5. Bayerischer Bezirksorientierungslauf = 5. BOL - Vom
tiefsten Punkt Oberbayerns zum höchsten Punkt Oberbayerns vom 08.09. -
13.09.2015 - Tag 2 - Film und Bericht von Thomas
Schmidtkonz
Bei
diesem Bezirksorientierungslauf wollte ich nonstop und weitgehend
autark vom Bahnhof Burghausen zum tiefsten Punkt Oberbayerns am Innspitz
laufen und von da aus weiter bis zum höchsten Punkt Oberbayerns und
Deutschlands, der Zugspitze. Ich musste dabei mit einer Laufstrecke von etwa
280 km rechnen.
Die Kälte weckt mich um 2:00 morgens. Da ich mich
erholt fühle, stehe ich auf, packe meine Sachen ein und laufe
wieder los. Zuerst geht es in der Dunkelheit noch ein ganzes Stück am
Salzachufer entlang. Links von mir rauscht der Fluss und rechts von mir
erhebt sich das Steilufer. Da es so dunkel ist, sehe ich leider nur
wenig von dieser sicher schönen Flusslandschaft.
Bei einer Schutzhütte lege ich eine erste kurze Rast ein, bevor ich unterhalb
des Klosters Raitenhaslach das Flusstal verlasse.
Warnschild und Kloster
Auf einem Warnschild steht: "Wegen Bauarbeiten:
Betreten auf eigene Gefahr!" Diese Gefahr will ich riskieren, da
inmitten der Nacht sicher niemand auf der Baustelle arbeitet. Ein Pfad führt
über allerlei Treppen steil zum Kloster hoch. Ich erreiche das Kloster,
aber bei einem Klostertor versperrt ein mannshohes Baugitter
den Weg. Na toll, warum stand unten nichts auf dem Schild von einer
Wegsperrung? Muss ich jetzt wieder den Berg hinunter? Nein, vielleicht
doch nicht! Rechts ist
ein enger Spalt frei. Da komme ich vielleicht durch, wenn ich meinen
Bauch stark einziehe. Sollte ich doch mal abnehmen? Dafür ist es aber
jetzt zu spät!
Aber noch
mehr Probleme bereitet mir mein Rucksack. Der passt da definitiv nicht
durch! Den muss ich wohl über den Zaun hieven. Aber zuerst teste ich, ob
ich überhaupt durch den Spalt komme. Ja, das sollte klappen! Also
Rucksack oben drüber, dann Bauch einziehen und dann quetsche ich mich durch den Spalt!
Von ein paar Druckstellen auf der Bierwampe abgesehen, bin ich heil
durchgekommen! Ich atme auf. Ich konnte mir wieder einen Umweg
sparen! Wer nicht wagt und was riskiert, der nicht gewinnt!
Ich befinde mich nun im Klostergarten vor dem Kloster.
Dort stehen ein paar Skulpturen herum, ein Brunnen plätschert und
dahinter erhebt sich die Klosterkirche. Ansonsten ist hier zu so
unchristlicher Zeit an diesem heiligen Ort alles
menschenleer.
Nachdem ich diese Sehenswürdigkeit inmitten der
Nacht bewundert habe, laufe ich weiter. Ein asphaltierter Fahrweg führt
mich am Hang oberhalb der Salzach weiter in Richtung Süden. Wenn ich
mich nicht gerade in einem Waldstück befinde, kann ich meine Stirnlampe
ausgeschaltet lassen. Zwischendurch brennen hier sogar Straßenlaternen,
weil immer wieder auch mal ein Haus erscheint.
Im finsterer Wald
Nach etwa 2 Kilometern endet der Fahrweg und ein
holpriger und matschiger Weg führt mich in den finsteren Wald hinein.
Selbst mit wieder eingeschalteter Stirnlampe muss ich höllisch aufpassen, denn
bei so was kann mich leicht verlaufen, zumal es
hier stockdunkel ist. Immer wieder muss ich mein Garmin Dakotagerät auspacken
und schauen, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Wenn man so ganz
alleine durch einen unbekannten Wald auf sehr holprigen
Pfaden inmitten der Nacht läuft, kommt leicht
eine gruselige Stimmung auf. Hausen hier Waldgeister oder gar Vampire?
Lieber nicht weiter nachdenken! Besser ich passe auf den Weg auf!
Hier gabelt sich schon wieder der Weg in
einem spitzen Winkel. Ich "liebe" solche Gabelungen, weil ich trotz
des Tracks rätsle, welcher der beiden Wege der richtige ist. Auf
der Karte ist hier keine Gabelung eingezeichnet, aber ich denke ich sollte mich rechts
halten. In der Tat diesmal liege ich wohl richtig, während ich vorhin
mal ein kurzes Stück in die falsche Richtung lief.
Es geht nun stets
bergan. Ab und zu höre ich ein Auto. Das muss die B20 sein! Ich
nähere mich ihr. Also wird der Wald bald enden, durch den ich nun
schon etwa ein halbe Stunde laufe.
Na endlich! Da ist sie die Waldlichtung und kurz
dahinter die B20. Es ist nun kurz nach 4 Uhr morgens. In den etwa zwei Stunden
seit meiner Schlafpause legte ich etwa 8 km zurück. Ja, ich bin
wirklich nicht schnell unterwegs. Einmal liegt mein Lauftempo mit dem
schweren Rucksack nur bei etwa 6 -
7 km/h, andererseits kosten die Pausen und die Orientierung im
unbekannten Gelände inmitten der Nacht natürlich ihre Zeit.
Wann wird es hell werden? Wie sehr ersehne ich das Ende
der Nacht! Einmal, weil ich nachts so wenig sehe und andererseits weil
diese Nacht so frisch ist. Was würde ich jetzt für ein paar wärmende
Sonnenstrahlen geben?
Ich laufe nun etwa 200 - 300 Meter die B20 entlang. So früh am Morgen hält sich
wenigstens der Verkehr in Grenzen. Dennoch bin
ich froh, als ich die Straße endlich nach rechts verlassen kann, weil
entgegenkommende Autos mit ihrem Fernlicht mich unangenehm blenden. Manche machen
es wenigstens aus, wenn ich ihnen demonstrativ mit der Stirnlampe
entgegenleuchte.
Flaches Land und böhmische Dörfer
Nun beginnt das flache Land des nordöstlichen
Oberbayerns. Dabei lasse ich endgültig die Salzach hinter mir. Sie fließt ja
weiter in Richtung Süden, während ich mich nun mehr nach Westen als in
Richtung Süden orientiere. Ich will erst einmal die Alpen meiden, weil
ich so schneller vorankomme, obwohl natürlich eine Tour durch die
Alpen landschaftlich reizvoller wäre. Aber bei so einer langen Strecke
will ich mich in erster Linie auf das Ziel konzentrieren. Ich
darf nicht in Schönheit sterben!
Hinter einem Hof endet der Fahrweg. Ein unbefestigter
Weg quert nun allerlei Wiesen. Auch auf dem Pfad wächst Gras. Wegen dem einsetzenden Morgentau ist es patschnass. Meine Inov Trailroc 245 halten
kaum Nässe ab. Daher sind meine Füße bald patschnass, was sich in der kalten
Nacht sehr unangenehm anfühlt. Mal davon abgesehen, meine Schuhe halten kaum
Nässe ab, liebe ich sie, weil sie sich so leicht und angenehm anfühlen.
Sie dämpfen zwar kaum, aber das gleiche ich mit meinen Stecken
zumindest teilweise wieder aus. Außerdem halte ich wenig von
gedämpften Schuhen, mal davon abgesehen, wenn ich einen Marathon auf Asphalt und
Tempo laufe, was mittlerweile so gut wie nie mehr vorkommt.
In dieser Region herrschen Streusiedlungen vor. Oft
laufe ich an einzelnen Bauerngehöften vorbei und liegt doch mal ein Dorf vor,
so ist es meist winzig und besteht gerade mal aus drei bis vier
Bauernhöfe. Daher gibt es dort auch so gut wie nie eine
Gaststätte, eine Tankstelle oder einen Laden. Selbst wenn
später der Tag angebrochen ist, werde ich nur sehr schwer meine Vorräte an
Getränken und Essen ergänzen können.
Bei diesen Gedanken knurrt mir der
Magen. Bei einem Marterl steht einladend eine Bank. Da will ich eine
kurze Rast einlegen. Ich lege meinen Rucksack ab, setze mich hin und
packe meine kargen Vorräte aus. Ich beiße ein Stück von einer Hartwurst
ab und knabbere dazu an einem kleinen Stück Gebäck. Das muss reichen!
Thomas, hier lernst was Bescheidenheit ist und wie es Deinen Eltern noch
in der schlechten Zeit nach dem Weltkrieg erging! Wann war wieder dieser
berüchtigte Hungerwinter. Ich glaube er war 1946/1947. Wie gut,
gestern bekam ich noch ein üppiges Abendessen, also meine guten Zeiten
liegen noch gar nicht so lange zurück!
Mein Smartphone, das Tor zur Außenwelt
Mit einer meiner Powerbanks lade ich während der
Pause mein Smartphone auf. Vorsichtshalber zeichne ich meinen Track
nicht nur mit dem Garmingerät auf, sondern auch auf dem Smartphone mit
Endomondo. Endomondo hat den
Vorteil, dass mir die "Endomondo-Dame", also eine Damenstimme,
allerdings im Kommandoton, jeden Kilometer meine letzte
Kilometerzeit durchsagt. So bin ich immer im Bilde wie gut oder wie so
oft weniger
gut ich gerade vorankomme. Gleichzeitig ist das Smartphone mein Tor zur
Außenwelt. Fühle ich mich mal einsam, kann ich z.B. Neues von meinem
Lauf bei facebook posten und erhalte dann auch meist schnell Kommentare
oder auch mal nette Aufmunterungen, sollte ich gerade einen Durchhänger haben.
Daneben kann ich so mit den anderen
Laufteilnehmern zu kommunizieren.
Das ganze hat aber auch den Nachtteil, das Smartphone verbraucht dabei
viel Strom. Deswegen habe ich auch zwei Powerbanks und zwei
Ersatzakkus für das Smartphone dabei. Zusammen mit den Ersatzakkus und
Batterien für Garmingerät, Digitalkamera und Stirnlampe bedeutet das im Rucksack einiges an Zusatzgewicht. Da selbst diese Akkus für
die komplette Tour nicht ausreichen, nutze ich jeden Gelegenheit in
Gaststätten und lade dort das Smartphone etwas auf. Außerdem
schalte ich es während ich laufe in den Flugmodus um, wo es vom Telefonnetz
und Internet abgekoppelt ist. Das spart viel Energie.
Hunger, Sichelmond und Morgengrauen
Da die Nacht so kalt ist, beende ich bald meine
Pause. Schmale Landstraßen, Fahrwege und dann wieder unbefestigte Wege
wechseln sich immer wieder miteinander ab. Kaum fühlen sich mal meine
Füße etwas trockener an, folgt wieder ein Weg, wo sie erneut durchnässt
werden. Ich nehme das stoisch hin. Wie könnte ich auch anders?
Mittlerweile ist der Mond als Mondsichel aufgegangen. Seine Form zeigt
mir, er nimmt ab. Er schon, aber ich wohl wieder nicht. Auch die folgenden Nächte
wird es jedenfalls nicht heller
werden, auch wenn der Himmel sternenklar sein sollte.
Mein Magen knurrt schon wieder. Gerade laufe ich an einem Maisfeld
entlang. Da hilft gegen den Hunger wohl nur Mundraub. Ich packe mir einen
Maiskolben, die Körner sind aber schon recht hart. Ich kann sie nur
mühsam kauen. Hoffentlich beiße ich mir dabei keinen Zahn aus. Kann man
hier schon nichts einkaufen, so wird ein Zahnarzt erst recht nicht zu
finden sein! Eins ist jedenfalls gut, Mais macht nicht nur dick, er sättigt auch.
Mit dem mühsamen Kauen der harten Maiskörner habe ich jetzt neben dem Laufen
und Wandern noch eine weitere Beschäftigung. So kommen weder
Langweile noch schlechte Gedanken auf.
Den Mais habe ich mittlerweile verspeist. So habe ich
wieder Zeit zum Nachdenken. Wann
wird endlich diese endlose Nacht enden? Es ist doch schon gegen 6 Uhr
morgens! Im Hochsommer wäre es jetzt schon längst hell! Aber jetzt im
September sind die Nächte schon so verdammt lang. Da endlich, im Osten
entdecke ich zwischen den Wolken einen dunkelblaugrauen Himmel. Der
Morgen naht nun doch! Ich laufe dabei gerade an einem Bauernhof
vorbei. Da brennen bereits die Lichter im Stall. Anscheinend werden da
jetzt schon die Kühe gemolken. Die lange erste Nacht hat bald ein Ende!
Der Morgen nach einer langen Nacht
Es wird nun immer heller. Das weckt in mir neue
Lebensgeister. Aber wie bei Morgengrauen oft üblich, sackt die
Temperatur noch einmal ab. Das Thermometer dürfte nun nur noch knapp
über dem Frostpunkt liegen. Wie schön wäre jetzt eine warme Stube und
ein heißer Tee! Ich schaue auf die Karte. Auf meinem geplanten Track
liegt weit und breit keine größere Ortschaft. Wie komme ich da nur zu
einem Frühstück und wo kann ich evt. meine Vorräte ergänzen?
Ach, da nordwestlich von mir liegt
Kirchweidach. Das ist eine größere
Ortschaft! Vielleicht bekomme ich ja da was. Den Umweg will ich deswegen
riskieren!
Weit südlich von mir entdecke ich im Morgengrauen die
Umrisse der Alpen. Also nähere ich mich ihnen langsam aber sicher!
Endlich geht auch
die Sonne auf. Ich genieße die ersten wärmenden Sonnenstrahlen.
Kurz nach 7 Uhr erreiche ich den Ortsrand von Kirchweidach. Ich laufe in
Richtung Hauptstraße. Sehenswert in Kirchweidach ist die roséfarbene
barocke
Pfarrkirche St. Vitus. Diese weckt aber weniger mein Interesse als
viel mehr eine vor mir liegende
Tankstelle. Vor dem Seelenheil geht es jetzt erst einmal ums nackte
Überleben!
Ich trete ein und ergänze meine Getränkevorräte und kaufe mir zusätzlich eine
Tafel Schokolade als Notration für später. Vom Tankwart erfahre ich, dass
es ein Stück weiter in
Richtung Ortsmitte noch einen Bäcker gibt. Diese Bäckerei steuere ich
nun gleich an. Bäckereien sind in der Regel früh offen, so auch diese.
Eine ältere Dame serviert mir ein warmes Getränk und ein kleines Frühstück.
Einen Netzstecker gibt es auch. So kann ich auch mein Smartphone etwas
aufladen, während ich es mir schmecken lasse.
Nun ist wieder alles perfekt!
Querfeldein
Ich fühle mich um Klassen besser, als ich weiter
laufe. Bald hinter Kirchweidach durchquere ich ein größeres
Waldstück. Der Waldweg ist sehr matschig und holprig und die
Orientierung fällt mir schwer, da viele Abzweigungen ins Nirgendwo
führen. Ich bin recht froh, dass ich hier nicht in der Nacht durchlaufen
muss.
Schließlich führt mein Weg völlig in die falsche Richtung. Alle Wege
meiden hier meine Wunschrichtung! Ich muss irgendwie
links weiter! Aber da ist ein steiler Hang und nicht einmal ein Pfad
oder wenigstens ein Wildwechsel führt da hoch. Es
hilft alles nichts, ich muss da hoch. Ich kämpfe mich den Steilhang
durch allerlei Gestrüpp den Hügel hinauf, während meine Schweißtropfen
fließen.
Als ich wieder auf einen Weg komme, bin
ich froh. Jetzt muss ich erst einmal schauen, ob ich mir vorhin im
Unterholz ein
paar Zecken eingefangen habe. Zum Glück entdecke ich aber keinen dieser
lästigen
Blutsauger und Krankeitsüberträger.
Feichten und Tacherting
Der Wald endet hier und auf offenen Feld erkenne ich
bereits die Silhouette der imposanten Kirche von
Feichten.
Es handelt sich dabei um eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche.
Sie beeindruckt schon aus der Ferne.
Am
Ortsrand angekommen entdecke ich ein Kruzifix. Daneben steht einladend eine Bank.
An diesem heiligen Platz lasse ich mich
nieder und ziehe meine Schuhe und Strümpfe aus, während Jesus über mir
die Nase rümpft! Jesus verzeih, aber hier kann ich sie schön in der Sonne
trocknen lassen. Petrus sei Dank! Ich genieße die Sonne. Ja, so ein
Orientierungslauf, dazu mit Gottes Segen, ist doch eine feine Sache!
Eine halbe Stunde später breche ich wieder auf und
einen Kilometer später geht es bereits zur Alz und nach
Tacherting hinunter.
An der Alz überlege ich kurz, ob ich da ein Bad nehmen sollte. Aber da
ich weiterkommen will, lasse ich das sein.
Bei einem Friedhof neben der 1507 erbauten Pfarrkirche ergänze
ich meine Wasservorräte mit Wasser, das eigentlich zum Gießen gedacht
ist. Aber nicht nur Blumen sind durstig!
Kurz dahinter entdecke ich eine Bäckerei, wo ich noch einmal was zum
Trinken und Essen einkaufe, da hinter Tacherting so bald keine
Einkaufmöglichkeiten mehr kommen werden.
Drohne und Haflinger
Auf einem Feld lässt jemand seinen Quadrocopter
fliegen, besser gesagt ich höre ihn nur. Der Pilot steht neben seinem
Auto und steuert ihn mit seinem
Laptop. Ich denke er macht hier Luftaufnahmen. Allerdings frage ich mich weshalb,
denn landschaftliche Höhepunkte hat hier die Gegend kaum zu bieten. Ich frage ihn, wo
denn die Drohne gerade fliegt, weil ich sie nicht entdecken kann, Er
zeigt in die Richtung des Geräuschs, aber ich entdecke sie immer noch nicht. Ich gebe
es auf und laufe weiter.
Auf einer Koppel weiden Haflinger. Zuerst scheuen sie
vor mir und flüchten. Aber dann merken sie, dass ich harmlos bin
und nähern sich mir neugierig. Vielleicht habe ich ja einen Apfel für
sie?
Da muss ich sie leider enttäuschen, habe ich doch selbst kaum was
für mich dabei.
Wald und regenerative Energien
Weil ich von der langen Laufnacht etwas müde bin,
will ich in einem Waldstück ein kleines Nickerchen machen. An einer
passenden Stelle rolle ich meine Isomatte aus und lege mich hin. Ich
kann aber nicht einschlafen. Zu viele Gedanken kreisen in meinem Kopf!
Wirst Du es bis zur Zugspitze in diesem Schneckentempo irgendwann
schaffen? Auf was habe ich mich da eingelassen? Nein, so schlafe ich
nicht ein. Also packe ich die Isomatte nach geraumer
Zeit wieder ein. Nur wo geht hier der Weg weiter?
Ah, diese steil bergauf führende Rückegasse könnte von der Richtung her
passen! Hoffentlich endet sie nicht irgendwo im Dickicht. Wieder einmal
ist es sehr matschig. Ich muss aufpassen, dass ich die Füße nicht wieder
total durchnässe.
Pfade und Matschwege wechseln sich in diesem Wald ab.
Aber irgendwie kann ich die Richtung halten. Endlich endet auch dieser
Wald und kurz dahinter bin ich wieder auf einem bequemen Fahrweg. Ich
laufe nun an einem Bauerngehöft vorbei, dessen Besitzer sich wohl auf
regenerative Energien spezialisiert hat. Neben allerlei Solaranlagen auf
seinen Dächern und Feldern nebenan, hat er sogar Solarbänke, die sich
nach dem aktuellen Sonnenstand ausrichten. Daneben scheint er auch
Biomasse in Energie zu wandeln. Würden das alle Bauern so machen, hätten
wir wohl bald keine Energieprobleme mehr!
Liebliche Landschaft
Im weiteren Verlauf der leicht hügeligen Landschaft
wechseln sich Felder, Wiesen, Kuhweiden, Wälder, einsame Bauernhöfe und
winzige Dörfer lustig miteinander ab. Mal laufe ich auf kleinen
Landstraßen, meist auf Fahrwegen und hin und wieder auf Naturwegen und
Pfaden. Wenn es mal erforderlich ist, auch ein kurzes Stück querfeldein.
Menschen sehe ich nur ganz selten, höchstens mal einen Bauern mit seinem
Traktor bei der Feldarbeit. Dieses landwirtschaftlich geprägte Land
sieht wohl selten Touristen. So stürmen mir Kühe auf einer Kuhweide
neugierig entgegen. Ich bin wohl heute die Attraktion des Tages für sie!
Mein Blick schweift in die Ferne. In Richtung Süden entdecke ich wieder den
nördlichen Kamm der Alpen, deren Berge sich so schroff aus dem relativ
flachen Alpenvorland erheben. Nun schweift meine Blick in die Nähe. Letzte Herbstblumen strahlen
mir mit ihren
bunten Farben am Wegesrand entgegen. Ich genieße die Einsamkeit und die
unterschiedlichen Eindrücke dieser Landschaft, auch wenn sie
touristische Höhepunkte wie etwa die Alpen nicht bieten kann. Aber die
Alpen kommen ja noch früh genug!
Ich gewinne immer mehr Höhe, auch wenn es immer
wieder auch mal bergab geht. Bald überschreite
ich erstmals die 600 Metergrenze. Auf einer weiteren Anhöhe in Diepoldsberg steht
mit der Katholische Filialkirche St. Ägidius nicht nur
eine schöne Kirche sondern ich habe auch einen schönen Ausblick in
Richtung Alpen. Dahinter entdecke ich noch eine schöne Kapelle. Ein
heiliges Land, hier gibt es fast so viel Kirchen wie Häuser!
Mühsamer Weg nach Amerang
Langsam nähere ich mich
Amerang. Der erste
etwas größere Ort
seit Tacherting. Dort will ich dann nach Möglichkeit Abendessen gehen,
bevor ich mir irgendwo dahinter einen Biwakplatz suche. Ein
größere Straße führt direkt dort hin. Aber die will ich meiden. Das
gestaltet sich aber als sehr schwierig, da kaum Alternativwege nach
Ammerang führen. Zufälligerweise entdecke ich einen Wegweiser mit
Wanderwegmarkierung in Richtung Ammerang. Diesen Schildchen will ich
nun folgen. Leider erweisen sich die Markierungen als sehr rudimentär.
In einem Waldstück entdecke ich schließlich überhaupt keinen Wegweiser mehr. Also muss ich mehr oder weniger nach Richtung laufen und
dabei schauen was mein Garmindakotagerät so anzeigt.
Bei einem Bachgraben endet mein
Weg nun endgültig. Ich muss nun querfeldein weiter.
Dabei erreiche ich den Waldrand, aber hier ist alles wegen einer
Viehweide eingezäunt. Ich kämpfe mich nun am Waldrand
entlang durch das Dickicht. Da mein Weg in Richtung Südwesten nicht offen ist,
laufe ich nun mehr in Richtung Nordwesten, was einen Umweg
bedeutet.
Während bereits die Sonne untergeht, entdecke ich endlich doch
noch einen Weg, der mich direkt zu einer leider stark befahrenen
Staatsstraße führt. Diese geht aber wenigstens nach Amerang. Da es
keine Alternative gibt, beiße ich in den sauren Apfel und laufe auf der
Straße den
guten Kilometer bis nach Amerang, während nervige Autos im Höllentempo
an mir vorbeirasen. Welch ein Kontrast und Stress zu der Ruhe und Stille
der vielen Kilometer zuvor!
Abendmahl beim Wirt von Amerang und Biwak dahinter
In Amerang angekommen entdecke ich dort den "Wirth
von Amerang". Das zieht mich magisch an und ich kehre ein. In der urigen Kneipe gibt es zu
einem leckeren Bier aus dem Steinkrug ein nicht minder schmeckendes
Abendmahl. Ja, das habe ich mir heute wirklich verdient! Gleichzeitig
kümmert sich die
nette Bedienung um das Aufladen meines Smartphones.
Es ist bereits stockdunkel, als ich die Kneipe
verlasse. Erst allmählich kann ich mich an die erneute Dunkelheit
gewöhnen. Aber bald haben sich meinen Augen wieder an die Nacht
angepasst.
In einem Wald hinter Amerang, in der Nähe eines Bachs, entdecke
ich nach zuvor erfolgloser Suche einen schönen Biwakplatz mit einem
weichen Untergrund ohne viel Unterholz. Der kommt wie gerufen. Freudig
packe ich meine Übernachtungsutensilien aus und putze brav meine Zähne,
aber für ein Bad im Bach ist es mir zu kalt. Etwas Katzenwäsche muss
ausreichen, solange ich mich noch selbst riechen kann.
Bald liege ich bequem. Das Rauschen des Baches
übertönt störende Geräusche und so schlafe ich schnell ein.
Aber nun zum Film, der meine Erlebnisse bei diesem
Lauf am zweiten Tag zeigt:
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