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100 Kilometer von Biel vom 13. - 14.06.2008 - Jubiläumslauf 50. Bieler Lauftage - Bericht  von Jürgen Sinthofen

Teil 1

Autor:  Jürgen Sinthofen

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100 km von Biel 2008

Joey Kelly beim Start der 100 Kilometer von Biel 2008

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Inhaltsverzeichnis

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Jubiläumslauf 50. Bieler 100km am 13. Juni 2008 - Noch einmal musst du nach Biel?

Warum eigentlich?

Na ja, meinen ersten Ultralauf hatte ich zum 30. Bieler 100ter absolviert, nachdem ich damals fit wie ein Turnschuh in dreieinhalb Tagen mit dem Rad von Elmshorn bei Hamburg nach Biel gefahren bin und am darauf folgenden Abend die Strecke in 9h57 gemeistert hatte.

Wegen dieser guten Erinnerungen dachte ich, es wäre eine runde Sache, zum 50. Bieler 100ter nochmals anzutreten.

Okay, nach einem Anflug von Euphorie und daraus resultierender Anmeldung im Januar folgte die große Muffe.

Wegen Fußproblemen litt mein Lauftraining seit dem letzten Marathon in Florenz im November letzten Jahres erheblich und so hatte ich bis zum Start keine 650 Laufkilometer für das gesamte Jahr in den Beinen.

Eigentlich frech überhaupt antreten zu wollen wenn man weiß, daß die meisten Läufer als Vorbereitung zu einem solchen Lauf mindestens 60km pro Woche trainieren. Aber durch geschicktes Erzählen im Bekanntenkreis über den bevorstehenden 100ter kann man sich selbst etwas unter Druck setzen (man möchte ja kein Weichei sein und nicht antreten bzw. den Wettkampf abbrechen) und damit das vermeintlich Unmögliche schaffen, nämlich das Ziel in der Sollzeit von 19 Std zu erreichen. Ob das vernünftig ist, ist sicherlich diskutabel. Für mich war aber klar, daß meine langjährige Lauf – und Wettkampferfahrung und der Wille zum Finischen über einiges hinweg helfen könnte.

Also fuhren wir am Donnerstag Abend von Bamberg los und nach einer Übernachtung im Elsaß erreichten wir zusammen mit vielen Holländern und weiteren EM Schlachtenbummlern am Freitag Vormittag die Deutsch-Schweizerische Grenze.
Tip, bereits in Weil am Rhein abfahren wer die schweizerische Autobahnvignette für 30 Euro sparen und gemütlich über Delemont durch eine herrliche Landschaft nach Biel fahren möchte!

In Biel angekommen sahen wir sporadisch eine Ausschilderung zum Start/Zielbereich am Eisstadion. Wer sich auf diese verläßt, ist verlassen!
Tip, einfach in Richtung Solothurn fahren und wo links an einer Ampel der „Sexyshop“ (so wurde mir das erklärt) ist, rechts abbiegen und nach ca. 1km wieder links. Dann kommt man nach weiteren ca. 1,5km „toute droit“ hinter dem Eisstadion raus, wo eine Wiese als Parkplatz für die Teilnehmer abgemäht und kenntlich gemacht wurde. Einfach das „Verbot der Einfahrt“ ignorieren, und man hat mit ca. 200 anderen Fahrzeugen einen tollen Parkplatz (umsonst) mit freier Ausfahrt nach dem Rennen ca. 300m vom Eisstadion entfernt ergattert!

Da die Startnummernausgabe am Freitag erst ab 16.00 Uhr erfolgte, ergab sich die gute Gelegenheit nochmals 3 Std. zu schlafen bevor die selbstgekochten Spagetti mit Thunfisch bis 18.30 Uhr verspeist waren.

Eine Nudelparty gab es nur am Donnerstag, ich frage mich nur, wer da schon kommt. Außerdem sah das, was man in einem Festzelt am Eisstadion an Essen käuflich erwerben konnte nicht gerade super lecker aus.

100 km von Biel 2008

Relaxte Atmosphäre 5h vor dem Start so ...

100 km von Biel 2008

... oder so

Die Abholung der Startnummer im Eisstadion gab uns die Chance in das Ambiente der Veranstaltung einzutauchen. Es gab eine kleine Läufermesse, welche aber weder vom Angebot, der Präsentation noch den Preise zu irgendwelchen Jubelausbrüchen oder Spontankäufen verführte. Dafür gab es einen größeren Bildschirm, auf welchem das EM Spiel Italien-Rumänien übertragen wurde.
Keine Musik, Durchsagen zur Veranstaltung, nix. Für diese Eindrücke reichten dann aber auch die 10 Minuten Schlange stehen, bis wir die Startnummer und den Zeitmesschip (sehr gut, keine gesonderte Leih – oder Pfandgebühr) in Händen hatten.
Als nette Erinnerung gab es ein praktisches Schweizer Taschenmesser mit Bieler Jubiläumsaufdruck.

Wieder am Auto gab es noch Schwätzchen mit Robert Wimmer (soll ich eine Stirnlampe mitnehmen..), der Begrüßung von Alois Zenk (läuft in der AK 55 immer Anschlag) oder Arthur Leisebach (66 Jahre alt und die 29. Teilnahme am Bieler 100ter) oder man konnte Joey Kelly vor der Kamera zum Thema „tough Ultraman“ bewundern.

100 km von Biel 2008

Letzte Vorbereitung von Joey Kelly

100 km von Biel 2008

Beste Laune bei der polnischen Fraktion,

100 km von Biel 2008

aber auch gespannte Erwartung.

Der Start des Laufes auf einen Einrundenkurs mit ca. 350 Höhenmetern östlich von Biel erfolgt abends um 22.00Uhr.
Dieser Landschaftslauf durch die Vollmondnacht in den Morgen macht sicherlich den großen Reiz dieses Wettkampfes aus, wirft aber auch die Frage nach den geeigneten Laufklamotten auf. Für die Nacht wurden Temperaturen bis 8 Grad vorhergesagt, der Samstag sollte wieder freundlich und warm werden, kein Regen – mal wieder Glück gehabt!
Ich entschied mich zum ersten Mal für die langen Sommertights unter der kurzen Laufhose, einem dünnen langärmeligen Funktionshemd und meiner leichten wind- und wasserdichten Laufjacke. Diese Wahl entpuppte sich im Nachhinein als goldrichtig.

Kurz vor 22.0Uhr ging es zum Start. Es war eine gelöste Stimmung, eine polnische Lauffraktion machte Stimmung, viele andere der ca. 2.400 Läufer – Rekordbeteiligung - waren in sich gekehrt und harrten der Dinge die da kommen würden.
Nach dem guten alten „Countdown“ erfolgte undramatisch der Startschuss und los ging es in das Abenteuer „Biel 100km“. Die ersten 5km ging es durch die Stadt, es waren zahlreiche Zuschauer an der hell beleuchteten Strecke die uns anfeuerten und so konnte man sich sehr gut „einrollen“.

100 km von Biel 2008

Endlich geht es los ..

100 km von Biel 2008

.. in die lange Nacht von Biel

100 km von Biel 2008

Das Feld rollt sich ein

100 km von Biel 2008

Gleich geht aus Biel raus in die Nacht.

Ich fing bald an zu schwitzen und bereute die Laufjacke mitgenommen zu haben. Na ja, zusammengerollt und um die Hüften gebunden störte sie auch nicht weiter beim Plausch mit verschiedenen Bekannten und der Fotografiererei. Sigrid Eichner lief wie eine Junge, meinte dazu allerdings, dass sie hofft „das es auch so weiter geht“. Es ging, Sigrid lief tolle 12h27min später als erste der W65 vor 240 weiteren Frauen und 930 Männern in Biel wieder ein. Respekt.
Sebastian Schöberl lief seinen 15ten Bieler Hunderter und wollte diesen ruhig angehen, Felix Kainz musste mal wieder heizen und Willem Mütze aus Holland bestach mal wieder durch seinen unverwechselbarem Wanderschritt.
Nach diesem kurzweiligen Prolog ging es auf die Dörfer, bis km 10 galt es die ersten 100 Höhenmeter rauf- und gleich wieder runter zu laufen. Gut, dass ein kleiner Junge uns kurz vor der 10km Verpflegung mit „noch 90km“ motivierte. Weiter Richtung Aarberg über lange Feldwege, die Kilometer zogen sich und fast alle Läufer liefen ihren Lauf ohne Unterhaltung. Ich auch. Leider. Mir wäre es lieber gewesen so bis km 50 in Gesellschaft zu laufen. Schade, es ergab sich nicht, und so konnte ich mich in aller Ruhe fragen, warum ich dies tue, ob der Fuß hält, ich das Ziel überhaupt erreiche und wie weit es eigentlich noch bis zur nächsten 5km Markierung ist. Okay, kennt man alles irgendwie schon und mit der gebotenen Abgebrühtheit hangelt man sich von einem selbstgesteckten Teilziel zum nächsten (½ Marathon – ¼ bereits gelaufen, Marathon, die Hälfte geschafft, bei km 56 nicht ausgestiegen, Ho-Chi-Minh Pfad geschafft, nicht mal mehr ein Marathon, noch ein 1/2marathon, nur noch die normale Trainingsstreckenlänge, ..).
In Aarberg (Ziel des ½ Marathons) mal wieder Stimmung, wir überquerten die Aare auf einer schönen überdachten Holzbrücke und liefen über den Marktplatz weiter über kleine Dörfer und Nebenstrecken.

100 km von Biel 2008

Über die Holzbrücke in Aarberg

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