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Vorwort von Thomas Schmidtkonz
Die jedes Jahr Ende August statt findende
Ultra Trail Tour du Mont-Blanc dürfte
wohl der schwerste namhafte Berglauf der Welt sein, der auf einer Etappe
ausgetragen wird. Mit 155 km Strecke und über 8500 Höhenmeter übertrifft
er auch den berühmt berüchtigten
Grand Raid auf
der Insel Reunion.
Für diese Strecke stehen 44 Stunden Zeit zur Verfügung. ;-) Wer aber
meint, dass da ein großer Zeitpuffer vorhanden sei, ist sicher noch keine
extrem harten Berglauf gelaufen.
Die Strecke des Internationalen Ultra-Trails um den Mont-Blanc folgt zum
Großteil dem Weitwanderweg um den Mont-Blanc. Da geht es durch die drei
Länder Frankreich, Italien und die Schweiz und flache Abschnitte haben
dabei Seltenheitswert.
Nachdem bei schlechtem Wetter schon mal 90 % der Starter auf einer der
Teiletappenwertungen aussteigen müssen, schafften es dieses Jahr immerhin
420 von der überraschend hohen Zahl von 1600 Startern.
:-) Aber nun viel Spaß bei diesem faszinierenden Bericht über einen
faszinierenden Berglauf von dem erfahrenen Ultraläufer Norbert Rößler! |
88 Kilometer sind auch ein Ultra
Obwohl das beim Ultra Trail Tour du
Mont-Blanc (TMB) nicht zum „Finisher“ reicht.
Aber alle, die mindestens das erste Teilstück bis Courmaeur ( 70 Km)
beenden, werden als „arrivants“ beglückwünscht.
Und zumindest das habe ich geschafft,
zuzüglich einer kleinen Zugabe (Refuge Elena, Km 88). |
Mont Blanc von
Chamonix |
Aber der Reihe nach: Die Berichte über die
erstmalige Austragung im Vorjahr hatte ich mit gemischten Gefühlen
gelesen. Organisation: hervorragend; Erlebniswert: extrem hoch. Wetter:
gruselig; Strecke: sehr schwer; Aussteigerquote: über 90 %. Aber der
grundsätzliche Reiz blieb natürlich. Die Idee hat was: Einfach mal so um
den Montblanc. 155 Km, 8.500 Hm, 3 Länder. Das Wetter konnte eigentlich
nicht zwei Mal hintereinander so schlecht sein. Nach meiner
Teilnahme am Swiss Jura Marathon war ich in
guter Bergform. Und die Sollzeit war gegenüber dem Vorjahr verlängert
worden. Mehr „Zwischenausstiegsmöglichkeiten“ hatten die Organisatoren
auch eingeführt. Packen wir´s an.
Als ich mich an die konkrete Beschäftigung mit der Strecke machte,
kamen die Bedenken massiv zurück. Ich versuche immer eine Art
Strukturierung. Wo wird´s besonders schwer ? Wo kann man sich erholen ? Wo
sind die Hauptsteigungen? Wo ist es besonders steil ? Die Antwort beim TMB
ist schnell gefunden. Zwischen Km 8 und Km 154 ist es eigentlich überall
schwer: Kein 10 Km- Abschnitt mit nicht mindestens 10 %-iger Steigung oder
entsprechendem Gefälle. 2 Anstiege mit ca. 1.000 Hm am Stück, 6 weitere
mit 500 Hm und mehr. Und dann die besonderen Schmankerl, wie 765 Hm auf
3,4 Km bergauf (ab Courmayeur) oder 930 Hm auf 5,4 Km bergab (Croix
Bonhomme) – die Vorfreude hielt sich durchaus in Grenzen. |
Edgar Kluge bei der Rucksacküberprüfung |
Norbert holt die
Startnummer |
Sammelplatz für Säcke
mit Wechselkleidung |
Am Tag vor dem Start holten wir unsere Startunterlagen ab.
Zuvor wurde kontrolliert, ob man auch die ganze Pflichtausrüstung
(Laufjacke, Tight, Überlebensdecke, Trillerpfeife, 2 Lampen mit
Ersatzbatterien, Flaschen o.ä. für mindestens 1 l Flüssigkeit, Nahrung)
mitgebracht hatte. Erst dann gab es die Startnummer. Diese Vorgehensweise
ist ungefähr so sinnvoll, wie das obligatorische ärztliche Attest in
Frankreich. Natürlich ist es organisatorisch ganz schwierig, die
Ausrüstung unmittelbar vor dem Start zu kontrollieren. Es aber einen Tag
vorher zu tun, macht nicht wirklich Sinn. Ein ganz anderes Thema ist der
Sinn und Zweck der Ausrüstung selbst. Da sollte sich schon im eigenen
Interesse jeder weitgehend an die Vorgaben des Veranstalters halten. Es
sind sicher Situationen vorstellbar, in denen all die Dinge bitter nötig
werden. Als ich mich am Start so umsah, dachte ich mal wieder an das
erste Laufbuch, das ich so vor knapp 20 Jahren gelesen hatte. „Laufen ist
ein einfacher Sport“, stand da zu lesen. „Und ein billiger. Man braucht
nur eine Sporthose, ein Unterhemd und ein Paar Turnschuhe“. Heute heißen
diese drei Grundausstattungsgegenstände: Singlet, Running-shorts und
Trail-Schuhe und kosten so 150 – 200 €. Zur Grundausstattung gehören noch
ein paar Laufsöckchen mit Teflonfäden und die Laufuhr (80€). Im
Laufrucksack mit Trinksystem (99 €) trug ich die Nachtausrüstung mit.
Laufjacke, lange Tights, Stirnband, Handschuhe (200 €). Dazu hatte ich mir
extra für diesen Lauf nach 10 x Biel jetzt doch eine Stirnlampe und eine
LED-Handlampe geleistet. So stand ich ca. 700 € schwer am Start. Dabei
hatte ich den High-Tech-Kram wie Pulsmesser, GPS, Höhenmesser und was
sonst noch alles um mich herum piepste und fiepte wie immer verschmäht.
Laufen ist eben ein billiger Sport ! |
Start und Ziel in der Ortsmitte |
Bald geht’s los |
4 von ca. 40 deutschen Teilnehmern |
Norbert und Tom Wolter |
Start |
Die Stimmung am Start war wunderbar prickelnd. Ein warmer
Sommerabend, viele Zuschauer, nervöse Läufer. Die Spitzen der Berge noch
im hellen Sonnenlicht, während sich im Tal langsam die Dämmerung
ausbreitete. Einige Startansprachen - überwiegend in französisch. Der TMB
ist ganz eindeutig ein französischer Lauf, mit bis jetzt nur sparsamen
Internationalisierungsansätzen. Das Roadbook gab es zumindest im Internet
auch in Englisch. Die Informationen beim Briefing wurden sehr knapp auch
in Englisch, Italienisch und Deutsch übersetzt, waren aber akkustikbedingt
weitgehend unverständlich. Die Teilnehmer sind überwiegend Franzosen. Da
diese auch nicht unbedingt sprachbegeistert sind, schlugen auch meine
Versuche während des Laufs ab und zu ein wenig Unterhaltung in Englisch zu
finden in der Regel fehl.
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