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Sardona Trail am 14.09.2013 - Ein hochalpiner Lauftraum - Bericht von Thomas Schmidtkonz

Bericht - BildimpressionenFilm  - Infos / Bewertung - Zurück zur Übersichtsseite - Weitere Laufberichte - Über den Autor

Sardona Trail am 14.09.2013

Wildes Bergpanorama am Wildsee beim Sardona Trail am 14.09.2013

Einleitung

Die Tektonikarena Sardona rund um den etwas über 3000 m hohen Piz Sardona wurde im Juli 2008 von der UNESCO zusammen mit einem 32'850 Hektar großen Gebiet in das Weltnaturerbe aufgenommen. Weil man sich einen großen Teil der Schönheiten dieser Hochgebirgslandschaft nur erwandern oder erlaufen kann, wurde dazu der Sardona Welterbeweg eingerichtet.
Ein paar Schweizer Bergläufer um Umberto Michelucci waren von dieser grandiosen Hochgebirgslandschaft rund um diesen Wanderweg so begeistert, dass sie dort letztes Jahr einen neuen Ultratrail quasi von Läufern für Läufer ins Leben riefen. Obwohl wir 2012 wegen Schneefall nur eine Ausweichstrecke laufen konnten, war ich von der Strecke total begeistert. Weil dieses Jahr die Zielschlusszeiten beim Ultra stark gekürzt wurden, wollte ich diesmal den Marathon laufen, was sicher auch eine gute Wahl war, wie der folgende Bericht beweist.

Der Start

Pünktlich um 9:15 starten knapp 100 "Helden der Berge". Vor uns liegt ein Marathon! Aber was für einer! Zusätzlich zur Marathondistanz erwarten uns gut 3000 Höhenmeter. Das aber  nicht nur bergauf, sondern das gleiche auch noch einmal bergab. Aber nicht auf Läuferautobahnen wie z.B. beim Jungfrau Marathon, sondern fast zu 100 % auf technisch anspruchsvollen Singletrails, wie man es beim morgigen Jungfrau Marathon allenfalls an der legendären Moräne vor der atemberaubenden Kulisse von Mönch, Jungfrau und Eiger erleben darf.
Mönch, Jungfrau, Eiger und Eigergletscher das kann der Sardona Trail nicht bieten, aber dafür die atemberaubende Tektonikarena Sardona mit wie Edelsteine funkelnden Bergseen. Das ganze nahm die UNESCO sogar als  Weltnaturerbe auf!
Geht es aber noch verrückter als bei diesem Marathon? Aber sicher, denn vor einer 3/4 Stunde starteten sogar noch mehr Läufer und begaben sich auf die doppelte Distanz mit der doppelten Anzahl von Höhenmetern, dem Sardona Ultratrail.

Mein großer Laufgegner

Wieder einmal rasen alle wie bei einem 5 KM Dorflauf los. Nur einer nicht, nämlich ich der notorische Genusslaufpapst! Aber ehrlich gesagt, selbst wenn ich es wollte, könnte ich bei diesem Läuferfeld nicht lange in der vorderen Hälfte mithalten. Spätestens nach 2-3 Kilometern wäre ich dann wohl reif fürs Sauerstoffzelt.

Sardona Trail am 14.09.2013

Und schon rennen sie mir davon!


Wenn ich hier gegen einen Gegner antrete, dann sind es  die Cutoff-Zeiten, von denen es laut Ausschreibung drei gibt. In 3:30 Stunden soll ich spätestens nach offiziellen 13,3 km in Wildseefluggen sein, nach 24,9 km und 6 Stunden dann in Schwendi und nach 38 km und 10 Stunden Laufzeit schließlich spätestens im Ziel. Klingt doch für nicht Eingeweihte fast nach einem gemütlichen Samstagsspaziergang!
Dem ist aber nicht so, denn wir bewegen uns hier im Hochgebirge in Höhen zwischen 900 und 2600 Meter Höhe und dazwischen liegen schwer passierbare Geröllhalden, Schneefelder, bodenloser Matsch und sehr, sehr viel extrem steile und holprige Bergpfade und zwischendurch geht es auch mal querfeldein. So was hält erfahrungsgemäß auf! Dazu kommt noch, dass die Strecke wie heute üblich mit GPS ausgemessen wurde. GPS zeigt aber bei gewundenen und steilen Pfaden in der Regel 10 - 20 % zu wenig Strecke an.

Ich kenne vom letzten Jahr die Strecke teilweise und weiß daher in etwa auf was ich mich eingelassen habe. Daher renne ich zwar auf den ersten Metern zwar nicht richtig los, aber trödeln darf ich heute dennoch nicht, was mich wegen der wunderbaren Fotomotive auf der Strecke schon etwas schmerzt.

Die richtige Wahl

Der erste Kilometer ist flach und es geht sogar etwas bergab. Aber bald folgt der erste Anstieg auf den gut 2000 Meter hohen Garmil, wobei wir auf 3 km Laufstrecke die ersten 600 Höhenmeter überwinden werden. Ich bin mal wieder Letzter im Läuferfeld, aber immerhin bewegen sich noch ein paar Läufer relativ nah vor mir in Sichtweite. Je weiter wir an Höhe gewinnen desto besser wird der Ausblick auf das tief unter mir liegende Rheintal und auf die Churfirsten, die heute noch oft das Bergpanorama in der Ferne prägen werden. Ihr Name leitet sich mit ihrer „kollegialen Formation“. wie vom historisch Bewanderten kaum anders zu erwarten. von den sieben Kurfürsten des Heiligen Römisch-Deutschen Reiches ab. Weder sie noch ich dürfen heute einen neuen Kaiser wählen, aber bei dieser tollen Aussicht auf die umliegende Bergwelt habe ich heute mit diesem Marathon die richtige Wahl getroffen.  Diese Wahl fiel mir sicher leichter als meine kürzliche Briefwahl für den Bayerischen Landtag und Bundestag. Während nämlich Politiker eine ungemein schwierige Beziehung zur Wahrheit haben, zeigen Dir die Berge schnell auf was Wahrheit also Sache ist und was nicht!

Garmil und Gaffia

Ich gehe den langen Anstieg auf den Garmil bedächtig an. Trotzdem erklimme ich laut Höhenmesser pro Minute so ca, 10 - 15 Höhenmeter ohne, dass ich dabei zu sehr in den Seilen hänge. Alles was zweistellig ist, ist bei mir gut. Ich bin daher mit meiner momentanen Fitness und auch mit meinem Körpergefühl sehr zufrieden. Trotz meines zu dicken Bauchs liegen mir sehr steile Anstiege. Vielleicht zieht ja der Bauch nach oben? Oder sucht es als prächtige Erhebung gar seinesgleichen?
Und in der Tat der finale Anstieg zum Garmil ist wirklich steil, wobei man hier zwischen verschiedenen Pfaden wählen kann. Einen Hauptpfad kann ich jedenfalls oft nicht erkennen. Ich wähle daher meist die steilere und dafür kürzere Variante.

Sardona Trail am 14.09.2013

Ausblick mit Regenbogen!

Der Ausblick vom Garmil mit Gipfelkreuz ist erhebend und ich bin stolz, dass ich den ersten Anstieg so gut bewältigt habe. Dahinter geht es erst einmal in Richtung Gaffla bergab. Da ich kein allzu guter Bergabläufer bin, enteilen mir schließlich die letzten Läufer.

In Gaffia, das ich nach etwa 80 Minuten Laufzeit erreiche, ist nach 6,4 offiziellen Kilometern die erste Verpflegungsstelle. Zu meiner Freude liege ich noch in meinem Zeitplan. Außerdem freue ich mich, dass es hier auch Energy-Gels gibt. Wie ich später feststelle sind diese salzig und schmackhaft und nicht so eine süße Pampe wie bei anderen Gels üblich. Denn Salz ist was, was wir heute auch brauchen, weil wir trotz des relativ kühlen Wetter ungemein viel Flüssigkeit und damit auch Salze herausschwitzen.

Plötzlich bin ich nicht mehr alleine

Frisch gestärkt gehe ich den nächsten Anstieg an und höre hinter mir Applaus. Der galt aber nicht mir, sondern dem ersten Läufer des Halbmarathonfeldes. Diese "Kurzdistanzler" starteten eine halbe Stunde nach uns. Wahnsinn wie dieser Läufer an mir vorbeisprintet. Das ist doch kein flacher Straßenlauf sondern ein steiler Berglauf!
Gleich in seinem Nacken sitzt ein weiterer Läufer. Ja, den kenne ich doch! Das ist der Namensvetter vom langsamen Thomas, nämlich der schnelle Thomas. "Na, klar Du! Wie nicht anders zu erwarten!" sage ich und ruf Thomas Bosnjak noch zu: "Den da vorne packst Du noch!" Das scheint den schnellen Thomas zu gefallen. Er grinst und bedankt sich und ward dann gesehen.
Wenn der schnelle Thomas übrigens mal in "Lauf-Rente" geht, dann werden der schnelle und der langsame Thomas mal gemeinsam die Berge gemütlich hoch traben und sich gegenseitig filmen und fotografieren, so haben wir das jedenfalls jüngst bei facebook besprochen.

Sardona Trail am 14.09.2013

Der schnelle Thomas

Bald überholen mich zahlreiche weitere "Kurzdistanzler". Zwar muss ich ich immer wieder mal ausweichen, aber dafür bekomme ich nun schöne Fotomotive vor die Linse ohne meinem eigenen Läuferfeld hinterherhetzen zu müssen. So kommt mir der zeitversetzte Start sehr entgegen!

Bizarre Felsformationen prägen nun die Hochgebirgslandschaft. Wären die Berge hier nicht so hoch, könnte ich mich nun fast so heimisch wie in meiner Heimat der Fränkischen Schweiz fühlen.

Sardona Trail am 14.09.2013

Bizarre Felsen

Perlen und Edelsteine der Berge

Weg und Landschaft werden nun immer wilder und hinter einem Kamm tut sich der Blick auf den wunderschönen Baschalvasee auf. Dieser und die weiteren Seen sind wirklich Perlen und Edelsteine der Berge, umkränzt von mehr oder weniger zackigen Bergkämmen. Jeder See ist dabei in seiner Art einzigartig und zeigt auch seine individuelle Färbung. Diese reicht von einem hellen Blau und Grün bis zu einem Schwarzgrün beim Schwarzsee.

Sardona Trail am 14.09.2013

Baschalvasee

Während der Baschlavasee in etwa 2200 Meter Höhe liegt, liegen die anderen Seen aber in Höhen von bis zu 2500 Meter Höhe. Daher geht es nun immer weiter bergauf, während uns nun ein eiskalter Wind entgegen bläst. Erstmals muss ich deswegen meine Laufjacke auspacken und anziehen.

Vor dem Schwarzsee überqueren wir einen Höhenkamm mit zahlreichen Steinmännchen. Diese wunderbare Szenerie raubt mir fast den Atem. Wie gerne würde ich hier verweilen, fotografieren und filmen, aber leider nervt mich mein Feind die erste Cutoffzeit. Ich liege zwar noch im Zeitplan, aber einen Zeitpuffer habe ich kaum. Lass nur einmal eine schwere Geröllstrecke o.ä. kommen, dann verpufft die Zeit in Nu und ich bin dann in massiver Zeitnot! Bislang war die Strecke zwar anspruchsvoll und anstrengend, aber rein technisch gesehen noch nicht außergewöhnlich schwer.

Sardona Trail am 14.09.2013

Steinmännchen auf dem Weg zum Schwarzsee

Der Schwarzsee kurz dahinter zeigt sich, wie kaum anders zu erwarten, in dunkler Farbe aber einem wunderschönen Schwarzgrün, worin sich die von Schnee weiß bepuderten Berge rundum spiegeln. Ein wunderschöner Farbkontrast!

Sardona Trail am 14.09.2013

Am Schwarzsee

Gefahren der Berge

Hinter diesem Bergjuwel geht es steil bergauf. Vor uns eine steile und dunkle Felswand mit allerlei Eiszapfen. Da es aber gerade in der Wand taut, lösen sich diese Eiszapfen und donnern wie Steinlawinen gen Tal. Ein fürwahr unangenehmer Ort! Wenn ein großer Eiszapfen auf Dein Haupt donnert, kann das sicher unangenehm ausgehen.

Sardona Trail am 14.09.2013

Hier brechen Eiszapfen herab und beschießen die Läufer

Da, direkt darunter steht doch glatt der unter Ultraläufern sehr bekannte sehbehinderte Didi mit seinem Guide. Beide verfolgen in unmittelbarer Nähe das gefährliche Schauspiel. Mein Gruß fällt diesmal sehr kurz aus. Das aber nicht aus Unhöflichkeit, sondern weil ich diese Gefahrenstelle schnell hinter mir lassen möchte.

Der erste Cutoff-Punkt

Es geht nun weiter steil aufwärts bis ich in gut 2500 Meter Höhe einen weiteren windigen Pass passiere. Dahinter erreiche ich den Schottensee, der ein weiteres Bergjuwel ist.

Sardona Trail am 14.09.2013

Der Schottensee

Hier vermute ich zuerst den ersten Checkpoint, da ich während des Laufs den Schottensee bereits für den Wildsee halte. Meine freudige Erwartung wird also herb enttäuscht, als ich meinen Irrtum erkenne.
Während die Zeit immer schneller verrinnt, arbeite ich mich auf einem verschneiten Geröllfeld einen weiteren Pass hoch, wo ich nun endlich den Checkpoint vermute. Stattdessen empfängt mich dort eine Fotografin. Ich frage nach dem Checkpoint. Sie sagt: "Noch 100 Meter!" Ich erwidere "100 Höhenmeter oder 100 Meter Strecke". Zu meiner Freude sagt sie "Strecke".
Na, aus den 100 Metern wurden 200 Meter. Dabei ich überhole zum Trost ein Laufpärchen und bin nun plötzlich nicht mehr Träger der roten Laterne beim Marathon.
Beim Checkpoint, gerade mal 5 Minuten unter dem vorgegebenen Zeitlimit, treffen wir uns alle drei wieder. Zu meiner Enttäuschung stelle ich fest, dass die Läuferin hier auf die Kurzstrecke geht, also den Marathon aufgibt, während der Läufer nun wieder an mir vorbeizieht. Die Abgabe der roten Laterne war mal nur ein kurzes Intermezzo!
Dafür entschädigt der Ausblick auf Wildsee, Pizolgipfel und seinem Miniaturgletscher den Pizolgletscher:

Sardona Trail am 14.09.2013

Der Wildsee mit Pizolgletscher und Pizolgipfel etwas in Wolken.

Lavtinasattel -  Dach der Strecke

Nun folgt erstmals ein technisch sehr anspruchsvoller Streckenabschnitt, nämlich ein großes Geröllfeld, das dazu verschneit ist. Das ist einer der schon zuvor befürchteten Streckenabschnitte, die viel Zeit kosten, wenn man nicht Kopf und Kragen riskieren will. Schon jetzt weiß ich, dass es mit der nächsten Cutoffzeit in gerade mal knapp 2 1/2 Stunden sehr knapp werden wird, obwohl ich erst am Anfang dieses nächsten Streckenabschnitts stehe.

Sardona Trail am 14.09.2013

Solche Streckenabschnitte kosten viel Zeit!

Beim Pitztal Trail Maniak habe ich solche Geröllfelder verflucht, weil sie dort so reichlich gesät waren und mich endlos aufhielten. Aber hier endet der problematische Streckenabschnitt doch relativ schnell. Mitten zwischen den Felsbrocken ist hier ein sonniges Plätzchen und just rasten hier drei der Ultraläufer, die schon eine 3/4 Stunde vor mir auf die Strecke gegangen sind. Na, die sind schon jetzt so im Zeitverzug, dass sie ihr Rennen sicher nicht zu Ende führen werden. Ich spreche sie aber nicht darauf an, weil so was sicher frustrierend ist, sondern pack meine Brotzeit - :-) Veganer mögen mir verzeihen - mit leckerem Bünderfleisch aus, die ich schon in weiser Voraussicht mitgenommen habe, weil beim Marathon die Abstände zwischen den Labestationen schon riesengroß sind.
Nach ein paar Bissen verabschiede ich mich von den Ultras und gehe gestärkt den finalen Anstieg zum Lavtinasattel an.

Sardona Trail am 14.09.2013

Ausblick vom Lavitnasattel auf den Wildsee in knapp 2600 m Höhe

Zuletzt muss ich dabei noch ein Schneefeld queren und stehe nun in knapp 2600 Meter Höhe auf dem Dach des Sardonatrails. Höher geht es heute nicht mehr hinauf! Der Ausblick auf beide Seiten ist faszinierend. Hinter mir der herrliche Wildsee in einer steinigen Landschaft und vor mir grünere Berghänge, die jäh in eine tiefe Schlucht abbrechen.

Langer Abstieg und Kampf gegen die Zeit

Auf den nächsten 3 km Strecke geht es nun sehr steil über 1000 Höhenmeter bergab. Das ist schon ein beachtliches Gefälle! Wenigstens ist der Bergpfad bergab bei weitem nicht so technisch anspruchsvoll wie z.B. beim Pitztal Trail Maniak vom Saßen hinunter, so dass ich nicht noch viel weitere Zeit verliere. Dennoch wird mein Zeitrahmen zur nächsten Cutoffzeit immer knapper und ich fühle mich schon wie ihr Sklave.

Schließlich erreiche ich Almwiesen. Von der Ferne gesehen meint man, da könnte man nun leichter herunter laufen, aber durch die Tritte der Kühe ist in der Nähe besehen alles sehr holprig und oft auch matschig. Eine Laune der Natur, ein großer Stein in Herzform sagt mir aber: "Zeige ein Herz für Almwiesen und Kühe!"

Sardona Trail am 14.09.2013

Stein in Herzform

Vorhin fragte ich mich schon mehrmals wie ich in die Schlucht des tief mit Felsen eingeschnittenen Weisstannentals hinunter kommen soll. Ein schmaler Bergpfad am Rand des Abgrundes beantwortet die Frage. An manchen Stellen sollte man hier wirklich nicht ausrutschen, aber spätestens nach meinem diesjährigen Pitztaltrail fordert so was bei mir nur noch ein müdes Lächeln heraus.

Sardona Trail am 14.09.2013

Bergpfad mit Abgrund

Wie schon letztes Jahr, fällt auch dieses Jahr der Sardona Trail terminmäßig auf den Almabtrieb. So werde ich Zeuge wie an dieser kritischen Stelle die Kühe abgetrieben werden. Anscheinend haben die Kühe und ihr Hirten hier ein kleine Pause eingelegt. Während mich die Hirten freundlich grüßen, gucken mich die Vierbeiner neugierig an. "Wird er nun in eine unserer Tretminen rein treten oder nicht? Grins!"
Den Tretminen klug entgangen, schau ich mir nicht minder neugierig das grandiose Schauspiel von drei nebeneinander tief abstürzenden Wasserfällen an.

Sardona Trail am 14.09.2013

Gleich drei Wasserfälle!

Bei Batöni weist mir ein Streckenposten den Weg der Marathonläufer, der in Richtung Weisstannen gen Tal führt, während die Ultraläufer hier mit dem Heidelpass den nächsten großen Pass angehen mussten. Ich laufe nun einen Bach entlang und links an einem Wehr vorbei. Plötzlich merke ich, dass ich auf dem Hohlweg sein muss. Der richtige Weg führt auf der anderen Bachseite weiter und ich habe keine Chance hier oder unterhalb den Bach zu queren. Mist! Da muss ich wohl wieder bergauf laufen bis zum Wehr , wo auch ein Steg ist. So rennt mir die Zeit davon! Werde ich die nächste Cutoffzeit schaffen? Die Chancen dazu sinken immer mehr!

Russlandfeldzug im Herbst

Irgendwann muss doch hier mal so was wie ein Fahrweg kommen, wo ich endlich mal Tempo machen kann. Statt des Fahrwegs folgt ein zwar breiter Weg. Aber laufbar ist der nicht. Der besteht ja nur aus bodenlosen Morast, den das liebe Bergvieh beim Almabtrieb zu einen zähen Brei vermengt hat. Ja, jetzt kann ich mir gut vorstellen wie unsere kriegerischen Väter beim Russlandfeldzug im russischen Herbst im Morast vor Moskau stecken blieben! Da kann es doch nicht weitergehen! Ja, in der Tat eine Streckenmarkierung weist auf einen schmalen Pfad, der steil nach oben führt. Ein Wegweiser nennt ihn dazu wirklich "Bergpfad"! Ich fluche lauthals! Eigentlich sollte es doch jetzt nach Weisstannen bergab gehen. Aber denkste hier geht es stattdessen bergauf! Wie soll ich da jemals die nächste Zielschlusszeit einhalten können?
Als wäre das alles nicht Strafe genug ist ein Stückchen weiter dieser neue Weg auch noch total verschlammt:

Sardona Trail am 14.09.2013

Schlamm und steiler Berghang, was nun?

Im eigentliche gehbaren Teil würde ich mindestens bis zu den Knöcheln, wenn nicht noch deutlich tiefer versinken. Das ist mir zu riskant, weil ich in den zähen Brei meine Schuhe nicht verlieren möchte. Also weiche ich auf den Steilhang oberhalb aus und krabble auf allen vieren vorbei. Problemzone umgangen, aber wieder Zeit verloren!

Zu Tode betrübt - Himmelhoch jauchzend

Ein Blick auf die Uhr zeigt, das wird knapp mit der Ankunft beim Verpflegungspunkt und Checkpoint in Weisstannen, den ich an der gleichen Stelle wie letztes Jahr vermute. Noch immer ist kein Fahrweg zu sehen, wo ich mal Tempo machen könnte. Es geht gerade einen schmalen Pfad steil eine Wiese runter, während mein Bangen immer größer wird. Ich versuche Gas zu geben, aber muss immer wieder auf den holprigen Weg achten, weil z.B. ein verstauchter Knöchel auch ein vorzeitiges Aus bedeuten würde.

Endlich kommt doch noch ein Fahrweg. Ich gebe massiv Gas. Als ich endlich den Ortseingang vom Weisstannen erreiche, bin ich genau 6 Stunden unterwegs. Na ja bis zum Ortsende von Weisstannen, wo letztes Jahr der Checkpoint war ist es nicht mehr weit und unter den heutigen Bedingungen mit dem Schnee usw. werden sie wegen 3-5 Minuten sicher ein Auge zudrücken. Aber, als ich endlich die heiß ersehnte Stelle erreiche, sehe ich weit und breit keine Menschenseele und auch nichts was so wie ein Verpflegungspunkt aussieht. Wohin sind denn die alle ausgeflogen?
Zur Vorsicht pack ich mal meine Streckenkarte aus und studiere sie endlich mal genau. Zu meinen Entsetzen stelle ich fest, dass der Cutoff-Punkt erst ein paar Kilometer weiter in Schwendi ist und dazwischen liegt ein giftiger Anstieg von noch einmal etwa 100 Höhenmeter!

Mein Frust darüber ist riesengroß. Aber ich hab ja meine Stirnlampe dabei und werde das ganze bis zum Ende durchziehen, egal ob als offizieller oder halt dann als inoffizieller Teilnehmer, weil ja die Ultraläufer dann ohnehin noch auf dem letzten Streckenabschnitt sein werden und das bis in die frühen Morgenstunden. Ab Schwendi habe ich so eigentlich theoretisch alle Zeit der Welt.

Als ich endlich nach 6 1/2 Stunden Laufzeit in Schwendi ankomme, begrüßen sie mich dort fröhlich und schauen mich verwundert an, weil ich mein Gesicht so griesgrämig verziehe. Ich sage: "Ich habe eine Stirnlampe mit dabei und ziehe deswegen den Rest durch!" Jetzt verstehen sie mich und klären mich auf, dass die Zielschlusszeit etwas verlängert wurde und ich auch offiziell weiterlaufen darf. Vor Freude umarme ich deswegen einen der Streckenposten und lass mich mit ihm fotografieren:

Sardona Trail am 14.09.2013

In Schwendi! Hurra, ich darf weiterlaufen!

Friede, Freude, Eierkuchen

Aber bevor es weitergeht, muss ich erst einmal reichlich trinken und essen. Die hier ist der erste Verpflegungspunkt seit Gaffia, also seit gut 5 Stunden Laufzeit. Unterwegs musste ich deswegen schon meine Trinkwasservorräte aus diversen Bergbächen und auch einmal bei einem der oberen Seen nachfüllen. Aber der Tisch ist hier reichlich gedeckt. Sogar das leckere und nicht ganz billige Bündner Fleisch gibt es hier! Ich trinke ein Fass voll Cola, während ich mir meine schon wieder fast leeren Trinkflaschen wieder auffüllen lass.

So verweile ich hier fast ein Viertelstündchen. Mittlerweile ist es schon 16:00 geworden. Ich frage wann die ersten Ultraläufer hier vorbeikamen und höre zu meinem Erstaunen, dass man die Ersten hier erst ab 17:00 erwartet. Oha, da werden aber viele die Zielschlusszeit von 20 Stunden beim Ultra nicht schaffen! Ich werde wohl für den nun kommenden ewig langen Aufstieg 3 Stunden und für den Abstieg eine weitere gute Stunde laut meiner Berechnungen brauchen. Ich rechne also mit einer Ankunftszeit so gegen 20:15. Da werden mich sicher unterwegs einige Ultraläufer noch überholen. Ich freue mich schon auf die Fotomotive.

Der große Anstieg und verflogener Schrecken

Frisch gestärkt gehe ich nun den großen Anstieg von fast 1400 Höhenmeter an, der mir letztes Jahr beim Ultra sehr große Mühen bereitete. Da hinter mir ja noch die Ultraläufer kommen und ich eine Stirnlampe habe, habe ich jetzt rein theoretisch alle Zeit der Welt.

Ich überquere nun den Weisstannen-Bach und stehe in 909 Meter Höhe am tiefsten Punkt der  Strecke. Bis zur Passhöhe bei der Gamidaurspitze in 2370 m Höhe werde ich in den nächsten Stunden fast 1400 Höhenmeter überwinden. Zuerst folgt aber einmal der "Wald des Schreckens", der uns Ultraläufern letztes Jahr einiges an Mühen bereitete, weil wir ihn nicht nur bergauf sondern zuerst einmal bergab laufen mussten. Außerdem war er mit Matschbahnen gespickt, die so glitschig wie Schmierseife waren. Dazu ist der Weg hier teilweise extrem steil.

Sardona Trail am 14.09.2013

Steile Rampe im Wald des Schreckens

Aber heute habe ich nicht schon 60 km in den Knochen und es ist nicht Nacht ist. Stattdessen taucht die Abendsonne den Wald des Schreckens in ein warmes und freundliches Licht. Da ich es außerdem nicht eilig habe, mutiert so der Wald des Schreckens in einen Wald der Freude und Erholung. Mancher der später folgenden Ultraläufer mag mich vielleicht jetzt für verrückt erklären, aber ich genieße diesen Streckenabschnitt wie eine Wellnesstour.

Nach dem Wald des Schreckens folgt auch noch gleich die Wiese des Schreckens. Sie ist ebenfalls extrem steil und es führt kein Weg hoch, sondern man muss sie auf der direkten Falllinie ersteigen. So sind 50 % Steigung garantiert!

Sardona Trail am 14.09.2013

Die extrem steile Wiese des Schreckens, wo der nicht vorhandene Weg hochführt

Letztes Jahr kam ich an dieser Stelle einige male ins Schwanken und torkelte so irgendwie hoch. Weil es damals Nacht war, sah ich Gott sei Dank nicht wie steil es hier ist! Heute lass ich mir Zeit. Nur die Abendsonne prellt hier noch einmal so richtig runter, dass ich ganz schön ins Schwitzen komme. Aber am Ende der Wiese erreiche ich einen Fahrweg und im Bauernhof Unterprecht kann ich an einem Brunnen Wasser nachfassen, weil die Wasservorräte schon wieder zur Neige gehen. Auf gerade mal gut 1,5 km Laufstrecke habe ich nun schon etwa 450 Höhenmeter seit dem tiefsten Punkt überwunden, was schon einiges über die Steile dieses Streckenabschnitts aussagt, zumal die Anstiege auch noch ungleichmäßig verteilt sind.
Die nächsten gut 300 Höhenmeter darf ich auf einem angenehm zu laufenden Fahrweg laufen. Dabei steigt die Strecke ziemlich konstant und moderat an. Ich denke im Schnitt bei so knappen 10% was noch gut im gemütlichen Tempo zu laufen ist. Dabei genieße ich die wunderschönen Ausblicke speziell in Richtung Churfirsten:

Sardona Trail am 14.09.2013

Die Churfirsten im Abendlicht

Kunst der Romantik

Hinter Oberprecht in knapp 1700 Meter Höhe endet der Fahrweg. Aber zuerst geht es auf einer flach ansteigenden Almwiese weiter. Ich genieße diese liebliche Almlandschaft, bevor es nun zurück ins schroffe Hochgebirge geht. Als ich noch einmal zurückblicke, muss ich kurz verweilen, weil mich die herrliche Szenerie an ein romantisches Gemälde von Caspar David Friedrich erinnert:

Sardona Trail am 14.09.2013

Wie ein Gemälde von Caspar David Friedrich

Der einsame Baum von Caspar David Friedrich

Der einsame Baum von Caspar David Friedrich

Auch wenn "Der einsame Baum" von Friedrich eine knorrige Bergeiche ist, die Berge im Hintergrund im Riesengebirge liegen, das ganze im Morgenlicht stattfindet und der Schäfer mit seinen Schafen hier fehlt, passt die hiesige Stimmung treffend zu diesem alten Gemälde.

Naturschauspiel beim Wechsel vom Tag zur Nacht

Berauscht von meinen Sinnen wandle ich auf meinem Bergpfad weiter gen Hochgebirge. Noch scheint mir die Sonne ins Gesicht, aber schon naht der Abend und bald die finstere und kalte Nacht.
Der anbrechende Morgen und die kommende Nacht sind immer zwei große Naturereignisse, die bei uns Menschen immer noch große Gefühle auslösen, obwohl wir heute im Computer- und Informationszeitalter oft so fernab der Natur und manchmal sogar in Scheinwelten leben. Aber immer noch steckt auch in uns der Steinzeitmensch mit all seinen Instinkten, Emotionen und Ängsten. Ging der Tag zur Neige genoss der mit Fell bekleidete Mammutjäger die letzten Sonnenstrahlen und es begann seine Angst vor Raubtieren, umherstreifenden Säbelzahntigern und den bösen Geistern der Nacht. Nachts hörte er  zwar viel unheimliche Geräusche, sah aber wenig. Er verzog sich nachts mit seiner Sippe in eine schützende Höhle oder ein mit Dornen bewehrtes Lager. Wie froh war er dann, wenn  er unbehelligt wieder die ersten Sonnenstrahlen des neu anbrechenden Tages erblicken durfte. Extremläufer, welche die Nacht durchlaufen, können sicher von ähnlichen Gefühlen erzählen.
Ähnliches verspüre auch ich heute, wenn gleich ich heute nicht die Nacht durchlaufen, aber immerhin etwas in sie hinein laufen werde. Die Stimmung verstärkt der nun aufkommende Bergnebel. Wird er bald alles Sichtbare verschleiern oder gar verschlucken?

Sardona Trail am 14.09.2013

Aufkommender Bergnebel

Werde ich dann so alleine und verlassen noch meinen Weg finden?  Verloren in einer zwar grandiosen aber auch feindlichen Bergwelt?

Die Markierungen sind hier rar gesät und seit der Alp Gamidauer in knapp 2100 Meter Höhe ist auf den Bergwiesen auch kaum mehr ein Weg zu erkennen. Bei mir hält sich aber die Gefahr des Verlaufens in Grenzen, da ich ja noch den GPS-Track des letzten Jahr dabei habe. Allerdings weichen gerade jetzt die offizielle Strecke und die im letzten Jahr gelaufene Strecke voneinander ab. Ich halte mich zwar an der offiziellen Strecke, kann mich aber zusätzlich an Karte und Track vom Vorjahr orientieren.

Während ich weiterhin an Höhe gewinne, verzieht sich der Nebel wieder bzw. bleibt weiter unten im Tal hängen. Dadurch ergibt sich ein fantastisches Naturschauspiel mit den Bergen im Abendlicht, das von den zahlreichen Wolkenfetzen reflektiert wird:

Sardona Trail am 14.09.2013

Bergnebel im Abendlicht

Sardona Trail am 14.09.2013

Mittlerweile habe ich nun schon fast die letzte Passhöhe erreicht. Daher wundere ich mich, dass mich noch keiner der Ultraläufer eingeholt hat. Wo bleiben die nur? Deren Strecke muss in der Tat noch viel härter sein, als es sich selbst die Pessimisten unter uns vorgestellt haben.

Letzte Passhöhe

Absolut genau im Zeitplan erreiche ich nach 3 Stunden um 19:00 die letzte Passhöhe bei der Gamidaurspitze in 2270 m Höhe. Dort verweilt ein einsamer Streckenposten. Nun treffen sich zwei Menschen und wenn sich solche vereinsamten Seelen treffen ergibt sich ein Gespräch!
Ich frage ihn, ob er weiß, wo nun die ersten Ultraläufer sind. Zu meinem Erstaunen erfahre ich, dass die erst kürzlich den tiefsten Punkt in Schwendi passiert haben. Also werde ich wohl auch den Rest der Strecke weiter für mich alleine laufen! Aus den Fotos mit den ersten Ultraläufern wird es leider nichts werden.

Sardona Trail am 14.09.2013

Ich posiere auf der letzten Passhöhe. Manche behaupten wie mein "Urgroßvater" Luis Trenker beim Film "Der Berg ruft!"

Der Abstieg und die aufkommende Nacht

Nun beginnt der lange Abstieg, wo ich noch einmal etwa 800 Höhenmeter verlieren werde. Gleichzeitig verschwindet die Sonne und es wird langsam dunkel und auch entsprechend kalt, so dass ich mal wieder meine Laufjacke auspacken muss.

Sardona Trail am 14.09.2013

Die Nacht bricht an!

Nächstenliebe

In Gaffia empfängt mich ein einsamer Fotograf. Er bietet mir ein Bier an. Alle einsamen Menschen in den Bergen sind so lieb und teilen noch das Letzte, wenn sie auf einen Weggenossen treffen. Hier werden noch urchristliche Wert praktiziert! Wie heilsam und angenehm in einer sonst so verrohten Ellbogengesellschaft!
Zuerst ist die Verlockung dazu übergroß, aber dann will ich doch lieber gleich weiterziehen, weil er selbst so wenig hat und ich bald im Ziel in vollen Zügen schlemmen und prassen kann.

Unerwarteter Hindernislauf

Er warnt mich vor Hindernissen wie Zäune, Kühne und Regenrinnen auf dem weiteren Weg. Eigentlich ist es zuerst einmal ein Fahrweg, aber wegen der vielen großen Steinbrocken auf dem Weg ein sehr holpriger und unangenehm laufender Weg. Dazu wird es nun dunkel. Also packe ich meine Stirnlampe aus, die ich in der Tat noch auf der letzten halben Stunde meiner Strecke benötige.

Oh, da weist eine Markierung links vom Weg weg. Ich lauf nun auf einen schmalen Wiesenpfad mit weichen Untergrund, was nach so viel steinigen Untergrund den Füßen gut tut. Aber die Freude währt nicht lange, als die ersten Sumpflöcher auftauchen. Während ich zwischen diesen Löchern balanciere, frage ich mich, ob so was am Ende der Strecke unbedingt sein muss. Irgendwie laufen wir durch Viehweiden und immer wieder müssen wir dabei Stromzäune  queren, die man in der Nacht nicht gut sieht. Immerhin hat man sie mit Plastikbändern sichtbarer gemacht, nicht dass doch noch einer über sie stolpert.

Drunter oder Drüber?

Schließlich stehe ich vor einen Stromzaun ohne Durchgang, also wo man den Stromzaun nicht vorübergehend öffnen kann.  Da gibt es nur zwei Wege: entweder drüber oder drunter. Die Sportlichen und Jungspunde unter uns springen da sicher drüber, nicht aber so ich.
Ich überlege: "Drunter oder drüber?". Da er nicht allzu hoch ist, will ich drüber steigen. Als Mann, dazu mit nicht allzu langen Beinen, an einer ganz bestimmten und empfindlichen Stelle besonders gefährdet, will ich kein Risiko eingehen. Ich habe ja meine Stecken mit Kunststoffgriff dabei. Der sollte doch isolieren! Damit werde ich den Zaun etwas runterdrücken, während ich vorsichtig drüber steige. So gesagt und so getan. Und schon macht es heftig in der linken Hand: Patsch! Erschreckt lass ich den Stecken fallen und rette mich ohne weitere Stromschläge über den Zaun! Stromschlag zum Finale! Musste das sein?

Ich laufe in der Dunkelheit weiter und stehe zu meinem Entsetzen vor einem weiteren Stromzaun. Er ist etwas höher als der vorherige. Vom vorherigen Stromschlag schlauer geworden, will ich nun natürlich unten durchkriechen, was mir mit schweren Beinen zwar wenig Spaß macht, aber immerhin besser ist als ein weiterer Stromschlag.
Zuerst komme ich ganz gut voran, aber plötzlich bleib ich mit dem Rucksack hängen und empfang auch gleich eine ganze Serie von Stromschlägen. Ich versuche mit Gewalt durchzukommen, aber wie so oft wird Gewalt mit Gegengewalt also weiteren Stromschlägen bestraft. Der Stromzaun erweist sich als Sieger und ich muss den Rückzug antreten. Zum Ablegen des Rucksacks bin ich aber zu faul. Also rutsche ich nun mit dem Hintern nach unten durch den Zaun durch und erhalte dafür auch keine weiteren Schläge. Wie ein geprügelter Hund ziehe ich von dannen ...

Das Ziel

Endlich erreiche ich wieder den Fahrweg und kann nun schon das Ziel erkennen. Das baut mich wieder auf. Oh, da am rechten Rand des Weges steht eine dunkle Gestalt. Das ist ja Gaby! Freudig begrüßen wir uns und laufen gemeinsam ins Ziel, das ich nach 11 Stunden und 4 Minuten Laufspaß und an vielen Lauferfahrungen reicher passiere.

Am Ziel sind alle sehr nett zu mir und neben OK-Chef Umberto, der jeden Finisher persönlich begrüßt,  entdecke ich auch Erwin, der den Ultra lief und auch viel Interessantes und Abenteuerliches  davon zu erzählen hat.

Ach war das schön! Gerade diese Seen und Berge! Auch der Marathon war zwar ultrahart, aber all die Erlebnisse und Eindrücke entschädigten voll für all die Strapazen und auch  Zweifel, die bei mir wegen der Cutoffzeit vor Schwendi aufkamen!

Infos / Bewertung

Links:
Anzahl Finisher: Ultra: 43 (hohe Ausstiegsquote!)
Marathon: 84 (einige Ultraläufer stiegen auf die Marathonstrecke um)
Halbmarathon: 65 (einige Langstreckenläufer stiegen auf die Kurzstrecke um)
Bestzeit Männer Ultra-Marathon: 1. Dippacher Matthias, 1977, D-Heroldsbach 12:00.52,7 (120)
1. Hugenschmidt Stephan, 1986, Niederuzwil 12:00.52,7 (99)
3. Knaus Marcel, 1969, FL-Ruggell 13:12.17,4 (50)
Bestzeit Frauen Ultra-Marathon: 1. Huser Andrea, 1973, Aeschlen ob Gunten 14:31.45,4 (44)
2. Böttger Julia, 1976, D-Rott am Inn 15:24.07,4 (14)
3. Zimmermann Denise, 1975, Mels 15:53.08,6 (3)
Letzter Läufer: 20:47:07
Zeitlimit Ultra: von 20 Stunden auf  21 Stunden verlängert
Wetter: Heiter, teilweise sonnig, manchmal wolkig oder nebelig und auch mal etwas Regen. Temperatur von etwa +1 Grad bis ca. 15 Grad.
Höhenmeter / Strecke
Marathon:
Offizielle Zahlen
Ultra: 82 km +/- 6100 HM. Durchschnittliches Gefälle: ca. 15 %
Marathon: 38 km +/- 3000 HM.  Durchschnittliches Gefälle: ca. 17 %
Halbmarathon: 20,3 km +/-1490 HM. Durchschnittliches Gefälle: ca. 16 %

Eigene Messung:
Beim Marathon kam ich bei der barometrischen Messung auf ca. 3300 - 3400 Höhenmeter. Auch die Strecke war deutlich länger als 38 km. Vermutlich sogar über 42 km.
GPS - Geräte zeigen aber bei solchen Strecken mit vielen Kurven und vielen Steigungen und Gefälle in der Regel viel zu wenig an. Da ergeben sich oft Abweichungen bis zu 20%!

Die wunderschöne Strecke ist technisch anspruchsvoll und hat viel steile Rampen bergauf und bergab.

Schulnote Schönheit der Strecke 1
Schulnote Organisation 1-2
Schulnote Service / Verpflegung 1
Schulnote Zuschauer 
(Anzahl / Motivation)
keine Wertung bei so einem Lauf
Schulnote Gesamteindruck 1
Verbesserungsvorschläge
  • Zielschlusszeiten waren beim Ultra viel zu kurz
  • Ursprüngliche Zielschlusszeit Schwendi beim Marathon war ursprünglich zu kurz, wurde aber verlängert
  • Am besten alle Disziplinen zeitlich gemeinsam starten lassen. Wer Zwischenzielschlusszeiten nicht schafft, kann dann auf eine kürzere Distanz ausweichen.
  • Die Strecke war teilweise zu wenig markiert
  • Finishermedaille wäre schön
  • GPS-Track der Strecke zur besseren Orientierung herausgeben
  • Beim Marathon gab es nur 2 Verpflegungspunkte nämlich bei KM 6 und KM 25. Falls möglich weitere einrichten!
Besonders gut
  • Sehr gute Verpflegung bei wenigen Verpflegungspunkten, die keine Wünsche offen ließ
  • Traumhaft schöne Landschaft
  • abwechslungsreiche Strecke
  • Bergwacht war an den kritischen Stellen vor Ort
  • Herzliche und familiäre Atmosphäre weit ab vom Massenbetrieb
  • Ausrüstung wurde beim Start gecheckt
  • Überschaubare, also nur wirklich notwendige Pflichtausrüstung
  • Ein Lauf von Läufern für Läufer
  • Sehr schönes und hochwertiges langärmeliges Finishershirt
Tipps
  • Unbedingt Laufstecken mitnehmen
  • Wer noch keine Bergultra-Erfahrung hat, sollte im Vorfeld unbedingt mal einen einfacheren Bergultra wie z.B. Swiss Alpine K78 oder besser Allgäu Panorama Ultra Sonthofen im Vorfeld laufen, um Erfahrung für so was zu sammeln oder z.B. den Halbmarathon oder Marathon wählen, wobei auch schon diese beiden Läufe keinesfalls unterschätzt werden sollten!
  • Weil man recht weit oben läuft, ist es gut, wenn man sich ein paar Tage zuvor in der Höhe akklimatisiert. Es gibt in der Gegend neben dem Sardona viele andere Schönheiten und Laufstrecken, so dass sich ein Kurzurlaub sicher rentiert
  • Gute Trailschuhe sind absolut erforderlich
  • Neben der Pflichtausrüstung am besten auch Ersatzsocken mitnehmen
  • Auch beim Marathon Stirnlampe mitnehmen
  • Navigationsgerät mit Karte ist sehr vorteilhaft
  • Karten und Strecke im Vorfeld und auch während des Laufs studieren
  • Kräfte gut einteilen. Der letzte Anstieg ab Schwendi (fast 1400 Höhenmeter) ist noch einmal sehr heftig!
  • Damit rechnen, dass die Streckenlängen bei Trails in der Regel viel zu kurz angegeben sind, weil GPS - Geräte bei bergigen und verwinkelten Bergpfaden oft viel zu wenig anzeigen und so was in der Regel GPS vermessen ist. Also immer mehr Zeitbedarf einrechnen, als man sonst bei solchen Streckenangaben kalkuliert!
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