Nach dem "Radau" in Aarberg wird es gleich wieder still.
Wir laufen auf einem schönen Feldweg erstmals durch Waldabschnitte. Da ist
es richtig dunkel. Ich bin richtig froh meine Stirnlampe dabei zu haben.
Kurz vor Lyss bei KM 23 habe ich Andreas wieder eingeholt.
Dort wartet schon seine Frau als Fahrradbegleiterin.
Nachdem ich sie begrüßt habe, verabschiede ich mich von beiden. Ich habe
auf eine Fahrradbegleitung verzichtet, da ich das Erlebnis 100 Kilometer
ganz auf mich allein gestellt genießen will.
Im weiteren Verlauf muss man immer wieder aufpassen, dass
man nicht von einem "übernächtigten" Fahrradbegleiter über den Haufen
gefahren wird.
Es folgt nun ein landschaftlich schöner aber auch welliger
Kurs. Allerdings sieht man von den landschaftlichen Schönheiten im Dunkel
der Nacht nicht all so viel. Auffallend sind aber immer wieder die schönen
alten Bauernhäuser, wo die Dächer so schön überstehen. Da kann man sich
bei Regen schön unterstellen, was mir später noch von Nutzen sein wird. Im
Moment ist es aber noch trocken und die Temperaturen sind angenehm mild.
Einer der Läufer in Militärkleidung trägt einen sichtlich
besonders schweren knallgelben Rucksack, der bis zum Rand gefüllt ist. Das
ist ja meiner richtig winzig. Ich frage ihn, ob dass zum Militärreglement
gehört, so einen schweren Rucksack zu tragen. Aber ich werde aufgeklärt,
dass er das alles nun mal "zum Überleben" bei diesem Lauf bräuchte, da er
ja mit voller Montur läuft. Na ja ich nehme das mal so hin und überdenke
kritisch den geringen Inhalt meines Rucksacks. Er besteht aus einen 2.
Laufshirt und einer kurzärmeligen Jacke und ein paar weiteren
Kleinigkeiten. Aber andere laufen ja ganz allein ohne alle dem und siegen
hier sogar!
Der hügelige Kurs bis Kilometer 30 macht mir viel Spaß und
ich kann etliche Läufer dabei überholen.
Wir durchqueren wieder waldige Abschnitte, wo es zapfenduster ist. Wie
Trauben hängen sich dabei Mitläufer ohne Lampe und Fahrradbegleitung
in den Schatten des Lichtkegels meiner Stirnlampe, magisch vom Licht
angezogen wie Motten der Nacht.
Wir durchqueren um halb zwei morgens winzige Ortschaften,
wo immer noch mächtig gefeiert wird und wir auch entsprechend angefeuert
werden. Etliche der Zaungäste sind schon reichlich angeheitert...
Hinter der Verpflegungsstelle bei Scheunenberg geht es nun
auf eine ewig lange gerade Landstraße.
Links von uns erheben sich dabei bewaldetet Hügel, von denen man aber kaum
was sehen kann, da wir uns nun in eine immer dichter werdende Nebelsuppe
hinein bewegen.
Die Atmosphäre ist gespenstisch. Eine graue Shilouette von
Läufern und geisterhaft flackernder Lichtern bewegt sich vor mir.
Wir werden nun immer öfter von den Nachtmarathonläufern
überholt, die im Schlussspurt ihrem Ziel in Oberramsern entgegen streben.
Auch ich erreiche Oberramsern um fast 3 Uhr morgens, wo
obwohl es schon fast 3 Uhr ist, auch noch etliche Zuschauer feiern. Deren
Stimmung wird nun immer ausgelassener.
Ich habe nun 39 Kilometer geschafft und dafür fast 5 Stunden gebraucht.
Wegen einer Zusatzschleife in Biel ist hier auch das Ziel der
Nachtmarathonläufer.
Von denen werden wir nun nicht mehr überholt, als wir in Oberramsern von
der langen geraden Straße auf kleinere Fahrwege abbiegen.
Langsam kommt nun Regen auf ... |