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Altmühltrail am 06.07.2014 - Der Genusstrail in fünf Gängen - 22 Km und 400 Höhenmeter - Bericht von Thomas Schmidtkonz

Teil 2

Bericht Teil 1 - Bericht Teil 2Film  - Links und Infos zum Lauf - Weitere Laufberichte - Über den Autor

Altmühltrail 2014

Obst beim Altmühltrail 2014

Das Schambachtal

Das Anlaufen fällt mir noch schwerer als nach dem letzten Mahl. Auch ein Schlemmerlauf will geübt sein! Sicher ist das hier ein guter Trainingswettkampf für noch etwas härtere Laufveranstaltungen wie etwa den Médoc - Marathon!

Wir haben nun das Trockental verlassen und laufen nun durchs beschauliche Schambachtal, das sicher auch anderen Teilnehmern landschaftlich besonders gut gefällt.

Altmühltrail 2014

Ein schöner Singletrail führt uns in Richtung Schambachtal

Altmühltrail 2014

Gunthildiskapelle im Schambachtal

Die Kapelle

Bald entdecken wir eine rundlich geformte Kapelle, die in ihrer ausgefallen Architektur sofort ins Auge sticht. Es handelt sich dabei um die neue St. Gunthildiskapelle, die zwischen 1993 und 1995 erbaut wurde, wie Silvia und mir auch die moderne Innenarchitektur in der Kapelle beweist, als wir das moderne und daher eher karge und nüchterne Interieur besichtigen.
Silvia meint dabei, dass wir wohl die einzigen im Teilnehmerfeld sind, welche die Kapelle auch von innen besichtigten. Aber natürlich waren wir das nicht, wie Antons Bilder später in seinem Bericht bei trailrunning.de beweisen,
Nebenan entdecken wir dann auch noch die mittelalterlichen Fundamente der ursprünglichen Kapelle, die bereits während der Reformation verfiel und in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs endgültig zerstört wurde.
Wir verlassen andächtig den letzten Ruheort der Gebeine der Heiligen Gunthildis, die hier schon seit Ende des 14. Jahrhunderts ruhen sollen.
Gunthildis aus dem nahen Suffersheim diente übrigens als Viehmagd. Wie für eine Heilige üblich führte sie dabei ein sehr frommes Leben und zeichnete sie sich durch Mitleid und Barmherzigkeit aus. So war dann auch Ihre größte Freude, den Armen Almosen zu geben. Ihre Gebete erhörten den lieben  Gott. So ließ er zwei kristallreine Quellen aus der Erde hervorbrechen, darunter  eine aus einem Felsenstein. Bei der letzteren erlangte ein Aussätziger vollkommene Heilung. Aus beiden Quellen trank auch das Vieh ihrer Herrschaft. Dasselbe gedieh wegen dem Wunderwässerchen so vortrefflich, dass die Kühe außerordentlich viel Milch gaben. So konnte sie heimlich was von der zusätzlichen Milch für die Armen abzweigen, ohne dass ihre Herrschaft hinter diesen Diebstahl kam. Nach ihrem Tod galt sie dann auch als Patronin der Dienstboten und als Fürbitterin gegen Aussatz und Viehseuchen.

Nach so vielen erbaulichen Erzählungen von der Heiligen Guntihildis erweist sich auch der weitere Verlauf des Tales als sehr beschaulich. Dabei laufen wir auch an einer der ehemaligen Wassermühlen dieses Tals entlang, aus Zeiten als man noch auf diese regenerativen Energiequellen voll angewiesen war.

Altmühltrail 2014

Eine Mühle am Schambach

Altmühltrail 2014

Nun verlassen wir das Schambachtal in Richtung Geislohe. Dabei geht es in der prallen Sonne langgezogen bergauf.

Der 3. Gang: Striezeln

Wir verlassen schließlich das Schambachtal in Richtung Geislohe, Dabei geht es lang gezogen in der prallen Tropensonne bergauf. Wem es hier nicht warm wird, muss schon ein richtig ausgefrorener Typ sein. Bei mir fließt jetzt jedenfalls der Schweiß in Strömen, da ich kein Hitzeläufer bin, wenn gleich ich mittlerweile weiß wie ich mich davor wappnen kann. Deswegen gieße ich mir nun auch etwas Wasser aus meiner Trinkflasche über das Haupt.
Wie gut, dass es dann am Ende dieses brutalen Anstiegs in Geislohe Getränke und als Zwischengang Striezeln gibt, wie man hier die fränkischen Küchla nennt.

Altmühltrail 2014

Die Striezeln

Altmühltrail 2014

Im Wald ist es dann wieder schön kühl und einmal gibt es sogar Matsch, der ja bei keinem Traillauf fehlen darf!

Der 4. Gang: Fisch

Wir laufen nun durch ein größeres Waldgebiet, wo wir erstmals und bei dem trockenen Wetter auch einmalig eine kleine Matschpassage passieren. So was darf ja bei keinem Traillauf fehlen. Und schon lockt der nächste Schlemmergang. Ich greife bei leckerer Bachforelle und Saibling auf Weißbrotscheiben gerne zu, da ja Fisch leicht verdaulich sein soll!

Na ja, ganz so leicht verdaulich war es dann wohl doch nicht, weil mir das Anlaufen mit meinem mittlerweile zu einem Ballon gewölbten Bauch immer schwerer fällt. Aber immerhin soll ja so eine Ausbuchtung nach vorne ziehen. Oder doch eher nicht? Ja, leider eher nicht! Der zieht mich dann doch eher nach unten!

Altmühltrail 2014

Das Läufermenü setzt sich nach Striezeln (Küchla) zuvor bei dieser Labestation mit Fisch fort. Links geräucherter Saibling und rechts Bachforelle

Altmühltrail 2014

Schöner Laubwald

Altmühltrail 2014

Links vom Weg bricht die Hochfläche mit Felsen in Richtung Altmühltal ab, wo wir nachher noch runter laufen werden

Der 5. Gang - Das Dessert

Es folgt ein weiterer schöner und kühlender Wald. Links von uns bricht dabei die Hochfläche steil und felsig in Richtung Altmühltal ab. Ich bin natürlich was Felsen betrifft von der Fränkischen Schweiz vor meiner Haustüre sehr verwöhnt und ein Stück weiter südlich hat auch das Altmühltal bizarrere und größere Felsen zu bieten. Aber auch das hier schaue ich mir gerne an.

Ein kurzer aber giftiger Anstieg führt uns zur fünften und letzten Labestation. Diese Zwischenetappe lockt mich. So schalte ich einen Gang hoch und lege zusätzlich ein paar Freudensprünge ein. Als Belohnung ernte ich den verdienten Applaus. Aber nicht genug der Ehre, eine nette junge Dame reicht mir auf silbernem Tablett allerlei leckeres Obst. Das ist natürlich das ideale Dessert bei so einem warmen Wetter wie heute.
Zur Verdauung erschnorre ich mir im Vereinshaus vom TSV Dietfurt kurz dahinter dann passend als alkoholfreien Digestif nach einem opulenten Fünfgängemenü noch einen Becher Cola.

Altmühltrail 2014

Nach ein paar Freudensprüngen erhalte ich zum Lohn leckeres Obst auf Silbertablett serviert

Altmühltrail 2014

Hier erschnorre ich mir einen Becher Cola

Altmühltrail 2014

Nun geht es steil ins Altmühltal hinunter

Im Altmühltal

Läuft man einen Altmühltrail, muss man natürlich auch unweigerlich ein Stück durch das Altmühltal laufen. Bei Dietfurt geht es dazu steil auf Stufen knapp 100 Höhenmeter ins Altmühltal hinunter. Wegen Silvias Knie lassen wir uns dabei Zeit. Sonst wäre ich als alter Trailer natürlich diesen schönen Abschnitt wie eine gesengte Sau hinunter gesaust. Aber vielleicht war es so besser, denn ein ungewollter Purzelbaum weckt nicht nur Freude.

Im Tal überqueren wir noch einmal den Schambach, der kurz dahinter in die Altmühl mündet. Hier sind fleißige Biber am Werk, wie das aufgestaute Wasser und eine Informationstafel unterstreichen.

Altmühltrail 2014

Idylle im Altmühltal

Altmühltrail 2014

Hier kreuzen wir noch einmal den Schambach, der kurz dahinter in die Altmühl mündet

Altmühltrail 2014

Hier gefällt es auch den Bibern!

Altmühltrail 2014

Imposante Blütenpracht

Der Wadenbeißer

Jetzt sind es nur noch etwa 3 km bis ins Ziel, aber nicht ein bissiger Biber sondern ein dritter aber auch letzter großer Anstieg wird uns als "Wadenbeißer" in die gestählte Läuferwade zwicken. Da es mittlerweile unangenehm heiß geworden ist, klagt hier Silvia doch etwas. Ich dagegen trage es als gelehriger Schüler der Stoa mit Würde und Fassung, bin ich doch von anderen Läufen weit Schlimmeres gewöhnt.
Außerdem wie sprach Seneca der große Stoiker so schön, als der blutrünstige Kaiser Nero ihn ins Jenseits befördern wollte: "Wirf alle Last von dir! Wozu das Zögern? Hast du nicht einst auch den Leib verlassen, der dich der Welt verbarg, und das Licht des Tages erblickt? Du zögerst und willst nicht? Auch damals hat dich die Mutter unter schweren Leiden ans Licht gebracht. Du seufzest und weinst? Das tun auch die Neugeborenen!"
Also lassen wir beide das Geheule sein, werfen alle Last von uns und schon endet auch der letzte Anstieg.

Altmühltrail 2014

Der letzte der drei großen Anstiege offenbart sich als "Wadenbeißer"

Altmühltrail 2014

Dafür werden wir mit einem Aussichtspunkt belohnt

Der Fluss und die Kunst

Oben angekommen,  biegen wir einmal kurz  vom offiziellen Weg abweichend zu einem Aussichtspunkt ab. Er versprach aber mehr als er dann an schöner Aussicht liefert, weil Bäume den Ausblick weitgehend zugewuchert haben. Also in entgegen gesetzter Richtung zurück zum offiziellen Weg! Wollen wir doch nicht vom rechten Weg abweichen, wie es leider doch ein paar Läufer ungewollt taten, das trotz der vorzüglichen Markierungen! Aber Läufer sind nun mal auch ganz ausgesprochene Blindfüchse! Aber darüber will ich mich nun nicht weiter auslassen, passierte mir selbiges doch auch schon auf gut markierten Laufstrecken!
Jedenfalls geht es nun wieder mal steil bergab, bevor uns am Ufer der Altmühl nur noch flaches Terrain bis ins Ziel hinein erwartet.
Das Wasser lockt. Ein Bad im kühlen Nass wäre so erfrischend! Aber dann überschreiten wir am Ende auch noch die Vierstundenmarke! Sind wir doch jetzt schon an die 3 1/2 Stunden unterwegs!
Nein, das wollen wir nicht. Zum Trost bewundern wir als Läuferpaar lieber kurz die Skulptur "Das Paar", damit nach so viel Natur, Landschaft und Schlemmerei die Hohe Kunst nicht zur Gänze zu kurz kommt. Das fehlte ja noch. So bot dann dieser Lauf wirklich alles, was des Genussläufers Herz begehrte!

Altmühltrail 2014

Wieder im Altmühltal, überqueren wir die Altmühl, bevor wir in Richtung Ziel laufen

Altmühltrail 2014

Damit auch die Kunst nicht zu kurz kommt!

Altmühltrail 2014

Am liebsten würden wir zur Abkühlung in die Altmühl rein springen

Das Ziel

Schließlich biegen wir bei brütender Hitze vom verlockenden kühlen Nass der Altmühl  ab. Aber nun sind es nur noch wenige Hundert Meter bis ins Ziel. Wir bewundern dabei eine schöne alte Dampflok, ein Relikt anderer Zeiten, bevor wir nach links in den Zielkanal abbiegen. Dabei geben wir noch einmal etwas Gas. Nach 3 Stunden und 37 Minuten Laufspaß, immerhin gut zwei Stunden mehr Spaß als beim eiligsten Teilnehmer, überqueren wir beide freudestrahlend die Ziellinie.

Altmühltrail 2014

Noch eine Linkskurve ...

Altmühltrail 2014

... und schon sind wir im Ziel und präsentieren stolz unsere "Finishermedaille"

Siegertypen

Wir nehmen unsere schöne "Medaille" in Empfang, gehen duschen und schauen uns danach noch die Siegerehrung an. Dabei mutmaßen wir, wie schnell wohl der Sieger war. Ich sage: "Wohl so um die 1:30!" Mein Tischnachbar meint dagegen rechthaberisch: "Sicher nicht! Der war schneller!"
Woher will denn der das so genau wissen? Diesem "Jungspund" fehlt doch meine jahrzehntelange Lauferfahrung! Ich kann das doch sicher besser beurteilen als dieses Greenhorn!

Derweil wird Irmgard Wiedenhiller geehrt. Sie lief die hügeligen 22 km in 1:47:20! Olala, da kann in der Tat der erste Mann wohl doch etwas schneller gewesen sein! Na dann halt 1:28 oder 1:27 oder so! Aber das ist auch nicht so weit von 1:30 entfernt! Da behalte ich immer noch so halbwegs recht!

Als aber dann mein Tischnachbar aufgerufen wird, es ist Andreas Straßner und lief in der AK 30, ist mir klar warum er sich so sicher war, dass der Erste deutlich schneller  war, war er doch selbst der Sieger und lief das ganze in 1:21:58!

Altmühltrail 2014

Bei den Damen gewann Irmgard Wiedenhiller in 1:47:20

Altmühltrail 2014

Sieger bei den Herren ist Andreas Straßner in 1:21:58. Für mich unerklärlich, wie man so schnell laufen kann!

Der Sieger und die Laufschnecke

Als er genüsslich lächelnd zu uns an den Tisch zurückkommt, beschwere ich mich natürlich bei ihm, hatte er doch einen klaren Wissensvorteil gegenüber mir.
Und so sitzen der Erste und der Letzte des gesamten Läuferfeldes in der Ergebnisliste  gemeinsam zusammen und überlegen wer heute der wahre Sieger war. Der mit der schnellsten Zeit oder jener, der diesen Lauf am längsten genießen durfte?
Auch frage ich mich insgeheim, zu wem diese versteinerte Laufschnecke, die er als Siegerprämie in der Hand hält, mehr passt.
Zu ihm oder doch eher zu mir? 

Altmühltrail 2014

Und hier noch einmal der Sieger und dahinter Kai Reissinger, Zweiter in der Rangliste. Beide lagen nur 29 Sekunden auseinander!

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