Altmühltrail vom 02. - 03.05.2015 - Der zweitägige
Genusstrail
Einleitung
Der Altmühltrail ist eine Traillaufveranstaltung im
südlichen Frankenland rund um die von der Altmühl geprägte Landschaft. Jedes
Jahr stellt dabei der Veranstalter eine neue Laufstrecke vor. So kommt auch für
Wiederholungstäter keine
Langweile auf.
Während viele Trailveranstalter ihre Veranstaltung noch
höher, länger, schwieriger und gefährlicher als alle anderen gestalten,
setzt diese Veranstaltung andere Prioritäten. So spricht der Altmühltrail Einsteiger im Trailrunning an, aber auch erfahrene Hasen, die einfach mal nur die Seele
baumeln lassen wollen. Aber ganz besonders ist dieser Lauf ein Lauf für Genussläufer,
die nicht nur schöne Trails und Landschaften genießen wollen, sondern unterwegs
auch kulinarische Spezialitäten der Region kosten möchten. Sicher werden sie
hier nicht wie bei so
vielen anderen Laufveranstaltungen hungrig ins Ziel einlaufen. Leider
hat sich das in ihren Kreisen noch nicht so sehr
herumgesprochen. Daher darf ich mich in diesem Fall getrost als so eine Art
Pionier in der Disziplin des Genusstrailllaufens bezeichnen.
Auf dem Weg zu Startnummernausgabe in Gunzenhausen überquere ich die Altmühl
Im Museum gibt es die Startunterlagen
Gruppenfoto mit 100 Meilenläufer Wolfgang
Der Start
Pünktlich um 11 Uhr schickt der Startschuss gut 200 Trailrunner auf die 28 km
lange Strecke vom kleinen Bergort Heidenheim am Hahnenkam in Richtung
Zielort Gunzenhausen. Ein überfüllter Bus, der zweite war wohl etwas leerer,
fuhr auf einer knapp halbstündigen Strecke auf engen und kurvigen Bergstraßen
hierher. Da ich dabei nur einen Stehplatz hatte, zittern mir selbst noch jetzt etwas
die Knie davon. Aber wie zittern erst wohl den anderen die Knie?
Denn sie rennen wie eine in Panik geratene Rinderherde im
Gewittersturm davon, dahinter ich als ruhender Pol im gemächlichen Genusslauftempo als Lonesome
Cowboy auf Schusters Rappen!
Der Schlussläufer
Neben mir entdecke ich Erwin. Er schießt gerade noch ein paar Fotos. Daneben
läuft mit vorwurfsvoller Miene der offizielle Schlussläufer. Er soll den Läufern
im hintersten Feld einen 8-Minutentakt vorgeben und notfalls einbläuen. Alle hinter ihm zählen
dann nicht mehr als vollwertiger Läufer, sondern dann wohl eher zum gemeinen
Volk der Wanderer. Offiziell sollen diese erst 5 Minuten nach uns starten. Hat sich
nun da schon einer nach vorne gemogelt?
Wie auch immer, aktuell tanze ich
mit meinem 9 Minutentakt total aus der Reihe. Da aber wegen der Wanderer der
Zielschluss erst um 20:00 ist, kümmert mich das weiter nicht, will ich doch
endlich mal wieder bei einer Laufveranstaltung mitlaufen, wo ich mich nicht
hetzen muss.
Erinnerungen an den Sardonatrail 2014
werden wach. Da wollte mich eine anfangs gnadenlose Schlussläuferin aus dem
Rennen werfen. Mein langsamer Laufschritt trieb sie fast in den Wahnsinn!
Wie hieß sie noch einmal? Ach ja, die liebe Judith war das. Hübsch, jung und
schnell. All diese Attribute trafen auf mich so gar nicht zu. Zuerst gelang es
ihr fast mich deswegen zu ärgern, Dann lenkte ich als alter Hase aber das Gespräch geschickt auf ein anderes Thema. Als ich dann zu ihrer Belustigung an einer
besonders matschigen Stelle weich auf mein Hinterteil fiel, erkannte sie welch großen
Unterhaltungswert ein Lauf mit mir hatte. Alle zeitliche Vorgaben waren dann
plötzlich vergessen! Der alte Mann und das junge Mädel verstanden sich dann
plötzlich glänzend.
Nach einer knapp halbstündigen Busfahrt erreichen wir den Startort Heidenheim
Gruppenfoto mit Erwin
Die letzten Minuten vor dem Startschuss
Die Spannung steigt!
Gleich muss der Startknopf auf der Stoppuhr gedrückt werden!
Und schon rennt eine wilde Meute wie von einer Tarantel gestochen los
Erwin lässt sich aber Zeit und schießt noch ein Foto!
Der erste Steilanstieg
Ein erster Steilanstieg reißt mich aus diese Gedanken. Ein schmaler Pfad führt
steil den Berg hoch. Ich bin so spät dran, dass ich selbst hier nicht mehr auf
einen Stau treffe. Erstmals schießt auch mein Puls etwas in die Höhe. Aber bald
dahinter folgt ein Fahrweg, ein Panoramaweg, hat man doch einen schönen Blick
auf die umliegende Hügellandschaft und das bereits unter uns liegende
Heidenheim. Nicht nur das große Läuferfeld ist nun schon weit vor mir, sondern
auch Erwin und der offizielle Schlussläufer. Ich bewege mich also ganz alleine
irgendwo im Niemandsland zwischen Läufern und Walkern.
Zuerst laufen wir den Dürrenberg hoch. Er ist mit 656 m Höhe der höchste Berg
der Fränkischen Alb
Erste Singletrails. Die Läufermeute hat mich schon abgehängt!
In der Ferne entdecke ich noch ein paar Läufer
Der Dürrenberg
Diese große Einsamkeit des Langstreckenläufers oder wie man das auch immer
nennen will, löst bei mir weder eine Identitätskrise aus, noch bekümmert mich
das allzu sehr, beeindruckt mich dieses Hochplateau des Dürrenbergs doch so
sehr. Es ist wohl eine Landschaft des fränkischen Karst. Trockene Magerwiesen
mit vereinzelten Bäumen prägen die Landschaft. Die Wiesen sind arm an Humus und
Nährstoffen, dennoch oder vielleicht gerade deswegen entfalten die Blumen hier
ihre volle Pracht. Wegen des rauen Klimas am hoch gelegenen Hahnenkamm blühen
jetzt erst die Schlüsselblumen, während sie bei mir daheim selbst am Gipfel des Walberlas bereits verblüht sind.
Links Schlüsselblumen und rechts die einzigen Felsen, die ich auf der kompletten
Strecke entdecke
Der Dürrenberg ist mit 656 m Höhe der höchste Berg der Fränkischen Alb. Da er
mir in meiner Mittelgebirgsbergsammlung, ja man kann wirklich so was sammeln,
immer noch fehlt, suche ich seine Gipfelregion, die leider etwas abseits der
offiziellen Strecke liegt. Damit alles seine Korrektheit hat, will ich die
offizielle Strecke am gleichen Punkt verlassen und am gleichen Punkt
zurückkehren. Ah, da führt eine Weg direkt zum Sendemast! Ich hoffe, dass da in
etwa der Gipfel ist. Zur Würdigung des Augenblicks schieße ich dort ein Foto.
Um mit dem Dürrenberg einen weiteren Gipfel einzusammeln, mache ich einen
außerplanmäßigen Abstecher zu dessen Gipfelregion
Blick in die Ferne nach Hohentrüdingen
Die erste Genussstation
Mit meinem kleinen Ausflug verlor ich noch einmal Zeit, wobei für mich so was
eher Zeitgewinn ist. An der ersten Genussstation nach gerade mal gut drei
Laufkilometern, begrüßen mich die Helfer als ersten Wanderer. Ich muss sie
aufklären! Nein, ich bin doch der letzte Läufer! Nein, der Schlussläufer lief
doch schon vorbei. Ja, das war zwar der Schlussläufer, aber der letzte
Läufer bin definitiv ich.
Dieses Spielchen wird sich nun an jeder Labestation bis
ins Ziel hinein wiederholen. Das ist zwar etwas nervenaufreibend, aber doch auch
wieder irgendwie amüsant!
Aber mal davon abgesehen, was gibt es denn hier leckeres. Austern? Nein, wir
sind hier nicht am Meer! Kaviar, nein Störe hat man hier in den umliegenden
Flüssen oder wenigstens Fischzuchtstationen noch keine ausgesetzt. Wenigstens
Schäuferla mit Klößen? Nein, dass ist für die meisten Läufer eine zu schwere
Kost! Hier gibt es erst einmal einen leckeren Apfelsaft aus den Früchten
heimischer Obstbäume gewonnen. Oh, Apfelsaft! Da muss ich etwas aufpassen. Der
fördert meine Verdauung. Aber wird schon gut gehen!
Bei der ersten Trinkstelle gibt es einen leckeren Apfelmost gewonnen von den
Apfelbäumen der Region
Steinmännchen, Bärlauch und Drama am Streckenrand
Die erste Trinkstelle hinter mich lassend, tauche ich in das zarte Maigrün eines
Bergwaldes ein. Am Streckenrand entdecke ich ein Steinmännchen, nicht mit einem
Hut sondern einem kleinen Dach am Kopf. Das sieht aber kurios aus!
Der Steinerne Mann!
Ab nun befinde ich mich auf bekannten Fernwanderwegen, einmal auf dem Frankenweg,
welcher vom Rennsteig bis zur Schwäbischen Alb reicht. Ich lief die etwa 600 km
lange Strecke bereits vor vielen Jahren in mehreren Etappen ab. Dann noch der
etwa 200 km lange Altmühlpanoramaweg. Er beginnt in Gunzenhausen und endet in
Kehlheim an der Donau. Dieser Weg steht sicher noch auf meiner To-do-Liste.
Aber
nun muss ich erst einmal einen steilen Weg bergab rennen, um etwas Zeit gut zu
machen. Dabei entdecke ich unten angekommen meinen Freund den Schlussläufer und
eine Läuferin, der es leider nicht gut geht. Sie hat bereits hier muskuläre
Probleme. Hoffentlich kein Muskelfaserriss oder schlimmeres! Jedenfalls hat der
Schlussläufer schon Hilfe mit seinem Handy gerufen und will bei Ihr bleiben bis
diese da ist. Daher kann ich beruhigt weiter laufen.
Beim nächsten Anstieg
entdecke ich Bärlauch. Der ist doch ideal für meine kulinarische Tour. Da kann
ich doch meine Gerichte an den kommenden Genussstationen sicher verfeinern! Ich
zupfe ein paar Blätter ab und stecke sie in meinen großen Rucksack, wo es bei
all den Bleigewichten darin auf ein paar Blätter zusätzlich auch nicht mehr
ankommt!
Nun laufen wir auf dem Frankenweg und dem Altmühlpanoramaweg, beides zwei schöne
Fernwanderwege.
Bärlauch! Ich nehme welchen mit um die später gereichte Wurst zu verfeinern!
Auf dem Track, aber dennoch auf Abwegen
Ein Stück weiter kommt mir ein Feuerwehrauto entgegen gefahren und fragt mich,
wo die verletzte Läuferin ist. Vorhin hatte ich zwei Personen hinter mir
entdeckt. Weil sie aber so weit weg waren, weiß ich nicht, sind es die ersten
Wanderer oder der Schlussläufer mit der Verletzten. Daher will der Feuerwehrmann
den beiden entgegen gehen. Aber er hat sein Auto an einer Wegkreuzung so
geparkt, dass offensichtlich die Markierung darunter versteckt ist. Wie gut, dass ich mein Garmin Dakota mit dem Track von der Strecke dabei habe. Zwar wurden wir am Start
gewarnt, dass der Track nicht unbedingt immer mit der heutigen Strecke
übereinstimmt, aber hier wird es schon stimmen!
Aber bald vermisse ich die üblichen Markierungen und auch die Laufspuren am Boden.
Irgendwie muss ich mich hier auf Abwegen befinden. Aber ich folge den Markierungen des Frankenwegs und daher sollte ich bald wieder auf die
Originalstrecke stoßen. Kurz vor dem Gelben Berg stoße ich auf eine Straße und
kurz dahinter folgen die bekannten Streckenzeichen. Ich atme auf. Das ging noch
einmal gut!
Kurz dahinter folgt die nächste Genussstation. Hier reichen mir nette Helfer
fruchtige Aufstriche und Apfelchips. Da muss ich also meinen Bärlauch nicht
auspacken! Es gibt also erst einmal Süßes als ersten Gang des heutigen Läufermenüs.
Am Gelben Berg gibt es leckere Marmelade auf Weißbrot, dazu Trockenobst.
Der Gelbe Berg
Dahinter folgt der Gelbe Berg.
Der beeindruckte mich schon damals vor 8 Jahren am vierten Tag unseres
fünftägigen Laufs am Frankenweg. Hier oben siedelten in der Antike zuerst
die Kelten und später die Germanen. Sie umgaben das Plateau mit einem Ringwall,
auf dessen Achterbahnkurs ich nun laufe. Das stete Auf und Ab macht Spaß. Davon
könnte ich mehr haben!
In der Gipfelregion des Gelben Bergs laufen wir einen spaßigen Achterbahnkurs.
So kommt Laufspaß auf!
|