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Einleitung und Tag zuvor
"Join a great challenge", steht auf den Finisher-T-Shirts des
Chiemgauer Hunderters. Wie wahr! Darunter gibt es dann 3
Multiple-choice-Kästchen, wo am Ende 54, 80 oder 100 Km angekreuzt wird.
Das ist die gute Nachricht. Es gibt also Abkürzungsmöglichkeiten. Die
schlechte ist: Viele, auch gute Läufer haben sie nutzen müssen. Die
Finisherquote betrug 50 %.
Man hätte gewarnt sein können. Im Gefahrenhinweis in der Ausschreibung
stand: „Der Lauf findet auf eigenes Risiko....statt. Eine Unzahl von
Gefahren herrschen im Gebirge... Dazu gehören ..Unwetter, Blitzschlag,
Absturz,..., welche zu Verletzungen bis hin zum Tod führen können“. Na ja,
dachte ich, ein wenig dick aufgetragen oder eben die übliche Absicherung
gegen alle Eventualitäten. Außerdem hat man ja schon viele
Haftungsverzichte unterschrieben. Also los.
Die Vorabinformationen waren überdurchschnittlich: Höhenprofil und
ausführliches Roadbook gab es im Internet bzw. per E-Mail. Genauso positiv
auch der Auftakt zum Lauf am Vorabend. Für 17 Uhr stand die Spaghettiparty
im Waldstadion in Ruhpolding auf dem Programm. Neben Nudeln mit zwei sehr
leckeren Soßen, gab es für jeden Teilnehmer noch ein Gratisgetränk. Kurz
vor 19 Uhr dann das Briefing durch Giselher Schneider. Den Lauf vor der
eigenen Haustür hat er, nach eigener Aussage, erfunden, um nicht immer so
weit zu anderen Veranstaltungen fahren zu müssen. Da er ein Fan der
amerikanischen 100-Meilen-Läufe ist, plant er etwas ähnliches in den
heimischen Alpen. Als Einstieg und ersten Test hat er dieses Jahr mal mit
100 Km und gut 4.000 Höhenmetern begonnen |
Spaghettiparty
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Briefing durch Giselher Schneider
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Harald und Tom - noch gut drauf
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Vor dem Start
Nach einer ruhigen Nacht in einer nahe gelegenen Pension (man kann auch
direkt am Stadion zelten), treffen wir uns in der ersten Morgendämmerung
wieder im Stadion. Für 6 Uhr ist der Start angesetzt und die
Vorbereitungen der durchweg erfahrenen Läufer verlaufen in einer ruhigen,
fröhlichen Atmosphäre. Ruhe und gute Stimmung werden dann aber eine halbe
Stunde vor dem Start nachhaltig gestört. Mit kräftigem Rumpeln und
zuckenden Blitzen entlädt sich ein Gewitter direkt über dem Stadion,
heftiger Regen prasselt herunter und alle Läufer haben noch mal
Gelegenheit ihre Kleiderordnung für den anstehenden Tag zu überdenken.
Ich habe mir vorgenommen die ersten 26 Km nur mit einem Trinkgurt zu
laufen. Nach dieser ersten Schleife, vom Organisator als Prolog bezeichnet
, werden wir wieder bei Start und Ziel vorbei kommen. Hier deponiere ich
meinen Laufrucksack, u.a. mit Regenkleidung und einigen Snacks für
unterwegs. Nur 6 Verpflegungsstellen auf 100 Km wären für mein Lauftempo
zu wenig, um ohne eigene Vorräte durchzukommen. Für Km 75 gebe ich noch
meine Stirnlampe ab und dann kann es bei wieder trockenem Wetter los gehen |
Vor dem Start
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Nach dem Start
Die ersten Meter im Stadion, dann ein Stück der Traun entlang. Weiter
in der Morgendämmerung auf netten Spazierwegen und schließlich leicht
ansteigend aus Ruhpolding hinaus. Die ersten 9 Km geht es in zahlreichen
Wellen auf überwiegend gepflegten Wegen dahin |
Klaus Neumann beim Einlaufen
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Morning has broken |
Nichts Schweres, aber 265 Hm sammelt man bereits hier. Auch die ersten „Verlaufer“
gibt es schon, aber da die Läufer noch relativ eng beieinander liegen,
werden die Irrläufer jeweils schnell zurückgepfiffen. Ich habe mich in
einer Gruppe mit meinen Schwaikheimer Freunden Jochen Höschele, Wolfgang
Jezek und Elke Streicher eingerichtet. Carmen Hildebrandt ist dabei,
Vielläufer Klaus Neumann und Olaf Schmalfuss, den ich beim Isarlauf kennen
gelernt hatte. Die Zeit vergeht mit dummen Sprüchen und Albereien wie im
Flug. |
Erste Hügelchen
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Letzte Zivilisation
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Aber nach 10 Km ist dann erst mal Schluss mit lustig. Ein
schmaler Pfad durch die Steilabstürze des Kienbergs beginnt schon mit
Seilsicherungen und da ist es mit meiner Herrlichkeit vorbei.
Seilsicherungen assoziiere ich unwillkürlich mit gefährlich.
Wahrscheinlich würde ich auch unsicher werden, wenn jemand auf einer
ebenen asphaltierten Straße eine Seilsicherung spannen würde. Auf jeden
Fall springen mir meine Mitläufer leichtfüßig davon und ich eiere ca. 2 Km
lang vorsichtig den Hang entlang. |
Sturzig!
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Danach geht es auf gutem Weg noch mal kräftig bergauf und
nach ca. 15 Km haben wir an der Kaitlalm den ersten Höhepunkt des Laufs
erreicht. 530 Hm sind absolviert, gleichzeitig steht der erste
Mountainbiker als Kontrolle am Streckenrand und hat auch noch eine
Getränkestation aufgebaut. So stürzen wir uns frisch gestärkt, auf
autobahnähnlich breiten Wegen, bergab. Nicht so reizvoll, aber gut
geeignet, um wieder Zeit gut zu machen. Denn meine ursprüngliche Idee, in
gut zweieinhalb Stunden wieder am Stadion zu sein, hat mittlerweile schon
sehr gelitten. So klemme ich mich hinter Elke Streicher und Jochen
Höschele und versuche in deren Windschatten auf durchgängig guten Wegen
das Stadion zu erreichen. Als es die letzten Kilometer wieder flach wird,
muss ich zwar abreißen lassen, aber so gegen 8.45 Uhr bin ich wieder auf
LOS und viele meiner Mitläufer aus dieser Runde sind noch an der gut
bestückten Verpflegungsstelle zugange. |
Im Waldstadion
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Die letzten 2 Km hat sich meine Sehne bereits wieder
unschön ziehend gemeldet. Damit ist meine erste Option, nämlich mit
leichtem Gepäck durchzulaufen, erledigt. Zwar sieht das Wetter
mittlerweile prima aus – im Gegenteil, fast ist es mir schon wieder zu
sonnig und warm. Aber eigentlich wollte ich ja eh nur für den Montblanc
trainieren und da würde ich definitiv mit Rucksack laufen müssen. Also
Montblanc simulieren und kein unnötiges Risiko eingehen. Kurz vor 9 Uhr
mache ich mich auf den Weg ins Gebirge. |
Elke und Jochen
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Giselher und Rene
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Die ersten Hügelchen, die sich uns entgegenstellen sehen
noch ganz laufbar aus, |
Noch mehr Hügel
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aber nach einem knappen Kilometer Hügel geht es links ab
und das sind jetzt eindeutig richtige Berge. |
Dann kamen die Berge
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600 Hm stellen sich uns auf den nächsten drei Kilometern
entgegen und es sind noch kurze, leicht fallende Passagen dabei. Die
Steilheit des abschließenden Skihangs ist auf den Bildern nur zu ahnen,
aber so 25 % werden es sicher gewesen sein. |
Und dann der Skihang ...
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Oben winkt der Unternbergsattel und noch ein Stückchen
weiter oben die Unternberghütte. Ich stapfe kämpferisch den Hang hinauf,
immer fest die Hütte im Blick. Dass es Richtung Sattel rechts ab geht,
übersehe ich dabei völlig, steige vielmehr ganz zum Unternberg hinauf und
springe fröhlich auf dem Bergrücken nach links weiter. Eine Hütte weiter
entdecke ich einen Wegzeiger zur Brander Alm. Da wir gestern, als wir im
Stau standen, die wichtigsten Streckenpunkte auswendig gelernt haben, weiß
ich, dass ich dort vorbei muss. Der Wegzeiger zeigt allerdings eindeutig
zurück in Richtung Sattel, also habe ich meinen ersten richtigen Verhauer
geliefert. Auf dem Rückweg sammle ich zwei Mitstreiter ein, die mir im
Herdentrieb nachgestiegen sind, dann geht´s wieder ein Stück bergab und
bis wir am Sattel sind, sammeln sich 7 oder 8 Läufer und auch Simone
Stegmaier aus Berlin treffe ich hier mal wieder. |
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