Orientierungsultralauf und
Abenteuerlauf vom 02.08 - 03.08.2014 von Kahl am Main zum Kreuzberg in der Rhön
Einleitung
Etwa 120 km Laufstrecke auf einem hügeligen und trailigen
Kurs mit etwa 3000 Höhenmetern sind an sich schon eine Herausforderung. Wenn aber dann Verpflegungsstellen
fehlen und man sich auch noch die Laufstrecke zwischen Start und Ziel selbst
suchen muss, dann ist es schon ein Laufabenteuer für Laufindividualisten.
So fanden sich für den 3. Bayerischen Bezirksorientierungslauf diesmal auch nur
zwei Teilnehmer, nämlich Alex Morschhäuser und meine Wenigkeit. Da wir nur zu
zweit sind, wollen wir keinen Wettkampf gegeneinander veranstalten, sondern
gemeinsam die lange und harte Abenteuerstrecke unter die Hufe nehmen.
Da ich schon im Vorfeld etwas ahnte, was uns erwartet zitterten mir die Knie. Hätte
ich schon im Vorfeld genau gewusst, welche Strapazen wir erleiden werden, hätten
sie wohl sogar geschlottert!
Der Start und die höchsten Berge Unterfrankens
Alex und ich starten am verschlafenen Bahnhof von
Kahl am
Main. Kahl am am Main ist ein kleiner Ort, direkt an der Grenze zu Hessen
gelegen. Wäre in Kahl am Mainufer an der Hessischen Grenze nicht auch der
tiefste Punkt Bayerns mit 102 m über dem Meeresspiegel, wären wir wohl nie
nach Kahl gekommen. Keiner von uns hätte sich für diesen Ort interessiert.
Alex und ich am Bahnhof von Kahl am Main
Ich bin nun schon zum zweiten Mal hier, da ich auch in mehreren
Etappen vom tiefsten Punkt Bayerns zum höchsten Punkt Bayerns laufen will und
ich dort bei meinem 7-Tageslauf im Juni von hier zum Kochertal gestartet war.
Heute steuern wir aber den fast höchsten Berg Unterfrankens an, weil hier in
Kahl zugleich der tiefste Punkt Unterfrankens ist. Leider können wir nicht auf
den höchsten Berg Unterfrankens laufen, weil die
Dammersfeldkuppe
seit der Nazizeit in einem militärischen Sperrgebiet liegt. Wir müssen daher auf
den zweithöchsten Berg, nämlich Frankens heiligen Berg, dem
Kreuzberg
ausweichen. Da er offiziell nur 10 cm niedriger als die Dammerfeldkuppe ist,
dazu ein wunderschöner, die umgebende Landschaft dominierender Berg und im Ziel
beim Kloster Kreuzberg leckeres Klosterbier aus Steinkrügen lockt, ist er sicher
ein würdiger Ersatz für die Dammerfeldkuppe.
Hexen
Wir starten frohen Mutes kurz nach 11:00 Uhr. Die Sonne hat
sich hinter Dunstschicht versteckt. Dennoch herrscht schon jetzt eine drückende
Schwüle. Für heute Abend und Nacht hat der Wetterbericht schwere Gewitter
angekündigt. Hoffentlich wird dieser Kelch an uns vorüber gehen! Ich versuche
mich in Hexenkünste und schicke Anti-Gewitter-Hexensprüche gegen den Himmel. In
der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert hätte man mich deswegen hier sicher als
Hexenmeister verbrannt, wie eine Gedenktafel an der 1970 durch einen Blitzschlag
vernichteten Eiche beweist.
An der Hexeneiche
Hier fielen an Ort und Stelle 69 Frauen und 21
Männer Hexenverbrennungen zum Opfer. Mainfranken war damals sicher
eine Hochburg der Hexenverfolgungen, zumal wenn man bedenkt, dass selbst heute
in Kahl gerade mal gut 7000 Einwohner leben. Im 17. Jahrhundert waren das sicher
keine 1000. So mancher Kahler Bürger des 17. Jahrhundert hatte also gute Chancen
auf dem Scheiterhaufen zu enden! Frauen waren da natürlich ganz besonders
gefährdet.
Der tiefste Punkt Bayerns
Wir lassen die 1971 neu angepflanzte Hexeneiche hinter uns.
Möge sie Zeuge von weniger Leid als die alte werden!
Nun biegen wir links von der
Straße auf einen schönen schmalen Singletrail im Schatten von Laubbäumen ab.
Links von uns liegt, leider großteils eingezäunt, ein schöner See. Dabei
genießen wir den kühlenden Schatten. Schon bald dahinter erreichen wir das
Mainufer. Da wir gerade etwas in Hessen sind, müssen wir noch ein kleines Stück
stromaufwärts laufen, bis wir die Grenze zu Bayern und damit in gerade mal 102 m
Höhe den tiefsten Punkt Bayerns erreichen. Will man in Bayern noch tiefer
hinunter, muss man entweder unter Wasser abtauchen oder unterirdische Regionen
aufsuchen.
Alex am tiefsten Punkt Bayerns
Wir würdigen diesen feierlichen Augenblick mit einer kleinen Fotosession und
nehmen außerdem eine Zwischenzeit, weil uns am Ende natürlich unsere Laufzeit
zwischen tiefsten und höchsten Punkt interessiert.
Die Kahl entlang
Kurz dahinter erreichen wir das Mündungsgebiet der
Kahl in den Main.
Bis
hierher bin ich schon im Juni gelaufen, als ich von hier zum Kocher lief. Wir
werden aber heute im weiteren Verlauf erst einmal der Kahl folgen, wo am Ufer
ein schöner Wanderweg entlang führt.
Zu unserer Freude entdecken wir hier viele reife Brombeeren. Dieses Jahr ist ein
wahres Brombeerjahr. Je nach Reifegrat schmecken sie relativ sauer oder
zuckersüß. Zudem sind sie ideale Durstlöscher. Sie ergänzen also so unsere
Wasservorräte und Essensvorräte, zumal wir in der schwülheißen Luft heute viel
trinken müssen.
Ultraschlappschritt
Die Kahl gemütlich flussaufwärts laufend, kommen wir am
Zentrum Kahls vorbei, das ein mächtiger Wasserturm prägt. Aber schon
bald verlassen wir das Siedlungsgebiet wieder. Wir laufen weiterhin auf flachen
Wegen, immer an der idyllischen Kahl weiter. Die flache Landschaft erinnert
an eine Parklandschaft. Auf weitläufigen Wiesen verteilen sich einige Laubbäume.
Neben uns fließt die Kahl. In der Ferne erheben sich schon die ersten Berge
des Spessarts. Er wird uns später noch lange Zeit begleiten.
Noch ist das Laufen trotz des warmen Wetters so einfach, zumal wir sehr langsam
unterwegs sind. Während Alex in einem strammen Schritt neben mir her marschiert,
laufe ich in meinem langsamen "Ultraschlappschritt", den ich auf langen Läufen
lieben gelernt habe. Das strengt mich so so gut wie gar nicht an. Ich kann so
sehr viele Stunden damit durchhalten, also auch Läufe, die über 24 Stunden
dauern. Ein weiterer Vorteil ist dabei, ich kann damit problemlos schwerere
Rucksäcke transportieren, ohne dass dabei dauernd was wackelt. Der Nachteil ist, ich
bewege mich dabei nur mit etwa 6 - 7 km/h vorwärts. Sicher
ist dieser Laufstil für neue Rekordläufe nicht empfehlenswert und auch nicht
jedermanns Sache. Aber mir gefällt das so. Ich hoffe dabei ständig, dass Alex
mit diesem langsamen Tempo zurecht kommt, zumal er die meiste Zeit marschiert,
er diesen Laufstil also nicht gewohnt ist. Auch sein Billigrucksack ist nicht
optimal. Wenn wir dann doch mal etwas schneller laufen, wackelt dieser ständig hin
und her. Aber auch mein mit etwa 6 kg Gepäck vollgestopfter Laufrucksack sitzt
bei schnelleren Laufeinheiten nicht richtig ruhig. So laufen wir meist nur bei Abwärtspassagen
etwas schneller.
Sonnenschutz
Mittlerweile kommt die Sonne heraus. Sie sticht regelrecht
herunter. Ein klares Zeichen für ein Wetter mit Gewitterneigung. Da bei solchen
Läufen hauptsächlich der Nacken unangenehm der Sonne ausgesetzt ist und damit
dort ein Sonnenbrand vorprogrammiert ist, habe ich mir im Vorfeld ein weißes
Kopftuch besorgt. Ich habe es unter meine Kappe gesteckt. So ist jetzt nicht nur der
Kopf vor Sonnenstrahlen geschützt, sondern auch der Hals.
Mein Sonnenschutz
Als wir eine passende Uferstelle entdecken, wo ich ans Wasser der Kahl ran
komme, tauche ich Kappe und Tuch im Wasser ein. Diese Nässe kühlt und
macht das Laufen trotz der Schwüle angenehm.
Idylle
An einer der idyllischen Flussschleifen der Kahl möchten wir
gerne verweilen. Vor uns das flache Land des Flusstals und dahinter schon die
Berge des Spessarts. Das Laub der Uferbäume spiegelt sich im ruhig dahin
fließenden Flusswassers zusammen mit dem blaugrauen Himmel. Eine
Landschaftsidylle, die einen alten Meister sicher zu einem Gemälde angeregt
hätte. Wir zücken dagegen unsere Digitalkamera und im Bruchteil einer Sekunde
ist diese Kulisse auf virtueller Leinwand gebannt. So ändern sich die Zeiten!
Idylle an der Kahl
Wir laufen nun mal wieder an einem See an. Es ist der
Meerhofsee. Gerne möchten wir da rein springen. Nur das geht nicht, weil er
komplett eingezäunt ist.
Alzenau
Gleich dahinter erreichen wir
Alzenau. Hier verlassen wir
das liebliche Tal der Kahl und laufen durch die Ortschaft den ersten Hügel hoch.
Rechts von uns entdecken wir die Villa Messmer, die mit ihrem imposanten Turm
schon mehr einem Schloss als einer Villa ähnelt. Vom ersten Berg angeregt,
imitiert Alex Luis Trenker. "Und dann kam der Nebel. Immer mehr Nebel kam ..."
Belustig erreichen wir dabei das Spessart
Gymnasium. Also müssen wir langsam aber sicher in den Spessart reinlaufen!
Es folgen aber keine dichten Laubwälder sondern Obstwiesen, als wir Alzenau bei
einem Freibad verlassen, wo wir das fröhliche Kreischen von Kindern hören.
Vielleicht sollten wir uns lieber auch mit dazu gesellen und ins kühle Nass
springen als uns eine lange Laufnacht im finsteren Spessart um die Ohren zu
schlagen?
Obstwiesen
Na ja, die idyllischen Obstwiesen, die hier beginnen
entschädigen erst einmal. Die Äpfel sind zwar noch nicht reif, aber dafür gibt
es allerlei Brombeerhecken, die hier in der warmen Sommersonne ausreiften und
daher zuckersüß sind. Die offene und mediterran anmutende Landschaft auf einem
Vorhügel des Spessarts öffnet außerdem einen wunderschönen Ausblick auf das
umliegende Land und die alles einrahmenden Berge, Über einen dieser Waldberge werden wir
dann sicherlich später auch in den eigentlichen Spessart abtauchen.
Hier laufen an Obstwiesen hinter Alzenau vorbei
Ein Marienbild, eingerahmt von zwei Blumenstöcken und Kerzen
dazu, erinnert uns daran, das wir durch katholisch dominiertes Land laufen.
Marterln, Kreuze, Marienfiguren und Heiligenfiguren geben einer ohnehin schon
lieblichen Landschaft noch einmal so einen gewissen Touch, der sich von der
Nüchternheit evangelischer Siedlungsgebiete so angenehm hervorhebt. Das fällt
auch Menschen auf, die wie ich eher nicht religiös, sondern eher Agnostiker oder
gar Atheisten sind.
Erste Rast
Vor Michelbach und etwa 13 km Laufstrecke liegt an einem
Sportplatz ein Restaurant. Weil unsere Wasservorräte schon etwas zur Neige gehen
und wir noch kein Mittagessen gegessen haben, wollen wir hier einkehren. Ich
bestelle mir zwei Bratwürste mit Kraut, während Alex läufergerechter sich ein
Spiegelei mit Salat bestellt. Alex ernährt sich mit wenig Kohlehydraten nach den
Ernährungsempfehlungen von Dr. Strunz und
hat so schon viele Kilos abgenommen. Wenn ich meinen dicken Bauch so betrachte,
muss ich wohl meine Ernährung endlich auch einmal umstellen, also weitgehend auf
Kohlehydrate verzichten. Aber sicher werde ich damit heute nicht beginnen, zumal
ich natürlich heute auch eine Hungerast vermeiden möchte.
Bratwurst und Salat bei der ersten Rast
Mein Würste sind keine Delikatesse, in Mittelfranken südlich von Nürnberg werden
bessere Bratwürste gebraten, aber dennoch schmecken sie mir zusammen mit dem
Kraut. Die Bratwürste geben Kraft und Kalorien, weil sie ja ziemlich fett sind
und das Sauerkraut sorgt für den späteren Raketenantrieb.
Zu den Würsten trinke ich 0,7 Liter Mineralwasser und 0,5 Liter Cola. Bei meinem
Durst zischt das alles ziemlich schnell rein.
Homöopathie
Natürlich füllen wir unsere Wasservorräte wieder auf, Bei der
heutigen warmen Witterung führe ich dazu 1,5 Liter Wasser und 1 Liter Mischung
aus Red Bull und Wasser mit mir, wobei ich beim Red Bull Mixgetränk immer wieder
Wasser nachfülle, bis zum Schluss das Red Bull nur noch in homöopathischen
Mengen vorhanden ist. Aber Homöopathie ist ja wirklich so eine Art Wundermedizin
und mit Red Bull funktioniert das erstaunlicherweise auch!
Heiliger Weinberg
Wir laufen nun einen schattenlosen Radweg in Richtung
Michelbach. Wie gut, dass sich die Sonne verzogen hat, sonst wäre es hier sicher
auf dem Asphalt in der prallen Sonne gnadenlos heiß. Erinnerungen an meinem
ersten Bezirksorientierungslauf
werden wach, wo wir bei teilweise 35 Grad im Schatten ungemein litten, zumal oft
gar kein Schatten vorhanden war.
In Michelbach lächelt uns an einer unscheinbaren Hausfassade in einem extra
Glashäuschen eine Madonna mit Marienkind aus dem Jahr 1400 entgegen, wie eine
Tafel behauptet.
Marias Schutz und Heil haben wir auch nötig, da sich hinter uns ein steiler
Weinberg erhebt und dahinter drohen bereits die finsteren Wälder des Spessarts.
Das ganze hier ist wahrlich eine heilige Gegend, denn selbst der Weinberg trägt
hier den Namen Apostelgarten. Auch wenn sich hier wohl nie einer der 12 Apostel
verirrt hat, hätte es ihnen hier sicher auch gut gefallen. Der denkmalgeschützte
Weingarten ist nicht nur von Rebstöcken gesäumt sondern auch ein wunderschöner
Rosenstock mit gelben und wohlriechenden Blüten säumt hier den Weg zum Berg
hoch.
Gelbe Rosen am Apostelgarten über Michelbach
Als wir schließlich oben den Waldrand erreichen, genießen wir noch einmal
den wunderbaren Ausblick auf das schon tief unter uns liegende Michelbach und
das Mainland in der Ferne, das wir nun endgültig hinter uns lassen. Mit den
riesigen Wäldern und den Bergen Spessarts wird ab nun unser Lauf einen ganz anderen
Charakter bekommen.
Der erste Wald bis Geiselbach
Die nächsten etwa 10 Kilometer Laufstrecke, nur im Wald,
liefern
einen ersten Vorgeschmack auf die große Ausdehnung der Wälder im Spessart. Auf
hügeligem Terrain wechseln sich dabei Fahrwege und Wanderwege ab, so dass keine
Langweile aufkommt. Dazwischen entdecken wir auch hier immer wieder
Brombeerhecken, wo wir unseren Hunger und Durst stillen können.
Im ersten Wald
Auch als wir
mittlerweile die 20 km Marke überschreiten, fühlen wir uns noch immer super. Wir
freuen uns schon über die erbrachte Leistung und denken lieber nicht über
die ja noch etwa 100 km lange Laufstrecke vor uns nach, zumal diese Kilometer weit
anspruchsvoller als die ersten doch eher flachen Kilometer sein werden.
An einer Stelle plätschert ein Bächlein. Ich koste das Wasser. Es scheint
trinkbar zu sein. Na ja, jedes Wasser ist trinkbar. Manches halt nur einmal. Ich
tauche meine Kappe ins Wasser ein und wirble dabei Schlamm auf. Die Kappe ist
nun nicht mehr hell, sondern schlammig braun. Alex amüsiert sich darüber. Na ja,
muss ich halt mit schmutziger Kappe weiter laufen!
Geiselbach
Schließlich führt uns ein holpriger Singeltrail steil nach
Geiselbach hinunter. In
Geiselbach sind wie in so vielen Dörfern auf dem Land die Gehsteige hoch
geklappt und die touristischen Attraktionen halten sich hier eher in Grenzen.
Dazu lädt die brütenden Nachmittagshitze nicht zum weiteren Verweilen ein. Aber
immerhin hat Geiselbach eine kleine Kuriosität parat. "Hochseicher" nennt man
hier in der Gegend Angeber, die beim Urinieren einen besonders hohen Strahl von
sich geben. Da die Geiselbacher schon immer etwas Besonderes im Kahlgrund sein
wollten, gaben die "lieben" Nachbarorte Geiselbach den Ortsnecknamen "Gaselmischer
Hochseicher". :-) Diese Nachbarorte sind aber auch eine Geißel!
Schnaufend erklimmen wir die nächste Höhe. Ein
Verkehrsspiegel animiert mich dazu, mein Spiegelbild zu fotografieren. Die
Spiegelbrechung retuschiert dabei fast perfekt meinen Bauch weg. Das freut mich.
So einen Spiegel muss ich daheim auch anbringen!
Dieser Spiegel retuschiert meinen Bauch weg!
Alex, so wie ich auch ein fanatischer Lauffotograf, fotografiert und filmt mich
andauernd. Das nächste mal muss ich deswegen wohl ein Korsett tragen oder vielleicht
sollte ich doch übermorgen mit einer
Low Carb oder
Steinzeit Diät
starten oder einfach noch mehr laufen?
Zwei Pferde dösen vor sich hin
Zwei Pferdchen auf einer Weide, also zwei andere Lauftiere,
machen es heute wohl richtig. Unter dem Schatten eines Baumes dösen sie vor sich
hin. Nur wir Herren der Schöpfung laufen, laufen und laufen.
Der erste Kreuzberg und der Zauberwald
Wir tauchen nun in den zweiten großen Wald ab. Es ist der
Geiselbacher Forst. Wir laufen nun auf einem Kreuzweg einen Berg hoch, wie die
einzelnen Kreuzstationen bezeugen. Sollten wir schon am Kreuzberg sein? Das wäre
ja zu schön! Aber wo ist nur das Kloster mit dem Klosterbier? Hier ist
doch nichts als nur Wald zu sehen!
Am Kreuzweg
Schließlich biegt der Kreuzweg zu meiner Enttäuschung nach rechts ab, während wir gerade aus
weiterlaufen. Bis zu unserem Kreuzberg sind es immer noch deutlich über 90 km!
Der Traum von einem frisch in einem Steinkrug gezapften Klosterbier rückt in
weite Ferne!
Schöne Waldpfade wechseln sich nun immer wieder mit Fahrwegen ab. Dabei geht es
immer wieder bergauf und bergab. Wir sammeln also allmählich ganz schön viele
Höhenmeter ein.
An einer steilen Stelle, die vom Fahrweg abgeht, habe ich meine geplante Route
eingezeichnet. Nur geht hier kein Weg runter. Trotzdem nehme ich diese Abkürzung
während Alex den Umweg über den Fahrweg nimmt und dann trotzdem schneller ist
als ich, aber auch weil ich natürlich diesen Abstieg fotografieren und filmen
muss. So eine Heldentat muss dokumentiert werden!
Hier laufe ich den direkten Weg runter!
Kurz dahinter laufen wir an einer riesigen und dicken Kiefer vorbei, die wohl
die letzten 100 Jahre bei Baumfällarbeiten verschont blieb. Ja, wenn der Mensch
die Natur in Ruhe lässt, entwickelt sie Erstaunliches!
Nach Brombeeren säumen zur Abwechslung mal
Tollkirschen den
Wegrand. Da Alex diese giftigen Früchte noch nicht kennt, zeige ich sie ihm.
Belladonna wie sie auch genannt wird, war ja früher bei eitlen Damen beliebt, da
der atropinhaltige Saft eine pupillenvergrößernde Wirkung besitzt. Nur sollten
schönheitsbewusste Damen nicht zuviel davon essen, weil bei Erwachsenen oft
schon 10 bis 12 Beeren tödlich sind. Bei Kindern reichen sogar drei
oder vier Beeren. Tollkirschen werden aber auch als Heilpflanzen verwendet.
Früher galten sie außerdem als Zauberpflanzen, weil Hexen früher aus ihr Salben
gewannen. Wenn sie sich diese einrieben, glaubten sie fliegen oder sich in Tiere
verwandeln zu können. Da sage ich nur: Willkommen im Zauberwald!
Giftige Tollkirschen
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