Viehweiden |
Ende der Sumpflöcher und ein Exkurs in die Mineralogie
Auch das längste Schlamm- und Morastfeld endet mal! Ich
bewege mich zwar momentan auf einen schmalen, gewundenen und hügeligen Trail,
aber der Untergrund ist trocken und griffig. Hier kann man kaum ausrutschen und
endlich kommt in mir Traillauffreude auf. Wenn der Untergrund passt, macht das
ohne Stecken natürlich mehr Spaß als mit zwei so hinderlichen Spießen, die dazu auch
noch immer "Klack, Klack" machen. Mineralogisch gesehen wecken die Felsen hier mein Interesse. Sie sind ganz weiß, quarzig
und porös. Da scheint viel
Silikat im Spiel zu sein. Jedenfalls scheint das ganze wasserdurchlässig zu
sein, was mich am meisten daran freut.
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In diesem erstmals felsigen Gelände konnte das Wasser versickern. Hier ist es
zwar crossig aber man kann hier wunderbar und ohne Probleme laufen. Leider
bleibt es nun nicht immer so! |
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Langer Anstieg hinter Glauberbielen
Hinter Glauberbielen bei KM 35 warten erst einmal keine
technischen Herausforderungen auf mich. Ich lauf zwar bergauf, aber dafür auf
einem breiten Weg. Dabei komme ich an einem Berghof, mit Kapelle und darunter
liegend einem kristallklaren See vorbei, worin sich das imposante Bergmassiv des
Gisweilerstocks spiegelt.
Ein wahres Postkartenmotiv!
Stünde ich nicht
mittlerweile nicht so sehr unter Zeitdruck, würde ich hier sicher länger
verweilen, wie ich es z.B. an der wunderschönen
Sitzbank beim K78 hinter Bergün tat. |
Wunderschöner kleiner Bergsee hinter Glauberbielen
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Ein Lauftraum
Dieser Lauf, wäre die Zeit nicht so knapp, ist wirklich ein
Lauftraum! Eigentlich müsste man die Gesamtstrecke über 2 Tage verteilt
laufen, um das ganze richtig genießen zu können!
Unterwegs erzählt mir ein Streckenposten, dass er die Gesamtstrecke in 4 Tagen
abgelaufen ist. Sicher hat er dabei vieles bewusster gesehen als wir. |
Erstmals
schroffe Felsen am Gisweilerstock |
Auf Bergpfaden nach Schönbuel hoch
Ich muss weiter eilen, was bei der momentanen Hitze
gar nicht so einfach ist. Aber konditionell geht es mir immer noch überraschend
gut. Mit Stecken oder mit einer guten Stunde mehr Zeit, wäre der Lauf heute für
mich wahrscheinlich machbar. Aber so werde ich zwar am Brünig vor
Zielschlusszeitende von 8,5 Stunden durchkommen, aber die 1700 Höhenmeter und 18
Kilometer auf wahrscheinlich crossigem Bergpfaden mit einigen Gefällen sind für
mich nie und nimmermehr in 2,5 - 3 Stunden machbar. Dafür bräuchte ich sicher
mindestens 3,5 wenn nicht gar 4 Stunden. Aber noch denke ich nicht ans Aufgeben. Erst einmal biege ich nach links auf
einen Bergpfad ab, der mich immer steiler in Richtung Schönbuel hochführt.
Endlich bewege ich mich in hochalpinen Gelände, wo es auf Bergpfaden recht steil
bergauf geht. Das ist das, was mir liegt. Normalerweise überhole ich da auch
Läufer, die sich in einer anderen Leistungsklasse als ich bewegen. So kann ich
auch den Läufer etwas abhängen, der sich schon die ganze Zeit mal vor mir oder
auch hinter mir bewegt. |
Bei dem Schild biegen wir links auf einen Bergpfad ab, der uns über den
Bergsattel in der Mitte hinten führen wird. |
Gipfelmassiv der Rossflue |
Kleine Ziele
Da ich dieses Jahr auch konditionell nicht ganz so gut drauf
bin und auch zu übergewichtig bin, habe ich mir speziell für diesen Lauf nur
kleine Zwischenziele vorgenommen. Nie denke ich an die 48 km in Brünig, 65 km in
Planplatten oder gar die 81 km in Trübsee. Mein nächstes Ziel ist immer ein
markanter Baum vor mir, ein Haus, eine Landschaftsmarke oder wie hier eine
Kehre. Dann folgt das nächste Ziel.
Mit meiner Uhr kann ich außerdem überprüfen
wie viele Höhenmeter ich in der letzten Minute geschafft habe. Sind es 10 oder
besser noch etwas mehr, bin ich bei meinem momentanen Leistungsstand damit voll
zufrieden. |
Endanstieg zur Passhöhe oberhalb von Schönbuel
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Gleich
sind wir auf der Passhöhe in 2056 m Höhe
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Schönbuel, Rechenexempel und Beschluss
Die Höhenmeter rauschen dahin und mir gefällt es in dieser
Hochgebirgslandschaft super. Die Berge strahlen eine wunderbare Kraft aus. Frühere Völker und auch heute noch manche Religionen
haben nicht ohne
Grund Berge heilig gesprochen oder gar zu Göttern oder zumindest zu deren Sitz
erhoben!
Ein Posten des Veranstalters wacht auf einer Bergkuppe mit
Ferngläsern ausgestattet über uns. An allen kritischen Stellen haben die
Veranstalter diese Sicherheitsposten für uns organisiert. Wir laufen zwar einen
Extremlauf, aber sie verhindern dadurch extreme Gefahrensituationen. Das ist sehr vorbildlich, so wie wir auch eine gewisse
Grundausrüstung für Notfälle mitnehmen mussten!
Ich frage den Posten wie weit es noch bis zur Passhöhe ist. Zu meiner Freude
kann er mir bestätigen, dass es nicht mehr weit ist. Dennoch zieht es sich noch
etwas in die Länge.
Bei Kilometer 40 erreiche ich endlich nach 6 Stunden und 55
Minuten Laufzeit den nächsten Verpflegungsposten. Ich beginne zu rechnen. Bis
zum Brünig sollen es 7,5 Kilometer sein und über 1000 Höhenmeter runtergehen.
Auf einem sehr guten Weg wäre das in einer Stunde machbar. Aber wie ist dieser Weg
beschaffen?
Ich weiß es nicht!
Im besten Fall käme ich jedenfalls in knapp 8 Stunden an. Für
die folgenden wohl auch wie alles hier per GPS ausgemessenen knapp 18
Kilometern, 1700 Höhenmetern bergauf und über 500 Höhenmetern bergab hätte ich
dann 3 Stunden Zeit. Das ist verdammt wenig Zeit, zumal meist die Entfernungen
bei per GPS ausgemessenen Bergpfaden nicht stimmen, also in Wirklichkeit länger
sind.
Da mir ein drohender Ausstieg in Planplatten zu kompliziert ist, will ich lieber
in Brünig raus, wo ich auch Klamotten und Schuhe zum Wechseln habe. Ich
entscheide mich für den Ausstieg, auch wenn es mir anfangs etwas schwer fällt.
So kann ich mir nun viel Zeit lassen und Laufgenuss nachholen.
Jedenfalls werde ich es nicht so wie diese zwei Läufer tun, die gleich hier
aussteigen und mit der Seilbahn zum Brünig runterfahren. So was kommt für mich
nicht in Frage! |
Dahinter
gibt es erst einmal wieder was zu essen und zu trinken
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Ausblick
vom Schönbuel
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Bergpfad bergab
Als ich nach einer kurzen Bergaufpassage endlich den Bergpfad
sehe, der uns bergab führen soll, gratuliere ich mich zu meinen Entschluss. Da
hätte ich niemals die 7,5 oder wahrscheinlich über 8 Kilometer (selbst mein Navi
das immer zu wenig anzeigt, kommt später auf über 8) in einer Stunde geschafft,
zumal ein Gerenne hier viel zu gefährlich ist, weil an manchen Stellen ein
Fehltritt definitiv der letzte ist. |
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