Der Start
Etwa 120 km Laufstrecke auf einem hügeligen und trailigen
Kurs sind an sich schon eine Herausforderung. Wenn aber dann Verpflegungsstellen
fehlen und man sich auch noch die Laufstrecke zwischen Start und Ziel selbst
suchen muss, dann ist es schon ein Laufabenteuer für Laufindividualisten.
So ein Laufabenteuer suchen fünf Personen, die am Samstagmorgen um 10:00, wenn
andere noch ihren Frühstückskaffee trinken, an der Brücke nahe der Laufer Mühle
nicht weit vom Städtchen Aisch stehen. Sie lassen sich schön der
Körpergröße nach geordnet von Gaby ablichten:
Das überschaubare Starterfeld mit Stefan, Thomas, Didi, Petra und Silke
Ganz links steht dabei Stefan, der beim ersten
Orientierungslauf im August
bei unmenschlicher Hitze mein Laufpartner war. Darauf folgt meine Wenigkeit. Wir
beide sind auch die einzigen Teilnehmer, die bei so einem bayerischen
Bezirks-Orientierungslauf zum wiederholten male mitlaufen. Somit hat sich die
Teilnehmerzahl gegenüber der ersten Auflage mehr als verdoppelt, ist aber
immer noch sehr überschaubar. Wir hoffen dabei auch, dass diesmal alle ins Ziel
kommen, sich also auch diese Rate vervielfacht!
In der Mitte steht der sehbehinderte Läufer Didi. Er ist sicher der Ultraläufer
mit der größten Lauferfahrung von uns allen. Rechts neben ihm seht ihr Petra,
die Didi wegen seiner Sehbehinderung führt und in ihrem
Blog auch einen Bericht von diesem Lauf schreibt.
Ganz rechts steht schließlich Silke, die heute mit Stefan zusammen laufen will
und diesen Lauf auch als Trainingslauf für den 100 Meilen langen Mauerweglauf in
Berlin im Sommer ansieht. Es werden sich also zwei Zweiergruppen und ich solo
auf die Strecke wagen.
Ich bin noch nie ganz alleine eine ganze Nacht einsam durchgelaufen. Bei 100 km
Läufen wie in Biel und Ulm lief ich zwar auch durch die Nacht, aber meist
war da immer ein ziemlicher Trubel um mich herum. Aber wie wird das Lauferlebnis
sein, wenn ich ganz alleine in der Nacht durch einen Wald irre? Diese Frage
macht mich einerseits neugierig, aber da ich schon etwas ein Hasenfuß bin, auch
etwas bange.
Gruppenfoto am tiefsten Punkt Mittelfrankens
Fand der letzte Orientierungslauf in einer brutalen Hitze statt, so rechnen wir
heute mit einer eisigen Laufnacht. Aber heute morgen ist es auch schon ziemlich
kühl und immer wieder wehen uns eisige Windböen ins Gesicht.
Wir starten gemeinsam um 10:13, ein paar Minuten später als geplant. Zuerst
wollen wir noch gemeinsam zum tiefsten Punkt Mittelfrankens laufen, bevor das
eigentliche Rennen freigegeben wird.
Um 10:26 erreichen wir den tiefsten Punkt Mittelfrankens, der etwas östlich der Laufer Mühle am Aischufer liegt. Wegen der kalten Witterung verzichten wir auf
ein Bad, sondern geben nach einem weiteren Gruppenfoto gleich den Start frei,
weil man heute schnell auskühlt, wenn man nur herum steht.
Die Aisch in der Nähe des tiefsten Punkt Mittelfrankens
Trennung
Silke und Stefan ziehen nun gleich davon, während Petra, Didi und ich es
deutlich langsamer angehen lassen wollen. So bleiben wir noch etwas zusammen, bis
sich unsere Wege trennen. Ich strebe an einer Weggabelung mehr nach links,
während es die anderen beiden mehr nach rechts zieht.
Schnell wird es still um mich. Ich höre nun nur noch das Frühlingsgezwitscher
der Vögel. Dabei freue mich über das frische Grün der Bäume und anderen Pflanzen.
Die zahlreichen Karpfenweiher verschönern dabei die Landschaft.
Mittelfränkische Landschaften
Auf den nächsten
gut 100 km Laufstrecke erwarten mich bei meinem Lauf durch das Herz
Mittelfrankens denn auch eher wenige landschaftliche Höhepunkte, als viel mehr
eine ländlich geprägte, aber oft auch idyllische und ursprüngliche Gegend, die zu
dem in der zweiten Hälfte immer einsamer werden wird. Felder und Wiesen wechseln
sich dabei immer wieder mehr oder weniger großen Wäldern ab. Dazwischen
verschönern auf der ganzen Strecke immer wieder Karpfenweiher die Landschaft.
Wenn wir durch Siedlungsgebiete laufen, sind es von ein paar Ausnahmen abgesehen
meist ursprüngliche Dörfer, die noch nicht so sehr wie andere Ortschaften wie
Krebsgeschwüre in den Außenzonen wuchern. Das große Siedlungsgebiet rund
um Hemhofen und Röttenbach und später Herzogenaurach und Ansbach will ich bei
meinem Lauf meiden. Lediglich durch Langenzenn möchte ich bewusst durchlaufen, um
dort evt. Vorräte zu ergänzen und dort auch einzukehren. Aber wie bei so einem
Lauf üblich, kommt vieles anders als ursprünglich geplant.
Ich laufe noch ein kurzes Stück zusammen mit Petra und Didi
Didi und Petra ziehen von dannen
Seeidylle. Eine der vielen Seen auf unserer Strecke
Querfeldein
Aber über das, was noch alles kommen mag, mache ich mir wenig Gedanken. Hinter
einer schönen Seenplatte, könnte man nun rechts oder links weiterlaufen. Ich
entscheide mich aber für geradeaus, weil es so der kürzeste "Weg" ist.
Allerdings gibt es hier keinen Weg, so dass ich querfeldein laufen muss. Weil
aber die Kiefernwälder, die Mittelfranken hier so sehr prägen, eher lichte
Wälder mit nicht übermäßig viel Unterholz sind, kann ich diese paar Hundert
Meter Cross schnell hinter mich bringen.
Hier endet der erste Weg im Nirgendwo. Querfeldein geht es weiter
Blühende Ginster
Blutsauger
Bald laufe ich wieder einen regulären Weg. Hinter den beschaulichen
Weppersdorfer Teichen verliert sich aber dieser Weg leider im Nirgendwo. Diesmal
muss ich mich dabei auch durch dichteres Unterholz kämpfen und fange mir dabei
die ersten Zecken ein. Für sie ist ja der Mai Hochsaison, weil sie im Frühling
noch ihren Wirt suchen. Wenn sie später im Jahr endlich Kost und Logis gefunden
haben, lässt diese Plage etwas nach. Da es so kühl ist, laufe ich aber heute mit
langer Hose, so dass sie sich nicht so leicht festsaugen können. Dazu hatte ich
meine Beine zuvor mit einem Öl gegen Zecken eingeschmiert. Die meisten lassen
sich daher schnell fallen und die Kandidaten, die dennoch meine "Freundschaft"
suchen, entferne ich, wenn ich meine Beine einer "Zeckenkontrolle" unterziehe.
Wiedersehen
Auf einem nun breiten Fahrweg erreiche ich inmitten des großen Waldes zwischen
Aisch und Zeckern eine erste kleine Passhöhe. Dahinter geht es meist leicht
bergab. So komme ich dann gut voran und das Laufen fällt mir kinderleicht. Möge
mir das Laufen später auch so leicht fallen!
Da mein Waldfahrweg nun in die falsche Richtung führt, biege ich nach rechts auf einen
schönen Waldweg ab. Als ich mich dabei einen weiteren Fahrweg nähere, endet die
Stille des Waldes. Ich höre deutliche Geräusche von Wanderern oder Läufern. Sind
das vielleicht sogar Petra und Didi?
In der Tat! Als ich den Fahrweg erreiche, laufen keine 20 Meter entfernt, mir Petra und Didi entgegen. Sie haben beide wohl schon
einiges erlebt, weil Didi von ihren Crosspassagen schwärmt und mir vorwirft, ich
würde solche Trails nicht laufen. Das stimmt ja so nicht, zumal auch ich mittlerweile schon
zweimal quer durch Wald laufen musste. Einmal wegen der Abkürzung gewollt
und dann inmitten lauernder Zecken völlig ungewollt.
Ein Traum? Didi und Petra tauchen wieder auf
Endgültige Trennung
Erst will ich mit den beiden zusammen laufen, aber dann sind sie mir in
Anbetracht der noch vor mir liegenden Strecke etwas zu schnell. Daher lass ich
sie lieber in Sichtweite vor mir laufen. Bald queren wir die B470 beim Zeckerner Weiher
und Judenweiher. Dort trennen sich wieder unsere Wege. Ich halte mich mehr an
die Ideallinie, während die beiden wieder mal nach rechts abbiegen. Zuerst laufe
ich noch an ein paar Pferdekoppeln vorbei, bevor ich in den nächsten
großen Wald abtauche. Bevor es aber in den Wald geht, bewundere ich noch auf einem
Wiesenweg eine wunderschöne alleinstehende Eiche.
Wunderschöner Baum
Großer Wald
Das nun folgende Waldgebiet ist riesig. Auf den nächsten 6 - 7 km bis zur A3
laufe ich nur durch Wald. Dabei wechseln sich breite Sandwege mit schönen
Singletrails ab. Wo es nicht anders weiter geht, muss ich mich auch mal wieder
querfeldein durchkämpfen. In der Urzeit war hier mal eine Sandwüste. Der sandige
Boden und Hügel, die durch ehemaligen Dünen entstanden, beweisen es. So ist dann
mein Weg auch immer wieder gewellt. Einmal geht es sogar richtig steil
hinunter. Aber Anstiege von mehr als 50 Höhenmeter in einem, sind momentan noch
sehr selten. Später wird sich das dann noch ändern.
Wie soll es weiter gehen?
Plötzlich erreiche ich inmitten des großen Forsts einen idyllisch gelegenen
Weiher. Nur, wo soll da der Weg weitergehen? Außerdem ist hier alles so dicht
zugewuchert! Laut meiner Recherchen im Vorfeld mit google earth sollte da aber
ein Weg weiter gehen! Ich schaue mich um. Hier nichts! Da nichts! Dort nichts.
Überall nur Wildnis!
Endlich entdecke ich ein paar Spuren, die in die Richtung führen, wo ich hinlaufen will.
Das ist aber mehr ein Wildwechsel als ein Pfad!
Ich kämpfe mich voran. Ich erwarte hinter jeder Ecke ein Wildschwein oder Robin
Hood persönlich.
Aber allmählich bessert sich
dieser Pfad und wandelt sich in einen schönen Singletrail. So macht mir Laufen
Spaß, wären da nicht wieder so viele Zecken. Ich habe schon längere Zeit keine
Zeckenkontrolle gemacht. Es ist wieder Zeit dazu! Das ist ja ein ausgewachsenes Exemplar dieser
winzigen Vampire auf der Suche nach einer Stelle, wo sie sich festsaugen kann,
schon fast bis zu meiner Hüfte hoch gekrabbelt! Ab sofort muss ich also meine Beine
öfters einer Zeckenkontrolle unterziehen, weil mich diese kleinen Bestien
einfach zu sehr lieben, Es gibt ja Personen, die würdigen sie keines Blickes,
aber an mir haben sie einen Narren gefressen!
Wiesenwaldweg. Leider lauern auf solchen Wegen auch viele Zecken.
Wassertier
Plötzliche endet der Wald bei einer regelrechten Seenplatte. Da schwimmt doch
ein Säugetier im Wasser! Sieht fast wie ein kleiner Biber aus! Zwar gibt es im
Frankenland auch schon wieder Biber, aber das hier ist eine
Bisamratte oder vielleicht
auch Nutria. Ich kann sie
gerade noch fotografieren. Als ich sie auch filmen will, taucht sie leider ab.
Wer wie ich alleine unterwegs ist, sieht heute sicher mehr Tiere als die
anderen, die heute in der Gruppe unterwegs sind.
Bisamratte
Weitere Seenplatte
Oster-Erinnerungen
Hinter der Seenplatte muss ich noch einmal ein Waldgebiet durchqueren. Dabei
kürze ich mal wieder meinen Weg auf Waldpfaden etwas ab, bevor ich schließlich
als erste Autobahn die A3 überquere. Dahinter überlege ich, ob ich durch
Klebheim laufen soll oder irgendwie quer rüber. Beim Querweg, der auf der Karte
irgendwo endet, gibt es auch noch einen Bach. Ich weiß also nicht, ob ich da
weiterkomme. Daher entscheide ich mich für Klebheim.
Ostern ist zwar schon vorbei, aber dennoch ist hier noch alles mit Ostereiern
dekoriert. Zwischen ein paar Büschen versteckt sich sogar noch ein Osterhase:
Ostern ist zwar schon vorbei, aber dennoch schön anzusehen. In Klebheim
fotografiert.
Schon am Hesselberg?
Wie soll ich nun weiter laufen? Ah, das ist ja ein Schild! Es weist nach Dannberg und zu meiner Verwunderung
auch bereits zum Hesselberg. Was nur noch 2 km?
Das ging aber schnell! Ein Blick auf die Landkarte zeigt jedoch, dass es sich
bei diesem Hesselberg um einen ganz anderen Hesselberg handelt. Das wäre ja auch
zu schön gewesen, um wahr zu sein!
Was, nur noch 2 km? Zu schon um wahr zu sein!
Heimlicher Beobachter
Straße
Eine Kreisstraße mit Fahrradweg führt direkt in das 1 km entfernte
Niederlinddach. Wir dürfen bis zur Dunkelheit gegen 21:30 maximal 1 km am
Stück an Straßen entlang laufen. Das ist also gerade noch akzeptabel, zumal ich
hier keine vernünftige Umgehung auf meiner Karte entdecke. Also beiße ich in den
sauren Apfel und laufe die dann etwa 800 m auf dem Fahrradweg bis nach Niederlindach.
Dort führt mich dann endlich ein Fahrweg und dann ein Pfad an einem Entenweiher
vorbei nach Großenseebach.
Ententeich
Schöner Kirchturm in der Ferne
Großenseebach
Großenseebach kenne ich von den
Halbmarathons, die ich dort früher öfters im Frühjahr lief. Weil ich nun
schon etwa drei Stunden unterwegs bin, lege ich hier an einer Parkbank auch eine
kleine Rast ein. Dazu ziehe ich meine Schuhe aus und entferne Sandkörner,
sowohl aus den Schuhen als auch von den Strümpfen. Zusätzlich reinige ich auch meine Füße.
So eine "Fußpflege" will ich nun alle paar Stunden einlegen. Damit
will ich Blasen
weitgehend vermeiden. Blasen plagten mich ja beim letzten Orientierungslauf so
sehr.
Walderlebnisse
Ein schöner Wiesenweg führt mich nun von Großenseebach in das nächste große
Waldgebiet hinein. Es folgt ein idyllischer Waldsumpf. Auch der Weg wird erstmals
richtig matschig. Wie gut, dass das Wetter heute trocken ist. Bei Regen wäre das
sicher
eine richtige Matschschlacht geworden!
Sumpf im Wald hinter Großenseebach
Momentan gibt es noch keine reifen Beeren, wie etwa Waldbeeren. Daher muss der
Wildnisläufer sich heute mit jungen Fichtennadeln begnügen. Sie schmecken etwas
sauer und helfen so gut gegen den Durst. So muss ich unterwegs nicht so viel
trinken, obwohl bei dem kühlen Wetter meine Trinkvorräte von 1,5 Liter Wasser
und einem halben Liter Red Bull, gestreckt mit Wasser, eigentlich lange Zeit
ausreichen sollten.
Junge Fichtennadeln ergänzen meine Kost. Helfen auch gegen Durst und haben viel
Vitamin C
GPS
Wieder einmal erkenne ich von meinem Weg nur noch wenig. Wo geht es
weiter? Ah, hier! Deutliche Wildschweinspuren weisen mir den Weg. Als ich auf
mein GPS-Gerät gucke, stelle ich fest, dass ich mich ja gar nicht mehr vom Fleck
bewege. Also habe ich hier keinen GPS-Empfang! Das Dickicht
ist wohl daran schuld! Hier hilft nur noch Richtungslaufen! Meine eingeschlagene Richtung sollte stimmen! Wie gut,
dass es noch nicht Nacht ist! Track verloren und dazu nachtaktive Wildschweine,
das muss ich nicht unbedingt haben!
Endlich endet das Dickicht und auch das GPS-Gerät findet sich wieder zurecht.
Die Richtung stimmt!
Wildschweinpfad mit Wildschweinspuren. Hier versagt auch mein Navi
Gemeiner Holzbock
Endlich erreiche ich einen regulären Weg. Das vorherige Gebiet war mal wieder
zeckenverdächtig. Ein Blick auf meine Hosenbeine beweist, dass ich mich da
leider nicht geirrt habe. Von winzigen kaum stecknadelkopfgroßen Blutsaugern bis
zu einem ausgewachsenen Prachtexemplar des
Gemeinen Holzbocks, hat sich alles
an meinen Hosenbeinen festgekrallt. Nachdem ich dieses kleine Monster
fotografiert habe, lässt es sich demonstrativ fallen. Wahrscheinlich handelt es
sich hierbei um ein schüchternes oder zumindest publikumsscheues Exemplar.
Nachdem ich auch die Zeckenkinder entfernt habe, geht es weiter. Diese ständigen
Zeckenkontrollen halten schon auf!
Eine der zahlreichen Zecken, die ich von meinen Hosenbeinen ablesen muss
Wo sind die anderen?
Wo wohl nun die anderen sind? Stefan und Silke sind sicher schon weit vor mir,
aber wo sind Didi und Petra? Da sie in etwa mein Tempo laufen, ist es sicher
nicht ausgeschlossen, dass wir uns vielleicht noch einmal treffen. Dann bräuchte
ich die gefürchtete Nacht nicht alleine laufen!
Der große Wald zieht sich. Fast alle Fahrwege führen entweder nach rechts oder
nach links, aber nicht in meine Richtung. So laufe ich immer wieder Trampelpfade
oder auch zwischendurch wieder querfeldein. Aber ich finde dabei immer wieder
meine gewünschte Richtung, das ohne allzu große Umwege. Wie die anderen beiden Teams
das wohl machen?
Kann ich vielleicht sogar Zeit gut machen, wenn sie weniger als ich auf der
Ideallinie laufen?
Vor Hammerbach verlasse ich den Wald. Ein gerader Fahrweg führt mich fast auf
der Direktlinie nach Falkendorf, westlich von Herzogenaurach. Kurz dahinter
quere ich bei einer ehemaligen Mühle die Aurach und das Aurachtal. Dahinter geht
es wieder in den Wald. Über eine steile Rampe verlasse ich schwer schnaufend das Tal.
Hinter Falkendorf überquere ich die Aurach
Erste Zwischenbilanz
Ich bin nun schon gut 5 Stunden unterwegs, fühle ich mich aber immer noch super.
Als ich eine Sitzbank entdecke, lege ich wieder eine kleine Rast ein. Da ich
hier Internetempfang habe, poste ich bei facebook, dass ich das Aurachtal
entdeckt habe. Dann schaue ich, ob auch die anderen schon was gepostet haben.
Ja, Didi hat schon allerlei gemeldet. Außerdem lässt er einen Livetracker
mitlaufen. So sehe ich, wo sie gerade sind. Oh, sie sind ja erst irgendwo bei
Großenseebach. Wo sind denn die beiden überall herumgelaufen?
Hier Track verläuft ja kreuz und quer!
Das sind ja riesige Umwege! Wenn sie weiter so machen, kommen sie am Ende locker
auf 130 - 140 km. Vielleicht peilen sie ja sogar einen 100 Meiler an?
Wie auch immer, ich will zwar Straßen meiden, werde mich aber ansonsten so weit
wie möglich an der Ideallinie halten. Es wird auch so noch hart genug werden!
Von Stefan und Silke finde ich noch keine Info, wo sie momentan sind.
Jedenfalls ist mir jetzt klar, dass ich die Nacht alleine durchlaufen werde.
Wahrscheinlich wird die Nacht hinter Langenzenn beginnen, wo mich ein großer
Wald mit ungewissen Wegen erwartet. Vielleicht sollte ich noch versuchen, diesen
Wald vor der großen Dunkelheit zu passieren?
Begegnungen
Wieder muss ich etwas quer durch den Wald durch allerlei Gestrüpp laufen. Aber
dann folgt am Waldrand ein schöner Singletrail. Weil er dazu am Waldrand
verläuft, kann ich mich dabei gut orientieren. Bald endet auch dieser Wald und
ich laufe auf Feldwegen an Äckern und Wiesen vorbei. Dabei treffe ich einen
schon sehr betagten Streuner. Er guckt mich mit seinen treuen Hundeaugen an.
Hast Du nicht was für mich? Aber da meine Nahrungsvorräte einerseits vegetarisch
und andererseits sehr gering sind, bleibt es bei einem kleinen Blickaustausch.
Ein schon betagter Kamerad
Der Mohn steht schon in Blüte
Dorfidylle
Hinter dem Kuhdorf Dondörflein folgt das Dorf Zweifelsheim mit beschaulichem
Feuerwehrhaus. Dabei zwitschern die Vöglein von Dächern, ziehen Schwalben wie
Kampfjets im Tiefflug ihre
Bahnen über meinem Kopf, während sich ansonsten kaum was regt.
Samstagnachmittagsdorfidylle in Mittelfranken gegen halb fünf!
Zwischen Irgendwo und Nirgendwo folgt ein riesiger Golfplatz. Golfplätze
benötigen Platz und hier am flachen Land ist noch ausreichend davon
vorhanden.
Einkehr
In Puschendorf soll es einen Friedhof geben. Sicher eine gute Gelegenheit meine
langsam zur Neigung gehenden Wasservorräte aufzufüllen. Als ich den Friedhof
erreiche, entdecke ich zu meiner Freude direkt rechts daneben einen Supermarkt.
Ob der noch offen hat? Juhu, ja! Da steht sogar ein verlockendes Schild, das auf
leckeren Apfelstrudel hinweist. Also gibt es hier sogar einen Bäcker!
Ich überlege, was ich einkaufen soll. Getränke wären einmal gut. Also kaufe ich
mir eine 1 1/2 Literflasche stilles Wasser. So muss ich im Friedhof nebenan
kein Leitungswasser klauen. Hier gibt es auch Bier! Es lächelt mich
unwiderstehlich an. Aber so eine Glasflasche ist zu schwer. Daher kaufe ich mir eine
Plastikflasche Bier, wobei ich Bier sonst niemals aus Plastikflaschen trinke.
Mit diesen Getränken ausgestattet, gehe ich nun zum Bäcker. Dort erwerbe ich eine
Laugenstange und eine Kornstange zur Ergänzung der Vorräte. Außerdem bestelle
ich mir einen Kuchen, den ich hier gleich essen will. Mit dem gekauften Wasser
ergänze ich meine Wasservorräte. Das Bier stecke ich in den Rucksack ein.
Während ich den Kuchen esse, trinke ich den Rest des Wassers, das übrig
geblieben ist.
Dabei poste ich wieder was in facebook und erfahre dort, dass hier im Supermarkt
schon zuvor Silke und Stefan waren, während Didi und Petra weiterhin weit hinter
mir liegen.
Die leere Flasche schenke ich wegen dem Pfand der Bedienung der Bäckerei, bevor
ich mit deutlich schwereren Rucksack von dannen ziehe.
Ich habe nun an Vorräten:
1,5 Liter Wasser, 0,5 Liter Red Bull mit Wasser gestreckt und 0,5 Liter Bier.
Dazu als Essen eine alte Bretzel, eine neue Laugenstange, eine Kornstange und für
den Notfall 3 Powergels. Das muss für die Nacht reichen! Ich will nun auch nicht
mehr in Langenzenn einkehren, um noch vor Einbruch der Nacht den großen Wald
dahinter queren zu können.
In Puschendorf kehre ich im Supermarkt ein |