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Inzwischen ist es sehr warm geworden, und die schwüle Hitze bereitet vielen
Läufern Probleme. Auch mir wird es allmählich zu warm. An der Verpflegungsstelle
trinke ich wieder sehr viel und fülle beide Flaschen im Rucksack nach, denn ich
weiß, dass ich oben am Faulhorn nur Trinken kann, aber keine Flaschen nachfüllen
darf. Die 1,5 km im Rucksack müssen nun also als Reserve für die nächsten paar
Stunden reichen.
Die Bussalp habe ich bisher auch nur bei ganz anderer Witterung erlebt. Im
Winter kann man einen Schlitten mit dem Bus hinauf transportieren oder zu Fuß
hinauf ziehen und dann etwa 6 km weit nach Grindelwald hinab rodeln. In dem
Punkt ist Grindelwald einzigartig, denn diesen Spaß kann man wohl nirgends in
den Alpen so gut genießen wie hier. Insgesamt gibt es in Grindelwald 36 km
Schlittelbahnen. Nicht nur von der Bussalp kann man mit dem Schlitten hinab
fahren, sondern auch die ebenfalls außergewöhnlich langen Abfahrten vom First,
von der Kleinen Scheidegg, der Großen Scheidegg und von Männlichen. Wenn der Weg
zum Faulhorn nicht wegen Lawinengefahr gesperrt ist kann man sogar den Schlitten
zu Fuß dort hinauf ziehen und dann 15 km weit hinab nach Grindelwald rodeln -
die längste Schlittelstrecke der Welt.
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Über uns verbirgt sich das Faulhorn schon im Nebel, aber der Blick in die andere
Richtung zu den 3000ern und 4000ern ist noch immer meist ungetrübt. Nun geht es
steil und anstrengend durch die Hitze bergauf, doch weiter oben, unter dem Nebel
wird es bald so kühl, dass ich schließlich sogar für eine Weile wieder mein
langärmeliges Shirt anziehe.
Auch dieser Streckenabschnitt strengt mich mehr an als es hier eigentlich sein
sollte. Doch ganz überraschend kommt das für mich nicht, den die letzten Wochen
verliefen für mein Training ausgesprochen ungünstig. Ausgerechnet während der
für die Vorbereitung wichtigsten Phase im Juni lag ich eine Woche mit
Sommergrippe im Bett. Kurz darauf konnte ich wegen einem Hexenschuss eine Weile
kaum laufen.
Weit oberhalb von mir sehe ich Läufer rechts am Grat zum Gipfel marschieren und
auf der linken Seite wieder hinab steigen. |
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Für die ganz schnellen Läufer gab es oben beim Restaurant am Gipfel sogar eine
Bergwertung, doch ich muss mich mit der Freude begnügen, immerhin noch vor der
Cut Off Zeit angekommen zu sein. Von den 90 Minuten Zeitreserve, die ich laut
meiner Planung hier oben haben wollte, blieb kaum etwas übrig.
Am Gipfel halte ich mich daher nur sehr kurz auf, trinke zwei Becher Wasser und
eine Bouillon, esse ein paar Nüsse und einen Riegel, dann geht es weiter.
Die hohen Gipfel der Berner Alpen stecken nun meist hinter dicken Quellwolken,
aber von hier oben erblickt man trotzdem eine tolle Szenerie. Der erste Teil des
Abstiegs führt sehr steil hinab, dann wird es flacher. |
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Hinter mir reist für kurze Zeit der Nebel auf und ich sehe die Kette der Läufer
direkt vor der Silhouette des Eiger zum Faulhorn hinauf stapfen. |
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Nun erblicke ich unter mir auch erstmals einen kleinen Abschnitt des Brienzer
See.
Beim Laufen trage ich nicht meine gewohnte Gleitsichtbrille, sondern eine, mit
der ich den Trail unter meinen Füßen besser erkennen kann. Diese hat nur den
Nachteil, dass ich durch sie das Display meiner Kamera kaum lesen kann. Wenn ich
eine Einstellung ändern will, passiert es leicht, dass ich die Kamera
stattdessen ganz falsch einstelle. Aus diesem Grund erwische ich in den nächsten
fünf Stunden mehrmals eine falsche Farbeinstellung, was die Qualität der Fotos
und Filmszenen dieser Streckenabschnitte stark mindert. |
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Nachdem ich mich beim Aufstieg wunderte, warum das Faulhorn Horn heißt, da es
von der Seite wie ein Hügel aussieht, zeigt mir nun ein Blick zurück eine
steilere Perspektive. |
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Nun dürfen wir noch einige große Schneefelder überqueren. Obwohl an manchen
Stellen von den Streckenmarkierern Warnschilder aufgestellt wurden, stellt der
Schnee heute kein großes Problem dar. Da kenne ich anderes.
Inzwischen kommen uns massenhaft Wanderer entgegen, was auf den oft schmalen
Wegen manchmal zu kurzen Verzögerungen führt, aber meist völlig problemlos
klappt. Der Weg ist nun wieder überwiegend gut laufbar, nur kurze Passagen sind
auch mal steiler. Beim Berghaus Männdlenen dürfen wir sogar mal eine Leiter
hinab steigen. |
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Wegen der Wärme verbrauche ich meine 1, 5 Liter Wasservorrat auf diesem
Abschnitt schneller als erwartet. Nun plagt mich Durst, doch zur nächsten VP
dauert es noch mindestens eine Stunde.
Von den 3000ern und 4000ern sehen wir nur noch ab und zu kleine Teile durch die
Wolken, aber die Strecke bleibt weiterhin sehr schön und vor allem auch sehr
abwechslungsreich. Zwischendurch bieten Blicke hinab zum Brienzer See und zu dem
in der Ferne liegenden Thuner See schöne Fotomotive.
Je näher wir der Schynige Platte kommen, desto mehr begeistert mich die Vielfalt
der Blumen neben dem Weg. Hier bin ich mal wieder sehr froh, dass ich nicht
unter Erfolgsdruck laufe sondern die Natur auch während eines Wettkampfes mit
allen Sinnen genießen kann. Statt achtlos mit hohem Tempo voran zu eilen, kann
ich mich an der botanischen Schönheit erfreuen. Normalerweise würde ich hier
auch sehr viel Zeit mit Fotografieren „verlieren“, doch vor drei Tagen war ich
schon einmal hier oben und verbrachte den ganzen Nachmittag damit, etwa 150
Blumenfotos auf den Speicherchip zu packen. Einige dieser Fotos stelle ich ganz
ans Ende dieser Reportage.
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