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Jubiläumslauf 50. Bieler 100km am 13. Juni 2008 - Noch
einmal musst du nach Biel?
Warum eigentlich?
Na ja, meinen ersten Ultralauf hatte ich zum 30. Bieler 100ter absolviert,
nachdem ich damals fit wie ein Turnschuh in dreieinhalb Tagen mit dem Rad von
Elmshorn bei Hamburg nach Biel gefahren bin und am darauf folgenden Abend die
Strecke in 9h57 gemeistert hatte.
Wegen dieser guten Erinnerungen dachte ich, es wäre eine runde Sache, zum 50.
Bieler 100ter nochmals anzutreten.
Okay, nach einem Anflug von Euphorie und daraus resultierender Anmeldung im
Januar folgte die große Muffe.
Wegen Fußproblemen litt mein Lauftraining seit dem letzten Marathon in Florenz
im November letzten Jahres erheblich und so hatte ich bis zum Start keine 650
Laufkilometer für das gesamte Jahr in den Beinen.
Eigentlich frech überhaupt antreten zu wollen wenn man weiß, daß die meisten
Läufer als Vorbereitung zu einem solchen Lauf mindestens 60km pro Woche
trainieren. Aber durch geschicktes Erzählen im Bekanntenkreis über den
bevorstehenden 100ter kann man sich selbst etwas unter Druck setzen (man möchte
ja kein Weichei sein und nicht antreten bzw. den Wettkampf abbrechen) und damit
das vermeintlich Unmögliche schaffen, nämlich das Ziel in der Sollzeit von 19
Std zu erreichen. Ob das vernünftig ist, ist sicherlich diskutabel. Für mich war
aber klar, daß meine langjährige Lauf – und Wettkampferfahrung und der Wille zum
Finischen über einiges hinweg helfen könnte.
Also fuhren wir am Donnerstag Abend von Bamberg los und nach einer Übernachtung
im Elsaß erreichten wir zusammen mit vielen Holländern und weiteren EM
Schlachtenbummlern am Freitag Vormittag die Deutsch-Schweizerische Grenze.
Tip, bereits in Weil am Rhein abfahren wer die schweizerische Autobahnvignette
für 30 Euro sparen und gemütlich über Delemont durch eine herrliche Landschaft
nach Biel fahren möchte!
In Biel angekommen sahen wir sporadisch eine Ausschilderung zum
Start/Zielbereich am Eisstadion. Wer sich auf diese verläßt, ist verlassen!
Tip, einfach in Richtung Solothurn fahren und wo links an einer Ampel der „Sexyshop“
(so wurde mir das erklärt) ist, rechts abbiegen und nach ca. 1km wieder links.
Dann kommt man nach weiteren ca. 1,5km „toute droit“ hinter dem Eisstadion raus,
wo eine Wiese als Parkplatz für die Teilnehmer abgemäht und kenntlich gemacht
wurde. Einfach das „Verbot der Einfahrt“ ignorieren, und man hat mit ca. 200
anderen Fahrzeugen einen tollen Parkplatz (umsonst) mit freier Ausfahrt nach dem
Rennen ca. 300m vom Eisstadion entfernt ergattert!
Da die Startnummernausgabe am Freitag erst ab 16.00 Uhr erfolgte, ergab sich die
gute Gelegenheit nochmals 3 Std. zu schlafen bevor die selbstgekochten Spagetti
mit Thunfisch bis 18.30 Uhr verspeist waren.
Eine Nudelparty gab es nur am Donnerstag, ich frage mich nur, wer da schon
kommt. Außerdem sah das, was man in einem Festzelt am Eisstadion an Essen
käuflich erwerben konnte nicht gerade super lecker aus. |
Relaxte Atmosphäre 5h vor dem Start so ... |
... oder so |
Die Abholung der Startnummer im Eisstadion gab uns die Chance
in das Ambiente der Veranstaltung einzutauchen. Es gab eine kleine Läufermesse,
welche aber weder vom Angebot, der Präsentation noch den Preise zu irgendwelchen
Jubelausbrüchen oder Spontankäufen verführte. Dafür gab es einen größeren
Bildschirm, auf welchem das EM Spiel Italien-Rumänien übertragen wurde.
Keine Musik, Durchsagen zur Veranstaltung, nix. Für diese Eindrücke reichten
dann aber auch die 10 Minuten Schlange stehen, bis wir die Startnummer und den
Zeitmesschip (sehr gut, keine gesonderte Leih – oder Pfandgebühr) in Händen
hatten.
Als nette Erinnerung gab es ein praktisches Schweizer Taschenmesser mit Bieler
Jubiläumsaufdruck.
Wieder am Auto gab es noch Schwätzchen mit
Robert Wimmer (soll ich eine
Stirnlampe mitnehmen..), der Begrüßung von Alois Zenk (läuft in der AK 55 immer
Anschlag) oder Arthur Leisebach (66 Jahre alt und die 29. Teilnahme am Bieler
100ter) oder man konnte Joey
Kelly vor der Kamera zum Thema „tough Ultraman“ bewundern. |
Letzte Vorbereitung von
Joey Kelly |
Beste Laune bei der polnischen Fraktion, |
aber auch gespannte Erwartung. |
Der Start des Laufes auf einen Einrundenkurs mit ca. 350
Höhenmetern östlich von Biel erfolgt abends um 22.00Uhr.
Dieser Landschaftslauf durch die Vollmondnacht in den Morgen macht sicherlich
den großen Reiz dieses Wettkampfes aus, wirft aber auch die Frage nach den
geeigneten Laufklamotten auf. Für die Nacht wurden Temperaturen bis 8 Grad
vorhergesagt, der Samstag sollte wieder freundlich und warm werden, kein Regen –
mal wieder Glück gehabt!
Ich entschied mich zum ersten Mal für die langen Sommertights unter der kurzen
Laufhose, einem dünnen langärmeligen Funktionshemd und meiner leichten wind- und
wasserdichten Laufjacke. Diese Wahl entpuppte sich im Nachhinein als
goldrichtig.
Kurz vor 22.0Uhr ging es zum Start. Es war eine gelöste Stimmung, eine polnische
Lauffraktion machte Stimmung, viele andere der ca. 2.400 Läufer –
Rekordbeteiligung - waren in sich gekehrt und harrten der Dinge die da kommen
würden.
Nach dem guten alten „Countdown“ erfolgte undramatisch der Startschuss und los
ging es in das Abenteuer „Biel 100km“. Die ersten 5km ging es durch die Stadt,
es waren zahlreiche Zuschauer an der hell beleuchteten Strecke die uns
anfeuerten und so konnte man sich sehr gut „einrollen“. |
Endlich geht es los .. |
.. in die lange Nacht von Biel |
Das Feld rollt sich ein |
Gleich geht aus Biel raus in die Nacht. |
Ich fing bald an zu schwitzen und bereute die Laufjacke
mitgenommen zu haben. Na ja, zusammengerollt und um die Hüften gebunden störte
sie auch nicht weiter beim Plausch mit verschiedenen Bekannten und der
Fotografiererei. Sigrid Eichner lief wie eine Junge, meinte dazu allerdings,
dass sie hofft „das es auch so weiter geht“. Es ging, Sigrid lief tolle 12h27min
später als erste der W65 vor 240 weiteren Frauen und 930 Männern in Biel wieder
ein. Respekt.
Sebastian Schöberl lief seinen 15ten Bieler Hunderter und wollte diesen ruhig
angehen, Felix Kainz musste mal wieder heizen und Willem Mütze aus Holland
bestach mal wieder durch seinen unverwechselbarem Wanderschritt.
Nach diesem kurzweiligen Prolog ging es auf die Dörfer, bis km 10 galt es die
ersten 100 Höhenmeter rauf- und gleich wieder runter zu laufen. Gut, dass ein
kleiner Junge uns kurz vor der 10km Verpflegung mit „noch 90km“ motivierte.
Weiter Richtung Aarberg über lange Feldwege, die Kilometer zogen sich und fast
alle Läufer liefen ihren Lauf ohne Unterhaltung. Ich auch. Leider. Mir wäre es
lieber gewesen so bis km 50 in Gesellschaft zu laufen. Schade, es ergab sich
nicht, und so konnte ich mich in aller Ruhe fragen, warum ich dies tue, ob der
Fuß hält, ich das Ziel überhaupt erreiche und wie weit es eigentlich noch bis
zur nächsten 5km Markierung ist. Okay, kennt man alles irgendwie schon und mit
der gebotenen Abgebrühtheit hangelt man sich von einem selbstgesteckten Teilziel
zum nächsten (½ Marathon – ¼ bereits gelaufen, Marathon, die Hälfte geschafft,
bei km 56 nicht ausgestiegen, Ho-Chi-Minh Pfad geschafft, nicht mal mehr ein
Marathon, noch ein 1/2marathon, nur noch die normale Trainingsstreckenlänge,
..).
In Aarberg (Ziel des ½ Marathons) mal wieder Stimmung, wir überquerten die Aare
auf einer schönen überdachten Holzbrücke und liefen über den Marktplatz weiter
über kleine Dörfer und Nebenstrecken.
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Über die Holzbrücke in Aarberg |
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