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Arete Mont Favre

laufspass.comUltra Trail Tour du Mont-Blanc

Bildbericht von Norbert Rößler

88 Kilometer sind auch ein Ultra

Teil 3

E-Mail: norbertroessler@gmx.de

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Inhaltsverzeichnis

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Inhalt

Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4
Infos Links Tipps für Interessenten
Mit einem Wort mir geht´s saugut. Da haben die Organisatoren aber was dagegen. Der Talweg läuft angenehm fallend und schön breit weiter Richtung Courmayeur, aber rechts hinauf zweigt ein kleiner, steiler Bergpfad ab. Und der ist natürlich für uns. 460 Höhenmeter steigen wir auf gut 2 Km hinauf zum Arete Mont Favre. Die Läufer werden wieder zu Wanderern.

Endlich wieder aufwärts

Glacier du miage

Monte Bianco

Monte Bianco

Mit jedem Schritt aufwärts wird der Ausblick noch großartiger. Montblanc-Massiv, Gletscher mit See und Moräne. Der Ausblick erschließt sich erst von hier oben so richtig und entschädigt für jede Anstrengung. Oben ist eine zusätzliche Sanitätsstation aufgebaut und die italienischen Helfer betätigen sich gerne als Fremdenführer und erklären uns mit temperamentvollem Stolz das Panorama. Weiter verläuft unser Pfad am Hang entlang zur 500 m tiefer gelegenen VS am Col Checroui. Ich laufe gerne bergab und springe auf diesem Stück an vielen vorbei, die mir bergauf davon gestiegen sind. Deshalb übertreibe ich wahrscheinlich im weiteren Verlauf etwas. Nach der VS stürzt sich der Pfad zunächst auf der Direttissima steil durch Bergwiesen bergab. Dann geht es auf einem breiten Weg weiter, der offensichtlich im Winter als Skiabfahrt dient. 700 Hm sind wir von der Höhe schon heruntergerumpelt und noch immer liegt C. tief unter uns.

Noch 4 Km bis Courmayeur

In Courmayeur

Um das schnell zu ändern geht es anschließend in engen Serpentinen hinunter – steil, steiler und es nimmt kein Ende. Dazu kommen kräftig steigende Temperaturen. Es ist mittlerweile 11 Uhr durch und die nahezu 1.300 Meter negativer Höhenunterschied bewirken natürlich einen kräftigen Temperaturanstieg. Meinem Kreislauf gefällt das gar nicht und so lasse ich Gefälle Gefälle sein und marschiere die letzten Serpentinen gemäßigt hinunter. Als wir am Ortsrand schließlich die Asphaltstraße erreichen, irritiert mich ein kräftiger Stich unter der Fußsohle. Da ist eine Wasserblase aufgeplatzt, von der ich bis dahin rein gar nichts gemerkt hatte. Somit marschiere ich um 11.30 Uhr nicht gerade frohen Mutes im Sportzentrum in C ein. Immerhin das erste Zwischenstück ist nach ca. 15 ½ Stunden geschafft. Zwar 2- 3 Stunden mehr als erhofft, aber ich sage immer: Ultraläufe wirken charakterbildend. Und heute lerne ich wieder eine neue Lektion in Sachen Realitätssinn und Bescheidenheit.

In den Gängen der großen Anlage sind unsere Säcke mit Wechselkleidung fein säuberlich aufgereiht. Es ist angenehm kühl, es gibt ausreichend Duschmöglichkeiten und jede Menge Masseure, Ärzte und Fußspezialisten. Die haben aber keine frohe Kunde für mich. Eine große Blase unter der Fußsohle (die hatte ich vorher gespürt) aber auch an beiden großen Zehen haben sich die Laufsocken unschön rot verfärbt. Das durchaus langjährig erprobte Tapeband hängt in Minifetzen herum. Der Schlamm vom Col du Bonhomme und die Reibung vor allem bergab haben es im wahrsten Sinne des Wortes zermahlen. Der Arzt ist überzeugt, dass ich so nicht weiter laufen kann. Ich will es versuchen und bekomme schließlich die gewünschte Rundumbehandlung. Absolut professionell und gründlich. Hier sind Experten am Werk. Danach ziehe ich mich um und schnappe meine Stöcke, die ich in meinem Sack deponiert hatte (nächstes Mal nehme ich sie sicher von Anfang an mit).

Fast eineinhalb Stunden dauert mein Aufenthalt im Sportzentrum mit Wartephasen und meine Zuversicht ist eher gedämpft, als ich mich gegen 12.45 Uhr wieder auf den Weg mache, zumal mein Vorsprung auf die Cut-Off-Zeit auf eineinviertel Stunden geschrumpft ist.

Aber erst mal die verschiedenen Verpflasterungen testen. Nur 4,5 Km zur nächsten VS. Der erste Kilometer asphaltiert im Ort. Also hinaus ins feindliche Leben. Die „Hitze“ trifft mich wie ein Hammer. So schön die Kühle im Sportzentrum war, so unangenehm ist jetzt der erhebliche Temperaturunterschied. Auch das Antraben funktioniert gar nicht nach meinen Vorstellungen. Die Muskulatur im linken Oberschenkel schmerzt höllisch. Joggen unmöglich. Aber es geht eh schon wieder bergauf, also erst mal wandern. Nach dem Ort weiter auf einem Pfad, vorbei an einem schönen künstlich angelegten Wasserfall. Vielleicht noch 2,5 Km – und so steil war es noch gar nicht. Wo sollen da die insgesamt 765 Hm ab dem Sportzentrum herkommen. Nur die Ruhe ! Sie kommen schon noch. Es geht links in den Wald hinein und dann ziehen sich die Serpentinen den Hang hinauf.

Serpentinen zum Refuge Bertone

Auch nicht furchtbar steil, aber endlos. Noch eine und noch eine. Dass dieser Abschnitt nur 4,5 Km lang sein soll, kann ich mir kaum vorstellen. Der gesamte Trail ist (angeblich) GPS-vermessen, aber 3 Bekannte von mir haben beispielsweise unabhängig voneinander bis Courmayeur zwischen 420 und 450 Höhenmeter mehr gemessen als der Veranstalter. Im Prinzip ist es ja egal. Ein paar mehr oder weniger machen den Kohl nicht fett. Aber natürlich erleichtert es die Orientierung und die persönliche Einschätzung, wenn die Angaben so halbwegs stimmen. Ich benötige jedenfalls fast zwei Stunden vom Sportzentrum bis zum Refuge Bertone und das nimmt mir jede Zuversicht. Schmerzende Füße, kaputte Muskulatur, Hitze und dann 2 Stunden für 4,5 Km. Es ist jetzt 14.30 Uhr. Und noch immer nicht die Hälfte der Gesamtstrecke (75 Km). Die Hälfte der Laufzeit ist in 3 ½ Stunden um. Dann wartet die zweite Nacht zum Durchmachen auf mich. Um durchzukommen werde ich pausenlos marschieren müssen. Joggen geht wegen der Muskulatur nicht mehr. Das Zeitlimit ist zu knapp für mich, um wie geplant einige Stunden Schlaf einzubauen. Erfolgschance: 20 %. Wahrscheinlichkeit, dass es sehr weh tut: 100 %. Also gut –Ende, vorbei. Auch wenn es schwer fällt.

Refuge Bertone bei Km 75

Nichts geht mehr!

Blick vom Refuge Bertone

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