Swissalpine K78 am 29.07.2017 - Laufbericht
und Fotos
1987: Ich bin das erste Mal in Davos. Ich stehe vor dem Eingang der
Hochgebirgsklinik Davos Wolfgang und bin alles andere als begeistert, hier die
nächsten Wochen zur Kur verbringen zu müssen. Von nun an kehre ich bis zu meinem
18.Lebensjahr immer wieder nach Davos zurück und lerne die Gegend kennen und
lieben. Auch meinem Asthma tut es gut, es bessert sich deutlich, heute habe ich
nur noch sehr selten Probleme.
2017: 30 Jahre später. Ich bin wieder in Davos. Es ist 7:00 Uhr morgens und
diesmal stehe ich mit vielen anderen Läufer/innen am Start vom K78. Er gilt als
der weltweit größte Berg-Ultramarathon und findet jedes Jahr am letzten
Juli-Wochenende im Rahmen der Swiss Alpine Marathon Serie statt. Zur Wahl steht
eine ganze Serie an Läufen über unterschiedliche Distanzen. Die Königsdistanz
ist dabei der K78, den man auch im Team laufen kann. Parallel zum Swiss Alpine
fand in diesem Jahr auch der SwissTrail und Swiss Irontrail statt.
Startnummernausgabe
Das Stadion füllt sich
Startaufstellung
Daniel und ich in der Startaufstellung
Um 7:00 Uhr fällt im Stadion in Davos Platz der Startschuss und wir machen uns
zusammen mit den Startern vom K31 auf den Weg Richtung Filisur, dem Ziel des
K31, für uns K78er natürlich nur ein Etappenziel. Zuvor drehen wir eine kleine
Runde in Davos, laufen die Talstraße bis nach Davos Dorf und dann auf der
Promenade wieder zurück. Obwohl erst kurz nach 7:00 Uhr, ist hier schon richtig
was los und wir werden begeistert angefeuert. Wir verlassen Davos und laufen
prompt an unserer kleinen Unterkunft vorbei, unsere Vermieterin steht draußen
und wir rufen ihr „bis später“ zu. Sie erkennt uns und winkt freudig zurück.
Nachdem wir Davos verlassen haben wird die Landschaft wunderschön, weit kann man
ins Tal blicken und teilweise hängt dort noch der Nebel fest, ein tolles Bild.
Wir laufen am Rinerhornmassiv entlang und hier erwarten uns auch die ersten
Höhenmeter. Wobei diese natürlich eher zum Einstimmen auf die später folgenden
sind. Kurz nachdem wir die Rinerhorn-Seilbahn passiert haben, erreichen wir
Spina. Hier haben meine Mutter und ich früher bei unseren Wanderungen oft Rast
gemacht. Auch heute kann ich mich hier Dank Verpflegungsposten stärken. Da ich
die Strecke vom Wandern kenne, steigt in mir die Vorfreude auf Monstein. Der
Blick am Ortsrand auf die Kirche und das dahinter liegende Dorf und Tal ist
wunderschön. Auch gibt es hier ein ausgezeichnetes selbstgebrauchtes Bier von
der höchstgelegenen Brauerei der Schweiz. An der Verpflegung gibt es dies
natürlich nicht.
Das Meer der Läufer ist unterwegs
Am Dorfseeli ist die Wende, es geht zurück nach Davos Platz
Vorbei am Café Weber, von denen das leckere Alpinbrötli kommt, welches an
manchem Posten auslag
Blick zurück, kurz bevor wir Davos verlassen
Links ist unsere Unterkunft zu sehen
Leichter Nebel hängt im Tal
Blick zurück
Es geht aufwärts
Ab in den Wald
Die Teilnehmer schlängen sich am Rinerhorn entlang
und sind in Spina
Die Verpflegung wird dankend angenommen
Die Kirche von Monstein
Monstein
Von hier geht es abwärts
Mit Monstein haben wir den vorläufig höchsten Punkt erreicht, von nun an geht es
bergab Richtung Schmelzboden. Hier beginnt die bekannte Zügenschlucht mit dem
Landwasserviadukt und dem Landwassertunnel. Bis 1974 gab es nur für die
Eisenbahn einen Tunnel, Autos passierten die Strecke Monstein - Wiesen durch die
Zügenschlucht. Seit 1974 gibt es aber auch für den Autoverkehr einen Tunnel, die
ehemalige Kantonstraße steht nun Wanderern offen und heute den Teilnehmern des
K78. Nachdem wir diese wildromantische Schlucht, die leicht abschüssig verläuft,
passiert haben, erreichen wir das kleine beschauliche Wiesen.
Nach einer kurzen Stärkung geht es zuerst über den Landwasserviadukt und
anschließend weiterhin meist abschüssig nach Filisur. Dieses Dorf gibt es
vermutlich schon seit der Bronzezeit, erstmalig erwähnt wurde es aber im Jahre
1262 als Villa Fallisour. Das Dorf lebte lange Zeit vom Erzabbau und später vom
Ackerbau und Viehwirtschaft. Die Sprache der Einwohner war damals noch die
romanische, erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Deutsch zur Hauptsprache.
Zum 1. Januar 2018 ist eine Fusion mit der Nachbarstadt Bergün geplant. Dies ist
auch unser nächstes Etappenziel, ein deutlicher Anstieg entlang (aber nicht
über) des Berges Chavagl Grond führt uns hier hin. Auch diese auf 1367 m ü. M.
liegende Gemeinde war früher romanischsprachig. Warum ich die Höhenlage gerade
so expliziert erwähnt habe? Ganz einfach, nun beginnt der erste richtig harte
Teil des K78, von nun an geht es stetig, teilweise richtig steil, bergauf zur
Keschhütte. Diese liegt auf 2625m ü. M. Zuvor können sich aber alle Teilnehmer,
die das Zeitlimit hier erreicht haben, noch mal stärken und auch Klamotten
wechseln, da man sich von Davos aus einen Beutel hierhin liefern lassen konnte.
Ich selber wechsle auf richtige Trailschuhe und creme mich lieber nochmal mit
Sonnencreme ein, wie viele andere auch. Wer möchte, kann sich auch massieren
lassen.
Schmelzboden, Anfang der Zügenschlucht
Die Zügenschlucht
Hier brennt die Sonne
und neben der Straße geht es sehr tief herunter
Toller Blick
Wir werden in Wiesen empfangen
und verlassen es über den Viadukt
Noch 40 Kilometer
Da ist Bergün in Sicht
Verpflegung, Wechselbeutel und Massage
Da sich die Verpflegung am Ortseingang von Bergün befindet, durchlaufen wir nun
den Ort, dem man sein Alter deutlich ansieht. Dies meine ich aber durchaus
positiv, schöne alte Gebäude gibt es hier noch. Ein Moderator liest- wie auch
schon in Wiesen und Filisur - die Namen der gerade vorbei laufenden Läufer/innen
vor, immer wieder ein schönes Gefühl. Nachdem wir diese beschauliche Gemeinde
verlassen haben, zieht sich der Weg entlang des rauschenden Flusses Ava da Tuors
durch die nun pralle Sonne ganz leicht ansteigend in Richtung Piz Kesch. Die
Steigung hat dabei genau den gemeinen Grad, bei dem man sich nicht so richtig
zwischen Gehen und Laufen entscheiden kann. So wechseln wir und viele andere um
uns herum immer mal wieder die Gangart. Davon werden wir aber bald „erlöst“,
denn der K78 nimmt eine kleine Abkürzung und wir verlassen die Straße, auf der
wir bisher gelaufen sind, und es geht einen schmalen steilen Pfad aufwärts.
Allerdings ist dies auch noch nicht der endgültige Pfad hoch zur Keschhütte, wir
verlassen ihn nach ein paar Minuten wieder auf die Straße, wo sich auch die
nächste Verpflegungsstation befindet. Auf dieser Straße geht es weiter bis nach
Punts d‘Alp, ab hier beginnt dann der harte Aufstieg zur Keschhütte. Ich stärke
mich noch mal ordentlich an der Verpflegung und mache mich ans Bergsteigen.
Leider erstmal ohne Silke, sie möchte kurz Pause machen und gibt Anweisung, ich
soll nicht warten und gefälligst weiterlaufen. An Laufen ist jetzt wirklich
nicht mehr zu denken, teilweise ist es richtig steil. Die Ausblicke zurück ins
Tal und aufs Alpenpanorama werden dafür immer schöner. Ich merke mal wieder,
dass mir die richtig steilen Stücke im Gegensatz zu anderen „Hobbyläufern“
liegen, denn ich überhole fleißig. Trotzdem sehne ich mich irgendwann nach der
nächsten Verpflegung, auch weil ich weiß, dass es danach ja noch ein ganzes
Stück bis zur Keschhütte ist. Zwei Läufer kommen mir entgegen, sie mussten wohl
aufgeben, was natürlich sehr traurig ist. Das wünscht man niemanden. Als dann
endlich der Posten Tschüvel auftaucht, freue ich mich diesen zu sehen und teile
das gleich den freundlichen Helfer/innen mit. Sie freuen sich auch alle, uns zu
sehen. Kurze Zeit später taucht auch Silke auf, lang kann ihre Pause somit nicht
gewesen sein. Aber rasten ist nicht, es geht weiter hinauf, das Ziel ist klar:
Keschhütte. Sie gehört zum Schweizer Alpenclub und wird sowohl von Wanderern als
auch von Mountainbikern als Übernachtungsmöglichkeit für Wanderungen auf den Piz
Kesch (auf den wir zum Glück nicht hoch müssen) oder MTB-Mehrtagestouren
genutzt. Die erste Hütte wurde bereits 1893 gebaut, im Jahr 2000 erfolgte nach
diversen Umbauten ein kompletter Neubau. Seitdem bietet sie 92 Schlafplätze.
Lange, bevor wir die Hütte erreichen, sieht man sie schon am Horizont.
Begeistert zeige ich darauf, aber irgendwie habe es mir gleich gedacht, dass das
mit der Hütte wie mit der bekannten Bergspitze ist, die man meint gleich
erreicht zu haben und dann doch die nächste auftaucht. Zwar taucht keine neue
Hütte auf, aber der Weg bis dahin ist steinig (im wahrsten Sinne des Wortes) und
lang. Belohnt wird das Ganze mit einer immer gewaltiger werdenden hochalpinen
Landschaft. Und irgendwann habe ich die Hütte erreicht. Frisch ist es hier oben,
meine Armlinge hatte ich mir schon vorher angezogen, jetzt zusätzlich noch die
Regenjacke, da man an der Verpflegung im Wind doch recht schnell auskühlt. Ein
paar Teilnehmer sitzen hier seitlich mit wärmenden Decken, um sich zu erholen,
andere lassen sich massieren. Diesen Service finde ich übrigens sehr gut, auch
wenn ich ihn nicht nutze.
Auf in den Ortskern
Es geht Kopfsteinpflaster hinauf
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