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Bieler Lauftagebuch von Jochen Brosig
Teil 3 März bis April 2006

Jochen Brosig plant 2006 erstmals bei den 100 km von Biel teilzunehmen. Bereits für die lange Vorbereitungsphase führt er dazu ein für den Leser interessantes und auch mal amüsantes Lauftagebuch.

Autor:  Jochen Brosig

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Obermain - Marathon 2006

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Teil 3

 „Die 100 KM von Biel – Ich war dabei!!!“, das wollte ich auch einmal sagen. Die Idee, die 100 KM von Biel zu laufen, kam mir in der Euphorie nach meiner Teilnahme beim Rennsteiglauf 2003.

Computerlogbuch des Bieler Lauftagebuchs. Wir schreiben das Jahr 2006.
Sternzeit 09/04/06. Trainingskilometer 1734.
Dieses Gefühl kennt Ihr bestimmt auch: Du stehst am Start Deines Frühjahrsmarathon, nestelst nochmals an den Schnürsenkeln herum und überprüfst den Sitz Deines Brustgurtes. Seit dem Du in Deinem Startblock stehst weht ein kalter Wind und Du denkst an Deine langen Tights, Dein Langarmshirt und die Handschuhe. Die drei liegen natürlich zusammen bei Dir im Auto auf der Rücksitzbank. Du denkst Dir: „Hätte ich vielleicht nicht doch die langen Tights…..? Wenigstens die Handschuhe hätte ich mitnehmen können!“ Normalerweise ist bei mir ein leichtes Frösteln am Start für mich genau richtig. Doch heute will ich meinen ersten 50 km Trainingslauf machen. Für mich heute kein Problem, schnell noch mal umgezogen und los geht es. Es soll ein lockerer Lauf werden.

Es ist wieder einmal Sonntag der Tag der langen Läufe. Heute zur Abwechslung einmal in Bad Staffelstein. Wir wollen die Marathonis anfeuern, die Landschaft genießen, ein paar schöne Fotos schießen, Freunde treffen nach dem Motto „Run And Have Fun“ und nebenbei noch einen Überdistanzlauf absolvieren. Wir, das sind Moni und Ossi, die für den Mainzer Marathon trainieren, Manfred und ich. Durch eine Zusatzschleife vorher und oben am Staffelberg will ich heute also die 50 km knacken. Gesagt, getan und so laufe ich die ersten 2 km mit den Halbmarathonis. Munteres treiben im Pulk, Nervosität, Erwartungshaltung und Erfahrungsaustausch. Die Einen hoch konzentriert, die Anderen ganz locker traben quatschend. Auch einmal schön, wenn man ganz unbedarft mitlaufen darf. Ich drehe wieder um und ernte erstaunte Blicke. „Hoffentlich komme ich noch rechtzeitig an den Start!“, denke ich mir. Schon am Bahnhof kommen mir die ersten Marathonis entgegen. Schnell die Digi Cam raus und die ersten Bilder gemacht. Ich warte den Besenwagen ab, reihe mich ein und rolle das Feld von hinten auf. Heute geht es nicht ums Tempo, ich lasse mich treiben.

Mit dem Blick auf das Kloster Banz laufe ich bei KM 2 auf Erwin auf: „Einen schönen guten Morgen!“ Ich will Ihn gerade über seinen Indien-Trip befragen, da klopft mir Thomas auf die Schulter. „Da ist dann also wieder ein toller Bildbericht fällig!“, freue ich mich.

Wir tauschen ein wenig Läuferlatein aus, dann ziehe ich weiter. Am Abzweig vom Halbmarathon hole ich Moni und Manfred ein. Sie kürzen ab während ich den Berg in Richtung Kloster Banz erklimme. Herrlich, diese Landschaft! Wo man hinguckt nichts als Gegend. Ich werde durchs Feld gespült, überhole Läufer um Läufer. Trotz der Steigung ist meine Atmung ganz flach. Ich fühle mich gut. Kontinuierlich habe ich dieses Jahr meine Umfänge gesteigert. Dabei hatte ich so viele Läufe über 30 KM wie nie. Als Wettkampf habe ich nur Kersbach und Bad Windsheim stehen, aber dafür war ich im Training fleißig.

Die Strecke ist dieses Jahr etwas anders, aber angenehmer. Wir laufen im Gottesgarten eine Schleife bevor es nach Vierzehnheiligen hoch geht. Letztes Jahr mussten wir zum Schluss noch eine Ehrenrunde drehen. Im Zick Zack Richtung Stadion und prompt haben wir uns fast verlaufen. Erwin und ich sind im flotten Tempo durch den Marathon getigert. 3:10 Std. standen am Ende zu Buche. Dieses Jahr will ich wesentlich langsamer laufen. 4:10 – 4:20 Std. bei 50 km. Und dann steht sie vor mir, die Basilika. Also wieder die Digi Cam raus, anhalten, Foto schießen, weiter geht´s. Oben angekommen laufen mir bereits die Führenden entgegen. Ungefähr an sechster oder siebter Stelle liegt unser Vereinskamerad Peter Sommer. „Servus Peter!“ Bei KM 20 entschließe ich mich umzudrehen. Hier will ich meine Zwischenschleife einlegen. Bis KM 18 zurücklaufen und mich wieder einreihen. „Wahrscheinlich werde ich Erwin und Thomas wieder treffen“, denke ich mir. So ist es auch. Auf halber Strecke ruft Thomas schon von weitem ich solle mich für ein Foto-Shooting bereithalten. „Wir sehen uns gleich wieder!“, rufe ich ihm zu. „Was?“, aber da bin ich schon vorbei. Kurz darauf erreiche mein Zwischenziel KM 18 und drehe wieder um. Oben auf dem Staffelberg habe ich Thomas und Erwin wieder vor mir. „Bist Du scho´ wieder da?“ Wir legen zusammen eine Geh- und Fotopause ein. Genießen zusammen die Landschaft und müssen wieder weiter.
Von nun an geht´s bergab!

Nach einem kleinen Pläuschchen verabschiede ich mich von den beiden, ziehe das Tempo wieder an. Aber trotzdem immer im Wohlfühlbereich laufen, ist heute wichtig für mich. Hinunter ins Gossental nach Uetzing, weiter nach Stublang, Loffeld und Horsdorf. (War es in Loffeld oder in Horsdorf? Ich weiß es nicht mehr. Ich glaube es war in Horsdorf.) Mir geht es bestens. Mein Tempo kann ich gut halten. Schon vor dem Ortseingang höre ich die Anfeuerungsrufe. Und dann sehe ich es: Ein Spalier von Cheerleader steht vor der nächsten Verpflegungsstation. Sie rufen und kreischen, machen die Welle, springen auf und ab. Ich drehe mich um. „Läuft hinter mir Joey Kelly oder ist etwa Bill von Tokio Hotel dabei?“ Nein, die meinen mich bzw. jeder Teilnehmer des Marathons wird so begrüßt. Nach dem die Landschaft im zweiten Teil im doppelten Sinn stark abfällt, also hier noch mal etwas fürs Auge. „Mädels, ich bin der Meinung Ihr seit, SPITZE!“

Das motiviert für die letzten Kilometer. Die laufen sich immer noch erstaunlich gut. Ich bin eben gut im Training. „Alter Angeber!“, höre ich meine innere Stimme. Doch wenn es nun Mal Fakt ist, dann kann ich es auch nicht ändern. Das Jahr begann schon gut mit dem Lauf in Kersbach. Vor 4 Wochen beim HM in Bad Windsheim lief es auch prächtig. Während ich so in Erinnerung schwelge, treibt es mich dem Ziel entgegen. Bad Windsheim war auch kein leichter HM. Meine Grundlagenausdauer ist durch die langen Läufe gut. Deswegen konnte ich auch von Anfang bis Ende schön gleichmäßig durchlaufen. Da taucht vor mir der Park des Kurzentrums auf. Was, schon da, sagte der Hase zum Igel. „Was, wo kommst Du denn her?“, fragt mich Manfred am Ziel. „Wir warten schon auf Dich!“ Ja, die schöne Landschaft. Da sind 50 KM ein Klacks. Die Zeit vergeht wie im Flug. Der Obermain-Marathon war wieder einmal eine Reise wert.

Wie sagt noch Erwin: „Schee wor´s fei!“
Thomas: „Ja Erwin, schee wor´s scho.“
Jochen: „Ganz schee wor´s..“
Erwin: „So schee wor´s überhaupt no nia.“
Jochen: „So ist des im Leben, zerst is schee und dann is auf amoi alles vorbei.“
Thomas: „Genau.“

Die letzten Meter, GESCHAFFT! 50 KM ein weiterer Meilenstein auf dem Weg nach Biel. Jetzt steht in einer Woche noch unser Trainingslager in Kärnten an. Wir arbeiten dann am Feinschliff. Der Bericht dazu kommt in der nächsten Folge, wenn es heißt: Keine Gnade für die Wade!

Jochen Brosig

Röttenbach, den 14. April 2006
 

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Zum Teil 2

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