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Eigentlich wollte ich beim PfalzTrail den Ultramarathon mit 85,9 km, und 2230
Höhenmetern laufen, aber da ich am Wochenende zuvor mit einer starken Erkältung
kämpfte und erst Donnerstag wieder der starke Husten aufhörte, entschied ich
mich kurzfristig, nur beim HalfTrail mit 32,4 km und 630 Höhenmetern zu laufen.
Gesundheitliche Vernunft ist mir wichtiger als sportlicher Ehrgeiz.
Außerdem ist der HalfTrail hier ohnehin laut Teilnehmerliste der
Haupt-Wettkampf, denn hier starten fast drei Mal so viele Läufer wie beim Ultra.
Zusätzlich werden noch 17,1 km mit 310 Höhenmetern sowie ein 8,1 km Parcours für
Einsteiger und Kinderläufe angeboten. Alle Disziplinen außer dem Ultra stehen
auch für (Nordic)Walker offen und den Ultra kann man auch als Staffel laufen.
Beim Ultra erreichen heute 67 Männer und 14 Frauen innerhalb der 12,5 Stunden
das Ziel, beim HalfTrail 202 Männer und 37 Frauen. |
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Entsprechend der Teilnehmerwünsche nach der ersten Veranstaltung im letzten Jahr
wurde inzwischen der Trail-Anteil erhöht (40 % auf der Ultra-Strecke) und die
Strecken dadurch verlängert. Für die Ultras mussten wenige Wochen vor der
Veranstaltung aufgrund des Naturschutzes (nachts keine Läufer im Naturpark)
Cut-Off-Stellen eingeführt werden, wogegen das "Zeitlimit" beim HalfTrail mit
7:15 Stunden für 32,4 km heute auch von der langsamsten Teilnehmerin um fast
zwei Stunden unterschritten wurde. |
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Hertlingshausen ist ein kleines Dorf am Rande des Naturpark Pfälzer Wald, nicht
weit von der A6 entfernt, also gut mit dem Auto zu erreichen, mit der Bahn
dagegen nicht. Wie bereits in der Ausschreibung angekündigt liegt ein Teil der
Parkplätze etwas weiter weg vom Start.
Schon seit heute Nacht regnet es sehr stark, und die Berge stecken im Nebel. Nun
bedauere ich es nicht mehr, dass ich heute ausschlafen kann, statt schon nachts
in die Pfalz zu fahren. Wir HalfTrailer starten um 10:45 Uhr, also mehr als 4
Stunden nach den Ultras. Auch vor dem Start bewässert Petrus die Strecke
gründlich. Alle Läufer drängen sich in der kleinen Halle, die nun ihre begrenzte
Kapazität zeigt. Ein Glück, dass die Teilnehmerzahlen heute deutlich unter dem
Limit von 1500 blieben, denn sonst wäre die Halle entschieden zu klein.
Ein Schuhverkaufs-Stand wirkt draußen abseits der Halle im strömenden Regen wie
eine verlorene Insel.
Nach Abholen der Startunterlagen betreten Annette und ich den Rotlicht-Bezirk.
Zumindest kommt es uns so vor. Das Zelt mit der Umkleide ist rekordverdächtig
spartanisch: Zwei Biergartenbänke auf Schotterboden, sonst nichts. Mehr als je
sechs Leute gleichzeitig bei Männern und bei Frauen können sich hier drin nicht
umziehen. Für mich beginnt eine Special-Challenge: Als ich meinen fast neuen
Pullover ausziehe reißt der obere Knopf ab. In einem halbdunklen Zelt auf
grobem, grauen Schotterboden einen kleinen, dunkelgrauen Knopf zu suchen ist
eine ganz besondere Herausforderung, die ich aber nach 5 Minuten meistere.
Annette und ich stellen mal wieder fest, dass wir in einem Punkt meist das selbe
geistige Level erreichen. Egal wie rechtzeitig wir unser Gepäck richten - irgend
etwas fehlt am Start immer. Ich liess dieses Mal meine Fern-Brille zuhause, mit
der ich den Trail unter meinen Füßen besser erkenne als mit der
Gleitsicht-Brille, und Annette muss später mit klatschnassen Schuhen heim
fahren.
Nun müssen wir raus in den Regen. Schnell wälzt sich das überschaubare
Starterfeld aus dem Ort hinaus, zuerst über einen asphaltierten Feldweg, dann
schon recht früh auf einen unbefestigten Waldweg. Der Nebel löste sich
inzwischen ein wenig auf, so dass wir an den Berghängen und am Waldrand einzelne
Wolkenfetzen sehen. Gefällt mir! |
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Auf dem Waldweg können maximal zwei bis drei Leute nebeneinander laufen. Ich
hänge nach den ersten Film- und Fotoaufnahmen schon wieder ganz am Ende des
Feldes und laufe nun beim Überholen vieler Läufer Slalom. Ich weiß, dass solche
kraftzehrenden Überholmanöver am Anfang des Rennens unvernünftig sind, da sich
das Feld spätestens nach einer halben Stunde entzerrt, aber ich will für die
folgenden Filmaufnahmen wieder möglichst bald genügend Leute um mich herum
haben.
Ein Läufer neben mir meint, für seine allererste Laufveranstaltung hätte er sich
besseres Wetter gewünscht. Mir dagegen gefällt die Nebelstimmung. Leider fehlt
bei dieser Witterung die Aussicht auf die Berge in der Umgebung, aber auch das
hat durchaus seinen Reiz. Und der Regen sorgt an manchen Stellen natürlich für
Schlamm! Wer mich kennt, der weiß, dass ein Trail ohne Schlamm für mich wie ein
Konzert ohne Musik ist.
Da ich heute keinerlei Druck durch ein Zeitlimit habe, kann ich mir genügend
Zeit für die Filmaufnahmen bei schönen Schlammpassagen lassen. Immer wieder
bleibe ich stehen, warte, bis die folgenden Läufer aufgeholt haben, und halte
dann die Kamera drauf. Anschließend gebe ich wieder Gas, überhole einige Leute,
und das Spiel beginnt erneut. Macht Spaß! |
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Zum Glück scheine ich meine Erkältung gut überwunden zu haben. Ich fühle mich
pudelwohl, und dieser Bereich der Strecke lädt so richtig zum schnellen Laufen
ein. Der Regen stört mich nur in Bezug auf meine Kamera. Mit der probiere ich
heute erstmals eine improvisierte Regenhülle aus - rundum Reste eines
durchsichtigen Gefrierbeutels mit Tesafilm verklebt, nur das Objektiv bleibt
frei. Im Prinzip eine gute Idee, doch leider reicht das nur aus, um auf dem
Display die Landschaft zu erkennen, aber nicht, ob die Kamera läuft. Und da
schon seit über einem Jahr in ca. 40 % der Fällen, wo ich auf den winzigen Knopf
der Filmfunktion drücke, die Kamera nicht reagiert, so dass ich nach einigen
Sekunden einen neuen Versuch mache, bin ich darauf angewiesen, dass ich die
kleine Sekundenangabe links unten erkennen kann. Nach einigen Kilometern reiße
ich nun hinten ein Loch in die Hülle, damit ich das Display besser sehe. |
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Nach einigen Kilometern erreiche ich die erste Verpflegungsstelle. Hier biegen
die QuarterTrailer rechts ab, wir HalfTrailer laufen nach links.
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Wieder folgen einige recht schöne Streckenabschnitte. Beim PfalzTrail gibt es
keine allzu langen Auf- oder Abstiege. Nur selten führt ein Weg mehr als 100 bis
200 Höhenmeter am Stück bergauf. Der Regen lässt immer mehr nach, doch die
Landschaft versteckt sich nach wie vor weitgehend hinter Nebel. Nur ab und zu
reißt der Blick in die Ferne auf.
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