Erstmal geht es die Straße entlang
der Asphalt schwindet bald
und wir sind wieder auf schmalen Wanderwegen
Jeder Brunnen wird als Wasserquelle genutzt
Ab jetzt wird es steil
Nein, wir sind hoffentlich nicht auf dem Holzweg
Es geht immer weiter hinauf
und das Alpenpanorama wird immer schöner
Verzierung an der Verpflegung
Je höher wir kommen desto steiniger wird es
Im Hintergrund taucht die Keschhütte auf
Ich habe sie fast erreicht
Blick zurück
So, und eigentlich dachte ich ja jetzt, das Gröbste sei geschafft. Ein kleines
Stück geht es hinter der Keschhütte noch bergauf und schließlich immer bergab,
nur um dann anschließend über den Sertigpass wieder bergauf zu gehen. Tja,
irgendwo müssen die Höhenmeter ja auch herkommen. Der Blick zurück auf den
schneebedeckten Piz Kesch ist toll und ich freue mich auf das Sertigtal. Der Weg
hierin ist aber hart, der Sertigpass, auch wenn er wesentlich kürzer ist als der
Anstieg zur Keschhütte, macht mich fertig. Viele andere Teilnehmer machen
Verschnaufpausen im Stehen oder sitzend auf Steinen. Überall sind ganz kleine
Rinnsale entlang des Weges, man muss also doppelt aufpassen, nicht
wegzurutschen. Nach jeder Bergspitze denke ich mir „ja gleich muss ich oben
sein“, aber man kennt das ja, dem ist nicht so. Ich erklimme eine weitere
Bergspitze und sehe in der Ferne, wie sich das Läuferfeld eine weitere Bergkuppe
hochschlängelt. Gibt’s ja wirklich nicht! Ich laufe tapfer weiter, tolle
Bergseen tauchen auf. Ohnehin ist die ganze Landschaft herrlich, ich mache viel
zu viele Fotos, weil ich immer wieder meine, die Perspektive sei jetzt noch
besser. Und irgendwann tauchen am Horizont Pavillons auf, der Posten Sertigpass
ist in Reichweite.
Blick auf den Piz Kesch
Immer weiter rauf geht es
Nicht mal mehr ein Halbmarathon
Man sieht deutlich, wieviel Höhenmeter man gut gemacht hat
Aber noch geht es weiter bergauf
Zwei kleine Gebirgsseen
Posten Sertigpass
Endlich!
Ich mache mich an den Abstieg und überhole ein dänisches Pärchen, deutlich zu
erkennen an der Fahne auf den Socken. Der Abstieg ist äußerst steinig und steil,
die bereits zurückgelegten gut 59 Kilometer spürt man in den Beinen. Nach einer
Weile höre ich von hinten „Hallo Lars“ und freue mich riesig, Silke
wiederzusehen. Wir laufen bzw. wandern das steile Stück des Sertigpasses
gemeinsam herunter. Als es flacher wird, kann Silke aber deutlich mehr Gas geben
als ich, ich komme einfach nicht hinterher. Auch das dänische Pärchen kassiert
mich wieder ein und viele andere auch. Mir tun die Oberschenkel zu sehr weh, um
auf dem doch nur leicht abschüssig laufenden breiten Wanderweg, auf dem wir uns
jetzt befinden, richtig Tempo zu machen. Kurz vor Sertig Dörfli überprüfe ich
die Zeit und bin beruhigt: Ich habe noch genug Zeit, das Zeitlimit sollte kein
Problem darstellen. Ich freue mich, Sertig Dörfli erreicht zu haben und schwelge
in Erinnerung von früher, auch hier starteten oder endeten früher viele
Wandertouren von uns. Sehr zu empfehlen ist der Wanderweg vom Rinerhorn dorthin.
Wer es etwas anspruchsvoller möchte, wählt die Tour vom Jakobshorn. Unbedingt zu
empfehlen ist im Sertigtal noch ein Abstecher zum Wasserfall.
Jetzt geht es runter
Richtig steinig ist der Weg
Da hinten taucht Sertig Dörfli auf
Der Sertigpass wäre auch geschafft
Im „Zentrum“ von Sertig Dörfli ist bei meiner Ankunft immer noch eine super
Stimmung, ein Moderator begrüßt alle beim Namen. Am Verpflegungsposten wartet
Silke auf mich, wir beschließen, dass wir den Rest jetzt gemeinsam angehen.
Der Posten
Ein letzter Blick ins Tal
Den Wanderweg von Sertig Dörfli nach Boden könnte man als herrlich welligen
Singletrail bezeichnen. Hätten wir noch keine 66 Kilometer (und fast 2.800
Höhenmeter) in den Beinen, würde es richtig Spaß machen, hier lang zu „heizen.“
Spaß macht er trotzdem, auch wenn die Geschwindigkeit doch deutlich reduziert
ist und immer wieder durch kurze Gehpausen unterbrochen wird. Das dänische Paar
überholen wir trotzdem wieder. An der Verpflegung in Boden muss Silke kurz eine
Blase behandeln, prompt zieht das dänische Pärchen wieder an uns vorbei und
fragt, ob wir nur warten, um sie anschließend wieder überholen zu können. Von
Boden geht es weiter nach Clavadel. Zeit sich nochmal umzuschauen und ins Tal
zurück zu blicken sowie an der letzten Verpflegung etwas zu trinken um dann
entlang des Jakobshorns die letzten 4,5 Kilometer zu stemmen. So wunderschön der
Lauf mit dem gigantischen und gewaltigen Bergpanorama auch war, es tat trotzdem
verdammt gut, als Davos zwischen den Bäumen zu sehen war. Wir laufen unter den
Seilen der Jakobshornbahn hindurch, nun ist klar: Es kann nicht mehr weit sein.
Ich blicke hinunter ins Tal und sehe weiter unten das dänische Pärchen laufen.
Es wäre echt ein Heidenspaß, die beiden jetzt nochmal einzuholen, aber dafür
reicht einfach die Kraft nicht mehr. So rufe ich laut „Hello Denmark!“. Man
erkennt uns, winkt und grüßt freudig zurück. Kurz darauf erscheint auch schon
das Schild, das den letzten Kilometer ankündigt.
Die letzten 10 Kilometer!
Es geht über eine kleine Brücke
Clavadel
Endlich ist Davos zu sehen
Der letzte Kilometer
Es geht die letzten paar Meter abwärts vom Feldweg, wir landen wieder auf
asphaltiertem Untergrund, werden in Davos Platz von Zuschauern und Einheimischen
mit Applaus empfangen, biegen in die Talstraße ab und laufen auf das Stadion zu,
dann hinein ins Stadion, auf der Tartanbahn dürfen wir eine halbe Ehrenrunde
drehen. Überall am Rande stehen Leute und klatschen und rufen einem zu, die
Stadionsprecherin liest die Namen vor, wir passieren den Salomon und Migros
Werbebogen und biegen in die letzte Kurve um schließlich glücklich durch den
Zielbogen zu laufen. Bei der offiziellen Zeitmessung merkt man, warum man von
Schweizer Uhrwerken spricht, denn sie ist ähnlich genau wie bei olympischen
Sprintwettbewerben und unterscheidet sogar die Zehntelsekunden, ich war genau
eine schneller als Silke :-P
Hinunter nach Davos
Nicht mehr weit
Zieleinlauf
Wir sind im Ziel
Fazit:
Ein wirklich toller Lauf mit einem traumhaften Bergpanorama. Jeder, der
gerne Ultratrails in den Bergen läuft, sollte ihn unbedingt mal machen.
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