Man kann es kaum glauben, alle Jahre treffen sich
Anfang Januar mittlerweile fast 200 Läufer bei mehr oder weniger trüben
Wetterbedingungen in dem kleinen Coburger Vorort Lützelbuch zum
Marathonlauf. Aber nicht nur das, der Lauf ist meist schon viele Wochen
zuvor restlos ausgebucht. Woran das liegt, ist schnell geschildert:
Der
Coburger Wintermarathon ist durch seine
Einzigartigkeit mittlerweile bei zahlreichen Läufern bekannt und beliebt. So
gibt es zwar
auf der abwechslungsreichen und landschaftlich sehenswerten Strecke
keine Zeitnahme, aber jeder Teilnehmer erhält eine Urkunde. Dabei legen
die
Läufer mit einer Spende für Auslagen des Veranstalters ihr Startgeld selbst fest. Trotzdem
übertreffen
Vielfalt und Umfang der Verpflegung viele andere Marathons und
Laufveranstaltungen.
Wie fast alle Jahre bin auch ich wieder mit von der
Partie, zumal ich ja Mitinitiator dieses Laufes bin.
Da ich es dabei nicht eilig habe, habe ich mich wie schon in den
Vorjahren wieder als Schlussläufer angeboten. Daneben haben wir vorne
noch zwei Bremsläufer. Irgendwo zwischen den beiden Bremsläufern und mir
bewegt sich dann das komplette Läuferfeld. Dies ist möglich, weil die
Strecke gut markiert ist. Nach einem kurzen "Hallo",
man sieht hier viele Wiederholungstäter, reihen wir uns traditionell zu
einem Gruppenfoto auf:
Das obligatorische Gruppenfoto. Vorne OK - Chef Jürgen Lesch
Dann wird der Start freigegeben.
Nach wenigen Hundert Metern lass ich mich zurückfallen. Aber es dauert
dennoch einige Zeit bis ich letzter Läufer bin, da noch ein paar
Nachzügler folgen, die wohl den Start verpasst haben. Aber schnell
danach sortiert sich das Feld.
Als der letzte Läufer Manfred zu mir aufgeschlossen ist, ein erfahrener
alter Laufhase, ziehen wir das Tempo etwas an, bis wir die nächste
Gruppe einholen. Ich verabschiede mich von Manfred, der etwas schneller
laufen will und mache mich mit der neuen Laufgruppe bekannt.
Wir sind nun zu fünft. Neben einer ebenfalls eher erfahrenen
Marathonläuferin sind zwei Läufer und eine Läuferin dabei, die letztes
Jahr in Berlin ihren ersten Marathon gelaufen sind, aber jetzt wegen der
Winterzeit nicht mehr so sehr im Training sind, wie sie es in Berlin
waren. Daher wollen sie alle nur ein Teilstück laufen.
Wie auch immer, wir laufen zusammen ein angenehmes und gemütliches
Lauftempo und lassen uns auch an den Verpflegungspunkten viel Zeit. So
ergibt sich die Gelegenheit, dass wir uns unterwegs viel erzählen
können.
Unsere kleine Läufergruppe ganz hinten Nach etwa 9
Kilometern erreichen wir den ersten Verpflegungspunkt. Bei jedem
Verpflegungspunkt hat der Veranstalter die Möglichkeit angeboten mit
Rücktransport auszusteigen. Auch Carolin von unserer Laufgruppe wollte
hier ursprünglich schon rausgehen, aber weil es ihr nun so gefällt,
läuft sie zu unserer Freude weiter mit.
Bald dahinter joggen wir durch einen Wald auf einem
schmalen Pfad bergauf. So kommt hier sogar etwas Traillauffeeling auf.
Traillauffeeling
Die Strecke bleibt weiterhin hügelig und ansprechend.
Gerade für Laufeinsteiger ist sie alles andere als einfach zu laufen.
Aber, wer es hügelig mag, kommt auf dem abwechslungsreichen Laufkurs auf
seine Kosten.
Ein weitere Streckenhöhepunkt ist sicher der
Callenberger Forst nahe Schloss Callenberg mit seinen schönen alten
Bäumen deren Wurzelwerk schon fast an einen Zauberwald erinnern.
Im Zauberwald
Hinter der weiteren Sehenswürdigkeit Schloss
Callenberg geht es erst einmal längere Zeit bergab, wo wir etwas Zeit
gutmachen, weil wir uns zuvor gerade an den Verpflegungspunkten etwas
Zeit gelassen haben. Wir wollen ja den Gesamtrahmen von etwa 6 Stunden
Laufzeit nicht unbedingt über Maßen sprengen.
Nach knapp über 3 Stunden Laufzeit erreichen wir
schließlich die Halbmarathonmarke, wo zwei von uns, darunter Carolin
rausgehen, weil sie ja ursprünglich nur 9 Kilometer laufen wollten. Wir
restlichen drei laufen weiter.
Hinter dem Verpflegungspunkt bei KM 27 bin dann ich nur noch mit Timo
alleine, der bei KM 33 rausgehen will. Ich weiß nun, dass ich die letzte
kleine Runde von 9 km mal wieder wie schon so oft alleine laufen darf.
Aber zuerst joggen wir zur Coburger Veste hoch, der
für mich der schönste Abschnitt der Strecke ist, obwohl ihn vielleicht
manche wegen dem langen Anstieg verfluchen.
Durch einen schönen Park geht es etwa bei KM 30 zur Coburger Veste
hoch. Dabei sind gut 150 Höhenmeter in einem Anstieg zu überwinden.
Ich verabschiede mich nun von meinem letzten
Begleiter Timo, weil er den Weg bis zu seinem Ausstiegspunkt gut kennt
und ich all die anderen als letzter Läufer nicht zu lange warten lassen
will. Ich gebe nun etwas Gas, was mir gerade am Berg Laufspaß macht.
Schließlich erreiche ich nach 33 KM Laufstrecke den
Ausgangspunkt des Marathons. Man kann also hier gleich ins Ziel
abbiegen. Da ich aber natürlich die komplette Marathondistanz bewältigen
will, biege ich nun zur 9 Kilometer kleinen Runde ab. Diese führt an
Feldern vorbei und durch Wälder. Sie ist hügelig, aber grüner und mehr
naturbelassen als die große Runde. So macht es mir wenig aus, dass ich
nun alleine laufen muss. Ich genieße ja das Laufen mit und ohne
Gesellschaft und freue mich auch über diese Abwechslung.
Bei einer schönen Quelle lege ich einen kurzen Halt
ein, um noch einmal mein Trinkflasche aufzufüllen, obwohl gerade mal
einen Kilometer weiter noch ein gut bestückter Verpflegungspunkt folgt.
:-) Aber als echter Naturbursch kann ich halt nicht anders!
Diese Quelle lädt mich zum Verweilen ein!
Zwischen Kilometer 39 und 41 geht es noch einmal sehr
langgezogen auf einem Fahrradweg neben einer Straße bergauf. Für viele
sicher so am Ende eines Marathons auch eine mentale Belastung oder
zumindest eine gute mentale Trainingseinheit.
Da ich aber schlimmeres gewöhnt bin und ich das von meinen zahlreichen
Coburger Marathons auch schon gut kenne, trage ich auch das mit Fassung,
zumal das Ziel ja schon bald naht.
Schließlich erreiche ich nach 5 Stunden und 57
Minuten, also ziemlich genau im Zeitrahmen der 6 Stunden, das Ziel bei
der Sporthalle Lützelbuch, wo ich bei Coburger Bratwürsten und einer
Flasche Bier wieder einmal einen schönen Marathonlauftag ausklingen
lass. |