Das kann man dann vom folgenden Abstieg nicht ganz behaupten. Er gefiel mir auch
bei heute perfektem Wetter und in Begleitung von Michael nicht. Es geht sehr
steil abwärts und der schmale Pfad ist kreuz und quer mit einem Gewirr aus
Latschenkieferwurzeln überzogen. Die muss man irgendwie überklettern und
gleichzeitig den abschüssigen, teilweise stufigen, steilen Abhang bewältigen.
Meine Oberschenkelmuskulatur schrie und jammerte, aber das nützte ihr auch
nichts – einen anderen Weg konnte ich nicht bieten. So störend die
Kiefernwurzeln auch waren, so konnte man doch zumindest die Latschen nutzen, um
sich daran abwärts zu hangeln.Nach einigen Hundert Metern war auch diese
Herausforderung bewältigt und statt Steilhang mit Latschenkiefern folgte nun ein
Steilhang mit lockerem Geröll. Auch nicht mein Lieblingsuntergrund, aber schon
besser. Beim Thoraussattel wechselten wir dann hinüber auf die andere Bergseite
und damit war das Schlimmste erledigt. Der Pfad zog in Serpentinen durch die
Bergflanke nach unten, teilweise noch schwierig, weil überwuchert, aber ohne
wesentliche Absturzgefahr. Je tiefer wir kamen, desto gemäßigter wurde das
Gefälle. Der Pfad mündete irgendwann in einen breiten Forstweg, wir erreichten
den Talboden und kurz darauf die letzte große Verpflegung in Eschelmoos. Damit
hatte uns das Gebirge endgültig ausgespuckt. Der Rest war technisch harmlos – 15
Km nach Hause traben durch das Tal der Gruttau. So richtig zügig ging das
allerdings nicht mehr vonstatten. Die Strecke fällt bis Ruhpolding zwar recht
deutlich, aber der Streckenarchitekt hat noch unangenehm häufig Gegenanstiege
eingebaut, die Bergabpassagen sind dadurch unangenehm steil und ab Km 92
erwischte uns dann doch noch die Dunkelheit.
Außerdem fehlte jetzt jeglicher
Druck. Das Zeitlimit würden wir erreichen, die Sieger waren längst im Ziel. So
nutzten wir jede mögliche Ausrede um vom Läufer zum Geher zu werden (es geht
bergauf – gehen; es geht steil bergab – gehen; querfeldein - gehen; kein Läufer
hinter uns - gehen), aber irgendwann sahen wir doch das Flutlicht des
Waldstadions, erreichten ein letztes Mal den Traundamm und schließlich das
Stadion. Seit dem Hochfelln waren Michael und ich zusammen geblieben.
17 Stunden
28 Minuten hatten wir letztendlich gebraucht – ein in jeder Hinsicht erfüllter
Lauftag. Der Chef persönlich begrüßte uns an der Ziellinie, wir bekamen eines
der begehrtesten Finisher-T-Shirts in Deutschland und dann lockte die heiße
Dusche, sowie die vom Veranstalter angebotene Massage – all inclusive für 40 €
Startgeld, davon können Pauschaltouristen nur träumen. |
Am nächsten Morgen traf sich die Läuferschar wieder zur Siegerehrung im
Waldstadion. Auch die Riesenschnitzereien für die Sieger sind mittlerweile
bereits legendär. Von 98 Startern hatten 2 Frauen und 52 Männer das Ziel
innerhalb des Zeitlimits erreicht (Sieger: Uli Calmbach in 10 Stunden 58 Minuten
bzw. Sabine Martin in 16:38 Std.)
Das 100-Meilen-Rennen sah 17 Finisher bei 42
Startern. Hier gewannen Christoph Lux in 25:11 Std. und Iris Leistner in der
überragenden Zeit von 27:33 Std., mit der sie auch Rang 4 in der Gesamtwertung
belegte.Die Verlosung wirklich schöner und werthaltiger Sachpreise schloss die
Veranstaltung dann ab. Dabei ging ich irgendwie leer aus. Wahrscheinlich war
ich, als meine Startnummer aufgerufen wurde, in Gedanken noch oder schon wieder
in den Bergen. Aber auch ohne zusätzliches Mitbringsel: Das
Preisleistungsverhältnis bei diesem Lauf ist unglaublich und nur mit vielen
engagierten und freundlichen Helfern realisierbar. Familiär und professionell –
Herzlichen Dank!
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