Relativ weit vorne Olaf ... |
... und ganz hinten in rot ich |
Bevor es in die richtige Natur geht, laufen wir noch durch die Parkanlagen am
Wörthersee in Klagenfurt |
Gleich bergauf
Im Wald geht es auf einem Wanderpfad gleich steil bergauf.
Ich bin ganz hinten gestartet. Vor mir bildet sich nun ein Stau, weil einige
hier erst einmal gemütlich marschieren. Sie wollen sich wohl erst einmal etwas
"warm marschieren". |
Aber schon bald sind wir in der Botanik und zugleich folgt auch schon der
erste Abstieg |
Weinberg
Bald erreichen wir den oberen Rand eines Weinberges mit
schönem Ausblick auf den See. Da ich hier etwas für ein Foto verweile, verliere
ich schnell den Anschluss aufs Feld. Nun entdecke ich nur noch Helga, mit der
ich zusammen mit ein paar anderen Läufern dieses Jahr mit den Rennsteiglied auf
den Lippen beim Rennsteig Supermarathon ins
Ziel einlief und Bernd den Sandalenläufer, den man wie mich bei solchen
Läufen meist recht weit hinten sieht. |
Einer der wenigen Weinberge in Kärnten |
Europacup
Helga fragt mich, ob ich auch beim
Europacup der Ultramarathons
mitlaufe, der Wörthersee zählt erstmals mit zum Cup. Ich verneine. Ich lauf ja
solche Läufe nicht wegen irgendeinem Platz in einer Rangliste, sondern nur wegen
dem Lauferlebnis mit gleich gesinnten Läufern. |
Improvisierter Wegweiser |
Aussichtspunkt und Mut zum Langsamlaufen
Ein weiterer schöner Aussichtspunkt hält mich schon wieder
auf. Aber für mich ist das nicht verlorene Zeit, sondern gewonnene Zeit!
Viele sammeln
durchaus mit Recht Platzierungen in vorderen Bereichen, ich sammle
Laufeindrücke. Das kann ich nur, wenn ich mir Zeit lasse. Die einzige Zeit, die
heute für mich in den nächsten noch knapp 10 Stunden eine Rolle spielt, ist die
vorgegebene Zielschlusszeit von 10 Stunden.
Sie ist hier trotz der anspruchsvollen Strecke sehr moderat angesetzt. Das kann
jeder erfahrene Trailläufer mit mittelprächtigem Lauftalent und ohne übermäßiges
Training im Vorfeld schaffen.
Das ist schon was anderes als beim Mountain
Man, wo ich knapp 7 Stunden lang gegen eine erbarmungslose Zielschlusszeit
anrennen musste, bevor ich die Notbremse zog und wenigstens die letzten 2
Stunden im moderaten Lauftempo bis zu meinem damaligen Ausstiegspunkt
genießen konnte. |
Schöner Aussichtspunkt
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Ein Nachzügler holt mich gerade ein, als ich von diesen Aussichtpunkt aus
fotografiere |
Hügel rauf und Hügel runter
Obwohl ich es nicht eilig habe, lass ich wegen zwei bis drei
kleinen Zwischensprints, die mich bei der kühlen Witterung etwas aufwärmen
sollen, bald Bernd und Helga hinter mir. Ich bin nun völlig alleine, da ich auch
vor mir keine Läufer mehr sehe.
Es geht nun ständig auf schmalen und abwechslungsreichen Pfaden irgendwelche
Hügel entweder rauf oder wieder runter. Langeweile kommt so nicht auf, obwohl
man besonders weiter oben im Bergnebel wenig sieht. |
Bei der Anna - Mühle bin ich schon völlig alleine auf weiter Flur ... |
Pilze
Können Blicke nicht in die Ferne schweifen, konzentrieren sie
sich auf das nahe liegende. Auch da entdecke ich ständig was neues. Hinter
"Annas Miniaturmühle", erblicke ich einen Steinpilz. Es wird nicht der letzte
auf der Strecke sein! |
.. und entdecke unterwegs diesen Steinpilz, den ich natürlich stehen lass. |
Erste Labestation
Nach vier Kilometern Laufstrecke empfangen mich lustige
Helfer bei der ersten Labestation. Wir albern herum und lassen uns vom nassen
Wetter nicht die Laune verderben. |
Lustiger Empfang an der ersten Labestation |
Kapelle |
Nebel und Regen
Ich muss diese herzlichen Menschen leider schon so bald
hinter mir lassen und tauch in die Einsamkeit des Bergnebels ein. Er verschluckt
nicht nur jeden Blick in die Ferne, sondern auch fast jeden Laut, bis auf die
Regentropfen, die in mein Gesicht klatschen.
Menschen sehe ich hier keine. So freue ich mich, als plötzlich im alles
verdeckenden Nebel eine Herde von Rindern auftaucht. Liebe Rindviecher,
wenn ihr diesen Wetterbedingungen so
stoisch widerstehen könnt,
dann muss ich das doch auch können!
Oft habe ich mich in meinen Berichten mit der Stoa
auseinandergesetzt. Heute, lieber Leser, können wir uns das sparen ... |
Die Kühe stört weder der Regen noch der Nebel. Mich mittlerweile auch nicht
mehr! |
Schloss Drasing
Plötzlich taucht mitten aus dem Nebel ein Geisterschloss auf.
Habe ich mich nach Schottland verirrt? Nein, es ist nur Schloss Drasing. |
Schloss Drasing im Nebel |
Marterln - Segen auf allen Wegen
Hinter Schloss Drasing geht es ungewohnt, erst einmal einen
asphaltierten Fahrweg bergab. Da kann ich ja ausnahmsweise mal so richtig Gas geben!
Ich beschleunige und gewinne so Zeit für die schöneren Streckenabschnitte, die
sicher noch kommen werden.
Sie kommen! Bald laufe ich wieder bergauf. Diesmal auf einen
Wiesenweg, wo eins der vielen schönen, mit allerlei religiösen Bildern bemalten
Marterln einem einsamen Pilger seinen Segen entgegen sendet. |
Gottes Segen auf allen Wegen |
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Einsamkeit und Spiritualität
Wenn es nebelig wird, nähere ich mich wieder einem Gipfel. Im
Nebel spüre ich die Einsamkeit des Ultratrailläufers. Bin ich überhaupt noch auf
den richtigen Weg oder schon auf Abwegen?
Ja, da ist wieder eine dieser blauweißen Markierungen, die unseren Weg und den
des Wörthersee Rundwanderwegs markieren! Also laufe ich noch auf dem rechten
Pfad!
Wo mögen Bernd und Helga sein? Sie sind die einzigen hinter
mir! Wo ist der nächste Läufer vor mir?
Ich vermag es nicht zu sagen. Allein und verlassen in einer grandiosen
Naturlandschaft, die aber nur ihre Details in der Nähe offenbart, bewege ich
mich auf einen schmalen Pfad mit allerlei Abgründen jenseits und diesseits, die
ich aber im Nebel nicht erkennen kann.
Was wird in der nächsten Ecke auftauchen? Gar ein Bär? Von Slowenien sollen
schon welche rübergewandert sein. Nein, nur schon wieder ein
Fliegenpilz!
Bunt ist er dieser Pilz. Schamanen essen ihn, weil sein
göttliches Fleisch den Konsumenten mit der spirituellen Welt verschmelzen lässt ! Soll ich auch ein Stück von ihm kosten? Vielleicht
durchdringt dann mein Blick die Nebeldecke in eine neue spirituelle Welt?
Nein, keine Experimente. Iss nur das beim Ultra, was Du schon kennst!
Heute erweitert schon diese grandiose Natur meinen spirituellen Horizont! |
Bergnebel |
Einer der zahlreichen Fliegenpilze am Streckenrand. Wir laufen durch ein
Pilzparadies. Auch das Wetter passt dazu.
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