Jägerstein Ultra am 14.12.2013 -
Mein schönster Geburtstag führt durch die "Hölle" -
Fotos, Bericht und Film von Günter Kromer
Mit einem Weinglas in der Hand zuhause im warmen Wohnzimmer inmitten von vielen
Freunden zu sitzen könnte ganz nett sein, aber wenn ich die Wahl habe, meinen
Geburtstag statt dessen mit 40 anderen Verrückten bei einem 70 km Ultratrail zu
feiern, dann muss ich keine Sekunde lang überlegen. Ich war ohnehin noch nie ein
Freund von Partys, wogegen Trails inzwischen für mich das beste Lebenselixier
sind. Daher passte es perfekt, als Michael Frenz als Termin für seinen zweiten
Jägerstein Ultra genau meinen Geburtstag ankündigte.
Im letzten Jahr mussten sich die Teilnehmer dieses nach einer Idee von Gunter
Rothe entstandenen Ultratrails von Start bis zum Ziel die komplett durch Schnee
quälen, teilweise auf sehr unangenehmem Untergrund. 2013 starten trotz dieser
Vorgaben doppelt so viele Leute. Dieses Mal liegt nur in hohen oder schattigen
Bereichen Schnee, der ist aber dann oft vereist und auch nicht allzu gut unter
den Sohlen unserer Trailschuhe. Gunter organisiert für uns Übernachtungen,
Verpflegung, Strecke, Transport....
Zum Konzept des Jägerstein Ultra zählt es, dass wir nicht nur einen Tag
gemeinsam laufen sondern auch zwei Nächte gemeinsam übernachten (in Betten,
nicht im Schlafsack!), frühstücken und abendessen. Dadurch wird dieses
Wochenende zu einem sehr geselligen Szenetreffen. Für meinen Geburtstag perfekt!
Freitagabend treffen wir uns in Fröttstädt, wo im Sommer auch der Thüringen
Ultra startet. Gemütliches Abendessen, kurze Nacht, dann klingeln auch schon die
Wecker. Üppiges Frühstück mit viel Kaffee, Gepäck für das Ziel ins Auto,
Rucksack aufziehen und raus in die Kälte. |
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Wir insgesamt 38 Teilnehmer starten in zwei Gruppen. Die langsameren Läufer,
darunter natürlich auch ich, starten um 6 Uhr, die schnelleren können noch eine
Stunde länger frühstücken.
Frühmorgens stehen Sterne am Himmel. Wie jedes Jahr um diese Zeit fallen ab und
zu Sternschnuppen.
Die erste halbe Stunde laufen wir meist auf Asphalt, erst dann beginnen Waldwege
und Trails. Rings um uns sind der Boden, die Sträucher und Bäume dicht mit
großen Raureif-Kristallen bedeckt. Im Licht von zwei Dutzend Stirnlampen
glitzert unsere Umgebung wie ein Smaragd-Märchenwald. Schon alleine wegen dieser
einzigartigen, wunderbaren Stimmung hat sich die Fahrt hier her gelohnt.
Während sich bei vielen kommerziellen Laufveranstaltungen mit aufwändiger
Streckenmarkierung das Läuferfeld schnell weit in die Länge zieht und bald jeder
weitgehend alleine durch die Gegend eilt, sind solche kleinen Läufe nur nach
GPS-Track kommunikativer. Lange Zeit läuft man lieber in kleinen Gruppen, was
die Orientierung vereinfacht. Doch wie bei GPS-Navigation üblich schaut man
nicht immer auf das Display oder interpretiert manchmal in ähnliche Richtungen
führende Pfade falsch. Dadurch begegnet man vor allem am Anfang auch ab und zu
Leuten, die aus einer anderen Richtung kommen.
Als wir vor einem verschlossenen Tor stehen, glauben wir zuerst auch, dies sei
ein falscher Weg, doch hier stimmt der Track. "Dieses Tor war bisher immer
offen" erfahren wir später. Aber ein Ultratrailer lässt sich von einem
verschlossenen Tor bekanntlich nicht bremsen. |
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Die Nacht nähert sich ihrem Ende. Bald können wir die Stirnlampen ausschalten.
Eine bunte Mischung aus breiten Waldwegen und Single-Trails mit häufig
wechselnden Auf- und Abstiegen führt uns voran. |
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Unterwegs wundert sich ein Läufer über nasse Füße, obwohl er in keine Pfütze
getreten ist. Auch die Hose ist nass. Das ist jetzt schon der fünfte Läufer den
ich kenne, dem während eines Wettkampfs die Trinkblase im Rucksack ausläuft. Ich
weiß, warum ich dem Zeug nicht mehr vertraue.
Wasser und etwas Proviant müssen wir heute teilweise selbst im Rucksack tragen.
Es gibt nur an zwei Stellen Verpflegung, dort aber in reichhaltiger Auswahl ganz
nach Läufers Geschmack, auch mit warmer Suppe, Tee, Cola und - wer es mag -
Bier. |
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Während der nächsten Stunden laufe ich manchmal in einer kleinen Gruppen, ab und
zu aber auch alleine. Mein Geburtstag gefällt mir immer besser. So könnte es
jedes Jahr sein. Unterwegs laufen wir durch ein fotogenes Felsentor. |
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Obwohl die Schneegrenze wegen des warmen Wetters der letzten Tage recht hoch ist
liegen in schattigen Tälern noch genügend Mengen Altschnee, der bei dem kalten
Wetter heute an der Oberfläche manchmal vereist ist und daher uns Läufer
ausbremst. Auf weichem Schnee kann ich sehr gut laufen, aber diese sehr unebene,
oft etwas glatte Wegbeschaffenheit drosselt mein Tempo. Selbst am
Rennsteig-Radweg, der normalerweise mit Vollgas gelaufen werden kann, muss ich
manchmal aufpassen. Jetzt bedauere ich, dass ich heute morgen so wie auch einige
andere von uns die Yak Tracks aus dem Rucksack gepackt und unten gelassen habe.
Nun bleibe ich lieber vorsichtig und laufe auf manchen Abschnitten kilometerweit
sehr langsam bzw. marschiere nur, obwohl es hier eigentlich auch schneller
ginge. Ich habe keine Lust, das Jahr mit einer Zerrung oder einem Bruch zu
beenden. Doch trotz aller Mühen freue ich mich sehr über den Schnee, denn das
war ja einer der Gründe, warum ich mich hier angemeldet habe. Manchmal dürfen
wir auch über umgestürzte Bäume steigen, einmal bringt die Überquerung eines
kleinen Baches nasse Füße. Erstmals laufe ich heute eine lange Strecke mit den
Pearl Izumi N2, die mir in den letzten Wochen beim Training gut gefielen. Für
nasse Strecken sind diese Schuhe super, denn ich hatte noch nie welche, in denen
die Socken so schnell wieder trockneten. 10-15 Minuten nachdem ich in eine
Pfütze oder einen Bach trete fühlen sich die Socken hier drin schon wieder
trocken und angenehm an. Nur auf vereistem Schnee greift das Material der Sohle
nicht gut, doch auf schneefreien Strecken könnten dies meine zukünftigen
Lieblingsschuhe werden.
Schließlich kommen wir wieder unterhalb der eisigen Region an. |
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