17.11.2013 Trail Uewersauer -
Trail-Vergnügen im nahegelegenen Ausland - Laufbericht von Günter Kromer
Obwohl mir schon einige Läufer empfohlen hatten, auch selbst einmal im Naturpark
Obersauer (Uewersauer) zu starten, waren mir bisher die fast drei Stunden
Anfahrt von Karlsruhe zu weit, zumal ich lieber mit dem Zug zu Läufen fahre,
Heiderscheid aber am Starttag nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar
ist. Doch die Reise lohnt sich, denn dieser Lauf ist landschaftlich reizvoll und
bietet eine ausgewogene Mischung an schönen Trails und schnelleren Waldwegen.
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Was haben der Trail du Petit Ballon im Elsass und der Trail Uewersauer in
Luxemburg gemeinsam? Diese beiden Läufe für viele Ultratrailer aus Deutschland
gewissermaßen Saisonanfang und Saisonende. Zwar gibt es auch in den Monaten
dazwischen einige beliebte Ultramarathons, doch wer die ganz kalte Zeit lieber
zur Regeneration und zum Training nutzt, der kommt gerne nach Rouffach und nach
Heiderscheid.
Heiderscheid ist etwa 84 km von Trier entfernt. Auch in diesem Jahr stehen etwa
80 Deutsche auf der mehr als 400 Teilnehmer umfassenden Liste der Voranmeldungen
für die Ultradistanz mit 50,1 km. Laut Ausschreibungstext sind es nur 1500
Höhenmeter, laut Streckenprofil auf der Homepage müssen 1826 Hm bewältigt
werden. So ganz genau kann das niemand messen, denn oft läuft man über recht
wellige Strecken mit immer nur wenigen Metern Auf- und Abstieg in enger Folge.
Zusätzlich zum Ultra werden auch noch Staffeln und kurze Strecken angeboten.
Damit sich weite Fahrt lohnt, verbinde ich den Lauf mit zwei Tagen
Sightseeing-Urlaub (siehe Fotos am Ende der Reportage). So lohnt sich der Weg
auf jeden Fall.
Nach einem schönen Ausflugstag hole ich am späten Samstagmittag in Heiderscheid
die Startunterlagen ab. Die Startgebühr war bei Voranmeldung mit 30 Euro recht
niedrig, ein Teil des Geldes wird sogar an eine Stiftung für krebskranke Kinder
gespendet. Trotzdem bin ich ein bisschen enttäuscht, wie wenig heute in der
Mehrzweckhalle los ist. Normalerweise freue ich mich immer, schon am Tag vor dem
Start mit anderen Läufern gemeinsam eine Weile zu klönen, aber außer der Ausgabe
des Starterbeutels wird jetzt hier nichts, aber auch gar nichts geboten. Man
kann um diese Zeit noch nicht einmal ein Bier oder eine Cola kaufen. Daher
bleibt auch niemand länger als nötig in der Halle. Ich fahre gleich zur nicht
allzu weit entfernten Jugendherberge Lützelhausen, wo laut Aussage einiger
Teilnehmer der früheren Jahre bisher auch immer viele Läufer zusammentrafen.
Dieses Jahr sind leider nur eine Handvoll Läufer in der Herberge, und Frühstück
gibt es am Sonntagmorgen auch erst 7.30 Uhr, also 90 Minuten vor Start des
Ultratrails.
Nach dem Frühstück noch Abmelden, nach Heiderscheid fahren, Parkplatz suchen,
zum Startgelände marschieren, umziehen, Gepäck abgeben - so bleiben mir vor dem
Start nur noch zehn Minuten, einige der vielen Läufer, die ich hier kenne, zu
begrüßen. Schade! |
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Der Wetterbericht hat für heute bis zu 6 Stunden Sonnenschein angekündigt, bei
kühlen 2 - 6 C. Momentan ist es aber passend zum November grau und neblig trübe.
Nach dem Start um 9 Uhr fließt der Läuferstrom kurz auf einen asphaltierten Weg
zwischen Feldern hindurch. Im grauen Dunst erkennt man die Hügel der Umgebung
kaum. An den Bäumen hängt noch viel dunkel orange gefärbtes Herbstlaub. Der
leichte Nebel dazu sorgt für eine typische Spätherbst-Stimmung. Man braucht
nicht immer Sonnenschein, um die Natur in allen Ausprägungen zu erleben. |
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Eines ist beim Trail Uewersauer anders als bei allen anderen Läufen, die ich
kenne: Start und Ziel liegen am höchsten Punkt der Strecke. Schon sehr bald
verlassen wir den Asphalt. Auf einem kurzen Stück des folgenden Abstiegs wird
die Route für mich perfekt, d.h. so richtig schön schlammig.
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Leider hat es aber an den letzten Tagen zu wenig geregnet, und daher bleibt der
Rest der heutigen Route abgesehen von einigen weiteren kurzen Schlamm-Passagen
eher trocken.
Es bringt für Euch Leser sicher wenig, wenn ich nun die Strecke Kilometer für
Kilometer detailliert beschreibe. Meist laufen wir durch Laubwald, manchmal auch
Nadel- oder Mischwald, oft durch schöne Täler, ab und zu über Felder auf
Höhenzügen mit weiter Aussicht. Sehr häufige Wechsel zwischen Auf- und
Abstiegen, mal steil, mal nur mit geringer Neigung, dazwischen auch längere
recht flache Abschnitte, manchmal auch stark welliges Profil - es wird während
der 50 km nie monoton. Ich hatte von Anfang an erwartet, dass mir die Landschaft
hier im Naturpark gefällt, aber es ist in Wahrheit sogar noch schöner als
erhofft. Klar, bei jedem Lauf gibt es dazwischen auch langweilige Abschnitte,
doch insgesamt ist es eine recht idyllische Naturstrecke. |
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Zwischendurch laufen wir mal über einen fast baumlosen Bergrücken, auf dem
einige Windräder stehen. Im Hochnebel kann man die Rotoren kaum noch erkennen.
Ein anderes Mal geht es hinab ins Tal der Sauer und über eine Brücke auf die
andere Seite. |
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Nach einem längeren Aufstieg laufen wir einige Zeit auf einem immer nur wenige
Meter auf und ab führenden Weg bzw. Trail entlang des Tales, wobei wir durch die
Bäume hindurch oft zur Sauer hinab und rüber zu den Hügeln auf der anderen Seite
blicken können. Da diese Gegend recht dünn besiedelt ist gefällt mir die
Aussicht.
Einen Vorteil bietet mir das häufige Stehenbleiben zum Fotografieren und Filmen:
Eigentlich bin ich ein recht langsamer Läufer, doch wenn ich dann nach den
Aufnahmen wieder weiter laufe, kann ich bis zum nächsten Fotostopp meist zehn
bis zwanzig Leute überholen. Beim nächsten Bild eilen sie dann wieder an mir
vorbei und das Spiel beginnt von neuem. Dieses Überholen macht mir von Wettkampf
zu Wettkampf mehr Spaß. Mir ist es völlig egal, ob ich ohne die vielen
Zwischenstopps vielleicht eine halbe Stunde früher am Ziel wäre. Filmen bereitet
mir ebenso viel Freude wie das Laufen, und wenn ich dadurch häufig langsamere
Läufer überholen kann, ist das auch ganz nett für die Psyche. Wenn schon als
einer der Letzten am Ziel, so doch zumindest unterwegs manchmal auf der
Überholspur!
Nachdem ich während der letzten zwei Monate meist wegen Erkältung nur äußerst
wenig trainiert habe, spüre ich heute deutlich, dass die Kondition zwar noch
halbwegs stimmt, aber meine Beinmuskulatur nicht mehr auf dem Stand vom Sommer
ist. Daher erreiche ich die einzelnen Verpflegungsstellen jeweils erst fünf bis
fünfzehn Minuten vor der in der Ausschreibung angekündigten Durchgangszeit des
letzten Läufers. Hoffentlich reicht das, um im Zeitlimit von insgesamt 7 Stunden
das Ziel zu erreichen.
Die Ausstattung der VPs ist durchschnittlich. Ich habe dieses Jahr schon mehr,
aber auch weniger gesehen. Obst, Riegel, Wasser, Iso, Cola, bei diesem Wetter
natürlich auch warmen Tee, am Schluss auch Brühe – mehr brauche ich nicht. |
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