Die güldene Sonne bringt Leben und Wonne
Endlich steigt die Sonne glühend rot am Horizont empor.
Mittlerweile haben wir sogar Frost, wie der Raureif auf den Wiesen beweist. Eine
dieser Wiesen ist noch nicht ganz gefroren, sondern nass. Ich muss sie auf
einem Weisenweg queren und bekomme dabei patschnasse Füße. Ich zittere ja
ohnehin schon am ganzen Leib und nun habe ich auch noch nasse und kalte Füße,
die nicht wärmer werden, als ich dahinter auf einem gefrorenen Wiesenweg laufen
muss.
Raureif!
Im Hintergrund erhebt sich die Silhouette des Wasserschlosses Sommersdorf im
zarten rötlichen Morgenlicht. Leider habe ich heute weder Zeit noch Muße für
eine Besichtigung des Schlosses.
Das Wasserschloss Sommersdorf liegt leider nicht direkt auf meinem Weg.
Da ich ganz in schwarz gekleidet bin, wärmen mich bereits die ersten
Sonnenstrahlen. Langsam erwache ich wieder zum Leben.
Endlich wärmt die Sonne schon etwas, wenn gleich es immer noch eiskalt ist
Wunderschönes Morgenlicht
Als ich mich der Altmühl und Großenried nähere, beäugen mich neugierig zwei
Pferde von ihrem Offenstall aus. Unterwegs sah ich viele Pferde. Mittelfranken
ist mittlerweile schon so was wie ein Pferdeland.
Neugierige Zuschauer
Die Altmühl
Die Altmühl präsentiert sich im kristallklaren Morgenlicht, während ich sie
überquere. Dabei liegt über den Wasser noch etwas Dunst und sorgt für eine
beeindruckende Szenerie, an der ich als Fotograf nicht achtlos vorbeilaufen
kann.
Bei Großenried quere ich die Altmühl
Altmühl im Morgenlicht
Statue auf der Altmühlbrücke
Frühstück
In Voggendorf lege ich an einem Spielplatz mit Sitzbänken eine kleine Rast ein
und überprüfe, wo nun die anderen sind. Während sich Stefan und Silke schon dem
Gipfelbereich des Hesselbergs nähern, liegen Didi und Petra weit hinter mir. Sie
sind einfach zu viele Umwege und wohl auch zu viele Trails gelaufen.
2010 unternahmen wir in dieser Region einen
Viertagesritt und
Viertageslauf. Dabei kehrten wir in Birkach bei der Wanderreitstation
Heidehof zum Mittagessen ein. Heute lasse ich mir dort ein reichliches
Frühstück servieren. Es ist sehr lecker, speziell die hausgemachte
Bratapfelmarmelade. Neben dem Tee, gönne ich mir auch ein Cola, damit ich wieder
wach werde.
In Birkach bekomme ich im Heidehof
ein leckeres Frühstück
Verloren im Sumpf
Frisch gestärkt verlasse ich den Heidehof. Nur das Anlaufen tut mir verdammt
weh. Zwischen Schmerzen und Hochgefühl hin- und hergerissen wähle ich den
falschen Weg. Da er aber in die ideale Richtung führt, bleibe ich auf ihm. Ich
hoffe, dass ich so sogar ein paar Meter abkürzen kann.
Die Ernüchterung folgt prompt, als der Weg endet und ich vor einem Waldsumpf
stehe. Nein, umkehren will ich jetzt auch nicht mehr! Sonst komme ich nie am
Hesselberg an! Also Augen zu und durch! Ich balanciere zwischen Sumpflöchern und
springe über Wassergräben und suche erhobene Stellen. Trotzdem versinke ich ein
paar mal in Wasserlöchern und im Sumpf.
Endlich erreiche ich in einem dichten Wald wieder trockenes Terrain. Ich kämpfe
mich zwischen Ästen, Zweigen und allerlei Unterholz durch. Wie gut, dass es
immer noch so kalt ist. So werde ich wenigstens nicht von Zecken befallen. Sie
befinden sich immer noch in der Kältestarre.
Hinter Birkach endet mein Weg in einem Sumpf
Ein Wanderer
Endlich treffe ich inmitten dieses großen Waldgebiets wieder auf einen Fahrweg.
Dabei hole ich einen Wanderer ein, der so früh am Morgen schon unterwegs ist.
Wir kommen ins Gespräch. Er ist natürlich über meinen Lauf erstaunt. Er selbst
lief auch einmal. Aber seit einem Beinbruch geht es leider nicht mehr. So hält
er sich mit Wandern fit.
Bei mir ist es heute auch mehr Kampfwandertempo als Lauftempo, aber dennoch kann
ich mich von ihm absetzen, als wir uns von einander verabschieden.
Endlich wieder auf einem regulären Weg
24 Stunden unterwegs
Ein Blick auf die Uhr, es ist 10:13, zeigt mir, dass ich nun schon 24 Stunden
unterwegs bin. Zum zweiten mal in meinem Leben! Beim ersten mal, beim
Oberfränkischen Lauf, fühlte ich mich nach 24 Stunden viel schlechter. Im
Vergleich dazu geht es mir heute um einiges besser!
Nun bin ich schon 24 Stunden unterwegs und fühle mich den Umständen entsprechend
immer noch super
Gemütlicher Spazierweg
Der Höhberg
Es folgt ein weiteres Waldgebiet. An Wald fehlt es hier wirklich nicht! Diesmal
geht es aber erstmals so was wie einen Berg hoch. Es ist der Höhberg, der mich
mit 530 m Höhe erstmals über die magische 500 Metergrenze bringt. Leider endet
direkt vor dem Anstieg mal wieder der Weg. Also krabble ich querfeldein hoch,
bis ich auf einen matschigen Weg stoße, den ein Harvester mit einer
Schneise der Verwüstung gespurt hat.
Mit dem Höhberg überwinde ich den ersten Berg der Gesamtstrecke, der über 500 m
hoch ist
Blick auf den Hesselberg
Am Rand einer Straße erreiche ich das Ende des Waldes und habe endlich einen
wunderschönen Ausblick auf den mächtigen
Hesselberg, der hier
weithin die Landschaft dominiert. Erst in 34 km Luftlinie Entfernung gibt es mit
dem
Wöllerstein in der Schwäbischen Alb einen noch höheren Berg. Dieser liegt
aber dann schon außerhalb des Frankenlands in Baden Württemberg.
Zwischen mir und dem Gipfel befindet sich noch Ehingen.
Ehingen liegt
etwa 460 m über dem Meeresspiegel, während der Gipfel 690 m hoch ist. Das
bedeutet einen Höhenunterschied von etwa 230 Höhenmetern. Das sollte ich auch
noch mit über 100 km in den Beinen schaffen, zumal ja das Ziel schon so nahe
liegt.
Dahinter sehe ich bereits den 690 m hohen Hesselberg. Nur Ehingen liegt noch
dazwischen
Lustige Figuren
Nun beginnt der finale Anstieg zum Hesselberg
Finaler Anstieg zum Dach Mittelfrankens
Als ich zum finalen Anstieg zum Hesselberg ansetze, prellt die Sonne richtig
herunter. Nach der langen Kälte gibt es also zum Abschluss doch noch etwas
Wärme. Ich habe mittlerweile wieder alle überflüssigen Kleidungsschichten
abgelegt und laufe nun mit T-Shirt. Nur die Shorts lasse ich eingepackt, weil
mir das Wechseln der Hose so kurz vor dem Ziel zu aufwändig ist.
Wunderschöne und knorrige Eiche. Mein Weg führt diese Wiese hoch.
Ich wähle den Weg über die Skipiste zum Gipfelsturm, weil man hier so einen
schönen Ausblick auf das Umland hat. Heute hat man auch eine wunderschöne
Fernsicht. So genieße ich den Gipfelsturm trotz der Anstrengung, denn die
Anstrengungen der letzten Nacht gingen nicht ganz spurlos an mir vorüber.
Toller Ausblick auf Ehingen
Hier blüht ja sogar Enzian, wenn auch die kleinere Variante vom stengellosen
Enzian. Man muss also nicht immer in die Alpen schweifen, um diese schönen
Blumen zu sehen.
Enzian gibt es auch in Franken!
Die letzten Höhenmeter erklimme ich in einem Bergwald, wo gerade der Bärlauch
blüht und seinen Knoblauchduft verströmt. Ich koste eine der Blüten und genieße
den scharfen knoblauchartigen Geschmack. Den hätte ich letzte Nacht im finsteren
Wald zur Abwehr von Vampiren gut brauchen können!
Bärlauch in Blüte
Nur noch 100 Meter bis zum höchsten Punkt Mittelfrankens!
Auf dem Gipfel
Ein Schild "Gipfel 100 m" weist mir den Weg zum höchsten Punkt Mittelfrankens.
Bald stehe
ich oben. Vom tiefsten zum höchsten Punkt Mittelfrankens brauchte ich 25 Stunden
und 51 Minuten. Bei Silke und Stefan waren es gerade mal 19 Stunden und 25
Minuten. Ich war also etwa 6 1/2 Stunden länger unterwegs. Während ich
hier die Mittagssonne genieße, durften die beiden vorher hier oben einen
spektakulären Sonnenaufgang bewundern.
Ich mache noch schnell ein Gipfelfoto. Dann laufe ich
den letzten Kilometer zum Evangelischen Bildungszentrum hinunter, wo mich schon
meine Frau Gaby erwartet und mein endgültiges Ziel ist.
Am Gipfel!
Vom tiefsten zum höchsten Punkt Mittelfrankens brauchte ich 25 Stunden und 51
Minuten
Herrlicher Fernblick
Da unten bei den Gebäuden ist schon mein Ziel!
Die letzten Meter bis ins Ziel
Noch ein Blick zurück zum Gipfel!
Im Ziel. Hier
schon umgezogen. Für die Gesamtstrecke war ich 26:24:58 Stunden unterwegs
Im Ziel angekommen, ziehe ich mich um. Nichts wie raus
aus den verschwitzten Klamotten! Dann fotografiert mich Gaby noch im Ziel, bevor
wir uns im unter dem Hesselberg gelegenen Gerolfingen ein verdientes Mittagessen
gönnen.
Auf dem Rückweg ruft mich Petra an. Sie sind gerade in Nehdorf, das ich bei
Sonnenaufgang erreichte. Nehdorf liegt noch knapp 20 km Luftlinie vom Gipfel
entfernt. Weil das ganze zu lange dauern würde, brechen sie es nun dort ab. Sie
sind sehr viele Trails und leider auch zu viele Umwege gelaufen. Wie es den
beiden erging, könnt ihr
hier
nachlesen.
Fazit
Es war wieder ein tolles Lauferlebnis und ich freue
mich schon auf den
Unterfränkischen Orientierungslauf, der Anfang August 2014 geplant ist. |