6. Kazbegi Marathon am 5. September 2015 -
Laufbericht und Bilder von Jürgen Sinthofen
Georgien, 4 Flugstunden von Deutschland entfernt, geografisch in Asien gelegen,
gemäß europäischem Leichtathletikverband jedoch zu Europa gehörend, hat knapp 4
Millionen Einwohner und die Größe von Bayern.
Georgien, zwischen Schwarzem Meer und Kaspischen Meer gelegen (dazwischen noch
Azerbaijan), eingerahmt vom Kleinen Kaukasus im Süden und dem Großen Kaukasus im
Norden, eine Wiege der Menschheit und der Weinkultur, ein für mich fernes und
unbekanntes Land.
Georgien, ein Land der Läufer, nein, oder vielleicht doch?
Ja, in einem kleinen Bergdorf 160 km nördlich der Hauptstadt Tbilisi (Tiflis)
wurde zum 6. Male ein Trailmarathon angeboten, dem einzigen Marathon in
Georgien. Eine kleine Schar engagierter Lauffreunde um Racedirector Alexander
organisieren mit viel Herzblut einen Trailmarathon und Staffel sowie einen
Halbmarathon und einen 8km-Lauf.
Die Homepage des Veranstalters las sich vielversprechend, der Marathon passte in
mein Beuteschema (alle europäischen Länder marathonlaufend erleben), also nix
wie hin.
Mit Air Baltic ging es von München über Riga kostengünstig nach Tiflis; der 10stündige Zwischenaufenthalt in Riga reicht vollkommen, um die alte Hansestadt
und Metropole des Baltikums kennenzulernen.
In Tiflis wurde ein günstiges Hotel zentrumsnah gebucht und so konnte ich am
Dienstag Tiflis zu Fuß erkunden, am Mittwoch eine interessante Bustour in den
Kleinen Kaukasus nach Borjomi (Heilwasserquelle und Kurort), Rabati (tolle
Altstadt) und Wardsia (Höhlenkloster) unternehmen, am Donnerstag nochmals andere
Ecken von Tiflis einschließlich der beeindruckenden „Schatzkammer“ im
Nationalmuseum erkunden und am Freitag gemeinsam mit meinem zwischenzeitlich
angereisten Lauffreund Giuseppe nach Kazbegi (heute Stepanzminda) fahren.
Stepanzminda (vormals Kazbegi), der Veranstaltungsort des Marathons, liegt auf
etwa 1.700m ü.NN, hat knapp 2.000 Einwohner und ist ungefähr 10km von der
russischen Grenze entfernt. Die Fahrt über die Georgische Heerstraße war
landschaftlich sehr eindrucksvoll und führte uns über den knapp 2.400m ü.NN
gelegenen Kreuzpass.
Unser Hostel lag super zentral ca. 200m vom Start/Zielbereich des Laufes
entfernt und direkt am Marktplatz. Die Startunterlagenausgabe sowie die Pasta
Party fanden im Hotel „Rooms“, einem neu errichteten Nobelhotel oberhalb des
Dorfes mit sagenhafter Sonnenterrasse und Blick auf den Berg Kasbek (5.047m),
statt.
Den knappen Kilometer zum „Rooms“ hoch gaben uns gleichzeitig einen Eindruck der
Ortschaft. Viele Straßen waren nicht geteert, die Einfamilienhäuser mit ihren
Wellblechdächern wirkten eher einfach, kaum angelegte Gärten aber alles sehr
sauber.
Die etwa 40 weiteren Marathonis, 11 Staffelteilnehmer (zu je 6 LäuferInnen), 60
Halbmarathonis und 60 LäuferInnen für die 8km holten im Foyer des Hotels ihre
Startunterlagen ab.
Zusammen mit der Startnummer erhielten nur Teilnehmer, welche vor Ende Juli
gemeldet hatten, noch ein Funktionsshirt. Auf einen Zeitnahmechip konnte der
Veranstalter ob der geringen Teilnehmerzahl verzichten.
Die anschließende Pastaparty war, speziell für Giuseppe, eine Enttäuschung, da
die verschiedenen Pasta zwar einigermaßen „al dente“ waren, aber die Soßen eher
„Osteuropäisch“ waren, d. h. es gab nur Mayonnaise, Ketchup und eine Art Ölsoße.
Der angebotene Salat von wirklich schmackhaften Tomaten, Oliven und grünem Salat
halfen Giuseppes Laune merklich zu heben.
Ganz toll aber das Wetter, wir hatten ca. 25°C, Sonnenschein und blauen Himmel.
Die riesige Holzterrasse war der zentrale Treffpunkt der LäuferInnen.
Der Ausblick auf Stepanzminda und den schneebedeckten Kazbek mit der davor
liegenden Gergeti-Kirche waren atemberaubend. Dieses beeindruckende Panorama
sind eines der beliebtesten Fotomotive Georgiens. Wir blieben bis
Sonnenuntergang und genossen die dauernd wechselnden Panoramen des dritt
höchsten Berges Georgiens.
Startnummernausgabe im Foyer des Hotels „Room“
Pasta Party mit leckerem Salat
Und nicht ganz so leckeren Soßen zur Pasta
In gepflegter Atmosphäre
Auf der herrlichen Sonnenterrasse
Mit Blick in Richtung Russland
Und auf den 5.047m hohen Kazbek mit der Gergeti-Kirche im Vordergrund
Tolles Panorama
Abendstimmung bei den LäuferInnen
Zu der Kirche geht es morgen rauf
Guten morgen, Kazbek
Samstag, Marathontag. Ein paar Kekse gegessen, Kaffee in der Hostelküche
zubereitet, Toilette und ab zum Marathonstart.
Es war noch kühl, aber wir hatten blauen Himmel und es versprach wieder ein
heißer Tag zu werden. Alle Läufer genossen den gigantischen Blick auf das
Bergpanorama, so viele Fotos vor einem Marathon werden selten gemacht!
Kurz vor dem Start wurden die Aktiven noch zu einem kurzen Aufwärmtraining
animiert und nach ein paar Ansprachen und dem Abspielen der Nationalhymne wurden
pünktlich um 9 Uhr alle Protagonisten der einzelnen Wettbewerbe gemeinsam auf
die Strecke geschickt.
Vorbei am Heimatmuseum ging es zur Georgischen Heerstraße und nach etwa einem
Kilometer mussten die 8km-Läufer geradeaus weiter und wir Marathonis und
Halbmarathonis wurden nach links auf eine Schotterstraße nach Gergeti geleitet.
Es ging nun durch die Ortschaft, kaum Zuschauer oder Laufinteressierte, dafür
Hunde, welche aber alle sehr friedlich waren, immer weiter bergan Richtung der
markanten Gergeti-Kirche und mit tollen Blicken auf den Kazbek. Nach der
Ortschaft ging es über Wiesenwege und dann auf einem Trail steil bergan,
immerhin liegt die Kirche auf fast 2.300 m ü. NN, d. h. auf gut 3 km waren etwa
500 Höhenmeter zu überwinden!
Auf dem Hochplateau angekommen ging es mit beeindruckendem Blick auf die Kirche
zur ersten Verpflegungsstelle. Diese lag am Fuß des etwa 30m hohen Hügels auf
dem die Kirche liegt. Ich konnte mir nicht verkneifen noch zur Kirche aus dem 14.
Jahrhundert hoch zu laufen und diese kurz anzuschauen. Es hatte sich gelohnt!
Nach der Verpflegung, es gab Wasser, Iso und Bananen, ging es vom Hochplateau
kurz Richtung Kazbek zurück, dann links steil bergab durch ein grünes Tal an
einem Bach entlang vorbei an der Ruine eines alten Wehrturmes wieder in das Dorf
Gergeti. Ein recht schwierig zu laufendes Trailstück.
Die deutsche „Laufkolonie“
Letzte Startnummern werden ausgegeben
Gibt es evtl. schon 2016 einen Marathon in Tiflis (bisher nur Halbmarathon)?
Zur Gergeti-Kirche müssen wir gleich hoch laufen
Einige Armee-Staffeln beteiligten sich
Aufwärmen vor dem Start
Die Nationalhymne wird gespielt
Kurz vor dem Start
Start
Mitten in Stepanzminda
Es geht für 400m auf die Georgische Heerstraße
Und gleich vor dem Wäldchen wieder links runter vom Asphalt
Alles klar!
Es geht ins Dorf Gergeti hoch
Da geht es hoch und alle kämpfen noch mit der Atmung in 1.800m Höhe
Nur die nicht
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