Jausenstation
Offenes und weites Land begleitet mich auf meinem Weg zum
Fembachtal. Felder wechseln sich mit Wiesen voller Pusteblumen ab. Im Fembachtal
gibt es sogar eine "Jausenstation", obwohl wir nicht in Österreich sind. Da ich
aber das Tageslicht nutzen will und die Station geschlossen aussieht,
ziehe ich weiter.
Weites Land
Pusteblumenwiese
Im Fembachtal
Hinter dem Tal geht es auf einem schmalen Waldpfad steil bergauf. Dahinter endet
aber auch schon wieder der Wald.
Grüne Hölle
Verdiente Rast
Es folgt eine Wiese und unverhofft eine Sitzbank, die zu einer Rast einlädt.
Mittlerweile bin ich etwa 7 1/2 Stunden unterwegs und fühle mich immer noch
super. Ich köpfe meine Bierflasche, gönne mir einen Schluck und ziehe dann mal
wieder die Schuhe aus. Auch bei den Füßen ist noch alles im grünen Bereich, also
keine Druckstelle oder Blase zu entdecken. Nur die Fußsohlen tun mir schon etwas
weh. So ist das kühle Gras, das an meine Fußsohlen kitzelt, schon so was wie Wellness
und auch eine Wohltat für meine Füße.
Verdiente Rast
Wellness für die Füße
Langenzenn
Mein nächstes Etappenziel und die größte Ortschaft auf meiner Gesamtstrecke ist
Langenzenn. Ursprünglich wollte ich hier zu einem Abendessen einkehren, weil es
dahinter sehr einsam wird und Gaststätten dann nur noch sehr rar gesät sind.
Dank der Pause im Supermarkt, will ich aber nun das Abendessen ausfallen lassen
und noch das restliche Tageslicht für die beiden größeren Wälder hinter
Langenzenn nutzen.
Kastanienblüte im Flusstal bei Langenzenn
Weil ich nun nicht mehr einkehren will, umgehe ich Langenzenn erst einmal im
Flusstal, bevor ich dann doch noch ein ganzes die Stadt durchqueren muss.
Im Flusstal bei Langenzenn
Die lang gezogene Straße am Klaushofer Weg führt mich aus Langenzenn heraus.
Irgendwann nervt mich dieses Straße. So biege ich in ein Neubaugebiet ab, wo ich
auf einem Sandweg an allerlei Sandhaufen vorbeilaufe. In Zukunft werden dort
wohl bald wieder in einem dieser seelenlose Vorstädte Häuser stehen und so wieder
ein Stück Landschaft zubetoniert sein.
Wieder ein letztes Stück auf dem Klaushofer Weg überquere ich auf einer Brücke
die vierspurige Schnellstraße B8. Gleich dahinter biege ich rechts in den Wald
auf einen schönen Singletrail ab, der erst ein kleines Stück direkt an der B8
entlang führt, bis er sich endlich von dieser geräuschvollen Straße entfernt. Es
ist zwar erst kurz nach sieben, aber wegen der dunkeln Wolken schon recht
düster. Ein erster kleiner Vorgeschmack auf die lange Nacht!
Als ich den Wald verlasse, verfärbt sich auch schon der Himmel im Westen am
Horizont. Es zeigt sich schon ein erstes Abendrot.
Langsam naht die Nacht
Das beschauliche Keidenzell
Wald des Schreckens
Es folgt das beschauliche Bauerndorf Keidenzell, noch mit historischen Ortsbild,
das noch noch nicht in die Breite gewuchert ist. Dahinter erwartet mich wieder
einmal ein großes Waldgebiet. Da es langsam düster wird, möchte ich das noch
möglichst schnell durchlaufen, weil ich wieder mit einigen problematischen
Querfeldeinpassagen rechnen muss. Im Wald ist es dann auch schon deutlich
finsterer, dazu wird es bereits unangenehm kalt. Wie kalt wird es aber erst
heute Nacht werden, wo dann auch der Himmel aufklaren soll?
Ich laufe zuerst auf einen holprigen Fahrweg. Ein Traktor hat deutliche Spuren
hinterlassen. Die tiefen Spurrillen machen das Laufen unangenehm. Endlich
enden diese Spurrillen.
Aber der Weg wird immer schlechter, zugewucherter und führt mich in ein enges Tal
hinein, zudem in die falsche Richtung.
Ich muss unbedingt die Richtung wechseln! Aber
nach rechts, wo ich hin muss, führt kein Weg, Außerdem geht es hier steil hoch.
Dazu ist dort alles zugewuchert.
Aber es hilft alles nichts! Ich muss da hoch! Da
ich mich weder in felsigem noch alpinem Gelände befinde, sollten sich wenigstens die
Gefahren in Grenzen halten. Also Augen zu und durch!
Mühsam erklimme ich im Dickicht und Unterholz den steilen Berghang. Hier ist es
schon fast zapfenduster. Das strengt an und an all die Zecken, die hier sicher
schon auf mich lauern, will ich gar nicht denken.
Endlich
erreiche ich die Bergkante und befinde mich erstmals in über 400 m Höhe.
Insgesamt sind hier aber die Höhen und Höhenunterschiede immer noch bescheiden.
Viel
mehr herausfordernd sind dagegen die recht großen Waldgebiete, in denen man sich gerne
verläuft, zumal so viele Wege plötzlich im Nirgendwo enden.
Der große Wald hinter Keidenzell. Gleich biege ich rechts ab lauf querfeldein
einen steilen Waldhang hoch
Mittlerweile ist es schon so duster geworden, dass ich auf meinem Garmingerät
kaum was erkenne, weil ich um Akku zu sparen, die Hintergrundbeleuchtung
ausgeschaltet habe. Daher packe ich beim nächsten kurzen Halt, eine meiner
beiden Stirnlampen aus. So sehe ich wieder, wo ich ungefähr bin. Ansonsten
benötige ich die Lampe noch nicht, weil der Weg immer noch erkennbar ist.
Plötzlich höre ich in der Ferne lautes und unheimliches Gebelle. Fangen jetzt
schon die Gespenster und Wolfshunde der Nacht mit ihrem Unwesen an? Das geht ja
schon gut los!
Hat das nicht noch etwas Zeit? Mir graut es schon vor der eigentlichen Nacht!
Aber dann fällt mir ein, dass Rehe besonders morgens und abends
gerne solche Laute von sich geben. Der Laut drückt dabei bei ihnen eher
Erregtheit und Aggression als Angst aus. Einerseits bellen sie auch, um
Fressfeinden zu signalisieren, dass eine weitere Annäherung sinnlos ist,
andererseits teilen sie so auch Artgenossen mit, wo sie sich befinden. Sollten
sie mich für einen Fressfeind halten, sei ihnen gesagt, dass ich zwar gerne
Rehfleisch esse, aber heute meine Verpflegung schon im Rucksack mitführe.
Ich habe die Stirnlampe ausgepackt. Nun kann die Nacht kommen!
Eine Feier in Oberreichenbach
Endlich endet der riesige Wald des Erschreckens und ich lande beim letzten
Tageslicht in Oberreichenbach. Mich verwundert dabei, dass in diesem einsamen
Dorf lauter Autos herumstehen. Hier muss was gefeiert werden!
In Oberreichenbach komme ich noch bei einem Polterabend unverhofft zu einem
warmen Abendessen
In der Tat, da steht ein kleines Festzelt und davor ein paar Leute. Das muss so
was wie ein Feuerwehrfest oder eine kleine Kirchweih sein.
Ich komme mit diesen
Leuten ins Gespräch, weil sie sich über meine Aufmachung wundern. Natürlich
wollen sie wissen, wo ich hin will.
Ich sage: "Zum Hesselberg!". Daraufhin sie:
"Wo willst Du übernachten? Hast du schon einen Übernachtungsplatz?"
Ich: "Nein,
ich brauche keinen Übernachtungsplatz. Ich laufe die Nacht durch!"
Da gucken sie
mich mit Erstaunen an.
"Wenn Du Dir einen Wolf läufst, dann lauf den
Wolf davon!" Das geben sie mir noch als Rat mit, als ich im Zelt verschwinde.
Dort möchte
ich mir ein paar Bratwürste und ein Cola bestellen, weil es in dieser Gegend so
gute Bratwürste gibt, wie ich aus meinen Läufen nach Unterschlauersbach weiß.
Ich werde aber aufgeklärt,
dass es nur einen gefüllten Braten gibt. Das ist für mich auch ok. Als ich
zahlen will, sagen sie mir, dass das ganze nichts kostet, weil das hier ein
Polterabend ist. Also bin ich unverhofft in einen Polterabend reingeplatzt! Diese netten
Menschen haben mich aber nicht abgewiesen, sondern mich sogar eingeladen. Ich hinterlasse
aber eine kleine Spende und lass mir dann den Braten zur Akkordeonmusik schmecken.
Meinen Durst lösche ich lieber mit einer Flasche Cola als mit Bier, weil ich ja
noch eine lange Nacht vor mir habe.
Mein Abendessen beim Polterabend
Als ich alles gegessen und getrunken habe, trage ich mein Geschirr zurück und
bedanke mich noch einmal für dieses unverhoffte Abendessen, das mich nun sicher
besser durch die lange und kalte Nacht bringen wird. Bei einem Wartehäuschen an einer
Bushaltestelle kurz dahinter, mache ich noch einmal eine kurze Pause, einmal um
wieder Sand aus meinen Schuhen zu entleeren, aber auch um kurz bei facebook reinzuschauen
und noch einmal die Stirnlampe und alles was ich nun in der Dunkelheit benötige zu
überprüfen.
Nun laufe ich in die lange Nacht rein
Beginn einer gruseligen, langen und kalten Nacht
Dann mache ich mich wieder auf die Socken, während die letzte Abendröte am
westlichen Horizont verschwindet. Es ist mittlerweile etwa 21:30 abends. Also
darf ich nun auch auf Straßen laufen, wenn ich möchte. Aber dennoch will ich
auch weiterhin Wege laufen, so weit das möglich ist. Die ersten Kilometer in der
Nacht sind nicht allzu schwierig, weil ich nun Feldwege außerhalb von Wäldern
laufe. Aber ich spüre auch, wie nun die Temperatur immer mehr absackt. Bald ziehe
ich meine Jacke über mein längärmeliges Laufshirt, weil es so richtig
bitterkalt wird. Später folgen dann auch noch Kapuze und Handschuhe.
Nun endet die offene Hochfläche. Ich muss nun durch einen ersten finsteren Wald
ins Tal zwischen Seubersdorf und Unterschlauersbach absteigen. Nur ein kaum
erkennbarer Pfad führt hier herunter und ich muss aufpassen, dass ich nicht über
ein Hindernis stolpere. Mehrmals lege ich mich fast hin.
Ich erreiche nun das Tal und quere eine Straße und suche den Weg, der mich auf
der anderen Seite des Tals wieder hochführen soll.
Wo ist der nur? Das könnte er
sein. So was wie ein Pfad führt durch das stockdunkle Dickicht wieder hoch. Wie
gut, dass ich eine Ersatzlampe dabei habe. Gar nicht auszudenken, wenn hier die
einzige Stirnlampe ausfallen würde.
Endlich erreiche ich wieder offenes Gelände,
wo ich mehr erkennen kann. Ich bestrahle mit der Lampe meine Beine und lese
wieder einen ganzen Schwung von Zecken ab. Das sind nun meine Vampire der Nacht! Wann ist es
endlich so kalt, dass dieses ekelige Getier inaktiv wird?
Wenigstens werden die Wege nun erst mal wieder besser.
Bei Lentersdorf geht es nun steil ins nächste Tal hinunter und auf der anderen
Seite zuerst auf einer Straße und dann wieder in einem sehr dichten Wald auf
einem Weg weiter, der mal wieder im Nirgendwo endet. Mehr oder weniger
querfeldein, kämpfe ich mich den Wald hoch. Weil es so anstrengend ist, bleibt
keine Zeit für irgendwelche Urängste.
Auf der Hochfläche angekommen endet Gott Lob der Wald. Ich kann nun auf einen
gut zulaufenden Fahrweg weiterlaufen. Die Uhr zeigt leider erst 22:30 an. Also
liegen immer noch fast 7 Stunden Nacht vor mir. Das wird also ganz schön dauern
bis ich die ersten Lichtstrahlen des aufkommenden Tages entdecke!
Auf dem Weg ins nächste Tal lande ich auf einen Hof. Irgendwie endet hier der
Fahrweg. Wo geht es weiter?
Aber auch hier schlage ich mich irgendwie durch und
lande schließlich auf einem Radweg neben der Straße, die mich direkt nach
Kleinhaslach führt. Ich könnte nun der Straße weiterhin bis nach Bruckberg
folgen. Aber die Füße tun mir bei dem "Asphaltgetrete" so richtig weh. Also wage ich
mich auf dem Alternativweg Richtung Hügel, der mich erst am Waldrand entlang
führt. Da geht es noch ganz gut voran.
Hindernislauf in der Nacht und Gruselszenen
Nach einem kurzen Straßenabschnitt folgt aber ein weiterer Wald, wo ich Bruckberg am
östlichen Hügel davon umgehen möchte. Vom Weg ist hier leider kaum was
erkennbar. Zudem sind hier wohl momentan Baumfällarbeiten im Gang. Nur
wegen der Nacht ist hier kein Holzfäller mehr anwesend. Ich muss mich also
in der Finsternis zwischen Baumstämmen, Ästen und allerlei Gestrüpp durchkämpfen
und darf dabei meinen Weg nicht verlieren, der diese Baumfällzonen ständig
kreuzt.
Im Lichtkegel meiner Stirnlampe zeigen sich nun auch noch riesige
Spinnennetze. Dazu höre ich auch wieder das unheimliche Gebell der Rehe.
Ist
heute eigentlich Vollmond? Treiben gar Werwölfe ihr Unwesen? An Vampire will
ich gar nicht denken, da ich ja mit den Zecken, diesen Minivampiren heute schon
genug Ärger hatte.
Als ich den Lichtkegel meiner Stirnlampe vom Spinnennetz abwende, blitzen zwei
unheimliche Augen auf. Ein Werwolf oder Graf Dracula persönlich? Roten Augen
sind es wenigstens nicht. Sie schimmern mehr bläulich. Schreck lass nach!
Aber bald erkenne
ich, dass es keine Augen sind, sondern irgendwas anderes reflektiert hier. Was
es ist, weiß ich nicht. Aber es bewegt sich wenigstens nicht auf mich zu. Ich kriege
noch einmal eine Gnadenfrist!
Im Wald ist es nun so richtig schön gruselig
Nichts für Menschen mit Spinnenphobie!
Hindernislauf in der Nacht. Dies ist nur eins der eher harmlosen davon
Geisterstunde
Endlich endet dieser mit allerlei Hindernissen und Schrecknissen gespickte Wald
und ich erreiche kurz vor Mitternacht die Ortschaft Bruckberg. Als ich Bruckberg
wieder verlasse, schlägt die Kirchturmuhr Mitternacht. Nun beginnt die
Geisterstunde, eine eiskalte dazu! Ich zittere vor Kälte oder gar vor Angst? Wolken meines Atems
reflektieren im Lichtkegel meiner Stirnlampe, dazu mein regelmäßiges Atemgeräusch geben der gespenstischen Kulisse eine ganz spezielle Note,
Wieder einmal muss ich zuerst durch einen stockdunklen Wald laufen. Aber
diesmal wenigstens auf einem guten Fahrweg. Immer wieder laufen Schauer meinen
Rücken herunter. Ist die Kälte daran schuld, meine Angst vor Gespenster oder
neckt mich gar ein solches? Sitzt schon so ein Unhold auf meinem Rucksack, der
sich plötzlich so schwer anfühlt?
Nein, ich mag mich nicht umdrehen.
Endlich endet der Wald. Auf einer Lichtung steht eine ungemein mächtige Eiche.
Schade, dass ich sie nicht fotografieren kann. Ein Prachtbaum! Der stand sicher
schon so im Dreißigjährigen Krieg. An solchen Bäumen hängten die Schweden oder andere
Kriegsmarodeure ihre Feinde und Deserteure auf.
Galgenbäume nannte man solche Bäume. Was, wenn jetzt so eine verlorene Seele hier noch
herumspuckt? So inmitten der Geisterstunde, in der ich mich gerade befinde!
Die blutrote Sichel
Ich beschleunige meinen ansonsten so langsamen Laufschritt. Mein Blick schweift
nun Richtung Westen. Dort sehe ich eine blutrote Sichel. Oh, das ist die
Mondsichel, die gerade untergeht. Na, wenigstens kein Vollmond! So muss ich
heute wenigstens nicht mit Werwölfen rechnen, die ja bekanntermaßen bei Vollmond
ihr Unwesen treiben!
Das Schauspiel fasziniert mich so sehr, dass ich es versuche mit der
Kamera zu bannen. Dabei muss ich den Mond 30 fach heranzoomen, während die
Belichtung mehr als bescheiden ist. Schade, dass ich kein Stativ dabei habe. Ich
stütze meine Hand an einem Baumstamm ab, um ein Stativ leidlich zu ersetzen. Aber
irgendwie gelingt mir dann sogar das folgende Bild, wohl auch Dank einer
automatischen Stabilisierung in der Kamera. Ist schon Wahnsinn, was selbst
kleine Kameras heute alles können!
Um Mitternacht geht eine blutrote Mondsichel unter
Begegnung inmitten der Nacht
Schon bald folgt wieder ein stockfinsterer Wald. Wenigstens laufe ich nun auf
einem halbwegs gut markierten Wanderweg. Ich kann mich so auch anhand der
Markierungen orientieren. Der Weg führt nun von einer Anhöhe in ein weiteres Tal
hinunter, wo ich dann auf einer Landstraße nach
Vestenberg hoch laufe. Es ist
gegen halb zwei Uhr morgens, als ein altersschwacher VW-Bus an mir vorbei
schleicht. Wird er den Berg noch schaffen? Beim letzten Haus bleibt er stehen
und jemand steigt aus. Der Bus setzt zurück und verschwindet.
Vor mir steht
ein jüngerer, schon etwas angetrunkener Herr. "Du bist aber jetzt nicht mit
ausgestiegen?" meint er. "Nein, sicher nicht!"
Nun fragt er mich ganz
verwundert, woher ich denn komme. So erzähle ich ihm meine Geschichte. Wieder
einmal ernte ich dabei nur Staunen und Verwunderung. Er selbst kam von einem
Motorradtreffen, wie er mir erzählt. Na ja, so freuen wir uns darüber, dass wir beide
uns inmitten dieser Mainacht was zu erzählen haben.
Ich
wünsche ihm schließlich eine gute Nacht und er mir einen guten Lauf und so ziehe ich von
dannen.
Verlaufen
Leider bin ich einen Weg zu früh abgebogen. So bleibt mir nur ein Weg
über eine Wiese, weil ich die Alternative durch das Gestrüpp eines dichten
Waldes meiden will. Da das Gras schon sehr feucht ist, werden dabei meine Füße
nass. Wenigstens aber nicht meine Beine, weil ich mir mittlerweile auch meine
dünnen Überhose über die normale Hose angezogen habe, weil es gar so bitterkalt ist.
Kälte und Anstrengung
Endlich erreiche ich wieder den regulären Weg. Dieser führt mich durch ein
weiteres großes Waldgebiet, nur einmal von der B14 unterbrochen, wo ein Auto
vorbeirauscht, als ich die Straße queren will.
Mittlerweile bin ich abgehärtet und verliere keine Gedanken mehr an Gespenstern
und Werwölfen. Die Nacht ist nur noch kalt und anstrengend. Immer wieder rechne ich
nach, wie viele Stunden es noch bis zur ersten Morgendämmerung sind.
Mittlerweile ist es schon 3 Uhr morgens. Also die letzten gut zwei Stunden werde
ich auch noch überstehen!
Ich quere mitten im Wald zwei Bahnlinien. Es folgt dahinter noch einmal ein
trailiger Abschnitt, bis ich in Milmersdorf, einem Vorort von
Sachsen bei Ansbach,
die nächste Ortschaft erreiche. Ich laufe nun auf einer hügeligen Straße weiter nach
Sachsen, während mir auf dem Asphalt die Füße schmerzen und ich sehr müde bin.
Gerne würde ich mal für ein paar Minuten schlafen, so wie beim Oberfränkischen
Orientierungslauf. Aber dafür ist es heute einfach zu kalt. Dennoch lege ich bei
einem Bushäuschen eine kurze Rast ein. Auch um die Schuhe, Strümpfe und Füße von Sand und Dreck zu reinigen, zumal ich an der rechten Fußsohle eine
Druckstelle spüre. Von der Druckstelle abgesehen, entdecke ich nach mittlerweile
etwa 80 km Laufstrecke keine weiteren Problemzonen oder Blasen. Also zahlt sich
meine Fußpflege aus!
Ich werfe noch schnell einen Blick mit dem Smartphone auf facebook. Setze eine
Kurznachricht ab, wo ich bin und schaue, ob die anderen was gepostet haben. Ich
sehe dabei, dass Stefan und Silke in Bruckberg am Abend so gegen 21:00
eingekehrt sind, das ich erst gegen Mitternacht oben umging. Also sollten sie
ein ganzes Stück vor mir liegen, während Didi und Petra noch hinter mir liegen
sollten.
Nun wird es aber zu kalt und ich ziehe weiter.
Ich laufe nun auf Landstraßen und überquere um halb vier Uhr morgens die A6, wo
immer noch ein gewisser Verkehr herrscht, während hier auf der Landstraße so
früh am Sonntag Morgen kein
einziges Auto fährt.
Früh am Morgen überquere ich die A6
Kurze Ruhe
Zwischen Oberrammersdorf und Nehdorf folgt auf Waldwegen der nächste große Wald.
Hier ist es immer noch zapfenduster und bitterkalt. Ich zittere mittlerweile vor
Kälte. Ich hätte noch eine dünne Schicht zum Anziehen mitnehmen müssen.
Gleichzeitig bin ich nun sehr müde. Wie gerne würde ich jetzt mal 10 Minuten
schlafen, aber bei der Kälte geht es nicht. Dennoch suche ich mir nun einen
Platz inmitten des Waldes, setze mich hin, schließe die Augen und entspanne mich
dabei. Das tut richtig gut! Nach einer Minute stehe ich wieder auf und laufe im
gewohnt langsamen Tempo weiter. Mir geht es nun deutlich besser. Ist schon
Wahnsinn, was selbst so ein Minutenschlaf alles ausmacht!
Ende der Nacht
Gegen 4:45 erreiche ich Nehdorf. Fern im Osten graut nun schon der Morgen,
während die Temperatur weiter absackt. Die Nacht geht ihrem Ende entgegen. Auch
die ersten Vögel beginnen nun mit ihrem Morgenkonzert und vertreiben so die
Stille der Nacht.
In Nehdorf graut schon gegen 4:45 der Morgen
Die Hexe
Ich laufe nun mal wieder auf Landstraßen. Dabei erschreckt mich nur wenige Tage nach der
Walpurgisnacht im diffusen
Morgenlicht das Gesicht einer Hexe an einem Baumstamm. Das auch noch! Stimmt,
Hexen hatte ich noch nicht! Muss die
Nacht nun so enden?
Aber das ist nur ein eigenartiges Gebilde an diesem Baum, das mein Gehirn in ein
Hexengesicht gewandelt hat. Weiter kein Grund zur Aufregung!
Endlich kann ich wieder meine Kamera zücken. Solch frühe Morgenstunden sind ein
Traum für laufende Fotografen. Der rötliche Horizont, der dunkle Schatten der
Silhouetten der Bäume, gepaart mit dem milchigen Weiß des Morgennebels ergeben
ein wunderschönes Bild:
Morgenrot und Morgennebel. Dazu ist es eiskalt.
Dorfidylle am sehr frühen Sonntagmorgen
Wann kommen endlich die ersten wärmenden Sonnenstrahlen?
Hier kommt sie endlich! |