometer bis zum Waldhotel Schmücke auf mich. Schließlich erreiche
ich auch dieses, trage mein Gepäck, das von Gunter Rothe mit dem Auto
hochgebracht wurde, ins Zimmer, dusche, und bald gibt es schon gutes Abendessen,
viel Bier und viele nette Gespräche.
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Als Finisherpräsent bekommen wir statt dem x. Beitrag zur langweiligen
Medaillensammlung ein wirklich originelles Geschenk: ein in einer
Behindertenwerkstatt gefertigtes Modell vom Jägerstein, in das man ein Teelicht
stellen kann. Super Idee! |
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Ich kann mich heute zwar nicht mehr an jeden Tag aus meiner Kindheit erinnern,
aber ich glaube, der 51. war wirklich der bisher schönste Geburtstag meines
Lebens. Vielen Dank an Michael und Gunter. Für mich wird das sicher nicht der
letzte Lauf aus der schnell wachsenden Meldeläufer-Serie sein.
Und hier ist mein Film dazu:
www.youtube.com/watch?v=AShGVtMRo7gLinks
Infos zum Lauf: www.meldelaeufer.de |
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