Der Weg wird nun "crossig". Er wechselt vom Fahrweg in einen
Bergpfad. Das gefällt mir besser, weil es Abwechslung ins Spiel bringt. |
Hier quere ich eine Geröllhalde |
Dahinter wird es recht steil
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"Auf gehts Buam!"
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Nach 3 Stunden 45 wollte ich spätestens bei Verpflegungspunkt
2 sein. Lahme Läufer, die da nicht mithalten hätten können, wollte ich
ursprünglich für ihr Zeitvergehen rauswerfen.
Nun zeigt die Stoppuhr schon 3:40 an! Muss ich mich selbst rauswerfen?
Da hilft nur eins, ich muss doch einmal einen Zahn zulegen. Wie beim Berner äh
Walchenseer Laufwunder erreiche ich exakt nach 3 Stunden und 45 Minuten den
ersehnten Verpflegungspunkt.
Gut, dass hier zum Schutz von Brennholz ein Dach errichtet
wurde. Denn als ich ankomme, öffnet der Himmel für 5 Minuten seine Schleusen.
Also lege ich hier eine 5 Minutenpause ein, trinke und esse in aller Ruhe und
ergänze meine Vorräte, zumal die nächsten Läufer vor mir nur noch wenige Minuten
vor mir sein sollen. Also kann ich mir erst einmal etwas Zeit lassen! |
Verpflegungspunkt 2 |
Ich schütze mich unter dem Dach vor einem Regenguss, der gerade hier über uns
hereinbricht |
Bis zum Gipfel sind es jetzt nur noch etwa 400 Höhenmeter.
Als Laufphilosoph in Stoizismus
geübt macht mir das nichts aus, zumal die Landschaft mit ihrem Bergnebel nun
immer zauberhafter und mystischer wird. Hinter jedem Baum vermute ich eine
Waldelfe oder gar einen Troll. |
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Nebel- und Zauberwald |
Ausblick vom Grat am Buchrain auf den Großen Illing |
Schließlich erreiche ich den mystisch in Bergnebel
eingetauchten Gratweg über Rauheck zum Heimgartengipfel hoch. Ich genieße die
einzigartige Stimmung. Jedes Wetter hat seinen Reiz! |
Gratweg vom Rauheck zum Heimgarten im undurchdringlichen Bergnebel |
Kurz vor dem Berggipfel kommt mir ein Mann der Bergwacht
entgegen. Er ist so nett und fotografiert mich bei einem meiner Freudensprünge.
Ich erfahre auch, dass Horst nur noch ein kurzes Stück vor mir ist, während er
sich freut, dass ich der letzte Läufer bin. Für ihn ist nun Feierabend. Er kann
nun vor dem Abstieg getrost in die Heimgartenhütte einkehren. |
Kurz vor dem Heimgartengipfel fotografiert ein Bergwachtmann den
Schlussläufer, der gleich vor lauter Lauffreude abhebt |
Gipfelkreuz des fast 1800 Meter hohen
Heimgarten,
gleichzeitig höchster Punkt des Marathons |
Horst hole ich kurz hinter dem höchsten Punkt, dem
Heimgartengipfel ein. Horst etwas vorwurfsvoll: "Thomas, da bist Du ja schon!"
Ich beruhige ihn: "Na, dann haben wir ja viel Zeit uns gegenseitig was zu
erzählen!".
Horst geht natürlich mit seinen unzähligen Marathons kaum der Gesprächsstoff
aus.
Allerdings müssen wir dabei nun auf jeden Schritt aufpassen. Wir befinden uns
nun in hochalpinen Gelände auf der Via Alpina, wo jeder Fehltritt der
letzte sein kann. Oft geht links und rechts von uns fast senkrecht und tief den
Berg runter. An Abgründen herrscht hier kein Mangel! |
Kurz dahinter hole ich Horst ein |
Kurze Kletterpartie
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Zwischendurch muss man auf meist eher kurzen "Kletterpartien"
die Hände einsetzen.
Da Horst als Hamburger solch felsiges Terrain kaum gewohnt ist und mit seinen 73
Jahren auch nicht mehr so gelenkig wie ein rüstiger Vierzigjähriger ist, lässt
er sich dabei Zeit.
Recht hat er! Ein verstauchter Knöchel könnte das Ende der diesjährigen
Laufsaison bedeuten. Für Horst wäre das auch sportlich gesehen dramatisch.
Momentan führt er mit 1571 gelaufenen Marathons die Weltrangliste der
Marathonvielläufer an. Aber die Konkurrenz schläft nicht! So will Horst morgen
auch noch den Oberallgäuer
Marathon in Sonthofen bestreiten.
Für mich ein Horrorgedanke, morgen noch in Sonthofen laufen zu müssen. Mir
reicht morgen sicher ein lockerer und gemütlicher Sonntagspaziergang als
sportliche Betätigung völlig aus! |
Über 1000 Höhenmeter unter uns der Kochelsee |
Horst richtet seine Handschuhe
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Blick zurück auf dem Heimgarten im Bergnebel
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Auf halber Strecke am Grat entdecke eine Wegabzweigung zu
einen Gipfelkreuz hoch. Das sind hin und zurück vielleicht 100 Meter Umweg. Da
Horst ohnehin so gemächlich unterwegs ist, kann ich da doch mal hoch joggen! Ich
nehme Anlauf und renne die 50 Meter hoch. Ein wunderschöner Ausblick auf den
Kochelsee und die umliegende Bergwelt belohnt mich für den kleinen Umweg! |
Während Horst weiter wandert, mache ich einen zusätzlichen Abstecher zum
Gipfelkreuz eines Zwischengipfels von Heimgarten und Herzogstand. |
Dabei fotografiere ich Horst wie er die nächste Gratpassage angeht. |
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Gipfelfoto mit Blick auf den Kochelsee
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Gipfelkreuz
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Weil es hier oben so schön ist, nehme ich mir noch die Zeit
für ein Foto mit Selbstauslöser. Ich muss es zweimal probieren, da beim ersten
Foto mein Kopf abgeschnitten ist. |
Beweisfoto mit Selbstauslöser am Gipfelkreuz
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