5. Bayerischer Bezirksorientierungslauf = 5. BOL - Vom
tiefsten Punkt Oberbayerns zum höchsten Punkt Oberbayerns vom 08.09. -
13.09.2015 - Tag 1 - Film und Bericht von Thomas
Schmidtkonz
Bei
diesem Bezirksorientierungslauf ging es darum nonstop und weitgehend
autark vom Bahnhof Burghausen zum tiefsten Punkt Oberbayerns am Innspitz
zu laufen und von da aus weiter bis zum höchsten Punkt Oberbayerns und
Deutschlands, der Zugspitze. Dabei war mit einer Laufstrecke von etwa
280 km zu rechnen.
Am ersten Tag bin ich erst einmal fast sechs Stunden
mit dem Zug unterwegs. So komme ich erst gegen 16:30 in Burghausen an.
Nachdem ich alle technischen Geräte startbereit gemacht habe und meinen
etwa 10 kg schweren Rucksack zurecht gerichtet habe, starte ich. In
einem Cafe nahe des Bahnhofs sitzen allerlei Gäste. Ich überlege kurz,
ob ich da noch schnell einkehren sollte, da ich nur wenig Verpflegung
mit mir führe und mein Mittagessen heute ausfiel, aber dann lasse ich es
doch sein, weil ich noch an anderer Stelle auf ein Abendessen hoffe.
Der Weg zum Innspitz
Bald verlasse ich besiedeltes Gebiet und tauche in
einen Wald ein. Auf einem Fitnesspfad laufend, entdecke ich links von
mir Ringe an einem Übungsplatz. Soll ich ein paar Turnübungen einlegen?
Nein lieber nicht, liegen doch laut meiner Berechnungen in den Tagen
zuvor noch etwa 280 km Laufstrecke vor mir. Schon bald folgt der erste
Singletrail. So macht die Tour schon von Anfang an Spaß.
Leider bleibt es erst einmal nicht so, da ich nun ein
großes Industriegebiet queren muss, um zur Salzach zu gelangen. Hier hat
Wacker eine große Chemiefabrik angesiedelt und OMV eine große
Raffinerie. Sicher gibt es schönere Laufstrecken. So bin ich froh, als
ich diese Anlagen erst einmal hinter mir lasse. Bei Neuhofen entferne
ich mich endlich von der Straße. Ich laufe nun auf einem meist
geradeaus führenden Fahrweg den Salzachdamm entlang in Richtung Norden.
Dabei verpasse ich die Abzweigung in Richtung
Innspitze. Erst nach ein paar Hundert Metern bemerke ich das. Ich kehre
um. Als ich vor der entsprechenden Abzweigung stehe, weiß ich warum ich
das übersehen habe. Ein kaum sichtbarer und schmaler Pfad führt in einen
sumpfigen und von Schilf gesäumten Wald hinein. Links von mir sind Seen
und rechts die Salzach. Ich laufe auf einer ganz schmalen und
morastigen Landzunge weiter in Richtung Innspitz. Bei Hochwasser käme
man hier sicher nicht weiter. Über Pfützen und Schlammlöcher springend
und mich durch mannshohes Schilf kämpfend, erreiche ich um 18:45 endlich
am Innspitz Oberbayerns tiefsten Punkt, wo die Salzach in den Inn
mündet. Zu meiner Überraschung entdecke ich hier einen Tisch und 2 Bänke
und sogar ein Gipfelbuch, wenn man das hier überhaupt als solches
bezeichnen darf. In dieses trage ich mich ein. Mein erstes Etappenziel
habe ich geschafft. Nun muss ich "nur" noch auf die Zugspitze!
Beginn des Weges zur Zugspitze
Nach den obligatorischen Fotos, kehre ich gleich um.
Mein weiterer Weg führt mich nun in Richtung Zugspitze.
Als ich wieder den Damm erreiche, geht schon langsam die Sonne unter und
es wird bereits recht frisch. Ich muss mit einer langen und kalten
Laufnacht rechnen. Die erste Nacht will ich weitgehend durchlaufen, da
ich erfahrungsgemäß in der ersten Biwaknacht ohnehin nur schwer
einschlafen kann. So hoffe ich für die 2. Nacht die nötige Bettschwere
zu bekommen.
Aber momentan sorge ich mich mehr darum, wo ich noch was zu essen und zu
trinken bekommen kann. Zu meiner Freude höre ich die Geräusche eine
Fußballspiels. Wo Fußballer trainieren, ist auch meist eine Gastsstätte.
Und in der Tat ein Wegweiser in Richtung Haiming weist auf eine
Sportgaststätte hin. Das sind zwar ein paar Hundert Meter Umweg, aber
bis ich in Burghhausen bin, wird es wohl schon nach 22:00 Uhr sein und
ob ich da dann noch was bekomme? Also diese Chance darf ich einfach
einfach nicht verstreichen lassen!
Das Abendessen
In der Tat, die Gaststätte ist offen und da ist
drinnen auch richtig was los. Die etwas humpelnde Bedienung zeigt sich
etwas mürrisch. Als ich etwas bestellen will, gibt sie mir zu verstehen,
dass ich warten soll bis sie die nötige Zeit für mich hat. Sie scheint
ihre Jungs hier gut im Griff zu haben!
Endlich hat sie auch für mich Zeit und bringt mir die Speisekarte. Ich
bestelle mir ein "isotonisches Getränk", also ein Bier und dazu eine
Grillplatte. So werde ich dann die lange Nacht sicher ganz gut
überstehen. Der Hunger wird sich dann im Lauf der Nacht schon in Grenzen
halten!
Es dauert eine ganze Weile bis das Essen endlich kommt. Gott Lob habe
ich es nicht so eilig, obwohl das hier ja auch so eine Art Wettkampf
ist, wo es darum geht möglichst schnell zur Zugspitze zu gelangen.
Insgesamt sind wir ja vier Teilnehmer, die sich zu unterschiedlichen
Zeitpunkten auf die Strecke begeben.
Als ich meine wirklich leckere und reichliche
Grillplatte aufgegessen habe, gesellen sich ein paar Fußballer zu mir,
die gerade ihr Training beendet haben. Natürlich kommen wir gleich ins
Gespräch, sieht man doch so spät am Abend hier inmitten der Pampas
zwischen Nieder- und Oberbayern im Gegensatz zur Alpenregion nur selten
Fremde und dazu noch seltener so einen seltsamen Kauz mit einem dicken
Rucksack und nicht minder dicken Bierbauch.
Ich erzähle ihnen, dass ich gerade vom Innspitz komme. Sie bewundern
daher meine Ortskenntnis. Aber als ich Ihnen dann auch noch mitteile,
dass mein nächstes Ziel die Zugspitze ist, muss ich schnell
weiterziehen, bevor sie mir die Männer mit den weißen Kitteln auf den
Hals hetzen!
Nachtlauf
Draußen ist es stockdunkel und eiskalt. Das kann ja
heiter werden! Aber jetzt muss ich die Suppe auslöffeln, die ich mir mit
diesem Wahnsinnslauf eingebrockt habe. Ich schalte meine Stirnlampe an
und laufe im Kegel des Lichts zum Damm zurück und auf ihm weiter in
Richtung Burghausen. Bis Neuhofen ist es ja schon bekanntes Terrain,
weil ich hier ja schon hinwärts lief. Dahinter geht es dann erst einmal
immer weiter die Salzach in Richtung Süden entlang.
Schlechte Gerüche
Am parallel zur Salzach verlaufenden Alzachkanal
erreiche ich wieder die Chemieanlagen, die mit ihrer Beleuchtung in der
Nacht gespenstisch aussehen. Ein Schild warnt mich vor üblen Gerüchen.
Sollte mein Körpergeruch nach so wenigen Kilometern schon so intensiv
sein? Nein, soviel geschwitzt habe ich bei der Kälte und meinem geringen
Renntempo heute noch nicht und heute morgen habe ich ja noch ein Bad
genommen. Hier warnt man vor dem üblen Gestank der Chemieanlagen. Gott
Lob hält sich dieser Gestank zumindest momentan in Grenzen.
Der Erdrutsch
Trotz der Dunkelheit entdecke ich ein weiteres
Warnschild. Darauf steht geschrieben, dass der weitere Weg gesperrt ist.
Aber von einer Umleitung ist weit und breit keine Spur. Wegen der
riesigen Chemieanlagen besteht auch keine Ausweichmöglichkeit. Ich
könnte nur wieder zurücklaufen und dann die Industrieanlagen weiträumig
umgehen. Das ist sicher ein Umweg von 10 Kilometern und mehr. Ein Grund
dazu ist auch nicht angegeben und auch nicht ersichtlich. Also werde ich
einfach mal weiterlaufen. Falls es dann wirklich nicht weiter geht, kann
ich ja immer noch umkehren. Dieses Risiko will ich eingehen.
Eingeengt zwischen Steilufer und Salzach nähere ich
mich bereits Burghausen. Meine bangen Gedanken schweifen um den Grund
der Sperrung. Werde ich hier eingeengt zwischen Salzach und felsigem
Steilufer evt. Hindernissen ausweichen können?
Auch auf der österreichischen Seite erhebt sich ein imposantes von
Felsen gesäumtes Steilufer aus der Salzach. Dazu entdecke ich in der
Flussmitte den Kreuzfelsen mit einem Kruzifix darauf. Vielleicht kann
jetzt ein kleines Stossgebet nicht schaden, damit ich hier schadlos
weiterkomme.
Das ganze sieht übrigens schon bei dem wenigen Licht in der recht
finsteren Nacht fantastisch aus. Wie schön mag das erst bei Tageslicht
aussehen?
Dahinter entdecke ich schon die beleuchtete
Burg von
Burghausen. Das ist übrigens die längste Burganlage Europas.
Unweit davon erkenne ich auch die Ursache der
Wegsperrung. Hier ist rechts der ganze Hang bis zum Salzachufer
herabgerutscht. Es bereitet mir aber kein Problem die Schutthalde zu
überwinden. Ich schnaufe auf. Das erste kleine Abenteuer habe ich heil
bestanden!
Sicher werden mich aber auf der langen Strecke noch weitere auch
schlimmere Abenteuer erwarten! Aber sicher ist es sinnvoll, dass der Weg
hier gesperrt ist, denn speziell bei Regen wird hier weiterhin
Steinschlag- und Erdrutschgefahr herrschen.
Burghausen und erstes Biwak
Nun erreiche ich Burghausen. Ich laufe weiterhin den
Talweg an der Salzach entlang, kann aber dabei immer wieder in die
schöne Altstadt hineinspitzen und die herrliche Burganlage über mir
bewundern.
Allmählich lasse ich das Siedlungsgebiet von
Burghausen hinter mir. An einer Stelle ist das Tal nicht ganz so eng.
Rechts von mir geht es nicht sofort steil bergauf, sondern hier ist
etwas Wald mit flachem Untergrund. Ein Pfad führt hinein. Links davon
entdecke ich eine Stelle mit wenig Unterholz und viel Laub, also weichem
Untergrund. Das ist der ideale Biwakplatz! Ich schaue auf die Uhr. Es
ist gerade Mitternacht geworden. Hier will ich mich nun etwas ausruhen.
Ich packe meinen Biwaksack, Schlafsack und meine Isomatte aus und lege
mich hin. Das Rauschen der Salzach macht mich schläfrig. Überraschend
schnell nicke ich ein. Weil es immer kälter wird, wache ich bereits zwei
Stunden später wieder auf und fühle mich total erholt. Es ist
erstaunlich wie schnell man in frischer Waldluft regeneriert.
Ich packe daher wieder meine Sachen ein und laufe weiter ...
Aber nun zum Film, der meine Erlebnisse bei diesem
Lauf am ersten Tag zeigt:
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