Bilder / Bildbericht
Ein Stau auf der Autobahn und dann nochmals vor der
Startnummernausgabe sind die Gründe, warum wir heute etwa 5 Minuten später als
geplant, also um 12:05 starten. Das ist immer noch 55 Minuten eher als im
letzten Jahr. Der Grund für die Vorverlegung ist wohl, dass die Strecke heuer
etwas länger und schwerer als im Vorjahr ist.
Auch die Kleinsten sind schon eifrig bei der Sache!
Das Starterfeld der Langdistanz
Ich habe mich vor dem Starterfeld aufgestellt, da ich den Start filmen möchte.
Wenn alle vorbei gelaufen sind, will ich mich hinten einreihen. Die letzten 2
Minuten erfolgt mit Gänsehautmusik der Countdown. Das ist ja schon fast so
bewegend wie der Start beim UTMB!
Aber natürlich liegt bei uns nur knapp 1/5 der Strecke des UTMB vor uns. Aus
diesem Grund liegen unsere Nerven wohl auch nicht ganz so blank wie bei den
Startern des UTMB. Jedoch rast die wilde Horde nach dem Startschuss mit
nicht weniger Elan an mir vorbei.
Der Startschuss ist gefallen!
Das Gros des Läuferfelds liegt bereits weit vor uns, ....
Ganz hinten entdecke ich Loni und Silvia, zwei alte Bekannte des Altmühltrails.
Wie schon in den Vorjahren haben wir es nicht eilig, wollen wir doch die
herrliche Landschaft und das gute Essen bei dieser Tour in vollen Zügen
genießen. Auch mein alt bekannter Freund, Tim der Zugläufer, ist wieder mit von
der Partie.
Aber was ist das? Er ist heute nicht alleine! Neben ihm läuft ein weiterer
Schlussläufer mit gleicher Statur und Größe.
Wurde Tim geklont?
Ich frage nach. Ja, irgendwie schon, denn sie sind zwei eineiige Zwillinge und
haben offensichtlich auch gleiche sportliche Interessen, nur dass die
persönliche Marathonbestzeit von Tims Zwillingsbruder mit 2:45 noch ein paar
Minuten besser ist als die von Tim.
Heute sollten aber beide bei unserem Tempo mithalten können. Na ja, falls doch
nicht, können sie sich auch etwas zurückfallen lassen, sind sie ja die
offiziellen Schlussläufer!
... als wir Dollnstein verlassen.
Ein Blick zurück auf Dollnstein
Dieses Jahr laufen wir zuerst ein Stück durch Dollnstein. Dollnstein ist ein
schönes Städtchen mit allerlei mittelalterlichen Bauten inmitten des
Altmühltals. Ein weißer Kirchturm mit roter "Haube" überragt das
mittelalterliche Ambiente des Altstadtkerns,
Dollnstein hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Bereits in der
Eisenzeit wohnte hier eine
vorindustrielle, dieses Schwermetall produzierende und verarbeitende
Bevölkerung. Auch die Römer siedelten nahebei, wie die Überreste einer Villa
Rustica beweisen. Offensichtlich gefiel schon den Römern die liebliche
Landschaft, obwohl ein Stück weiter im Norden räuberische Germanenstämme gierig
auf das wohlhabende mediterrane Kulturvolk schielten.
Viele Jahrhunderte später erblickte Gisela Schneeberger in Dollnstein das Licht
der Welt. Die Kabarettistin und Schauspielerin ist wohl die bekannteste Tochter
der Stadt. Allerdings verließ sie schon im Vorschulalter den Ort und zog mit
ihren Eltern nach München, was sicher ihrer späteren Karriere zugute kam. Sie
spielte u.a. in kabarettistisch angehauchten Filmen wie etwa
Man spricht deutsh die Hauptrolle.
Auch wir haben in unserer Muttersprache viel zu erzählen, sahen wir uns doch
schon ein Jahr lang nicht mehr. Zudem spielen wir hier auch so was wie eine
Hauptrolle, zumindest was das Thema Genusslaufen betrifft, denn die anderen
haben es offensichtlich sehr eilig. Sie können die Strecke offensichtlich nicht
schnell genug bewältigen. Eigentlich schade, bietet sie doch so viele
Höhepunkte.
Dank der Zoomfunktion meiner Kamera kann ich aber noch ein paar Läufer auf Foto
bannen. Sie erklimmen bereits den ersten Anstieg der insgesamt sehr gewellten
Strecke.
Auch wir kommen trotz unseres gemütlichen Tempos immer wieder mal ins Schnaufen.
Es geht stets bergauf und bergab. Daher nutzen wir nach dem längeren Anstieg
hinter Hagenacker eine Bank mit schöner Aussicht für eine kleine Rast. Einer der
beiden Schlussläufer, offensichtlich noch nicht so ausgelastet wie wir, nutzt
die Pause für ein Fotoshooting von uns.
Eine kleine Rast für ein Fotoshooting!
Einige herrliche Aussichtspunkte auf das tief unter uns liegende Altmühltal
später erreichen wir nach etwa 8 km Laufstrecke den ersten Verpflegungspunkt.
Das milde Wetter machte uns durstig und die Hügel und die frische Luft sorgten
für Hunger. So freuen wir uns auf die Getränke, die uns entgegen laufende Kinder
mit offensichtlich großer Freude reichen. Für sie ist es so eine Art
Fetzengaudi, also für uns alle eine Win:Win - Situation.
Am Stand gibt es leckeren Aprikosenkuchen. Weil die Bleche noch voll sind und
der Kuchen wirklich lecker schmeckt, gönne ich mir gleich zwei Stück des
Gebäcks.
Nach etwa 8 km erreichen wir die erste Labestation
Dort gibt es einen leckeren Aprikosenkuchen
Hier werden auch andere Sportarten betrieben!
Von Schernfeld bis oberhalb von Obereichstätt laufen wir nur an der Abbruchkante
zum Altmühltal entlang. Wo kein Wald ist, haben wir immer wieder tolle Ausblicke
auf den tief unter fließenden Fluss.
Gleitschirmflieger nutzen die Abbruchkante auch für ihre Flüge. Wie man sieht,
kann man hier auch andere Sportarten ausüben. Die bunten Gleitschirme erinnern
mich an den Redbull Xalps, wo ja
Gleitschirmfliegen mit Berglaufen kombiniert wird. Die Teilnehmer kommen da
natürlich viel schneller voran und legen auch deutlich längere Strecken zurück,
wie wir das heute tun. Dennoch haben wir uns die Verköstigung bei der zweiten
Labestation verdient.
Gab es letztes Jahr dort noch schmackhafte Bratwürste vom Altmühltaler Lamm und
Fränkische Bratwürste dazu, lockt heute vegetarische Kost. Da stellt sich für
mich die Frage, ist heute Veggie-Day?
Nein, das wohl eher nicht, denn letztes Jahr fanden anders als bei mir die
Würste bei den meisten Läufern keinen Anklang. Wohl hatten sie Angst, dass
die Wurst ihnen beim nächsten Sprint im Magen liegen könnte. In der Tat bei der
heutigen Kartoffelsuppe sollte die Gefahr dazu geringer sein. Wir kosten die
Suppe und befinden sie für gut. Ja, auch ein Genussläufer kann und darf mal
vegetarisch essen!
Der vierbeinige Teilnehmer neben mir scheint aber von der Kost nicht so
angetan zu sein. Eine Wurst, das wäre es doch für ihn gewesen! Wie hätte die
gemundet!
In seinem Winterpelz macht ihm zudem das heutige warme Wetter sehr zu schaffen.
Ob er den Rest mit seinem Herrchen noch schaffen wird?
Derweil naht ein weiterer Vierbeiner. Diesmal ein klarer Verfechter veganer
Kost. Auf ihn sitzt eine Reiterin. Kritisch beäugt das Pferd die
Gleitschirmflieger und zudem unseren Verpflegungsstand mit all den ungewohnten
Dingen, Fahnen und Personen rundherum. Die Reiterin redet dem Angsthasen gut zu,
aber das Ross schnorchelt vor lauter Angst und verspannt sich. Nun versteift
sich auch die Reiterin und zieht an den Zügeln. Ob das gut gehen wird?
Im Zickzackkurs lotst die Reiterin dann das Pferd doch noch heil vorbei. Uff,
das ging noch einmal gut! Zeit auch für uns wieder aufzubrechen, wollen wir doch
noch im Rahmen der Zielschlusszeit vor Einbruch der Nacht im Ziel ankommen.
Dem vierbeinigen Teilnehmer ist es mit seinem Pelz heute zu warm!
Am 2. Verpflegungspunkt lassen wir uns eine Kartoffelsuppe schmecken!
Blick ins Altmühltal unter uns
Während es nun steil ins Tal hinabgeht, überlege ich nach Laufsport,
Gleitschirmfliegen und Reiten, was man denn hier noch alles für Sportarten
ausüben kann.
Ach ja, als geborener Schütze kommt für mich natürlich das Bogenschießen in
Frage. Den einen meiner beiden Stecken nutze ich als Bogen und den anderen als
Pfeil. Ob ich so ins Schwarze treffen werde?
Ich versuche mich auch mal in anderen Sportarten. Zuerst mit Bogenschießen ...
Weidmannsheil, meine Treffsicherheit lässt zu wünschen übrig. So begleiten uns
weiterhin beide Schlussläufer.
Da mich meine Bogenkünste nicht ganz zufrieden gestellt haben, versuche ich mich
im
Skulpturenparks Alf Lechner mit einer weiteren Sportart. Da die Beine
mit dem Trail genug zu tun haben, muss nun mein rechter Arm mit der Handkante
ran. Karate ist nun die Sportart der Stunde!
Der dicke Metallbalken einer Skulptur soll dran glauben, denn das Kunstwerk
überzeugt mich noch nicht ganz. So gerade gebogen, sieht es zu gleichförmig und
langweilig aus. Einen heftigen Schlag mit meinem stählernen Handkante später,
habe ich das Kunstwerk in die passende Form gebracht, wie das folgende Foto
beweist:
... dann mit Karate. Wie man sieht weckt der Altmühltrail unerwartete Kräfte!
Loni steigt derweil schon zum unteren Teil des
Skulpturenparks Alf Lechner
Ja, so ein Altmühltrail verleiht vielleicht nicht unbedingt Flügel, aber
immerhin unerwartete Kräfte! Diese Kräfte haben nun auch unsere Beine nötig,
denn hinter den Kunstwerken wartet ein richtiger Wadenbeißer auf uns. Kaum haben
wir die Talsohle erreicht, führt uns ein extrem steiler Anstieg schon wieder aus
dem Tal und Obereichstätt heraus. Die plärrende AC/DC - Musik aus einem
tiefschwarzen Lautsprecher verleiht uns die nötigen Flügel dazu.
Auf der nächsten Passhöhe angekommen, empfangen uns zwei jugendliche
Streckenposten. Die beiden jungen Damen bieten uns Kekse an. Ein Bier wäre mir
jetzt lieber.
Rechts von uns entdecke ich eine Höhle. Eine Bärenhöhle? Ja, die passenden Bären
mit schwarzer Schnauze und Lachmund dazu gibt es auch, allerdings in Orange und
nur mit Luft gefüllt.
Also keine Gefahr und bettelnde Ziegen
treiben sich heute hier auch nicht herum. Also können wir völlig ungestört von
dannen ziehen.
Hier gibt es Kekse, ...
... einen Höhlenbär ....
... und die passende Höhle dazu!
Kurze Zeit später holen wir wieder den Läufer mit seiner Huskiemischung ein. Der
dicke Winterpelz hat dem Vierbeiner nun endgültig den Rest gegeben. Er will
keinen Schritt weiter gehen und liegt hechelnd am Boden. Anders als so mancher
Läufer, der nicht seine Grenzen kennt, streckt er aber noch nicht alle
Beine von sich. Er gibt lediglich zu verstehen, bis hierhin bin ich kommen, werde
aber keinen Schritt mehr weiter gehen. Ein kluges Tier! Aber jetzt muss Hilfe
her!
Wie gut, dass ein paar Hundert Meter weiter Streckenposten mit Auto da sind.
Einer unserer Schlussläufer sprintet zu ihnen runter und holt Hilfe.
Endlich darf einer der beiden Schlussläufer sprinten. Er holt Hilfe für den
überhitzten Vierbeiner.
Kurz dahinter erwartet uns am Burgfelsen, welcher als beliebter Kletterfelsen
das Tal um gut 40 Meter überragt, unser nächstes kleines Laufabenteuer. Zwischen den
Felsen führt nämlich ein schmaler und alpiner Pfad hoch. So ein Bergpfad lässt
trotz aller Anstrengungen natürlich die Herzen eingefleischter Trailläufer höher
schlagen. So ergeht es auch uns. Allerdings kommen wir wegen der zahlreichen
Fotopausen kaum mehr voran. Es ist hier einfach zu schön.
Der Burgfelsen.
Zwischen den Felsen klettern wir hoch. Es kommt alpines Traillauf-Feeling auf!
So erwarten uns schon ungeduldig die Streckenposten an der dritten und letzten
Verpflegungsstation. Gerne möchten sie in den verdienten Feierabend gehen.
Endlich gibt es auch ein Bier. Ich gönne mir einen halben Becher. Ah, tut das
gut! Wie zischt das rein! Schade, dass ich noch mit dem Auto heimfahren muss.
Daher belasse ich es bei dem halben Becher, möchte ich mich doch mit annähernd
null Promille nachher ans Steuer setzen.
Am letzten VP gönnen ich mir einen halben Becher Bier. Leider muss ich noch
heimfahren. Daher belasse ich es dabei.
Auch auf den letzten Metern noch ein schöner Singletrail
Die letzten Kilometer sind noch einmal sehr hügelig, aber dafür wunderschön. So
macht mir Traillaufen Spaß! Der Parkplatz für die Teilnehmer unter uns ist schon
fast leer. Sollte uns das zu Denken geben?
Plötzlich, hinter einer Kurve, sehen wir das Zieltor. Loni nimmt meine Gedanken
vorweg und ruft: "Was, schon das Ende?"
Ja, schade! Hat der Lauf uns doch so viel Spaß gemacht! Gut 5 1/2 Stunden
Laufspaß liegen hinter uns.
Nach gut 5 1/2 Stunden Laufspaß laufen wir nach knapp 29 km Laufspaß im Ziel
ein!
Während die Zielposten froh sind, dass sie nun alles abbauen können, erhalten
wir noch eine schöne Solnhofer Kalkplatte mit der Aufschrift "Altmühl Trail
2017" als Finishermedaille und Erinnerungsstück.
Noch ein gemeinsames
Abschiedsfoto und schon gehört der Altmühl Trail 2017 der Geschichte an.
Aber nächstes Jahr wollen wir im schönen Altmühltal wieder Laufgeschichte
schreiben ...
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