24.8.2013 - 1. Matterhorn Ultraks Trail -
Fotos, Bericht und Film von Günter Kromer |
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In meinem Leben stand ich schon auf sehr vielen tollen Gipfeln, doch der
Gornergrat hält für mich nach wie vor die Spitzenposition als "Schönster
Aussichtspunkt der Alpen". Daher jubelte ich, als ich zum ersten Mal von einem
neuen Ultratrail erfuhr, der unter anderem hier hinauf und auch wieder herunter
führen sollte. Inzwischen darf man zwar auch bei der Ultra-Verlängerung des
Zermatt-Marathon zum Gornergrat, aber die Ultraks Strecke ist um Klassen
anspruchsvoller und schöner.
Rückblickend schätze ich, dass wir beim Matterhorn Ultraks 46K mindestens zu 90%
auf Trails gelaufen sind, wohl die höchste Quote, die ich bisher bei einem
Wettkampf hatte.
Und es geht nicht nur zum Gornergrat hinauf und wieder hinab - auch zum
Schwarzsee und anschließend zum Berghaus Trift führt die landschaftlich
einzigartige Runde. Neben zwei angebotenen kürzeren, aber auch nicht einfachen
Distanzen und einem Kinderlauf ist die große Runde zwar auch "nur" 46 Kilometer
km lang, hat aber auf dieser kurzen Distanz 3600 Höhenmeter. Der Wert für
durchschnittliche Steigung bzw. Gefälle spricht auch für sich: fast 16%! Als
Vergleich: der Swiss Alpine hat durchschnittlich 6,8%, der Zugspitz Ultratrail
durchschnittlich 8,4%. |
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Für alle Distanzen zusammen gerechnet meldeten sich über 1000 Läufer aus 30
Nationen an, darunter aus Russland, Mexiko, Japan und anderen fernen Ländern.
Dass der Ultraks gleich bei der Premiere als längstes und schwerstes Rennen zur
Skyrunners World Series 2013 zählt, förderte sicherlich die hohe Zahl
internationaler Anmeldungen.
In Deutschland dagegen fand der Lauf anfangs aufgrund missverständlicher Infos
auf der Homepage und auf Facebook weniger Aufmerksamkeit. Der Veranstalter
bewarb den Ultratrail gemeinsam mit seinem ebenfalls Matterhorn-Ultraks
genannten Tourenskilauf im Winter, und sehr viele Läufer gingen daher irrtümlich
davon aus, dass man als Teilnehmer bei beiden Rennen starten muss. Andere
dagegen nahmen anfangs beim Blick auf die Homepage vor allem den Skilauf wahr
und sahen zuerst gar nicht, dass es im Sommer auch den großartigen Trail gibt. |
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Schon zwei Tage vor dem Ultrak fahre ich in die Schweiz, um mich wieder an die
Höhenluft anzupassen. Seit ich vor drei Wochen einen Hitzschlag hatte und
trotzdem am Tag darauf viele Stunden bei der Zugspitze durch die Bergsauna lief,
fühle ich mich ungewohnt schlapp. Die ersten zwei Tage im Wallis sollen dazu
führen, dass ich zumindest die 46 km schaffe, egal in welcher Zeit.
Zum Akklimatisieren übernachte ich Donnerstag in Grächen, einem Ort oberhalb des
Mattertals, viel ruhiger als das von Massentourismus geprägte Zermatt. In der
empfehlenswerten und für Schweizer Verhältnisse preisgünstigen Pension Abendruh
kann ich sogar vom Bett aus das Weisshorn sehen - auch im Mattertal nicht
alltäglich. |
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Am Freitagabend checke ich dann in Zermatt im als Basis für den Wettkampf
idealen Hotel Alpina ein, von dem es zu Fuß weniger als zwei Minuten bis zum
Start/Ziel-Bereich ist.
Die Startnummernausgabe ist in einem Nebenraum eines edlen Hotels - mal ein ganz
ungewöhnliches Ambiente für so eine Aktion! Auf einer großen Leinwand werden
Filme der Strecke sowie der schon vor zwei Tagen in Internet veröffentlichte
Film mit dem Briefing gezeigt. Bei den Streckeninfos steht auch die Warnung vor
einem angekündigten Wetterumschwung. Das heute noch schön sonnige und warme
Wetter wird morgen Mittag einer nassen Kaltfront weichen, so dass wir auf jeden
Fall entsprechende Kleidung mitnehmen sollen. |
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Im Hotel gibt es am Samstagmorgen für uns Läufer ab 5.30 Uhr Frühstück. Am
Kirchplatz spielen vor 7 Uhr ein paar Alphornbläser bei der Startlinie. Dann
stellen wir Läufer uns im Startblock auf. Vom über Lautsprecher verkündeten
Briefing versteht man hinten im Feld kein Wort, aber wir wissen ja ohnehin schon
alles Wichtige. Ich weiß aber nicht, ob ich heute das Ziel erreichen werde, denn
nach wie vor fühle ich mich zwar gesund, aber meine "Batterie" ist leer.
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Pünktlich um 7 geht es los. Man könnte glauben, wir seien hier bei einem 10 km
Volkslauf, so spurtet die Masse voran. Das Matterhorn zeigt sich den ganzen
Vormittag über wolkenlos.
Während der ersten 13 Minuten laufe ich auf einer Straße aus Zermatt heraus, die
ich schon vom Zermatt-Marathon kenne. Aber dann biegen wir rechts auf einen
steil in Serpentinen durch den Wald bergauf führenden Trail. Nur noch an drei
Stellen werden wir heute die Marathon-Strecke kurz kreuzen, ansonsten warten auf
uns die weitaus interessanteren Trails. |
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Nach einigem Bergauf-Steigen dürfen wir zwischendurch ein Stück auf einem fast
ebenen Trail laufen und wieder zu Atem kommen. Erstmals sehen wir das 4063 m
hohe Ober Gabelhorn. |
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Dann geht es wieder verdammt steil aufwärts. Schon hier erkenne ich bei manchen
Läufern erste Erschöpfung auf den Gesichtern.
Von dem Pfad, der uns nach Sunnegga führt, sehe ich vor mir die Viertausender
Strahlhorn und Rimpfischhorn, hinter mir Zinalrothorn (4221 m) und Obergabelhorn
und natürlich der wohl am häufigsten fotografierte Berg Europas, das 4471 m hohe
Matterhorn. |
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Nun erreiche ich die erste von insgesamt nur vier Verpflegungsstellen. Der Lauf
ist mit teilweise Selbstverpflegung ausgeschrieben. An den Labestellen gibt
es Wasser, Tee, Iso, Bouillon, Cola, Obst, Brot, Kuchen, Wurst, Käse, Riegel und
mehr. |
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Nun laufen wir am auch vom Marathon bekannten Leisee vorbei, dann geht es schon
wieder von der Marathon-Strecke weg, etwa 250 Höhenmeter hinab zu den kleinen,
malerischen Ansiedlungen Eggen und Findeln, wo wir jeweils zwischen vielen
romantischen Holzhäusern hindurch laufen. |
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Anschließend folgt der lange, sehr lange Aufstieg zum Gornergrat. Mehr als 1000
Höhenmeter geht es nun ohne Pause mal mehr, mal weniger steil bergauf. Noch
immer versperren keine Wolken den wunderbaren Panoramablick auf viele
Viertausender um uns herum. Einfach nur schön! |
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Weniger schön finde ich, wie langsam ich heute den Berg hinauf schleiche. Da war
ich manchmal beim Wanderungen schon schneller! Die Mehrheit der Läufer
verschwindet vor mir in der Ferne. Doch egal, es macht mir unglaublich viel
Spaß, und falls ich heute Probleme mit dem Zeitlimit bekommen sollte, dann hätte
es sich wegen der ersten Stunden dennoch gelohnt.
Der Aufstieg kostet zwar viel Kraft, aber die Trails sind technisch leicht.
Zwischendurch kann ich manche Abschnitte auch laufen.
Auf einem Felsen, von dem man einen großen Teil der Strecke überblicken kann,
wacht ein Streckenposten über uns. Aber die komplette Route ist heute vom Start
bis zum Ziel so außerordentlich gut markiert, dass selbst bei starkem Nebel ein
Verlaufen ausgeschlossen wäre. Orangefarbene Punkte, orange Fähnchen, orange
Bändel an Bäumen oder Felsen, deutliche Absperrungen bei Abzweigungen - das
Motto hieß hier eindeutig: "Lieber zu viel Fähnchen aufstellen als ein einziges
zu wenig." In meiner Hitparade der bestmarkierten Route übernimmt der Ultrak nun
die Spitze.
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