Beginn des ewig langen Gipfelsturms
Wir befinden uns momentan in 650 m Höhe. Da der Arbergipfel gut 1450 m hoch ist,
liegen also noch mindestens 800 Höhenmeter vor uns. Aber, da es wie so oft
zwischendurch auch mal bergab geht, dürfen wir wohl noch mit knapp 1000
Höhenmeter rechnen. Also wird sich das ganze noch bis zum Gipfel ganz schön in
die Länge ziehen!
Nach einem giftigen Anstieg hinter Mais geht es auf einem wurzeligen und
steinigen Pfad auch erst mal wieder ein ganzes Stück steil zu einem
Gebirgsbach hinunter. Eine Holzbrücke führt über den Bach und dahinter geht es
entsprechend steil wieder hoch.
Bei einer Bank legen wir eine kleine Rast ein. Alex und Thomas sehen übernächtig
aus. Wie gut, dass ich mich nicht selbst sehen kann, da ich sicher keinen Deut
besser aussehe. Da ich mich aber schon auf ein Gipfelbier oder
spätestens ein Bierchen im Ziel ungemein freue, muntere ich die beiden auf: "Auf geht`s ihr beiden müden Krieger!"
Nach der langen Nacht sind wir alle etwas müde und nutzen jede Pause zur
Regeneration
Unser Weg in Richtung Gipfel ist nun leider asphaltiert, Auf der anderen Seite
vereinfacht das natürlich auch wieder das Gehen und Laufen. Aber der monotone
Untergrund langweilt. Da die Abwechslung eines anspruchsvollen Trails
fehlt, können wir nun leider viel mehr über die Strapazen und Müdigkeit
nachdenken. Auf der anderen Seite finde ich aber auch keine Wegalternative ohne
größeren Umweg. Also bleiben wir auf dem Fahrweg, weil es nun mal der kürzeste
Weg zum Gipfel hoch ist.
Der Weg zum Arber hoch zieht sich und zieht sich ewig in die Länge, während die
Fußsohlen brennen
Der Bergnebel gibt kurz mal einen Blick auf den Arber frei
Wieder eine kleine Rast!
Nach endloser Zeit, Raum und Zeit sind ja bei Ultras gerade in Zielnähe oft sehr
dehnbar, stoßen wir endlich auf den Goldsteig. Hier führt uns ein zwar holpriger,
aber dafür auch sehr abwechslungsreicher Singletrail in Richtung Gipfel. Gleich
fühle ich mich um Klassen besser als auf dem langweiligen Fahrweg zuvor. Der
Steig sollte uns nun eigentlich direkt zum Gipfel hochführen. Was bin ich
enttäuscht, als ich feststellen muss, dass nicht einmal einen Kilometer später
der direkte Pfad zum Gipfel hoch renaturiert wurde und der Goldsteig zum Gipfel hoch auf einen weiteren langweiligen und endlos
breiten Fahrweg einmündet.
Auf dem schönen Goldsteig nähern wir uns endlich der Gipfelregion
Leider wurde der ehemalige Singletrail zum Gipfel hoch renaturiert. So geht
es den letzten Kilometer auf einem breiten Fahrweg zum Gipfel hoch.
Oben liegt alles im Nebel
Endlich auf dem Gipfel
Etwas enttäuscht folgen wir nun den Fahrweg. Dabei spüre ich am rechten Fuß
einen stechenden Schmerz und falle zurück. Was ist das nun wieder? Laufe ich
mich am Fuß wund? Ich beiße die Zähne zusammen. 200 - 300 Meter später lässt der
Schmerz wieder nach. Vielleicht war das so eine Art Phantomschmerz? Wie auch
immer, Hauptsache diese Pein lässt wieder nach!
Der Gipfel liegt im Nebel. So ist die Sicht leider fast gleich Null. Zuerst steuern wir
den höchsten Punkt der Oberpfalz an der Westlichen Seite des Arberplateaus an so
weit das möglich ist. Wegen der vielen Besucher, die hier mit dem
Sessellift hochkommen, ist fast alles mit Holzbalken umzäunt, damit hier nicht
alles niedergetrampelt wird. Dann steuern wir den eigentlichen Gipfel mit
Gipfelkreuz an. Dies liegt bereits in Niederbayern. Wir werden ihn dann auch beim
6. BOL vom tiefsten Punkt zum höchsten Punkt Niederbayerns ansteuern. Aber der
6. BOL ist erst für nächstes Jahr geplant. Beim Gipfelkreuz fotografieren wir
uns dann natürlich noch gegenseitig.
Nahe dem höchsten Punkt der Oberpfalz
Auf dem Arbergipfel
Lange Suche nach Alex am Gipfel
Thomas und ich möchten nun eigentlich gleich in Richtung Ziel unterhalb der
Rieslochfälle bei Bodenmais absteigen. Aber Alex will sich unbedingt noch
bandagieren. Eigentlich stehen hier genügend Bänke herum, wo er das problemlos
machen könnte. Aber er will das unbedingt in der Gaststätte ein ganzes Stück
unterhalb des Gipfels tun. Ich vermute um insgeheim schnell zu seinem Kaffee zu
kommen. Er ist halt eine Kaffeetante! So schnell kann ich gar nicht schauen
und er entwischt uns. Leider haben wir keinen richtigen Treffpunkt mit Treffzeit
ausgemacht. Ich gehe davon aus, dass er wieder hoch kommt, während er wohl
meinte, dass wir runterkommen. Da Alex kein Handy dabei hat, schicke ich
schließlich Thomas zum Restaurant runter, während ich oben an der Stelle warte,
wo er ggf. auf alle Fälle wieder hochkommen müsste.
Nun warte ich und warte und
friere mir einen ab. Während ich bereits zu einen Eiszapfen mutiert bin, kommt
endlich Thomas wieder hoch. Aber wo ist Alex? Thomas konnte ihn nicht finden.
Von Thomas erfahre ich, dass unten sogar zwei Restaurants sind. Wie es sich
später herausstellt, haben beide so eine Art Ringeltanz gedreht, soll heißen der
eine suchte den anderen im jeweils falschen Restaurant. Als keiner den anderen
fand, wechselten sie beide das Restaurant und fanden sich wieder nicht.
Wir sind beide recht verärgert. Aber was wollen wir tun? Wir müssen noch
einmal nach ihm schauen, zumal er gar nicht weiß wohin der Abstieg geht.
Also gehen wir die fast 100 Höhenmeter noch einmal hinunter, was mit gut 100 km
in den Beinen wenig Spaß bereitet. Plötzlich klingelt mein Handy. Alex ist
an der Leitung. Er ruft mich von der Gaststätte aus an. Endlich haben wir nach
über einer Stunde vergeblicher Suche den verlorenen Sohn wieder gefunden! Noch
einmal geht es fast 100 Höhenmeter zum Gipfel wieder hoch. Aber nun sind wir
wieder glücklich vereint und können endlich auf der anderen Seite absteigen.
Der Abstieg zu den Rieslochfällen ist dann wieder sehr trailig und stufig. Der
Weg ist zwar schön aber nach so vielen Kilometern schmerzen dabei schon die
Beine
Blick zurück zum Gipfel
Holpriger Abstieg über die Rieslochfälle
Der Abstieg gestaltet sich als sehr holprig. Ich hatte gar nicht mehr von meiner
letzten Tour hier mehr in Erinnerung wie steinig und holprig es da war. Na ja,
damals hatte ich auch keine gut 100 km in den Beinen. Aber heute tut das schon
recht weh. An den Fußsohlen habe ich mittlerweile einige
Druckstellen, wenn gleich wenigstens keine Blasen wie sich später herausstellt. Dazu zieht sich der etwa 7 km lange
Abstieg sehr in die Länge. Wenigstens entschädigen uns im unteren Teil der
Strecke die wirklich sehenswerten Rieslochfälle.
Dahinter wird es noch einmal sehr steinig und holpirg!
Dafür entschädigen uns die wunderschönen Rieslochfälle
Im Ziel der Träume
Kurz vor dem Ziel entdecken wir Gaby, die uns entgegen wandert. Wir
begrüßen uns mit einem großen Hallo! Nach 110 km Laufstrecke mit fast 3000
Höhenmetern und 30:32 Laufstunden mit all den gewollten und nicht gewollten
Pausen sind wir natürlich sehr froh, dass wir es nun geschafft haben.
Die andere Gruppe um Manfred läuft übrigens fast zeitgleich ins Ziel ein. Leider
haben sie einen anderen Abstieg und ein anderes Ziel gewählt, da Kristina und
Sven sich tierische Blasen gelaufen hatten und sich daher nicht mehr den
holprigen Abstieg über die Rieslochfälle zumuten wollten. So sehen wir uns
leider nicht
mehr im Ziel.
Nachdem wir in Teisnach eingekehrten, fährt uns Gaby in Richtung Heimat, wobei
wir Thomas in Radldorf aussetzen, wo er sein Auto geparkt hat und Alex dann
später fast minutengenau im passenden Zug von Erlangen nach Schweinfurt. Weil
dort gerade die Bergkirchweih ist, ist aber sein Zug bis zum Gehtnichtmehr mit
angeheiterten Zechern vollgestopft. Wie er mir
später erzählte, begann der richtig anstrengende Teil seiner Tour eigentlich
erst dort :-)
Nach 110 km Laufspaß im Ziel, auch wenn wir dabei auch viel gewandert sind
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