Glaubenbergpassstraße und Laugenbrezeln
Es folgt ein Verpflegungspunkt. Da es mittlerweile warm ist,
trinke ich viel. Ich laufe momentan auf einer asphaltierten Straße den Berg
hoch. Dabei brennt die Sonne schon verdammt stark vom Himmel. Wie gut, dass ich
meine Laugenbrezeln mitgenommen habe. In Verbindung mit Wasser, sind dies die
ultimativen Durstlöscher. Sie sorgen für die nötigen Mineralien zum Wasser, das
der Körper sonst nach einiger Zeit nicht mehr aufnehmen könnte. Die enthaltenden
Kohlehydrate geben zusätzlich Kraft. Am besten man taucht sie im Trinkbecher ein
oder vermischt sie spätestens im Mund mit viel Wasser. Andernfalls können sie im
trockenen Hals stecken bleiben! |
Zum Glaubenbergpass bei KM 23 führt über einem langen Anstieg zuerst eine
Straße und dann ein geteerter Anstieg hoch. Die Sonne brennt dabei auf den
Asphalt und es wird warm. Mich bekümmert es nicht, da ich momentan richtig gut
im Zeitplan liege. |
Eigenartige Landschaft mit
Arven in etwa 1700 Meter
Höhe. Sie erinnert mich irgendwie etwas an die Gegend südlich, unterhalb vom
Lukmanierpass |
Schmierseife, Landung auf den vier Buchstaben
Am Pass liege ich super in der Zeit und unterhalte mich mit
einem Läufer, der es zwar heute langsam angeht, aber den K78 vor 3 Wochen
immerhin in gut 3 Stunden schneller gefinisht hat als ich. Ich überlege dabei
noch warum der heute Stecken dabei hat. Eine viertel Stunde später, als ich erstmals auf dem Hintern sitze, weiß ich
warum. Ich bin gerade auf leicht abschüssiger Strecke auf einer Spur
Schmierseife, äh, nein
tonhaltigem Matsch ausgerutscht. Dass meine Schuhe schon wie Schlammpatzen
aussehen, daran könnte ich mich vielleicht gewöhnen, aber nicht an diese
Rutschpartien. Zu sehr sitzt mir noch die Angst wegen meinem verstauchten
Knöchel im Nacken. Auch denke ich immer noch mit Schrecken an den scharfen und
stechenden Schmerz. Wir Ultraläufer sind zwar schon etwas schmerzresistent, aber
eher gegen den, der durch Dauerbelastung entsteht.
Also krabble ich ich jetzt wie eine Krake mit den Saugnäpfen ihrer Tentakeln über die
kritischen Stellen, die natürlich im hinteren Läuferfeld ganz besonders rutschig
und aufgeweicht sind.
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Ab hier wird es dann sehr matschig und rutschig und ich verliere massig Zeit.
Mein Zeitpuffer schmilzt und schmilzt! |
Der Mountain Schrat und Moor Man
Nein, so komme ich nicht weiter! So verliere ich viel zu viel
Zeit! Eine Lösung muss her!
Stecken habe ich keine dabei, also muss ich mir wenigstens einen suchen. Hier
gibt es Bäume, aber wo sind die passenden Stecken?
Endlich entdecke ich einen wahren Prügel. Nein, ich will nicht damit den
Streckenchef verprügeln sondern eine Stütze finden. Der Stecken wiegt fast einen
halben Zentner und ich sehe damit wie
Rübezahl aus. Wenn mich
jetzt meine Frau damit sehen könnte, dürfte sie mich endlich mal ungestraft "Bergschrat"
nennen!
Wie auch immer, mit der Stütze fühle ich mich ungemein sicherer und komme
halbwegs weiter. Ach, hätte ich doch heute meine Stecken mitgenommen! Wenn das
so weiter geht kann ich mir den Mountain Man Titel abschreiben, weil ich es
zeitlich nicht schaffe!
Dann bleibt mir nur der "Mountain Schrat" als Titel und "Moor Man"
darf ich mich getrost schon mal nennen ... |
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Verschlammte Waden
Am nächsten Verpflegungspunkt, heil allen Sumpfgeistern und
Schlammmonstern entkommen, lass ich für mein Fotoarchiv und diesen Bericht mein
wertes Hinterteil und meine strammen und verschlammten Wadeln fotografieren.
Einer der anwesenden Pressefotografen greift von dieser Idee begeistert gleich
zu seiner Spiegelreflexkamera.
Na, das passt zur sensationslüsternen Presse, präsentierst Du Deine strammen
Waden frisch gewaschen, interessiert sich kein Schwein dafür, sehen sie aber die
wie die von einem Schwein aus, kannst Du Dich der Nachfrage kaum erwehren! |
Am
Sattelpass sieht man noch die Spuren meines Sturzes auf den zurückliegenden
Schlammpassagen
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Ich lass es mir hier trotzdem meine erste Laugenbrezel schmecken. |
Berghütte
mit Schweizer Fähnchen und Wachhund davor |
Sumpflöcher Teil 2
Ich wage noch eine schüchterne Frage: "Der Weg wird doch nun
besser?"
"Nein, der wird noch schlimmer!".
Ich bin einem Kreislaufkollaps nahe. Da hilft nur noch die Flucht nach vorne,
denn einem Ultraläufeeer ist ja nichts zu schweer. Frei nach dem Spruch vom
Ingenieur, dem nichts zu "schwör" ist ...
Ja, die Sumpf- und Schlammlöcher, sie könnten einem
BraveHeartBattle oder
Fisherman's Friend
StrongmanRun zu aller Ehre gereichen, sind hier oft noch tiefer als zuvor, aber
meist nicht mehr ganz so glatt. So komme ich hier auch ohne Stecken so halbwegs
zurecht und fall trotzdem noch einmal auf die Schnauze. Dabei lande ich aber wie
schon zuvor wieder weich. Ja, auch Schlamm und Morast haben ihre Vorteile: man landet
weich! |
Dahinter wird es wieder sehr schlammig und crossig. Ich verbrauche wieder
viel zuviel Zeit bei der sehr knappen Zielschlusszeit |
Diese Gesellen stapfen wahre Falllöcher in die sumpfigen Wiesen und dann
gucken sie was mit uns Läufern mit so was passieren kann! |
Zwischendurch Holzstege, damit wir nicht für alle Zeiten im bodenlosen Sumpf
versinken |
Endlich wieder trockenen Boden unter den Füßen. Ein wunderschöner Bergkamm
entschädigt für die zurückliegenden Strapazen und Abenteuer. |