Nachdem schon der Mai 2013 eher mit Novemberwetter überraschte, lies auch der
Wetterbericht für den 1. Juni von Anfang an keinen Zweifel, dass wir dieses Mal
beim Black Forest Trail Maniak jede Menge Wasser von oben, aber auch von unten
geboten bekommen. Schon in der Woche zuvor weichten außergewöhnliche Regenmengen
den Waldboden stark auf. Die letzten Tage überzeugten wohl auch den letzten
Besitzer von Erdbeer-Plantagen, dass er sein Geld in diesem Jahr besser in eine
Forellenzucht investiert hätte. Auch für den Samstag prophezeiten die Frösche
weitere himmlische Fluten, manche quakten sogar etwas von Unwetterwarnung und
Gefahr von Erdrutschen. Manche Läufer beschlossen daher, lieber nicht nach
Simonswald zu fahren, doch für mich als ausgesprochener Schlamm-Fan bedeuten
viele Tage Dauerregen eine "Verbesserung" der Laufstrecke. Wenn schon kein
Sonnenschein, dann wenigstens eine tolle Schlamm-Sause! Und meine Erwartungen
werden dieses Mal sogar weit übertroffen! Auf der Südost-Route,
die ich 2011 bei
schönem Sommerwetter als nicht besonders schwere, auch für Anfänger geeignete Trail-Strecke
kennen lernte wird uns
2013 die lustigste Wassertreterei meines Lebens geboten. |
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Veranstalter des Ultramarathons sind dieses Jahr erstmals die Trail-Maniaks, die
schon seit Jahren erfolgreich den Wörthsee Ultra Trail
durchführen und
inzwischen auch Trail-Camps in verschiedenen Gegenden und in wenigen Wochen
erstmals den spektakulären
Pitztal-Gletscher-Trail-Maniak anbieten. Streckenchef
ist aber nach wie vor Hans Maier, der in den letzten Jahren dieses Rennen
organisierte. Der Ultratrail im 25 km nordöstlich von Freiburg gelegenen
Simonswald wechselt jährlich zwischen zwei grundlegend verschiedenen Routen. Die
West-Variante, die ich noch nicht kenne, soll laut Aussage vieler Teilnehmer aus
dem letzten Jahr noch deutlich schöner und trailiger sein.
Zusätzlich zum Ultratrail am Samstag mit 58,8 km und 1950 Höhenmetern bucht die
Mehrheit der Teilnehmer die Masters-Wertung, bei der am Sonntag auf der
gegenüber liegenden Talseite noch 28,4 km mit etwa 1350 Höhenmetern dazu kommen.
Außerdem stehen noch als Kurzdistanzen 2,4 km, 10,8 km sowie der 20,5 km
Panoramalauf zur Wahl.
Mit den Startunterlagen bekommen wir Ultras als Teilnehmergeschenk Raidlight
Gamaschen, die wir bei den aktuellen Streckenverhältnissen gut brauchen können.
Nach dem Carbo-Loading (auch als Pasta-Party bekannt) mit wie leider bei vielen
Veranstaltungen üblich geringer und geschmacksneutraler Tellerfüllung, sollte
der Abend eigentlich am Lagerfeuer und mit einem Vortrag von Rafael Fuchsgruber
gemütlich ausklingen. Das Feuer fällt nun aber wegen starkem Regen aus, und der
Vortrag über Wüsten- und Urwaldtrails kann trotz interessantem Thema bei der
eisigen Kälte kaum noch Zuschauer davon abhalten, ins warme zu flüchten.
Wie gewohnt gibt es wieder preiswerte Übernachtung in der Turnhalle, das
Frühstück dazu bekommen wir nun in einem nahegelegenen Gasthof.
Am Samstagmorgen kurz vor 8 will bei starkem Regen und herbstlicher Temperatur
keiner einen Moment früher ins Freie als unbedingt nötig. Wie eine Herde Schafe
drängen wir uns an den trockenen Flecken und warten auf den Startschuss. |
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Schon nach einigen hundert Metern beginnt das fröhliche Springen über große
Pfützen, doch noch ahnen wir nicht, dass Stunden später unsere Schuhe auf
einigen Wegabschnitten im Wasser ertränkt werden.
Mal mehr, mal weniger schnell laufen und marschieren wir nun bergauf. Von den
Schwarzwald-Bergen um uns herum sehen wir nur die unteren Bereiche, der Rest
steckt unter den Wolken. Bei starkem Regen kühlen wir schnell aus. Zum Laufen
ist das aber dennoch angenehmer als die um diese Jahreszeit auch möglichen 30 C.
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Vor zwei Jahren fotografierte ich hier viele Fotos mit der schönen Aussicht,
heute dagegen bieten vor allem die Schlammpfützen interessante Motive zum
Filmen. Wegen dem Regen beschränke ich mich bei vielen Szenen auf
Filmen und
verzichte auf Fotos. Doch dies kostet heute deutlich mehr Zeit als normal, denn
nach jeder Aufnahme muss ich die Kamera mit Taschentüchern abtrocknen, bevor ich
sie wieder in die Hülle stecken kann. Zum Glück habe ich mehr als genug gut
verpackte Tücher eingesteckt. Am Nachmittag ist aber auch die eigentlich
wasserfeste Kameratasche so nass wie ein Waschlappen, wodurch das Objektiv der
Kamera ständig beschlägt. Dann muss ich auch vor jeder Aufnahme die Linse
abwischen. Doch trotz diesem etwas nervtötenden Aufwand bin ich heute mit der
Kamera zufrieden, denn im Gegensatz zur angeblich wasserfesten Kamera eines
Freundes hält sie bis zum Schluss durch.
Der Aufstieg wird immer wieder durch kurze Zwischenabstiege unterbrochen. Nach
der ersten Verpflegungsstelle folgt ein recht steiler Aufstieg, der uns trotz
der Kälte schwitzen lässt. Dann laufen wir wieder auf leichteren Wegen.
Inzwischen umgibt uns leichter Nebel, so dass wir auf schöne Aussichtspunkte
dieses Mal verzichten müssen, so z.B. bei einer Hütte, von der aus man
normalerweise bis zu den Vogesen blicken kann. |
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Drüben in den Vogesen sind die Trails der zahlreichen Wettkämpfe deutlich
schwerer als bei uns. Die Ostroute des Black Forest Trail Maniak führt zwar auch
über viele Trails, lässt aber oft auf vielen breiten Waldwegen schnelleres
Laufen oder entspanntes Marschieren zu. Heute dürfen wir schon von Anfang an
immer wieder durch schöne Schlammpackungen spazieren. Plitsch, platsch, schon
als Kind rannte ich gerne durch Pfützen. Manchmal ist die Soße so tief, dass
Wasser von oben in die Schuhe läuft. Treffer - versenkt! Jetzt zeigt sich mal
wieder der bekannte Nachteil von GoreTex-Schuhen: wenn das Wasser mal drin ist,
dann bleibt es dort auch im Gegensatz zu normalen Schuhen recht lange. Ich bin
froh, dass ich diesen Unsinn nicht angezogen habe. Ein Freund sagt später am
Ziel: "Nach 30 Minuten wurde das Wasser in den Schuhen allmählich wärmer." |
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Über das Thema "Streckenmarkierung" kann man bekanntlich endlos diskutieren. Ich
finde sie heute sehr gut. An zwei, drei Stellen muss man kurz anhalten und nach
blauen Markierungspunkten suchen, aber wer aufpasst, der kann meiner Meinung
nach heute nirgends falsch laufen. Aber wie bei jedem Lauf geschieht es auch
heute, dass Leute an unübersehbaren Abzweigungs-Schildern vorbei eilen.
Besonders originell ist die Kreativität mancher trailerfahrener Läufer, die von
anderen Rennen wissen, dass nicht jeder Weg als solcher zu erkennen sein muss.
Als an einem Baum ein Pfeil nach unten zeigt, obwohl hier nur ein breiter
Waldweg geradeaus führt, kommen einige auf die Idee, quer durch den pfadlosen
Wald einen Steilhang hinab zu kraxeln.
Der starke, kalte Regen und der fehlenden Blick auf die umgebende Landschaft
rauben mir allmählich die Motivation. Für kurze Zeit hoffe ich nur noch, dass
der Lauf bald zu Ende geht - dabei liegen noch 3/4 der Strecke vor mir.
Doch dann ändert sich meine Stimmung ganz schnell, denn als wir auf einen Pfad
abzweigen, der neben einem Bach abwärts führt, beginnt ein wirklich genialer
Streckenabschnitt. Vor zwei Jahren plätscherte hier ein wenig Wasser neben uns
bergab, heute dagegen rauscht ein Wildbach, und mehr als nur ein wenig Wasser
verwandelt den eigentlichen Fußweg in ein zweites Bachbett. Wer es auf
wundersame Weise bisher geschafft hat, mit trockenen Socken durchzukommen, hat
nun keine Chance mehr. Immer wieder plantschen wir ein Stück weit mitten durch
das Wasser. Schon bei anderen Ultratrails erlebte ich es, dass ein Weg zum
Bachbett wird, aber so viel Wasser unter und über den Schuhen kannte ich bisher
noch nicht. Diese Sauerei gefällt mir außerordentlich gut. Am liebsten würde ich
Vollgas durch das Wasser sausen, doch ebenso gerne bleibe ich alle paar Meter
zum Fotografieren und Filmen stehen. Ab und zu warte ich kurz, bis folgende
Läufer mich eingeholt haben, damit ich sie im Wasser filmen kann. Insgesamt
verbringe ich hier sicher zehn Minuten mit Filmen. Alleine diese Szenen werden
länger als der am Schluss auf 6 Minuten gekürzte Film. |
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Doch es kommt sogar noch besser: am Ende dieses nassen Pfades wartet ein
reißender Bach auf uns. Hier dürfen wir mitten durch die Strömung zum anderen
Ufer plantschen. Ein Helfer sichert uns wenn nötig mit einem langen Stock, und
ein Fotograf darf an dieser Stelle natürlich auch nicht fehlen. Die meisten
Läufer schaffen diese Stelle recht elegant, es soll aber auch jemand ins Wasser
gefallen sein. |
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Nach dieser herrlichen Abwechslung fühle ich mich mit dem Wetter versöhnt. Schon
alleine wegen der letzten Minuten hat sich die Fahrt nach Simonswald gelohnt.
Wäre ich zuhause geblieben oder wenn Petrus die Woche auf Sommer gepolt hätte,
dann wäre mir dieses lustige Erlebnis entgangen.
Nun ignoriere ich mit breitem Grinsen im Gesicht einen langen, teilweise
eintönigen Aufstieg bei nach wie vor ungemütlichem Regen. Auch
Schlechtwettertage können ihre guten Seiten zeigen. Und zwischendurch laufen wir
auch ab und zu auf richtig schönen Pfaden. |
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Auf einer fast baumlosen Hochfläche bei einigen Bauernhöfen marschieren oder
laufen wir längere Zeit auf Asphalt im Nebel, was mir absolut nicht gefällt. |
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Bei der nächsten Verpflegungsstelle hole ich Bernie und Jan ein, mit denen ich
immer gerne laufe. Den restlichen Tag über laufen wir immer mal wieder
gemeinsam, mal mit wenigen hundert Metern Abstand.
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Nach einem recht angenehm zu laufenden Streckenabschnitt folgt nun der steile
und oft rutschige Abstieg durch den Gutacher Wald, vor dem wir gestern beim
Briefing und heute vor dem Start gewarnt wurden. Hier sollen wir ausdrücklich
sehr vorsichtig laufen und nichts riskieren.
An manchen Stellen steht nun statt Laufen eher kontrolliertes Abrutschen im
Programm. Hier gefällt mir die wilde Umgebung sehr gut. Steile Schlammpassagen,
Steine, ein hoher Baumstamm quer über dem Weg, ab und zu ein kurzes Stück zum
schnell laufen, dann wieder Trails, die heute viel anspruchsvoller sind als
normal. Und schon wieder dürfen wir eine Weile nonstop mitten durch das Wasser
spritzen.
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Schließlich liegt dieser Abstieg hinter uns. Bei Wildgutach laufen wir kurze
Zeit auf Asphalt, bis wir die nächste Verpflegungsstelle erreichen.
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