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BIMA Bilstein Ultra am 14.04.2013 - 54 km und 1400 Höhenmeter - Bericht von Thomas SchmidtkonzDer Erste wird Letzter sein und als Letzter wird er Erster sein! Bericht - Bildimpressionen - Film - Infos / Bewertung - Zurück zur Übersichtsseite - Weitere Laufberichte - Über den Autor |
Rote Niestequelle beim BIMA Bilstein Ultra am 14.04.2013 |
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PrologIm Rahmen des
Bilstein Marathons wurde
dieses Jahr erstmals ein Ultra angeboten. Dorfidylle, die Marathon Omi und die Marathon-Schlemmertour KM 1 - 20Als Gaby und ich am Tag zuvor im Marathondorf Kleinalmerode ankommen, empfängt uns ein idyllisches Dorf. Waltraud und Erich weiden friedlich auf der Schafweide am Ortsrand, Enten schnattern, die Vögel zwitschern und 200 Meter vom Start entfernt empfängt uns Marathon-Omi Frau Aue von allen Dorfbewohnern als Herz und Seele des Dorfes auch liebevoll "unsere Annelie" genannt.
Waltraud und Erich Trotz ihres bevorstehenden 90.
Geburtstages und zurückliegender Hüftoperationen hat Anneliese noch das Temperament
eines Fohlens. Obwohl sie ihre Pension eigentlich schon vor vielen Jahren
aufgegeben hat, bewirtet sie immer noch Pensionsgäste bei dörflichen
Großereignissen wie diesem Lauf. Wir haben zwar nur zwei Übernachtungen mit
Frühstück gebucht, aber als wir ankommen lädt sie uns gleich zu einem
mehr als reichlichen Mittagsmahl ein, damit wir beim morgigen Lauf nicht
gleich vom Fleisch fallen. Die Nudelparty - Marathon-Schlemmertour KM 21 - 30Nach einem kurzen Verdauungslauf, begeben wir uns zur
Nudelparty, also der beginnenden zweiten Hälfte der Schlemmertour.
Nudeln satt Wer an diesem Wochenende abnimmt, hat entweder aus der Sicht des Genießers was falsch oder aus der Sicht eines Ernährungsberaters vieles "richtig" gemacht. Abendessen bei Frau Aue Marathon-Schlemmertour KM 31 - 42Der kurze Spaziergang zurück zu Frau Aue, bietet nur eine
kurze Rast. Denn in der Pension erwarten uns nicht nur die anderen Gäste wie
"Lockenkopf" Joe von marathon4you, der von Frau Aue schon ins Gebet genommen
wurde (siehe
sein eigener Bericht), sondern auch eine ganz spezielle Wurstspezialität
aus der Dorfschlachtung, die wirklich sehr gut mundet. Es ist ziemlich spät, als ich mich endlich die Treppen zu unserem Zimmer hoch quäle. Selbst rückwärts hoch laufen hilft da nicht mehr! Ja, Treppen wurden wohl nur zur zweifelhaften Freude von Marathonis erfunden ... Die FrühstücksschlemmertourHeute will ich endlich mal ein paar Pfunde abnehmen! Der eigentliche Laufstart oder besser gesagt WalkerstartAls Joe - er will nun wegen einer zünftigen Rast am Bilstein auch eine halbe Stunde eher starten - und ich am Startplatz erscheinen, stehen schon all die Walker startbereit herum. Die meisten von ihnen sind mit "Mantel und Pelz" wie zu einer Polarexpedition ausgerüstet. Ob das mal gut geht? Zumal ab heute der ewige Winter vorbei sein soll und der Frühlingsbeginn angesagt ist! Unter der Walkern befinden sich auch Ruth und Mario, die noch dringend für den 7. und 8. September 2013 einen Walkingpartner als Oxfam-Trailwalker für einen 30 stündigen 100 km Walk suchen, wobei Spenden für Oxfam eingesammelt werden sollen. Hier kann man sich an Ruth wenden! Pünktlich um 8 Uhr fällt der Startschuss und gut 50 Marathon-Walker und zwei verfrühte Ultra-Läufer starten. Für Joe und mich ist es ein ungewohntes Gefühl mal ein Starterfeld anführen zu dürfen. Entsprechende Freudensprünge löst das bei uns aus. Joe rennt schließlich voraus, aber bleibt dann stehen. Er muss mir ein Schild zeigen:
"Unbefugten ist die Benutzung des Weges nicht gestattet!" steht da drauf. Sogar strafrechtliche Verfolgung wird angedroht. Gott Lob sind wir Ultraläufer schnell und entsprechend schnell rennen wir von dannen ... Joe übernimmt nun endgültig die Führung und ich muss mich mit den momentan zweiten Platz begnügen. Aber in der kommenden Stunde werde ich das reichlich auskosten. Dennoch gucke ich ängstlich zurück, denn ich will mich nicht schon wieder wie zuletzt beim Sardona Ultra von Wanderern überholen lassen. Aber es besteht keine Gefahr und so kann ich sogar in aller Ruhe einen Becher an der ersten Trinkstelle nach gerade mal gut zwei Kilometern Laufstrecke gönnen. Ich lauf nun allein auf weiter Flur den Rodeberg hoch. Joe liegt schon weit vor mir und die Walker mittlerweile weit hinter mir. Ich tauche in einen lieblichen Wald ein. Leider zeigt er in diesem so verspäteten Frühling kaum ein zartes Grün. Die Strecke ist schon hier recht gewellt. Aber so liebe ich das ja! Irgendwo in der Nähe von Witzenhausen erreiche in den niedrigsten Punkt. Gleich dahinter geht es mal wieder bergauf und ich schnauf ... Kaum ist eine Stunde vergangen, rennen zwei Läufer in
Blitzgeschwindigkeit an mir vorbei. Mit denen hatte ich noch gar nicht
gerechnet! Ich hänge mich kurz an den Zweiten ran und frage wie es ihn geht
und wie es ihn gefällt. Ich bekomme von Thomas Herget folgende Antwort zu
hören: "Es geht mir gut und mit gefällt es super!"
Gerade werde ich erstmals überholt Wir beenden nun die erste Schleife wieder bei der ersten Verpflegungsstelle, wo ich mich erst einmal bei dem reichlichen Angebot stärke. Nun geht es auf eine zweite Schleife bei Hubenrode in ein liebliches Bachtal hinein, das wir schließlich über einen Steilanstieg mit einer Felsenkulisse, die ein klein wenig an meine geliebte Fränkische Schweiz erinnert, wieder verlassen.
Felsen bei Huberode Nach etwa 14 Laufkilometern gelangen wir wieder zum Ausgangsort Kleinalmerode. Dahinter folgt der ewig lange Anstieg in Richtung Bilsteingipfel, der sich gut 400 Höhenmeter über das Umland erhebt. Gut daher, dass es hier erst einmal Red Bull gibt, das ja Flügel verleihen soll. Leider bin ich mehr eine lahme Ente als ein schnell fliegender Falke. So überholen mich ständig die Läufer, die eine halbe Stunde nach mir starteten. Ich kann da auch nicht für kürzere Zeit mithalten, wenn ich mich mal dranhängen will. Aber, da ich langsamer bin, sehe ich auch mehr. Mensch, ist da nicht ne Maus? Nein, der Schwanz ist zu buschig! Oh, das ist ja eine Siebenschläfer, der wohl gerade aus seinen siebenmonatigen Winterschlaf bei dem warmen Wetter erwacht ist. Nach so einem langen Schlaf ist er noch benommen und torkelt schlaftrunken umher:
Ein Siebenschläfer Ach, ist der putzig! Den muss ich fotografieren und filmen und vergesse dabei ganz und gar, dass ich eigentlich noch laufen soll ... Mittlerweile laufe ich
dann doch wieder und entdecke am Himmel einen hellen Fleck! Oh, jetzt kommt
sogar die Sonne heraus.
Ich "fange" Sonnenstrahlen! Nach etwa 24 Kilometern Laufstrecke teilt sich der Weg in die Marathonstrecke und in eine Extraschleife für die Ultraläufer. Ich überschreite diesen Punkt nach etwa 3 Stunden und 20 Minuten und liege damit noch in meinem Zeitplan von maximal 3 1/2 Stunden bis hier her. Kurz dahinter biegen wir auf einen schönen und wurzeligen Singletrail ab, so wie ich es liebe. Bald folgt die Rote Niestequelle. Sie ist wirklich rostrot und natürlich ist da Eisen mit im Spiel.
In Joes Bericht kann man nicht nur nachlesen, dass ich neben Marathons auch Briefmarken sammle sondern, dass hier mal Braunkohle abgebaut wurde und durch ausgeschwemmte Eisensulfide die Färbung des Wassers entstand. Kurz dahinter beginnt der ECO Pfad Archäologie, der nicht nur sehr trailig und daher laufspaßig ist, sondern auch Zeuge der Vergangenheit dieser Region ist, in der schon vor Jahrhunderten Bergbau betrieben wurde und im sog. Gläsnertal Glashütten zur Glasherstellung standen. Denn hier wurde nicht nur Kohle, sondern auch Quarz und Basalt abgebaut. Der quarzarme Basalt rührt natürlich vom Vulkanismus in der Region her, wie oberhalb der beiden noch zugefrorenen Steinbergseen gleich noch wunderbar schöne Basaltsäulen dokumentieren:
Von der Anhöhe des Steinbergs haben wir einen schönen Blick auf einen der beiden zugefrorenen Steinbergseen, bevor es nun erst einmal für längere Zeit in Richtung Gläsnertal bergab geht, durch das die junge Nieste lustig plätschert.
Die Nieste im Gläsnertal Als ich schließlich das Tal verlasse, folgt ein sehr langer, aber nicht besonders steiler Anstieg in Richtung Ende unserer Sonderschleife und in Richtung Bilsteingipfel hoch. Dabei hole ich in meinem langsamen, aber extrem gleichmäßigen Bergauflauf, von Spöttern wie meinem Spezialfreund Dieter auch schon mal als ökonomischen Walkingschritt falsch interpretiert, einen Läufer ein, der mich zuvor schon mal überholt hatte. Wir kommen ins Gespräch. Ich klage über meine fehlende Fitness und dafür unübersehbare "Fettness". Natürlich hat er gleich ein paar Verhaltenstipps und Ernährungstipps auf Lager. Zur Vorsicht halte ich mein riesiges Pausenbrot, ich muss gestehen mit etwas Schamröte im Gesicht, vor ihm im Rucksack versteckt ... Der BilsteinVon zahlreichen Fotopausen vor dem Bilsteingipfel
aufgehalten, lass ich meinen neuen Ernährungscoach von dannen ziehen. Da ist
er ja - stolz und prächtig - endlich der 641 Meter hohe Gipfel der Tour.
Darüber thront ja sogar
ein Aussichtsturm! Wird die Strecke wie z.B. beim
Schneekopflauf vom
Rennsteigverein hier zum Turm hoch führen? Oh schade, leider nein!
Toller Ausblick vom Bilsteinturm Wow, ist das toll!
Der Aufstieg war aber anstrengend und machte Appetit. Oh ja, super! Ich habe
ja noch mein Pausenbrot! Es ist der ideale Zeitpunkt für eine zünftige
Brotzeit gekommen. Frau Aue sei Dank! Und wie war das noch einmal mit den Ernährungs- und Verhaltenstipps? It is a long way to KleinalmerodeEin steiler, matschiger und rutschiger Singletrail führt
hinunter. Allerdings keine große Herausforderung für hartgesottene Trailläufer!
Viele Hochmoore in den Alpen z.B. haben schon noch ganz anderes zu bieten,
wie ich aus leidiger Erfahrung weiß! Ein Harvester steht drohend am Streckenrand. Die Verwüstung von Weg und Wald dahinter bleibt da natürlich nicht aus. Gut, dass es heute trocken ist, so konnte der Morast schon etwas austrocknen und ist daher nicht mehr so schlimm wie er gestern noch gewesen sein muss! Mittlerweile habe ich schon die ersten Marathonwalker eingeholt. Sicher kommen die letzten von ihnen deutlich nach mir ins Ziel. Wenn man auf alle wartet, darf ich endlich meine Angst vor der bösen Zielschlusszeit vergessen.
Irgendwann endet die Lange Bergabphase. Nun folgen noch ein paar
Gegenanstiege. Ein recht giftiger auf einer schmalen Asphaltstraße, wo nun
die Sonne so richtig herunterprellt! Asphalt gibt es kaum auf der Strecke,
aber kommt dann doch mal Asphalt wie hier, dann geht es auch noch bergauf
und die Sonne brennt! Jetzt wird es klar, Ultraläufer sind Weicheier! Richtig hart im Nehmen sind die Marathonwalker! Mein kluges Garmin Dakota 20, das eigentlich immer zu wenig Kilometer errechnet, zeigt schon lange Kilometer 50 an, aber wo bleibt die magische 50 Kilometermarke? Endlich kommt sie doch und dahinter der letzte Verpflegungspunkt. Nun kann es nicht mehr weit sein! Der Erste wird Letzter sein und als Letzter wird er Erster sein!Plötzlich soll es nur noch ein Kilometer weit sein! Das kann doch nicht stimmen! Soll der Laufspaß schon so bald zu ende sein? Nein, der Spaß dauert noch ein paar Hundert Meter und ca. 5 Minuten länger. Aber dann reicht es mir doch irgendwie, als ich nach 7 Stunden und 56 Minuten die Ziellinie also 4 Minuten unter der Frühstarterzielschlusszeit bleibe.
Im Ziel Wie sich später herausstellt, bin ich schon wieder Sieger. Denn ich hatte am längsten von allen Laufspaß. Am Anfang war ich mal kurz Erster, am Ende war ich zeitmäßig Letzter, da ich aber als Letzter am meisten vom Lauf hatte, war ich dennoch Sieger! Was Luxus istGlücklich, aber auch etwas erschöpft, setze ich mich auf
eine Bank. Wieder wird mir bewusst was Luxus ist. Nein, kein großer Diamant,
keine
Yacht und kein Schloss! Epilog - Schlemmer-Ultra KM 42 - KM 42++Ratet mal was folgt? Zuerst gibt es alkoholfreies Bier
und eine Laugenbrezel. Es folgen allerlei leckere Kuchensorten und eine
wohlschmeckende Bratwurst, die mit den guten mittelfränkischen Bratwürsten
absolut mithalten kann. :-) Bilstein 2014 wir kommen wieder!
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