Teil 4
Teil 4 – April / Mai – Unser Trainingslager in
Kärnten - Ein kulinarischer Laufgenuss
„Die 100 KM von Biel – Ich war dabei!!!“, das wollte ich auch einmal
sagen. Jetzt ist es bald soweit, mein Ziel rückt immer näher.
Zum Glück geht´s bergwärts
Hallo Genussläufer,
viele Grüße aus Kärnten. Wir halten es dieses Jahr mit
Anderl Heckmair,
dem Erstbesteiger der
Eiger Nordwand.
Deshalb heißt unser Motto auch „Zum
Glück geht´s bergwärts“. Das gleichnamige Buch ist übrigens im
Tyrolia-Verlag erschienen und kostet 17,90 €. Der Münchner Heckmair
verstarb 2005 im Alter von 98 Jahren.
„Der Millstätter See – Das Juwel in Kärnten“, so wird man auf der
Internetseite begrüßt. Der Seeradweg um den
Millstätter See ist der
perfekte Spass für die ganze Familie. Geübte Radfahrer schaffen die
Strecke von 28 KM in zwei Stunden – heißt es. Geübten Läufern wie uns
reicht diese Strecke natürlich nicht aus, ........ aber fangen wir von
vorne an.
Es ist Samstag Morgen um 5.00 Uhr. Ich hole Manfred in Großenseebach ab
und wir machen uns auf den Weg in unser Trainingslager 2006. Dieses Jahr
läuft die Anfahrt problemlos und wir sind nach 5-stündiger Fahrt an
unserem Zielort Seeboden. Der Sonnleitenweg hat wieder einmal seinen Namen
zu Recht. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein erwarten uns. Man
sagt nicht umsonst: „Kärnten – Das Land der Sonne“. Manfred´s Mutter
erwartet uns schon mit dem Mittagessen. Ihr ahnt es schon, um meinen
Glykogenspeicher brauche ich mir diese Woche wieder einmal keine Gedanken
machen. Aber wir verschieben das Essen auf abends und starten sofort
durch, Richtung Eglsee.
Samstag Seeboden – Eglsee
22 km / 380 HM
Krautspatz´n und Salat
Am Sonntag klingelt um 7.00 Uhr der Wecker. Läuferfrühstück und los. An
der ersten Kreuzung biegen wir scharf links ab und sofort geht´s bergauf.
Einmal um den Kolmberg soll es gehen. Hauptsächlich auf Waldwegen führt
uns der Weg. Die Sonne spitzt hinter den Schäfchenwolken hervor und die
Vögel zwitschern ihre Frühlingslieder. Bergauf, bergab, mal auf schmalen
Wurzelpfaden, dann wieder auf Kieswegen schlängelt sich der Weg durch den
Wald um den Kolm. Anschließend verbringen wir den Vormittag, dösend bei
Sonnenschein, im Liegestuhl auf der Terrasse. Am späten Nachmittag laufe
ich die altbekannte Runde über Millstatt und Tangern.
Sonntag Seeboden – Rund um den Kolm 12 km / 300 HM
Seeboden – Millstatt 12,5 km / 220 HM
Schnitzel mit Petersilienkartoffeln
Der Millstätter See
Heute fahren wir nach
Villach. Montagmorgen, eine unserer drei Kernetappen steht an. Von der
Mautstation aus die Dobratscher Bergstraße hoch zur Bergstation „Parkplatz
Rosstratte“. Unten hat es 14 Grad, es ist wieder strahlender Sonnenschein.
Oben sind es dann nur noch 4 Grad. Die Strecke liegt größtenteils in der
Sonne. Ich im Wettkampf-Outfit, schulterfrei. Von der Aussicht bekomme ich
erst auf dem Weg nach unten etwas mit. Dobratscher Bergstraße, das heißt
im Klartext: 16 km bergauf bei ca. 10 % Steigung, 1200 HM und eine
Laufzeit von 1 Std. 33 min. Anschließend relaxen wir in der Erlebnistherme
Villach. Regeneratives Schwimmen und lockern im Whirlpool ist angesagt.
Das tut gut! Kaum im Liegestuhl, schlafe ich ein.
Montag Villach – Dobratsch Berglauf 16 km / 1200 HM
Gemüsereis mit Gurkensalat
Der Dobratsch
Warmbad Villach
Ideales Laufwetter empfängt uns am Dienstagmorgen. Zwischen den Wolken
schaut immer wieder Mal die Sonne durch. Lockeres Auslaufen ist heute
angesagt. Dabei sammeln wir wieder ein paar Höhenmeter. Ohne Berge geht
hier gar nix. Über Spittal und Lieserhofen zurück nach Seeboden. Auch eine
bekannte Runde, die wir heute mit Abwandlung laufen. Ich habe ein gutes
Gefühl. Meine Muskeln fühlen sich gut an. Es läuft sich prima! Danach
wieder unser Ausgleichsprogramm: Dösen im Liegestuhl – Essen – Dösen im
Liegestuhl. Am Abend scharre ich wieder mit den Hufen. Manfred schüttelt
nur den Kopf. Nichts desto trotz laufe ich nach Millstatt am Seeufer
entlang, flach. 50 Minuten. Mal wieder ein bisschen Tempo machen. Die
untergehende Abendsonne spiegelt sich rot im Millstätter See, ein leichte
Brise kühlt mich und ich fliege dahin:
„Oh, I want to get away,
I want to fly away……..”
Dienstag Seeboden – Spittal – Lieserhofen – Seeboden 19 km / 370 HM
Seeboden – Millstatt 11 km / 50 HM
Fischfilet mit Kartoffelsalat
Spittal an der Drau
Nach dem Motto „Bus & Run“ geht es Mittwoch früh zeitig mit dem Postbus
nach Afritz. Unser Lauf startet um 8.00 Uhr am Afritzer See. Die
Königsetappe dieses Jahr. „Mal schau´n, wie ich das Programm der letzten
Tage verkraftet habe?“, denke ich mir noch und schon geht´s bergauf. Es
dauert fast eine halbe Stunde bis ich richtig in Tritt komme. Ich schleppe
mich Manfred hinterher. „Das kann ja heiter werden!“ Wir haben ja noch 3
Stunden vor uns. „Auweia!“
Vom Thurnerhof zieht sich ein Anstieg in Serpentinen durch den Wald nach
oben. In den nächsten 30 Minuten bewältigen wir ca. 300 Hm. Wir sind jetzt
etwa auf 1100 m und laufen, ungefähr auf halber Höhe des Mirnocks, einen
regelrechten Viertelkreis um den Berg. Von der schattigen Nordseite auf
die sonnige Westseite. Natzlhütte, Bruggerhütte und Bergfried heißen
unsere Stationen. Mal haben wir über umgestürzte Bäume zu klettern, dann
wieder vorsichtig einen Steig entlang zu laufen (ja fast zu klettern),
weil der halbe Weg weggesackt ist. Aber ansonsten führt unser Weg auf
Kieswegen und Wurzelwerk, so dass es uns nicht langweilig wird. Wir müssen
hier hoch konzentriert laufen, um nicht umzuknicken oder zu stürzen. Beim
Bergfried angekommen, werden wir mit einer wunderbaren Aussicht über den
Millstätter See belohnt. Vor uns die Hohe Tauern. Bevor es jetzt 500 Hm
bergab nach Glanz geht, schöpfen wir Energie an den „Orten der Kraft“ des
Sebastian Kneipp. An der nördlichen Seite des Millstätter Sees entlang,
laufen wir durch den Buchwald, weiter durch den Zederwald. Jeder noch so
kleine Anstieg wird für mich jetzt zum Mount Everest. Manfred geht es
nicht besser. Wir ziehen uns gegenseitig mit der Gummibandmethode Richtung
Seeboden: An den Steigungen bin ich vorne, beim nächsten Gefälle zieht er
an mir vorbei als ob ich stehe, bis beim nächsten Anstieg ich wieder in
Front laufe. So geht´s hoch zum Eglsee. Und endlich ist es so weit: von
nun an geht´s bergab. Nämlich nach Seeboden und dort wartet mein
Liegestuhl auf mich. Also noch Mal einen Zwischenspurt eingelegt, das
Tempo erhöhen und dann ist es geschafft. Die Spaghetti haben wir uns
sauber verdient. Das war kein Zuckerschlecken. Als ich mir am Abend die
Tour auf der Karte noch einmal anschaue, wird sogar mir schlecht. Das war
der Hammer!
Mittwoch Von Afritz nach Seeboden – 4 Seenlauf 37 km / 970 HM
Spaghetti Bolognese und Gurkensalat
Afritzer See / Brennsee / Eglsee /
Millstätter See
Nach der knüppelharten Tour gestern ist heute lockeres Auslaufen angesagt.
Manfred legt einen Ruhetag ein. Es geht zeitig los, für nachmittags sind
Schauer angesagt. Mit 14 Grad ist es auch etwas frischer als in den
vergangenen Tagen. Ich mache mich auf den Weg der bekannten Runde vom
Dienstag nach Spittal. Es nieselt immer wieder mal. Aber das ist ganz
angenehm beim Laufen. Bergwärts lasse ich es heute bewusst langsam
angehen. Abwärts lasse ich es an den flachen Passagen rollen, an den
starken Gefällstücken wird ganz ruhig und vorsichtig gelaufen. Zurück in
Seeboden habe ich immer noch nicht genug. Es geht weiter, immer weiter. So
laufe ich die Sonntagvormittagrunde „Rund um den Kolm“. Am Ende stehen 30
km zu Buche. Wie erwähnt, lockeres Auslaufen ist angesagt.
Natürlich darf auch der gemütliche Teil nicht zu kurz kommen. Ein
Hüttenabend in der Buschenschenke rundet den Tag bei ein paar Gläsern Most
ab. Der Wirt spielt dazu auf der Steirischen und wird von der Teufelsgeige
und der Saublattern unterstützt. Alles in allem ein urgemütlicher Abend.
Das ist zwar nicht die ideale Vorbereitung für den nächsten Trainingstag,
aber sch.... drauf
Donnerstag Spittal – Lieserhofen – Seeboden 19 km / 370 Hm
Rund um den Kolm 12 km / 300 Hm
Hüttenabend mit einer Brettljausen dazu ein paar Gläser Most
Hüttenabend
Der dritte Schwerpunkt dieses Trainingslagers ist die heutige
Intervalleinheit. Und die ist nichts für Weicheier. 10 x 1000 m! Ich hoffe
ich bin kein Weichei und kann das Programm durchziehen. Wir werden sehen.
Es regnet schon die ganze Nacht und deshalb habe ich auch gar keine Lust
zum Aufstehen. Aber es hilft alles nichts, mein Trainer kommt persönlich
und schmeißt mich aus dem Bett. Ich mache mir mein Wettkampffrühstück (1
Banane) und brauche dann noch eine Stunde zum wach werden. Draußen nieselt
es inzwischen. Also besser wird das Wetter heute nicht mehr. Es soll
losgehen. Auf der ersten Hälfte begleitet mich Manfred, die zweite Hälfte
laufe ich alleine. Wir trainieren auf einer 2 km-Runde. Der 1000 m
Abschnitt ist asphaltiert und der Wind kommt von hinten. Ideal! Das heißt
für mich heute 14 Runden: Je 2 zum Ein- bzw. Auslaufen und 10 für die
Intervalle. Schon nach den ersten 2 Intervallen ist mir klar, heute läuft
es rund. Bei für mich idealem Laufwetter spule ich die 1000er runter.
Spielend einfach lassen sie sich laufen und ich freue mich schon auf
Montag, um meine Form auszutesten.
Freitag Seeboden – Intervalltraining 31 km / 280 Hm
10 x 1000 m im 10 km-Wettkampftempo
Kärntner Nudeln und Eissalat
Kärnten läuft
Regenerativ wollen wir heute Joggen. Dabei soll es auch ganz bestimmt
bleiben. Manfred ist zwar nicht dabei um mich zu bremsen. Aber heute
besteht keine Gefahr, dass ich zu schnell werde. Ein Lauf für die
Statistik. Mir fehlen noch 10 km zu 200 Trainingskilometern in der Woche.
Ich laufe noch einmal runter an den See. Heute ist es trüb und regnerisch.
Es nieselt leicht und es ist kühl, aber nicht windig. Die Seepromenade
entlang und den Seeuferradweg nach Millstatt. Das ist für heute
ausreichend. Die Muskulatur lockern nach der anstrengenden Woche und
regenerieren für Montag. Für 10.00 Uhr haben wir die Rückreise geplant.
Die Fahrt ist problemlos und ohne jeden Stau.
„Auf Wiederschau´n Kärnten! Ich freue mich auf ein Wiedersehen in 2007!“
Samstag Seeboden – Millstatt 11 km / 50 HM
Heimreise
Kärnten radelt
Sonntag Ruhetag
Traingslager Kärnten 2006 in Zahlen: 200 km / 4200 Hm
Die
Regeneration – Have a good rest
Zu einem zünftigen Trainingslager gehört natürlich der Testwettkampf als
Abschluss. Dieses Jahr haben wir den Halbmarathon in Scheßlitz ausgesucht.
Diese Erstveranstaltung ist das Jubiläum der Laufabteilung und findet am
1. Mai statt. Am Start sind heute Walburga bei Ihrem 200. Start für das
Langstreckenteam, Miss Bestzeit höchstpersönlich Brigitte, unser
Einpeitscher und Laufguru Manfred und der ewige Vierte, meine Wenigkeit.
Bei herrlichstem Laufwetter geben wir unser Bestes. Die Damen belegen wie
üblich jeweils Platz1. Brigitte, wie soll es auch anders sein, läuft
persönliche Bestzeit. Langsam kommt sie mir vor wie die russische
Stabhochspringerin, die den Weltrekord immer um 1 cm verbessert. Da taucht
nun die Frage auf, wie es bei mir lief. 4. Platz, ist doch klar. Meine
Renntaktik war voll auf Kampflinie zu laufen (Zielzeit 1:20). Dabei wollte
ich schauen, wie weit es geht. Bis KM 10 lag ich gut in der Zeit. Danach
musste ich für das hohe Anfangstempo büßen. Das letzte Drittel ging es
wieder hervorragend. Ein weiterer Schritt Richtung Biel ist getan!
Montag Halbmarathon in Scheßlitz
HM-Ergebnisse
Run happy! I´m free! Free running!
Fortsetzung folgt
Jochen Brosig
Röttenbach, den 1. Mai 2006 |