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Der Tag 5
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Die Stimmung am nächsten Morgen ist gedämpft. Die
Müdigkeit schlägt langsam durch und der Respekt vor der längsten Etappe
steht in allen Augen. Ca. 2 Km geht es zurück auf der Vortagesstrecke,
dann wunderschön ansteigend über Wiesenpfade und Hochtäler hinauf zur 2.
Verpflegungsstelle am „Vue des Alpes“ (Km 8, 250 Hm). Die Alpen sehen wir
zwar nicht, aber es ist schön sonnig heute morgen. |
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In fröhlicher Stimmung geht es deshalb über die
Jurahochfläche dahin. Herrliche Pfade, gut zu laufende offene Wiesen und
breite Schotterwege. Nach der hektischen Springerei gestern hat sich das
Läuferfeld heute früh auseinandergezogen. Ich laufe von Anfang an mit Andy
aus Zürich, der den selben Rhythmus hat, Gefälle zügig, aber nicht
halsbrecherisch hinabläuft und immer wieder an den selben Steilstücken in
den Gehschritt wechselt. Bis Km 20 geht es viel abwärts, dann beginnt der
10 Km lange Anstieg zum Chasseral. 700 Hm sind zu erklimmen, zunächst noch
breite Schotterwege, dann steil bergauf über einen Skihang und schmale
Pfade. Je mehr wir uns anstrengen müssen um den Kulminationspunkt zu
erreichen, um so garstiger wird auch das Wetter. Am Steilhang umhüllt uns
wieder dichter Nebel, kurz darauf beginnt es sogar kurz zu regnen und so
sind wir froh, dass die letzten beiden Km hinauf zum Turm auf dem
Chasseral über die Asphaltstrasse führen. |
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Den mächtigen Turm sehen wir erst, als wir ca, 50 m davor
stehen. Wir kämpfen eine Weile mit dem Baustellenband, mit dem der Turm
abgesperrt ist, bis wir erkennen, dass es sich dabei nicht um die
Streckenmarkierung handelt.
Jetzt sind es noch 20 Km bis Biel. Überwiegend bergab, knapp 1200 m
fallend, also fast ein Spaziergang – wenn wir nicht beim
Swiss-Jura-Marathon wären. Die nächsten 7 Km fallen eher mäßig (300 Hm),
es gibt kaum Steilstellen, aber es gibt jede Menge Matsch, Schlamm,
Schlick und Kuhfladen. Diese Mischung macht ein ordentliches Laufen
richtig schwer. Wenn man kräftig abdrückt, glitscht der Fuß haltlos zur
Seite, wenn man zu lange Schritte macht, schliddert man bei der Landung
unkalkulierbar in eine Richtung, in die man ganz sicher nicht wollte und
selbst mit kleinen Sicherheitsschritten eiert man wild durch die Gegend. |
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Mit einem Wort es ist mühsam und wieder ein Beweis, dass
man weder aus Höhenangaben noch aus dem Profil voreilige Schlüsse über
Kraftverschleiß oder Laufzeiten ziehen sollte. Hat man dann die nächste
Verpflegung bei 38,5 KM erreicht, folgt viel Asphalt und Kies, dafür jetzt
aber richtig steil (durchschnittlich 10% auf den nächsten 7 Km), was
unseren angeschlagenen Muskeln auch nicht behagt. Da gefallen uns die
gelegentlichen Zwischensteigungen schon besser, weil wir so eine schöne
Entschuldigung für schonende Gehpausen haben.
Endlich sehen wir weit unten Biel liegen. Waldwege wechseln mit kurzen
Passagen durch vornehme Wohngebiete. Über schmale Pfade schlängeln wir uns
am Hang entlang Richtung See. Wir queren die Bahn, die nach Magglingen
hinaufführt, passieren die Kapelle und dann liegt endlich der Bieler See
unter uns. |
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Wir entschließen uns doch zu einem Endspurt, da
Gewitterwolken und Donnergrollen die nächsten Schauer ankündigen. Noch ein
schmaler Pfad an steilen Felsen entlang und dann fallen wir über eine
steile Treppe hinunter ins Ziel, direkt an der Schiffsanlegestelle am
Bieler See. 53 Km haben Andy und ich heute gemeinsam gekämpft und uns
gegenseitig aufgebaut. |
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Sowohl vom Wetter als auch vom Profil und der
Wegbeschaffenheit war heute alles geboten. Eigentlich brauchen wir keine
weiteren Etappen; heute war alles drin. Die Etappe hatte es in sich.
7 Läufer mussten aufgeben; eine ganze Reihe werden wegen
Zeitüberschreitung zu den Finishern versetzt und auch in der Gesamtwertung
bei den Frauen ändert sich einiges. Die bisher deutlich Führende Helena
Althaus (CH) büßt auf Carmen Hildebrand fast eine halbe Stunde und ihre
Führung in der Gesamtwertung ein. Auch Sally Marcellus aus Canada muss den
Anstrengungen Tribut zollen und tauscht ihren bisherigen 3. Platz mit
Martina Juda (I). |
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